Читать книгу Miss Claires sinnliche Versuchung - Patricia Sveden - Страница 9

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5. Kapitel

In ihrem Zimmer zog sich Claire, mithilfe ihrer Zofe, rasch ihr schönstes Reitkostüm an. Es war rosa und wunderschön figurbetont geschnitten. Claire fühlte sich darin bereits richtig erwachsen. Außerdem passte die Farbe perfekt zu ihrem schulterlangen, blonden und gelockten Haar und ihren strahlend blauen Augen. Nach einem Blick in den Spiegel war Claire mit ihrem Aussehen mehr als zufrieden. Irgendwie war ihr das heute ganz besonders wichtig. Sie wollte wunderschön aussehen, wenn sie ihm begegnete. Warum das so war, konnte sich Claire im Augenblick selbst nicht erklären, es war aber so. Und da Claire ein Mensch war, der stets zu seinen Empfindungen stehen konnte und sie nur in den seltensten Fällen infrage stellte, akzeptierte sie ihre unerklärliche Aufregung und Vorfreude genauso, wie ihr Bedürfnis danach, umwerfend auszusehen.

Wenig später trafen sich Claire und ihre Zofe Bella auch schon mit ihrer Mutter vor dem Haus. Gemeinsam marschierten sie los in Richtung der Pferdeställe. Claire versuchte, ihre Unruhe und Vorfreude gekonnt zu verbergen, damit Mutter keinen Verdacht schöpfte, dass Claire noch etwas anderes im Schilde führte.

Zu dritt gingen sie den breiten Kieselweg entlang. Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel, nur hier und da war ein kleines, weißes Wölkchen zu sehen. Claire war sehr dankbar, dass bislang alles so geklappt hatte, wie sie es sich gewünscht und vorgestellt hatte. Jetzt lag es an ihr, was sie daraus machen würde. Und natürlich an diesem jungen Mann, der hoffentlich schon im Stall war.

Nach einer Weile erreichten sie die Stallungen. Einige Männer und Stallburschen waren bereits eifrig vor und neben den Ställen zu Gange. Claires Mutter wurde von einigen höflich begrüßt, von zweitrangigen Bediensteten jedoch gekonnt ignoriert. Claire hatte den Eindruck, dass diese sich eher erschraken und versuchten, sich unsichtbar zu machen. Offenbar war es Personal von niedrigerem Rang nicht gestattet, sie direkt anzublicken oder gar anzusprechen.

Nun kam der Stallmeister auf sie zu. Claire erkannte ihn bereits vom Sehen, als vor Jahren einmal er persönlich, mehr oder weniger aufgrund eines Versehens, Wendy zum Reiten vor das Haupthaus gebracht hatte. Er durfte offenbar mit ihrer Mutter sprechen.

„Mylady, was kann ich für Sie tun?“, fragte er knapp, aber äußerst freundlich und höflich.

Claire hatte schon immer den Eindruck gehabt, dass das gesamte Personal, zumindest die, die sie davon selbst zu Gesicht bekam, ihre Mutter sehr mochten und schätzten. Sie waren stets äußerst zuvorkommend und freundlich im Umgang mit ihr. Und es wirkte nie aufgesetzt oder gekünstelt, sondern stets echt und respektvoll.

„Guten Morgen, Ralph. Meine Tochter und ich, wir möchten gerne ausreiten. Bitte lassen Sie mein Pferd aufsatteln. Meine Tochter möchte heute ausnahmsweise ihre Stute Wendy selbst putzen und vorbereiten. Natürlich soll ihr dann jemand mit dem Sattel helfen.“

„Sehr wohl, Mylady. Möchten Sie, dass ich einen Begleiter für Ihren Ausritt bereitstelle?“

„Das wird nicht nötig sein, Ralph. Wir werden uns lediglich auf unserem eigenen Grundstück aufhalten. Aber vielen Dank“, erwiderte Claires Mutter.

In Anwesenheit anderer betrachtete auch Claire ihre liebe Mutter mit anderen Augen. Wenn sie auch schon um einiges älter war als Claire, sie war dennoch wunderschön. Ebenso blond wie Claire, ihr Haar war aber viel länger und im Augenblick zu einem eleganten und fürs Reiten praktischen Zopf geflochten. Ihre Augen waren allerdings grün. Claire hatte die Augenfarbe ihres Vaters geerbt, wenn dies wohl auch die einzige Ähnlichkeit mit ihm war, die sie ausmachen konnte.

Der Stallmeister ging nun voraus, und die drei Frauen folgten ihm schweigend. Sie bogen in die zweite geöffnete Stalltüre ein und fanden sich in einem äußerst geräumigen und sehr gepflegten Gang wieder.

„Dort hinten links, in der großen Box, steht Wendy“, sagte Ralph und deutete in besagte Richtung. „Ihr Pferd, Mylady, ist im nächsten Stall untergebracht. Möchten Sie, dass ich Sie dorthin begleite?“

Claires Mutter blickte sich zunächst aufmerksam und mit Adleraugen in Wendys Stall um, und befand ihn offenbar für sicher, denn sie antwortete: „Ja, ist gut. Bella, bleiben Sie hier bei Claire. Ich bin inzwischen drüben im Stall bei meiner Stute. Wir treffen uns dann vor den Ställen, in Ordnung?“

Claire willigte ein, nach wie vor bemüht, ihre unerklärliche Euphorie zu verbergen. Denn wieso war sie eigentlich so euphorisch? Von dem jungen, interessanten Stallburschen war weit und breit keine Spur.

Claires Mutter verließ zusammen mit Ralph den Stall und Claire drehte sich fragend zu Bella um.

„Dann schauen wir mal, wo sich das Putzzeug befindet“, sagte Claire etwas planlos.

Sie wusste allerdings, wie das alles funktionierte, weil sie früher, als jüngeres Mädchen, eine Zeit lang ein Pony besessen hatte, dass ihr sehr oft in den Garten vor das Haus gebracht worden war. Dort hatte sie es gemeinsam mit ihrer Mutter versorgt und gestriegelt, und ihre ersten Erfahrungen mit Pferden gesammelt. Hier war vermutlich auch ihre Leidenschaft für diese Tiere geboren worden. Zunächst hatten sie das Pony nur gefüttert und im Garten herumgeführt. Später hatte die kleine Claire sich auch daraufsetzen dürfen und Mutter hatte sie ein wenig spazieren geführt. Leider war das Pony irgendwann verstorben.

Als Claire etwas größer gewesen war, hatten ihr ihre Eltern dann Wendy gekauft. Sie stammte aus einer hervorragenden Zucht und war wohl überaus wertvoll. Bereits seit fünf Jahren besaß Claire nun diese Stute, und in den Sommermonaten waren die beiden unzertrennlich. Claire vermisste ihre Stute zwar das restliche Jahr über in London sehr, sie war aber froh darüber, Wendy stets hier und in der Nähe von grünen, saftigen Wiesen zu wissen, als in der lauten, mitunter stickigen Stadt. Wenn es nach Claire ginge, würde sie das gesamte Jahr über hier auf dem Lande bleiben. Allerdings würde das aufgrund von Vaters Arbeit nicht funktionieren. Das restliche Jahr über war er in London dringend gebraucht. Sogar während der Sommermonate kam es manchmal vor, dass er für wichtige Angelegenheiten und Besprechungen für einige Tage zurück in die Stadt reisen musste. Was für Claire keinen großen Unterschied machte, da sie ihren Vater ohnehin nur recht selten zu Gesicht bekam. Er war ein absoluter Frühaufsteher und stets schon lange vor Claire munter, weshalb sie ihn so gut wie nie beim Frühstück antraf. Mutter war da eher so wie sie. Sie stand auch erst zu einer vernünftigen Zeit auf, wie Claire fand.

Claire und Bella erreichten Wendys Box. Die hellbraune Stute hob den Kopf und kam freudig näher, als sie Claire erkannte.

„Hallo mein Mädchen“, begrüßte Claire ihr Pferd nun ebenfalls sehr erfreut und streckte ihren Arm durch die Gitterstäbe, um Wendys Kopf zu streicheln.

„Sie können ruhig auch zu ihr hinein gehen“, sagte plötzlich eine männliche Stimme hinter ihnen.

Claire und Bella wandten sich etwas erschrocken um, und Claire erkannte den jungen Mann vom Vortag. Claire war derart verdutzt und überrumpelt, dass sie kein Wort herausbrachte.

„Falls Sie noch irgendetwas brauchen, ich bin da hinten in der Sattelkammer und poliere Sättel“, sagte der junge Mann und ging.

Claire blickte ihm, nach wie vor verdutzt, hinterher. Als er verschwunden war, sah sie zu Bella neben sich, die ganz rote Wangen bekommen hatte und verlegen zu Boden blickte. Hatte ihr der junge Mann etwa gefallen? Bella war kaum älter als Claire, vielleicht um zwei, drei Jahre. Auch der junge Stallbursche schien nicht viel älter zu sein.

Und immerhin hatte er sie, Claire, diesmal beachtet und nicht ignoriert, darüber war sie schon sehr erleichtert. Doch das war noch nicht genug, Claire wollte mehr. Sie wollte mehr erfahren und wollte noch mehr, wenn sie auch momentan nicht wusste, was.

„Soll ich das Putzzeug holen gehen? Ich denke, es befindet sich in der Sattelkammer“, schlug Bella nun vor.

„Nein, nein. Das hole ich schon selbst. Bleibe du bitte hier bei Wendy, falls meine Mutter kommt und nach mir sucht“, erwiderte Claire sehr schnell und ging dann in Richtung der Sattelkammer.

Was tat sie hier eigentlich? Es war ihr strengstens untersagt, sich ganz alleine in einem Raum mit einem Mann aufzuhalten. Und nun war sie im Begriff, dieses Verbot zum ersten Male in ihrem Leben zu übertreten, und das mutwillig. War sie noch ganz bei Trost? Jedoch konnte Claire im Augenblick nicht anders. Es war, als zöge sie eine unsichtbare Macht immer näher zu diesem jungen Stallburschen heran, und sie konnte nichts dagegen tun.

Endlich erreichte sie die Türe zur Sattelkammer, die bereits offenstand, und Claire trat vorsichtig ein. Sie blickte sich um, denn sie kannte den Raum ja nicht, da sie noch nie zuvor hier gewesen war.

Der Raum war erstaunlich groß und geräumig, für eine Kammer. Im hintersten Winkel und ganz in der Nähe eines Fensters entdeckte sie den jungen Mann. Er war fleißig damit beschäftigt, einen braunen Sattel zu polieren, so wie er es zuvor kundgetan hatte. Erneut bewunderte Claire dabei seinen gut gebauten Oberkörper, seine ausgeprägten Oberarmmuskeln, die Claire durch den Stoff seines weißen Hemdes hindurch erkennen konnte.

Um ihn diesmal nicht wieder zu lange anzustarren, und offenbar hatte er sie noch gar nicht bemerkt, wandte Claire den Blick ab und begann, sich nach Wendys Putzzeug umzusehen. Hier lagen aber derart viele Dinge in den zahlreichen Regalen herum, dass Claire wirklich keine Ahnung hatte, welches davon die Sachen ihrer Stute waren. Etwas verzweifelt fuhr sie die gesamten Regalbretter mit ihrem Blick ab. Nichts. Sie war hilflos. Sollte sie sich an den jungen Mann wenden? Immerhin hatte er es ihr zuvor angeboten, zur Hilfe zu sein, falls sie etwas benötigte.

„Entschuldigung“, brachte Claire etwas heiser und vermutlich viel zu leise hervor, denn der Stallbursche reagierte nicht.

„Entschuldigen Sie bitte“, entfuhr es ihr nun um einiges lauter und vielleicht sogar ein wenig zu vehement.

Hatte sie sich darüber geärgert, nicht gleich von ihm beachtet worden zu sein?

„Was kann ich für Sie tun?“, antwortete der junge Mann nun in ruhigem Ton und blickte Claire an.

„Ich kann das Putzzeug für Wendy nicht finden. Können Sie mir sagen, wo es sich befindet?“, gab Claire zurück.

Der junge Mann erhob sich, legte das Poliertuch zur Seite und kam herüber zu den Regalen. Er streckte sich ganz nach oben und griff nach einem kleinen Eimerchen, in dem vermutlich alles für Wendy verstaut war. Während er sich da nach oben streckte, erkannte Claire, wie groß er eigentlich war. Gut, sie war ja auch nicht gerade groß geraten, im Gegenteil. Aber er wirkte nun geradezu riesig, mächtig neben ihr. Irgendwie fand Claire das in diesem Augenblick sehr aufregend. Ihr Blick wanderte zu seiner Mitte, wo durch sein Durchstrecken das Hemd ein wenig nach oben gerutscht war und ein Stück seiner leicht gebräunten Haut, seines makellosen Bauches freigab. Claire konnte seine ausgeprägten Bauchmuskeln erkennen und bemerkte, wie ihr immer heißer wurde. Was war das? Was war nur los mit ihr? Wieso löste dieser Unbekannte derartige Gefühle und Reaktionen in ihr aus?

Der junge Mann hatte den Kübel erreicht und hob ihn vorsichtig zu Claire herunter.

„Hier bitteschön. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“, fragte er nun mit etwas zusammengekniffenen Augen.

Claire hatte den Eindruck, dass er sich etwas unwohl fühlte. Lag es an ihr? Sie schüttelte lediglich den Kopf und der Stallbursche machte kehrt und ging zurück an seine Arbeit. Claire drehte sich nun ebenfalls um und wollte die Sattelkammer bereits verlassen.

Im Türrahmen wandte sie sich noch einmal um und sagte so laut und selbstbewusst wie möglich: „Danke!“

Daraufhin hob der junge Mann den Kopf und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Claire spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss und machte sich eilig davon. Was für ein schönes, charmantes Lächeln er hatte. Außerdem gefiel Claire sein etwas längeres, dunkelblondes Haar und seine grünlichen Augen sehr gut. Er sah einfach gut aus. Frisch und vital. Claire hatte im Grunde keinen Vergleich, weil sie kaum jemals einen Mann, noch dazu einen so jungen, zu Gesicht bekommen hatte. Seltsam eigentlich. Hatte das ihr Vater so eingefädelt? Aber wie auch immer die anderen aussehen mochten, dieser hier sah verdammt gut aus. Und er löste irgendetwas in Claire aus. Gleichzeitig ärgerte sie sich auch über ihn, weil er ihr nicht noch mehr Beachtung schenkte. Er war derart zurückhaltend und ja, beinahe abweisend, dass es Claire störte. Außer das Lächeln am Schluss, das war ... Ja, was war es eigentlich? Betörend? Aufregend? Schön?

Claire hatte das Gefühl allmählich den Verstand zu verlieren und ging hastig zurück zu Wendys Pferdebox und Bella. Die beiden jungen Frauen machten sich gemeinsam daran, Claires gutmütige, liebe Stute Wendy zu pflegen.

Miss Claires sinnliche Versuchung

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