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Wohin führt der Weg?

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Der weiße Spieler

Die Sonne versank hinter den Konturen des Planeten Erde. Dieser war es, den der weiße Spieler zurückließ. Seine Flotte schwebte bereits in einiger Entfernung. Nun wurde neben der Kugel, die in hellstes Sonnenlicht getaucht war, endlich die Entsatzflotte der Wall-Union sichtbar.

Silberne Nadeln erschienen vor dem tiefen Blau eines Ozeans. Jede von ihnen war lang, groß und mit prächtigen Rangabzeichen versehen. Winzige Punkte umschwärmten sie wie Motten das Licht. Es waren Träger, Geleitschiffe, Jagdmaschinen und unbemannte Roboter. Es war ziemlich genau jener Anblick, den man an diesem Ort von einer größeren Kriegsraumflotte erwartete.

Die Flotte aus den 16 Schiffen des weißen Planeten wandte sich den Sternen zu. Im Hintergrund leuchtete der rote Riesenstern. Sein Feuer glomm matt. Es war nicht schwer, mit bloßem Auge hineinzuschauen. Doch der Eindruck brannte sich in der Netzhaut ein, wenn man es zu lange tat. Man betrachtete dann die ganze Welt durch einen roten Schleier.

Voraus lagen die äußeren Bereiche des weitläufigen Sonnensystems. Mittelgroße Planeten zogen langsam an der weißen Flotte vorbei. Jeder von ihnen wurde von einer anderen Farbe und deren Bedeutung beherrscht. Im weiteren Umfeld hielt der Riesenstern Gesteinswolken mit seinem Gravitationsfeld fest. Die Geschwindigkeit der Flotte erhöhte sich dort.

Donald Whitey war ungehalten. Die Dachse hatten darauf bestanden, dass ausgerechnet sein erbittertster politischer Rivale ihn begleiten, und Flotte und Geschehen überwachen sollte. Also hatte der Präsident zähneknirschend das Kommando über einen der Big Licker an diesen Wladimir Krimski übertragen.

Dessen Stimme erklang nun ungefragt und verzerrt aus der Interferenzfunkanlage.

„Kann man Ihr seltsames Telefon nicht klarer einstellen?“, kam die gehässige Bemerkung, gefolgt von einigen Knack- und Pfeifgeräuschen.

„Seien Sie froh, dass wir überhaupt überlichtschnell in Echtzeit reden können, anstatt auf gewöhnliche Lasertransmitter angewiesen zu sein!“, schnappte Donald Whitey, dem die Sache schon mehrfach erklärt worden war. „Offiziell geht das gar nicht. Offiziell muss man schon bestimmte Kreise kennen, um zu wissen, dass inoffiziell überlichtschnelle Computer benutzt werden. Dabei sind Effekte von 7,1 c bereits Secundarschülern bekannt. Den Leuten wird nur erzählt, dass das eigentlich keine Überlichtgeschwindigkeit wäre, obwohl es uneigentlich doch welche ist. Wahrheit ist das, was man daraus macht. Die Leute sind ja blöd. Sie glauben, dass es reine Mikroeffekte wären, und im Makrobereich nicht anwendbar. Dass man die gleichen Effekte nutzen kann, indem man zwei weit entfernte Anlagen verknüpft, weiß also niemand. Dabei müssen nur die Reflexpunkte entsprechend voneinander entfernt werden.“

„Sind die Leute unter Ihrer Präsidentschaft also alle verblödet?“ Krimski überhörte die Hälfte der Erklärungen von Whitey absichtlich, um ihn zu ärgern. „Sie tragen nur schicke Uniformen mit absurd riesigen Krägen und Aufschlägen, und dann streiten sie sich über Bügeltechniken?“

„Das will ich doch hoffen.“ Der präsidiale Commander-and-Chief wusste, dass er sich solche Aussagen erlauben konnte. Es kümmerte kaum jemanden.

Admiral Daniel Hawking schaltete sich über Funk in das Gespräch ein: „Stichelei hilft uns nicht weiter. Die intelligenteren Menschen könnten auch so auf das Prinzip kommen. Da jeder Abstand der Endpunkte einer Interferenz sowieso relativ ist, lässt sich auch die Überlichtamplitude auf eine sehr große Entfernung verlängern. Damit wird Überlichtkommunikation im Weltraum tatsächlich möglich.“

„Ich danke Ihnen für die Details!“ Wladimir Krimski klang gedehnt und sarkastisch. „Ich wüsste nur gern, wieso Sie den Bürgern diesen ganzen Unfug überhaupt erst erzählen. Es sollte doch klar sein, dass Raumschiffe auch mit deutlicher Überlichtgeschwindigkeit fliegen müssen. Wie sollte denn sonst interstellare Raumfahrt möglich sein, die ja offensichtlich stattfindet?“

„Nicht für den Mann auf der Straße“, schnaubte Donald Whitey. „Wir verwenden immerhin Effekte auf einer Sub-Quark-Ebene. Erst da beginnt der Subraum zu greifen. Wen kümmert es schon, wenn Teilchen dort anderen Gesetzen folgen? Sie dürfen nur nicht zum sichtbaren Alltag gehören. Für unsere Schiffe nutzen können wir sie trotzdem, indem wir uns von ihnen wie mit Treibankern durch den Weltraum ziehen lassen. Die Richtung ist dabei unterschiedlich schnell, aber immer von uns weg.“

„Die Effekte hängen sehr grob zusammen mit denen, die unsere künstliche Schwerkraft erzeugen“, erklärte Daniel Hawking.

„Das wusste ich gar nicht“, nuschelte sich der Präsident kleinlaut in sein dickes Kinn.

„Doch, doch!“ Der Admiral geriet in Fahrt beim Erzählen. „Dem Volk wird etwas von Gravitonen erzählt. Tatsächlich gibt es in extremen Mikrobereichen eine immanente Anziehung zwischen den Teilchen. Wenn diese langsam und nah sind, kommunizieren sie. Sie beginnen dann damit, sich zu entsprechen und so zu verschmelzen. Das ist nur ein sehr schwacher Effekt, und steigert sich erst mit der Entfernung des Beobachters. Erst mit größerem Abstand nimmt er zu. Insgesamt erzeugt der Effekt das, was wir als Gravitation kennen. Man kann ihn aber auch künstlich hervorrufen, indem man genau diese Bereiche stimuliert. Der Witz ist, dass man einen hinreichende Entfernung zwischen Ausgangs- und Zielebene in der Betrachtung braucht. Dann hat man künstliche Flächen, die Einen anziehen.“

„Toll“, meinte Krimski. „Und wohin lassen wir uns jetzt im Weltraum ziehen? Wo suchen wir jetzt diese seltsamen Fremden?“

„Ich hätte gedacht, dass Sie das bereits wüssten.“ Donald Whitey zog die Oberlippe hoch. „Ich hätte gedacht, dass die Darlehensstelle der Dachse nicht nur mich informiert hätte.“ Er legte eine Pause ein. Als keine Antwort kam, fuhr er fort: „Wir fliegen in Richtung des Randes der Milchstraße, zum Nebel des Einhorns. Ein Stück nördlich des himmlischen Bären liegt ein hellblauer Südhimmelsstern. Kurz dahinter wieder haben wir ein einzelnes Sonnensystem berechnet, vor unserer Sicht geschützt durch eine Wolke von sterbenden Planetoiden aus Schnee und Freundschaft.“

„Was?“ Der Ruf kam aus mehreren Kehlen gleichzeitig. Nach einem kurzen Moment fügte Wladimir Krimski dem seinen hinzu: „Solche Worte habe ich noch nie aus Ihrem Mund gehört. Sind Sie übergeschnappt? Ach. Warum frage ich? Trotzdem wollen wir Alle wissen, was die Worte zu bedeuten haben.“

Der Präsident bedachtete seinen politischen Gegner mit Missachtung, indem er kühl erklärte: „Das sind exakt die Ausdrücke, die auf unseren Sternenkarten eingezeichnet sind. Ich weiß nicht, wer sie dorthin geschrieben hat. Aber sie stehen dort, und laut Wall-Union haben wir nach ihnen zu astrogieren. Genau diese Richtungsdaten führen uns zu unserem Ziel.“

„Wer einen Fisch fangen will, muss zum Wasser gehen“, meinte wieder Admiral Hawking.

„Genau“, ergänzte Donald Whitey. „Wir suchen eine Welt, die auf lächerliche Weise phantastisch und surreal ist. Das haben die Unionisten mir erklärt. Also müssen wir nach Hinweisen auf Phantastisches in dem suchen, was wir haben. Wo stehen lächerliche und alberne Wörter auf unseren Karten? Vielleicht wollten oder mussten uns die Kartenzeichner alter Zeiten belügen? Wir werden nicht exakt das finden, was dort steht, aber vielleicht einen Hinweis in die entsprechende Richtung. Mit dem kann man weiterarbeiten.“

Die Flotte flog in enger Formation durch fremde Räume.

„Darf ich eine Verstärkung unseres Vorgehens vorschlagen?“ , fragte Daniel Hawking schließlich. „Vielleicht sollten wir auch innerhalb des ausgewählten Beobachtungsbereiches nach Tendenzen in einer irrationalen Richtung suchen.“

„Das macht wohl Sinn.“ Der Präsident ließ seine Augen über die verschiedenen Anzeigen, Amplituden und holographischen Darstellungen vor sich schweifen. Dann blieb sein Auge an einem Bildausschnitt hängen. „Was ist das da? Das kann doch gar nicht so weit weg sein. Es sieht fast so aus, als würden dort Himmelskörper mit sehr geringer Masse eine Atmosphäre entwickeln wollen. In diesem astronomischen Worten hier auf der Anzeige sind sie noch sehr jung und ihre Geburt dauert an. Trotzdem haben sie die Möglichkeit, sich zu etwas abseits unserer Vernunft zu verändern. Ihre Gesetze müssen erst sinnvoll festgelegt werden.“

„Ich sehe, worauf ihre Instrumente ausgerichtet sind“, sagte Admiral Hawking. „Das ist ein Ausschnitt jenes interstellaren Raumes, auf den wir zuhalten. Ihre sterbenden Planetoiden dort machen mir ganz den Eindruck, als würden sie gerade wiedergeboren. Sie haben einen sehr ungenauen Daseinszustand, wenn wir der Entwicklung folgen. Die lockere Struktur ihrer weiteren stellaren Umgebung macht das nicht eben besser.“

„Dann sollten wir Ordnung ins Chaos bringen.“ Donald Whitey lächelte grimmig. „Vielleicht müssen wir unsere Waffensysteme nicht nur gegen den Feind einsetzen. Wie steht es da um die Verwendbarkeit?“

„Das wäre durchwachsen, Herr Präsident“, meldete sich wieder Wladimir Krimski. „Die konservativen Waffen funktionieren einwandfrei. Das betrifft die Laser, Atomstrahler und Plasmawerfer. Auch die Antimaterie tut grob das, was sie sollte. Aber bereits die Gravitationsraketen geben merkwürdige Statusmeldungen ab. Wirklich misstrauisch bin ich bei den zusätzlichen Waffensystemen von den Unionisten. Was sind das für Weltbrandbomben und Hyperstreugranaten? Das ist eine Entwicklung in die falsche Richtung. Da weiß ich nicht, was davon vielleicht im falschen Moment ausfallen könnte. Ich würde dringend raten, sie nur im Notfall einzusetzen!“

Donald Whitey betrachtete steiff einen Monitor, auf dem voraus auf ihrem Weg ein Planetoid zu sehen war. Jener hatte Geysire, die weit in den Weltraum hinausschossen. Ob die kleine Welt ihre verlorene Materie zurückbekam, schien sie nicht zu kümmern.

Der schwarze Spieler

Die Sonne versank hinter den Konturen des Planeten Erde. Dieser war es, den der schwarze Spieler zurückließ. Seine Flotte schwebte bereits in einiger Entfernung. Nun wurde vor der Kugel, die ihnen eben ihre Nachtseite in undeutlicher Mattheit zuwandte, endlich die Entsatzflotte des Tyrannen sichtbar.

Auch diese Flotte war dunkel, hatte aber Positionsleuchten gesetzt. Sonst wären es nur Schatten in der Schwärze gewesen, was auch eigentlich die Absicht der Flottenkonstrukteure war. So schimmerte hier ein grüner Punkt, dort ein blauer, und weiter entfernt rote und orange. Es war, als würde sich vor dem Planeten ein zweiter Sternenhimmel abzeichnen.

Dabei blieben die Schemenschiffe der Tyrannis schwer auszumachen. Man musste ihnen näher kommen, um ihre Lage bestimmen zu können. Selbst die Signallampen entzogen sich den direkteren Blicken. Schiffswände waren mit bloßem Auge nicht zu erkennen.

„Ich freue mich ja, einmal kaiserliche Technologie im Einsatz zu erleben“, krächzte derweil das Grammophon. „Dieses Sprechgerät sieht dekorativ aus.“

Der Kaiser wandte sich zur Seite, wo es stand. „Ich dachte mir fast, dass Sie so etwas in der Tyrannis nicht haben würden, Herr Hari“, gab er spitz zurück.

„Nein, wir unterhalten uns tatsächlich anders. Wie geht das hier?“

Der Plattenspieler knackte und wechselte auf eine andere Stimme. „Darf ich dem Herrn Beobachter unser Grammophon erklären, Vater?“

Der Kaiser verdrehte die Augen in unterschiedliche Richtungen. Er konnte seine Augen unabhängig voneinander bewegen. „Sohnemann, es reicht nun doch langsam. Erst willst du auf den Kometen, dann jammerst du, dass du zu dieser Einsatzflotte willst, und jetzt willst du einem Gesandten des Tyrannen die Technologien des Reiches erklären?“

„Auf den Kometen hätte ich eigentlich gemusst, und wenn mein großer Bruder und meine kleine Schwester das Reich hüten, reicht das vollkommen aus. Außerdem ist diese Technologie nicht geheim.“

„Wir sind hier alle in akuter Lebensgefahr. Der Zufall wollte es, dass du letzte Woche 23 geworden bist. Sonst wärst du nicht hier. Aber von mir aus, erkläre das Grammophon!“

Erbprinz Kareil wurde hastig, holperig und versuchte, mehrere Silben gleichzeitig auszusprechen. „Seht einmal den Vogel vor Euch, Herr Hari!“

Die Stimme aus der Platte wechselte wieder auf jene des Gesandten Maertinus Hari. „Dieses zerrupfte Tier bei dem Apparat? Das sieht für mich nicht so aus, als wäre es noch am Leben.“

„Eben.“ Der Prinz plapperte aufgeregt. „Das ist eine untote Brieftaube. Unsere Zoologen haben in langen Versuchsreihen mit diesen Vögeln herausgefunden, das sie im untoten Zustand ihren Drang behalten, zum heimatlichen Schlag zurückkehren zu wollen. Das kann man ausnutzen.“

„Ihr habt also herumflatternde Vogelgerippe?“ Die Frage kam schleppend und konsterniert.

„Besser! Man konnte die Tiere so konditionieren, dass sie für die Heimkehr nur noch ihren Geist aussenden, während der eigentliche Leichenkörper an Ort und Stelle bleibt.“ Erbprinz Kareil machte etwas Ausgefallenes, denn alle zugeschalteten untoten Brieftauben plusterten sich auf, auch jene vor Maertinus Hari. Dadurch sah man ihre Knochen besser. Dann senkte jedes Tier seinen Schnabel wieder auf die Platte seines Grammophons, und letzteres sagte: „Rein geistiger Austausch verläuft ohne Zeitverzögerung. Er kann nur durch Felder von anderen Gedanken unterbrochen werden. Daher bietet sich diese Art der Kommunikation für den Weltraum an. Das Grammophon spielt eine Blankoplatte, die Taube hält ihren Schnabel darauf, und gibt wieder, was sie aus ihrem vermeintlichen Stall hört.“

„Worauf die Zoologen und Spiritisten des Quellkaiserreiches nicht kommen“, meinte Maertinus Hari gedehnt.

„Immer wieder!“, kam ein Ruf vom Prinzen. „Letztlich funktioniert ja sogar die selektive Drift auf eine ähnliche Weise. Auch unsere Raumantriebe kommunizieren mit sehr kleinen Strukturen. Diese werden durch gutes Zureden davon überzeugt, dass sie uns durch das Weltall tragen.“

„Das klingt ja allerliebst.“ Maertinus Hari tat so, als würde er ein Gähnen unterdrücken. „Dabei dachte ich bisher, Eure Raumschiffe würden von Dämonen angetrieben.“

Sofort fiel der Kaiser seinem Sohn ins Wort, als dieser antworten wollte: „Unser neuer Evokationsantrieb geht Sie erst einmal nichts an. Verzeihung, aber da sind noch nicht alle Testreihen abgeschlossen. Sobald das Prinzip fünfzig Jahre auf unserer gesammten Flotte erprobt ist, erläutern wir es Ihnen gerne. Wir lassen alle Länder an unseren Errungenschaften teilhaben, wenn wir uns ihrer sicher sind.“

„Natürlich, dann haben Sie längst das Nächste“, meinte der Gesandte Hari. „Können Majestät mir dann wenigstens erklären, warum wir nicht durch die Gegend schweben? Wie funktioniert die Schwerkraft auf Ihren Schiffen? So geheim kann das doch nicht sein. Ich habe auch kein Problem damit, zu sagen, wie wir das machen. Auf Tyrannenschiffen werden Daseinszustände aus Ursprungswelten übertragen. Ein kleiner Teil der Schemenschiffe befindet sich überhaupt nicht vor Ort. Und bei Euch?“

Der Kaiser gab bei dem Redefluss ein unwilliges, gereiztes Knurren von sich. Schließlich seufzte er: „Die Sockelplatten sind wirklich nicht so geheim. Sie sind in den Fußböden der Raumschiffe verlegt. Es sind Gesteinsplatten, geschnitten aus den tiefen Bereichen von Bergen, in denen sich besonders reine Bergkristalladern befinden. Dadurch wirken sie nicht mehr relativ, sondern absolut und verstärkt in ihrer Gravitationsrichtung. Sind Sie jetzt endlich zufrieden, Herr Spion?“

„Fast! Es dürfte mir nur noch jemand verraten, wo wir überhaupt hinfliegen. Die Flotte meines Herren ist im Orbit ziemlich genau da, wo sie sein soll. Doch wohin sind wir unterwegs? Bisher haben wir nur das Sonnensystem verlassen mit einem groben Fluchtkurs in Richtung auf den Kern der Galaxis.“

„Ungefähr dahin war auch der Komet geflogen“, erklärte Asmund I., nun wieder ruhiger geworden. Er verfiel in einen Singsang, den er einmal für Ansprachen eingeübt hatte. „Wir haben hinreichend viele Orakel zur Flugrichtung befragt. Die Ergebnisse stimmten weitgehend überein. Wir sollen nicht nur eine Zentralrichtung einhalten, sondern dimensional gleichzeitig auch auf Banalität zuhalten. Ich weiß, das klingt etwas widersinnig für meine Offiziere.“

Um Asmund I. herum ertönte zustimmendes Gemurmel. Doch sie suchten dieses Mal tatsächlich nicht das Außergewöhnliche, sondern das Gewöhnliche, um sich ihm zu stellen.

„Und dann? Was machen wir, wenn wir den Feind gefunden haben?“

„Dann werden wir ihn aufhalten, Herr Hari.“ Der Kaiser öffnete und schloss langsam eine Faust. „Hoffen wir, dass wir hinreichend vorbereitet sind. Immerhin sind auf der Corona noch längst nicht alle Anlagen installiert, die der Komet hatte. Es fehlen nicht nur die Krummsicheln und die Pseudopanzer. Kriegsaltäre und Schluchtenreißer haben wir auch auf anderen Schiffen. Was mir wirklich Sorgen macht, ist, dass die Eisschilde auf dem Schiff meiner Frau noch nicht arbeiten.“

„Dann wäre ihr größtes Schlachtschiff bei einem Nahangriff verwundbar?“

Der Kaiser wunderte sich nicht, dass der Gesandte des Tyrannen die Waffengattungen korrekt einordnen konnte. Zu häufig in der Vergangenheit hatten Männer und Frauen in seiner Position Kenntnisse gehabt, die sie eigentlich nicht hätten haben sollen. Trotzdem versicherte der Tyrann immer wieder unter magischem Eid, dass er den Wortlaut des Vertrages vom verlöschenden Regenbogen einhielt. Also kannte er eine Formulierungslücke darin. Kaiser Asmund von der höchsten Quelle stützte sich auf ein Geländer und schloss die Augen, während er nachdachte.

„Eins noch!“, meinte er schließlich. „Wir kämpfen gegen ein liberal-konservatives System. Wir werden über dieses nicht triumphieren können, wenn wir nach seinen Regeln spielen. Im Gegenteil müssen wir sie dazu bringen, auf unsere Weise zu denken. Daher sind alle Offiziere und Mannschaften angewiesen, in einer bevorstehenden Schlacht auch im einzelnen so kreativ wie möglich vorzugehen. Das gilt nicht nur für die Künstler! Wir kämpfen für eine Weltsicht, und das wird sich auf alle Ebenen auswirken.“

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch sah der Kaiser aus dem Fenster. Direkt neben ihm zog ein Planetoid vorbei. Rillen wie von Kanälen und Schlammflüssen überzogen ihn. Doch echtes Leben sah man nicht. Jene Welt war tot und gab vor, es immer gewesen zu sein. Den Fürsten fröstelte.

Die Partie der Sterne

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