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Lübben/Spreewald (Lubin/Błota)

Die Kleinstadt Lübben ist nach Lübbenau der zweitgrößte Ort im Biosphärenreservat Spreewald. Die sanierte Altstadt, Kahnhafen und Schlossinsel mit Museum und Wasserspielplatz laden zum Verweilen ein, von hier aus lassen sich gut Paddel- und Fahrradtouren durch Ober- und Unterspreewald starten.

Lübben ist Kreisstadt des Landkreises Dahme-Spreewald und gleichzeitig Schnittstelle von Ober- und Unterspreewald. Erster kultureller Anlaufpunkt ist das Schloss, einst Regierungssitz der Markgrafen der Niederlausitz. Die kleine Innenstadt ist überwiegend modern gestaltet und gruppiert sich um die imposante Paul-Gerhardt-Kirche, benannt nach dem berühmten Kirchenlieddichter, der hier seine letzte Wirkungsstätte hatte. Aktivurlauber finden in Lübben außerdem viele Freizeitangebote: Neben fünf Kahnhäfen gibt es einen Kletterwald, ein Freibad in der Spreelagune, und auf der Schlossinsel warten ein großer Wasserspielplatz und zahlreiche Überraschungen für Kinder. Hier, zwischen großem Kahnhafen und Schlossinsel, befindet sich auch das touristische Zentrum Lübbens mit der Tourist-Information.

Stadtgeschichte

Lübben wurde um 1150 zum ersten Mal als urbs lubin erwähnt. Der Ort entstand nicht zufällig an dieser Stelle, denn hier bündelten sich die verästelten Spreefließe zu einem relativ schmalen Flusslauf. Die Lage war entsprechend günstig für den Verkehr und Handel zwischen Unter- und Oberspreewald. Schon um 1210 erhielt Lübben die Magdeburger Stadtrechte, damit ist es neben Cottbus die älteste Stadt in der Niederlausitz.

Seit dem 15. Jh. war Lübben die Hauptstadt des Markgraftums Niederlausitz, das den sächsischen Fürsten, später Kurfürsten, unterstand. Die Stadtentwicklung wurde zwischen dem 14. und dem 15. Jh. immer wieder durch verheerende Stadtbrände, durch Plünderungen und Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg und den zweimaligen Ausbruch der Pest zurückgeworfen. In der Zeit des Wiederaufbaus nach 1648 erholte und entwickelte sich Lübben gut; es erhielt repräsentative Gebäude wie das Ständehaus und das Schloss, die beide heute noch erhalten sind.

1815 verlor Lübben seine Funktion als Hauptstadt der Niederlausitz und wurde stattdessen Kreisstadt des neu gegründeten Landkreises Lübben in der preußischen Provinz Brandenburg. Das 19. Jh. brachte viele Neuerungen mit sich: 1827 wurde Lübben zur preußischen Garnisonsstadt und erhielt mehrere Militärgebäude. Mit der Industrialisierung entstanden einige große Fabriken, 1867 bekam die Stadt einen Bahnhof und lag fortan an der Eisenbahnlinie Berlin-Cottbus.

Nur wenig ist von diesem alten Lübben heute noch erhalten. Der Hauptgrund hierfür liegt in der traurigen Rolle, die Lübben in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs spielte. Im April 1945 geriet Lübben in den Sog der letzten entscheidenden Kämpfe zwischen den deutschen Truppen und der Roten Armee. Die SS-Einheiten versuchten zusammen mit Polizei und Volkssturm verbissen, die Stadt zu halten - ein sinnloses und zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Am 27. April war Lübben vollständig besetzt und 82 Prozent der Altstadt waren ausgebrannt, über 30 Prozent der gesamten Stadt zerstört.

Da die Bausubstanz der meisten Häuser in der Innenstadt erhalten geblieben war, wäre ein Wiederaufbau der alten Stadt durchaus möglich gewesen. Stattdessen entschied man sich in der DDR dazu, kostengünstigen Wohnraum außerhalb der Innenstadt zu schaffen. Daher gehören auch Plattenbausiedlungen zum Stadtbild. Den Schutt der zerstörten Altstadt trug man in dem Bereich zusammen, auf dem sich heute die Schlossinsel befindet.


Paul-Gerhardt-Kirche mit ihrem Namensgeber

Inzwischen hat sich einiges in Lübben verändert. Mit Landesklinik, Spreewaldklinik und Reha-Zentrum sind mehrere große Gesundheits- und Sozialeinrichtungen mit vielen Arbeitsplätzen entstanden. Zwischen 2004 und 2011 wurde die Innenstadt rund um den Marktplatz und die Paul-Gerhardt-Kirche neu gestaltet. Mit der Schlossinsel und der Spreelagune hat man attraktive Freizeiteinrichtungen für Einheimische und Besucher geschaffen.

Sehenswertes in der Innenstadt

Großer Hain: Wer mit dem Zug nach Lübben kommt, durchschreitet auf dem Weg zum Stadtzentrum den Großen Hain. Er besteht aus dem Rest eines Auwaldes und gleicht besonders im Sommer einem Dschungel. Seltene Bäume und über 220 Stieleichen mit einer Höhe von bis zu 30 m sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre, die man auf zahlreichen Spazierwegen auf sich wirken lassen kann. Das mystische Herz dieses Hains ist der Liuba-Stein. Gewidmet ist er der sorbischen Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Liuba, deren Präsenz sich auch im Namen der Stadt, niedersorbisch Lubin, niederschlägt. An der Stelle des Steines soll sich einst eine Kultstätte befunden haben, an welcher der Liuba geopfert wurde.

Evangelische Paul-Gerhardt-Kirche: Wahrzeichen von Lübben ist neben dem Schloss die imposante Paul-Gerhardt-Kirche am Marktplatz. Markant ist der weiße Kirchturm mit achteckigem Aufsatz, der einen schönen Kontrast zum unverputzten Kirchengebäude aus Backstein bildet. Der erste Kirchenbau geht vermutlich auf die Zeit um 1300 zurück. Ältester sichtbarer Bestandteil der Kirche ist der Turm, der im 15. Jh. neu errichtet wurde, das Kirchenschiff entstand Anfang des 16. Jh.

Betritt man die Kirche, wird man im Rahmen des Portals von sechs Persönlichkeiten der evangelischen Kirche empfangen, darunter Martin Luther und Johann Sebastian Bach. Diese Darstellung ist noch ziemlich jung.

Der Kirchenlieddichter Paul Gerhardt

„Geh aus, mein Herz, und suche Freud / in dieser lieben Sommerzeit / an deines Gottes Gaben“ - Wer mit dem evangelischen Gesangbuch vertraut ist, kennt diese Zeilen und ihre Melodie. Katholiken finden seit 2013 das nicht weniger bekannte Abendlied „Nun ruhen alle Wälder“ im Gotteslob. Das sind nur zwei von insgesamt 134 geistlichen Liedern des Theologen Paul Gerhardt (1607-1676), der seine letzte Wirkungsstätte in Lübben hatte.

Der junge Paul Gerhardt, im heutigen Sachsen geboren, war ein klassischer Langzeitstudent. Er studierte in Wittenberg und in Berlin Theologie und blieb bis zu seinem 44. Lebensjahr ohne feste Anstellung. Dafür nutzte er die Zeit unter anderem für schriftstellerische Tätigkeiten und verfasste viele Lieder, die ihn später berühmt machen sollten. Seine Texte sind geprägt von einer schlichten Frömmigkeit und vermitteln ein tröstliches Gegengewicht zu den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, der seit Gerhardts Kindheit in den deutschen Landen tobte.

Gerhardts erste berufliche Station war das Amt des Probstes in Mittenwalde von 1651 bis 1657. Anschließend wirkte er als Diakon in der Berliner St.-Nikolai-Kirche. Hier wurde Gerhardt, der mittlerweile eine beträchtliche Anzahl an Liedern gedichtet hatte, sozusagen entdeckt: Der Komponist und Kantor von St. Nikolai, Johann Crüger, hatte bereits 1640 das „erste Gesangbuch Augsburgischer Konfession“ veröffentlicht. Nun stattete er Gerhardts Lieder mit passenden Melodien aus und druckte einige davon in der zweiten Auflage ab. Crügers Nachfolger in St. Nikolai, Georg Ebeling, war nicht minder begeistert von Gerhardts Texten. Auch er komponierte dazu Melodien und veröffentlichte 1667 sogar eine Gesamtausgabe seiner Lieder.

1667 musste Gerhardt sein Amt in Berlin aufgeben. Er war nämlich während der Streitigkeiten zwischen den evangelischen Kirchen in die Ungnade des Kurfürsten gefallen. Dieser verlangte, dass die Lutheraner, denen auch Gerhardt angehörte, ein Toleranzedikt unterzeichneten, in dem sie auch die reformierte evangelische Kirche anerkannten. Gerhardt aber weigerte sich und zahlte mit seiner Entlassung.

Zwei Jahre später, 1669, folgte er dem Ruf nach Lübben und trat dort die Stelle als Archidiakon an, d. h. als zweiter, dem Pastor unterstellter Theologe der Gemeinde. Hier verbrachte er seine letzten Jahre. Insgesamt führte Paul Gerhardt ein ruhiges Leben, dessen dramatischer Höhepunkt neben dem Verlust mehrerer Kinder wohl seine Amtsenthebung in Berlin war.

Was bleibt, sind seine Lieder. Bereits im 18. Jh. fand man sie in allen deutschen evangelischen Gesangbüchern. Dank ihres volkstümlichen Charakters, der schlichten Sprache und der Zeitlosigkeit ihrer Texte werden sie nun schon seit über 350 Jahren von evangelischen Christen gesungen.

Sie stammt von 1931, als der ursprüngliche Eingang zur Kirche geschlossen und das Turmportal neu errichtet wurde. Freunde von historischem Kircheninventar werden sich an dem Altar, der Kanzel und dem Taufbecken aus dem 16. und 17. Jh. erfreuen.


Schloss Lübben

Ursprünglich war die Kirche dem heiligen Nikolaus gewidmet. Früher wurde sie auch „Deutsche Kirche“ in Abgrenzung zur sorbisch/wendischen Kirche genannt, die heute nicht mehr existiert. Ihren aktuellen Namen erhielt sie ebenfalls erst 1931. Er erinnert an den berühmten Kirchenlieddichter Paul Gerhardt, der von 1669 bis 1676 hier seine letzte Anstellung hatte. Seine Skulptur thront vor dem Kircheneingang. Innen ist er auf einem Ölgemälde und auf einem Bleiglasfenster abgebildet.

♦ Den Turm mit seinen 115 Stufen kann man zwischen April und Oktober während einer Führung mit der Türmerin Vera Städter besteigen. Öffentliche Führung Mo und Fr 16.30 Uhr, Mi 10.30 Uhr. Anfragen unter Tel. 03546-18081, tuermerin-luebben@gmx.de.

Schloss Lübben: Hübsch saniert und in gelbem Gewand thront das Schloss Lübben dennoch recht unscheinbar am Rande der Innenstadt. Als eines der wenigen historischen Gebäude hat es die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg überlebt. Ursprünglich stand an dieser Stelle ein slawischer Ringwall, dann eine Wasserburg. Erbaut wurde das heutige Schlossgebäude im 16. Jh. von Bohuslav Felix Lobkowitz von Hassenstein, der als Landvogt nach Lübben kam, um von dort aus die Niederlausitz zu verwalten. Das bestehende Gebäude entsprach offenbar nicht seinen Vorstellungen eines repräsentativen Amts- und Wohnsitzes. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Schloss so stark beschädigt, dass Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg das Gebäude um 1680 entkernen und neugestalten ließ. Zu dem mächtigen, noch auf das Spätmittelalter zurückgehenden Turm kam das heute gelb leuchtende Oberamtshaus mit seinem wunderbaren Renaissance-Giebel als Regierungssitz für die Niederlausitz hinzu. Auch die beiden Marställe, von denen heute einer noch erhalten ist, stammen aus dieser Zeit.

Der berühmteste Raum des Schlosses befindet sich im ältesten Teil, im Turm - und ist doch in seiner jetzigen Gestaltung verhältnismäßig jung: Der Wappensaal entstand um 1915. Zwar ist er nicht übermäßig groß, doch beeindruckt er mit seiner bunten Fülle an ständischen Wappen, der dunklen Holzvertäfelung, Wand- und Deckenmalereien sowie einem riesigen Gemälde, das die gesamte hintere Wand ausfüllt. Zu sehen ist die Begrüßung des Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg im Jahr 1448. An drei Seiten des Saales befinden sich Nischen, in denen bürgerliche und adelige Vertreter der Niederlausitz ihre Plätze hatten. Entsprechend des Ranges haben die Nischen eine, zwei oder drei Stufen. Wer genau hinschaut, findet ein modernes Wappen und die Namen der Restauratoren, die sich in einigen Wappen verewigt haben.

Besichtigen kann man den Saal bei einem Besuch des Museums, das im Schloss untergebracht ist. Die Dauerausstellungen zur Regionalgeschichte sind modern und interaktiv gestaltet. Neben regionaler Archäologie werden die Stadtgeschichte mit all ihren Facetten und die Geschichte der Niederlausitz ansprechend präsentiert. Ein Highlight ist die gusseiserne Truhe, die nur durch einen geheimen Mechanismus geöffnet werden kann. Besucher dürfen ihr Glück an dem historischen Safe selbst ausprobieren und werden bei Erfolg mit einer süßen Überraschung belohnt. Jährlich ergänzen mehrere Sonderausstellungen mit regionalem Bezug das Angebot. Momentan wird das Museum sukzessive neu gestaltet, bleibt aber weiterhin zugänglich.

♦ Stadt- und Regionalmuseum im Schloss, Mi-So 10-17 Uhr, Mo/Di geschlossen. Ernst-von-Houwald-Damm 14, www.luebben.de.

Ständisches Landhaus: Schräg gegenüber dem Schloss ist ein weiteres historisches Gebäude erhalten geblieben: Das ständische Landhaus wurde Anfang des 18. Jh. als Verwaltungssitz der Niederlausitzer Stände gebaut. Diese Funktion hat es heute - als Sitz des Landratsamtes - wieder. Wer durch den Ehrenhof zum Eingangsportal geht, sieht das Baujahr 1717 in römischen Zahlen und das Wappen der Niederlausitz über der Tür.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde das Gebäude durch die Gutherzigkeit eines einzigen Mannes vor dem Niederbrennen gerettet. Der preußische König forderte Brandschatzungsgelder in Höhe von 20.000 Talern, welche die Stände nicht aufbringen konnten. Der zuständige Geldeintreiber streckte die Summe vor und verhinderte damit die Zerstörung des Gebäudes. Diesen skurrilen Vorfall soll Gotthold Ephraim Lessing in seinem Lustspiel „Minna von Barnhelm“, entstanden um 1763, verarbeitet haben. Dort ist es Major Tellheim, der sich „die Strenge ersparen [wollte] und [...] die fehlende Summe selbst vor [schoss].“ Das Fräulein Minna war angetan: „Ich liebte Sie um dieser Tat willen, ohne Sie noch gesehen zu haben.“

Schlossinsel und Spreelagune

Südlich der Innenstadt schließt sich ein großer Freizeitbereich an, bestehend aus Schlossinsel und Spreelagune. Die Schlossinsel ist ein modern und schön gestalteter Park, der von der Spree umflossen wird. Neben weiten Grünflächen gibt es hier einen großen Wasserspielplatz, ein Heckenlabyrinth und einen Klanggarten. Wer durch diesen Park wandelt, läuft gleichsam auf den Trümmern des alten Lübben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier der Schutt der zerstörten Gebäude gesammelt. Mit der Neugestaltung ist es gelungen, dieses Areal wieder positiv zu besetzen und in das Tourismuskonzept der Stadt zu integrieren.

Über zwei Fußgängerbrücken erreicht man eine weitere kleine Insel, auf der sich die Tourist-Information und die große Kahnabfahrtstelle befinden. Außerdem kann man hier an mehreren Spreewaldläden entlangbummeln, Minigolf spielen oder sich einen Imbiss gönnen.

Über einen langen barrierefreien Holzsteg erreicht man die Spreelagune, ein künstlich angelegtes flaches Becken, das mit der Spree verbunden ist. Hier gibt es einen Wasserwanderrastplatz für Paddler und Kanuten und einen großen Sandstrand. Im Sommer ist die Lagune ein beliebter Treffpunkt zum Baden.

Slawenburg mit Haus Burglehn

Fünf Gehminuten südlich der Spreelagune erhebt sich der kreisrunde Rest einer mittelalterlichen Slawenburg, im Volksmund „Burglehn“ genannt. Erbaut wurde die Anlage wahrscheinlich im 11. oder 12. Jh. auf den Resten eines noch älteren Walls aus dem 9. oder 10. Jh. Vermutlich diente sie den Lusici, einem westslawischen Stamm, als Königsburg, vielleicht sogar als Residenz der Burggrafen von Lübben, bevor diese das nahe gelegene Schloss Lübben erbauen ließen.


Die Spree an der Schlossinsel

Der Wall war ursprünglich etwa 4 m hoch und bestand aus einem mit Erde gefüllten Holzgerüst. Zusätzlich geschützt wurde er von einem Wassergraben. Erreichen konnte man das Innere nur über einen Damm, der heute noch auf der Wiese nördlich des modernen Eingangs zu erahnen ist.

Nachdem das Schloss Lübben errichtet worden war, verfiel die Anlage, die Wallkrone wurde planiert und das Gelände als Bauernhof genutzt. Um 1900 entstand die Gaststätte, die heute noch als „Haus Burglehn“ ein idyllisches Ambiente für Veranstaltungen und Feste bietet.

Ortsteil Steinkirchen

Der Lübbener Ortsteil Steinkirchen schließt sich südlich an die Innenstadt an und lässt sich mit einem Spaziergang von der Spreelagune über die Slawenburg erreichen. Das geschäftige Treiben scheint hier, zwischen Feldern und Bauernhäusern, ganz fern. Der Name des 1396 erstmals erwähnten Ortes leitet sich von der spätromanischen Kirche St. Pankratius ab. Steht man seitlich vor dem rustikalen Gotteshaus, kann man seine verschiedenen Bauphasen gut nachvollziehen: In der ersten Hälfte des 13. Jh. entstand ein erster Kirchenbau aus Backstein, in der zweiten Hälfte ein Anbau aus Feldstein. Damit ist St. Pankratius eine der ältesten erhaltenen Kirchen in der Niederlausitz. Der mit Holz verkleidete Glockenstuhl wurde vermutlich im späten 17. Jh. angebracht. Zwar ist die Kirche in der Regel verschlossen, doch gibt es auch außen einiges zu entdecken: An der südlichen Seite des Chors befindet sich eine Gruft aus dem 18. Jh. An deren Front ist der kunstvoll gestaltete Grabstein einer Dame mit dem schönen Namen Karoline Kunigunde Wend eingearbeitet. An der Nordseite sind direkt an der Kirchenmauer einige Familienmitglieder derer von Houwald bestattet, darunter auch Ernst von Houwald. Seinen Überredungskünsten ist es zu verdanken, dass Karl Friedrich Schinkel die fantastische Dorfkirche in Straupitz entwarf.


Schloss Neuhaus

Die letzten 23 Jahre seines Lebens verbrachte Ernst von Houwald im ca. 300 m entfernten Schloss Neuhaus. Das großzügige und im klassizistischen Stil gestaltete, auf einem Sockel erhöht gelegene Haus stammt aus dem Jahr 1801. Houwald erwarb es 1822, nachdem er zum Landsyndikus der Niederlausitz ernannt worden war, und wohnte dort bis zu seinem Tod 1845. Von Houwald, der sich in erster Linie als Dichter und Dramatiker hervortat, hatte einen großen Bekanntenkreis im Milieu der Schriftsteller und Künstler. Viele von ihnen lud er regelmäßig nach Neuhaus ein, so etwa Bettina und Achim von Arnim oder Friedrich de la Motte Fouqué.

Umrundet man das schlossartige Gebäude, setzt sich auf eine Gartenbank oder in den Schatten der mächtigen Platane, kann man sich gut vorstellen, wie Houwald und seine Freunde in dieser Umgebung Inspiration zu romantischen Gedichten fanden. Heute küsst die Muse auf Neuhaus immerhin noch Schüler der Kreismusikschule, die in den historischen Räumen residiert.

Praktische Infos

Information Spreewald-Service Lübben, Mo-Fr 10-16 Uhr, Ernst-von-Houwald-Damm 15, 15907 Lübben, Tel. 03546-3090, www.luebben.de.

Stadtführungen Es gibt verschiedene geführte Themenrundgänge wie den Nachtwächter-Rundgang und den Abenteuer-Turmaufstieg für Kinder. Termine und Buchung unter www.luebben.de.

Verbindungen Stündlich halten der RE2 und der RB24 aus Richtung Berlin, Cottbus und Senftenberg am Bahnhof Lübben.

Parken Es gibt mehrere ausgeschilderte Parkplätze, alle kostenpflichtig. Kostenlos parkt man auf dem großen Parkplatz „am Burglehn“, von dort kann man gemütlich zur Spreelagune und in die Innenstadt spazieren.

Essen & Trinken Strandcafé €€€ 8, stimmungsvolles Restaurant mit gehobener Spreewaldküche direkt am Hafen, sehr schöne Terrasse am Wasser. Tägl. 7.30-22 Uhr. Ernst-von-Houwald-Damm 16, Tel. 03546-7364, www.strandcafe-luebben.de.

Mein Tipp Im alten Gärtnerhaus €€-€€€ 7, sehr charmantes kleines Lokal in der Nähe vom Hafen, Regionales und Internationales in ausgezeichneter Qualität, unbedingt reservieren. Mi/Do 17-22 Uhr, Fr-So 12-22 Uhr, Mo/Di geschlossen. Ernst-von-Houwald-Damm 6, Tel. 03546-186956, www.altes-gärtnerhaus-lübben.de.

Café Liuba € 5, hausgemachte Torten, Eisbecher und Plinsen. Do-So 11-17 Uhr. Judengasse 17, Tel. 03546-9289613.

Saftladen € 10, frisch gepresste Säfte, Limos und ausgefallene Cocktails, dazu Plinsen, Eisbecher und „geile Stullen“, direkt neben der Tourist-Info auf der Schlossinsel. Di-So 11-19 Uhr, Mo geschlossen. Ernst-von-Houwald-Damm 15, Tel. 0151-56970707.


Cafés

5 Café Liuba

Essen & Trinken

6 Dodge City Saloon 7 Im alten Gärtnerhaus 8 Strandcafé

Shopping

10 Saftladen

Sonstiges

1 Gasthaus Lehnigksberg 2 Katers Bootsverleih 3 Bootsvermietung am Spreewaldhotel Stephanshof 9 Boots- & Zweiradverleih Gebauer

Übernachten

3 Spreewaldhotel Stephanshof 4 Hotel Spreeblick 11 Strandhaus Boutique Resort und Spa 12 Spreewald-Camping Lübben 13 Womo-Stellplatz am Burglehn 14 Hotel Lindengarten 15 Jugendherberge mit Zeltplatz Lübben

Dodge City Saloon €€-€€€€ 6, amerikanisches Lokal im Wild-West-Stil, passend angerichtete Burger und Steaks, auch vom Känguru, Bison und Zebra. Mi-Sa 17-22 Uhr, So 17-21 Uhr, Mo/Di geschlossen. Bergstraße 3a, Tel. 03546-4051, www.dodge-city-saloon.de.

Übernachten Spreewaldhotel Stephanshof €€€-€€€€ 3, gediegenes 4-Sterne-Hotel mit 29 Zimmern mitten in Lübben, schöne Lage direkt am Wasser und am Gurkenradweg. Die Ausstattung ist modern, es gibt eine Hotelsauna, und Gäste können sich Kanus und Fahrräder leihen. Kahnfahrten direkt ab Hotel. Das Restaurant hat eine große Terrasse am Wasser. Hunde sind willkommen. Lehnigksberger Weg 1, Tel. 03546-27210, www.spreewaldhotel.de.

Strandhaus Boutique Resort und Spa €€€-€€€€ 11, 4-Sterne-Hotel in zentraler Lage auf einer kleinen Insel direkt bei der Tourist-Info und an der Spree. Das Ambiente ist sehr geschmackvoll, hell und freundlich. Besonders schön ist auch die Liegewiese an der Spree, von wo aus man vorbeifahrende Boote beobachten kann. Zum Hotel gehören außerdem ein kleiner Wellnessbereich und ein Restaurant mit gehobener regionaler Küche und schöner Terrasse mit Blick auf die Spree. Ernst-von-Houwald-Damm 16, Tel. 03546-7364, www.strandhaus-spreewald.de.

Hotel Spreeblick €€€€ 4, zentral in Lübben gelegenes familiengeführtes 3-Sterne-Hotel mit modernen Zimmern und Dachterrasse. Einige Zimmer haben Blick zum Fließ hinter dem Haus. Hervorzuheben ist der tolle Wellnessbereich mit drei Saunen, Dampfbad und kleinem Außenbereich, der aber bei regulärer Buchung 16 € Eintritt kostet. Im Restaurant wird ansprechend angerichtete Spreewaldkost serviert, in der Bar kann man sich durch 200 Whiskeysorten probieren. Gubener Straße 53, Tel. 03546-2320, www.hotel-spreeblick.de.

Hotel Lindengarten €€-€€€ 14, zünftiges Landhotel am westlichen Stadtrand von Lübben. Etwas ab vom Schuss, dafür relativ günstig, schön ruhig und idyllisch. Einfache Zimmer mit modernen Bädern, großer Außenbereich mit gemütlichem Biergarten. Das Hotelrestaurant bietet solide regionale Küche. Treppendorfer Dorfstraße 15, Tel. 03546-4172, www.spreewald-luebben.de.

Gasthaus Lehnigksberg €€€ 1, Alleinlage nördlich von Lübben, nur zu erreichen über eine schmale Straße. Die Zimmer sind liebevoll hergerichtet, teilweise mit Balkon, Frühstück ist inklusive. Im Restaurant wird gutbürgerliche Küche serviert, der Biergarten lädt zum Verweilen ein. Hier gibt es bei schönem Wetter auch ein Eisbüdchen mit interessanten Geschmackskombinationen. Kahnfahrten, Paddel-

boot- und Fahrradverleih. Toller Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren entlang der Fischteiche. Kein WLAN, keine Haustiere erlaubt. Lehnigksberg 1, Tel. 03546-229303, www.lehnigksberg.de.

Camping & Womo-Stellplätze Jugendherberge mit Zeltplatz Lübben €-€€ 15, idyllisch und ruhig mitten in der Natur und direkt an der Spree gelegen. Rustikales Interieur, großer Außenbereich mit Storchenfamilie. Übernachtung im Haupthaus, im Fass oder auf dem Zeltplatz möglich. Paddelboot- und Fahrradverleih. Zum Wendenfürst 8, Tel. 03546-3046, www.jh-luebben.de.

Spreewald-Camping Lübben € 12, groß, ruhig und doch zentral gelegen direkt an der Spreelagune. Das touristische Zentrum ist in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Übernachtung auch im Fass, in der Finnhütte oder im Strandcaravan möglich. Grillwarenautomat mit Fleisch vom lokalen Metzger. Bootsverleih für Gäste. Am Burglehn 10, Tel. 03546-7053, www.spreewald-camping-luebben.de.

Womo-Stellplatz am Burglehn 13, kein Strom, keine Entsorgung, dafür kostenlos und ruhig. Service kann man auf dem benachbarten Campingplatz gegen eine kleine Gebühr in Anspruch nehmen.

Kahnfahrten Im großen Lübbener Kahnhafen stehen in der Saison täglich ab 10 Uhr Kähne für eine Stadtrundfahrt, Fahrten nach Lehde und Schlepzig sowie besondere Themenfahrten bereit. Hier gibt es auch rollstuhlgerechte Kähne. www.flottes-rudel.de.

Weitere Anbieter sind über das Stadtgebiet verteilt und werden auch über die Tourist-Info vermittelt. Eine Übersicht gibt es unter www.spreewald-info.de und www.spreewald.de.

Boots- und Fahrradverleih Katers Bootsverleih 2, Am kleinen Hain 247, Tel. 0171-2031112.

Boots- & Zweiradverleih Gebauer 9, im historischen Bootshaus, Bootsrückholservice, Rad- und Wasserwanderkarten, Cityräder und Mountainbikes. Lindenstraße 18, Tel. 03546-7194, www.spreewald-bootsverleih.de.

Tour 9: Doppelrunde von LübbenLeichte Paddeltour auf breiten Wasserstraßen mit viel Natur und zwei Schleusen.

Bootsvermietung am Spreewaldhotel Stephanshof 3, hier auch Kahnfahrten buchbar, Lehnigksberger Weg 1, Tel. 03546-27210, www.paddeln-am-stephanshof.de.

Hochseilgarten/Klettern Kletterwald Lübben, schöne Lage außerhalb des Ortes im Kiefernwald, 10 Parcours mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und ein Kletterturm. Eintritt 20 €, Jugendliche und Studierende zahlen 17 €, Kinder bis 10 Jahre 14 €, Kinder bis 7 Jahre 11 €. Juni/Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr, Mai und Sept./Okt. Do-So 10-18 Uhr. Hartmannsdorfer Straße 27, Tel. 0157-30051727, www.kletterwald-luebben.de.

Kino Spreewald Lichtspiele, zwei Säle, ausgewählte Blockbuster, schönes Angebot für Kinder. Poststraße 11, Tel. 03546-934592, www.spreewald-lichtspiele.de.

Veranstaltungen Juni-August: Lübbener Kindersommer; Juli: Lübbener Kahnnacht; September: Spreewaldfest. www.luebben.de.

Fischteiche zwischen Lübben und Schlepzig

Entspannt mit dem Fahrrad auf Schotter rollen, dabei Wasservögel beobachten, Biberspuren entdecken und zwischendurch die Beine ins Wasser halten - eine Radtour oder Wanderung rund um die Fischteiche lohnt sich für Naturliebhaber und Aktive.


Sümpfe neben den Fischteichen

Zwischen Schlepzig und Lübben erstrecken sich entlang der Hauptspree 22 Fischteiche. Sie sind von Süd nach Nord in vier Teichgruppen angelegt und werden von Nebenkanälen der Spree gespeist. Gezüchtet werden hier hauptsächlich Karpfen, dementsprechend flach und schlammig sind die Gewässer. Alle Teiche können vollständig abgelassen werden und verwandeln sich dann in eine Miniatur-Wattlandschaft.

Angeln oder baden darf man hier nicht, dafür ist es ein Erlebnis, auf dem Deich zwischen Teichen und Spree entlang zu wandern oder zu radeln. Den Inselteich im Norden und die Teichgruppe I im Süden kann man umrunden; wer die gesamte Strecke von Schlepzig nach Lübben oder andersherum zurücklegen will, hat ca. 12 km vor sich.


Der Inselteich

Entlang des Weges gibt es vor allem eines zu sehen: Natur pur! Zahlreiche Wasser- und Greifvogelarten, die hier ihren Lebensraum haben, können ungestört beobachtet werden. Mit Glück bekommt man sogar einen Fischadler oder Schilfrohrsänger vor das Fernglas. Im Uferbereich der Spree hat der Biber Spuren hinterlassen. Sogar Fischotter leben hier, tagsüber wird man die scheuen Tiere aber kaum zu sehen bekommen.

Eingebettet sind die Teiche in eine von Heideflächen und Mischwald durchzogene Auenlandschaft. Große Teile davon stehen unter Naturschutz. Natur und Kultur treffen sich zwischen den Teichgruppen II und III etwa in der Mitte der Teichkette: Im Naturschutzgebiet Biebersdorfer Wiesen befand sich einst ein Hutewald, der aktuell durch die gezielte Bewirtschaftung mit schottischen Galloway-Rindern wiederhergestellt werden soll. Direkt westlich davon überspannt das 2019 eingeweihte Hartmannsdorfer Wehr die Spree. Es ersetzt einen Vorgängerbau von 1938, der in den 80er-Jahren modernisiert und erweitert, für den Neubau aber nun vollständig abgerissen wurde. Die Wehranlage dient der Regulierung der Spreekanäle rund um Lübben sowie der Hochwasserableitung. Neben einem Durchlass für kleine Boote gibt es auch einen Fischpass und im Hartmannsdorfer Graben an der Westseite des Wehrs eine Fischaufstiegsanlage, die den Fischen den Aufstieg aus den Kanälen des inneren Spreewaldes in die Spree ermöglicht. Auf einem Steg kann man über das Wehr auf die andere Seite der Spree gelangen.

Besonders spannend ist ein Besuch der Teiche am letzten Oktoberwochenende, denn dann findet am Inselteich in Schlepzig das große Schau-Abfischen statt. Über 30 Tonnen Fisch ernten die Fischer der Peitzer Edelfisch GmbH jährlich zu diesem Termin. Das Spektakel zieht Hunderte Besucher an. Unbedingt an die Kühltasche für fangfrischen Fisch denken!

Parken In Lübben am Gasthaus Lehnigksberg, in Schlepzig an der Dorfstraße.

Essen/Übernachten Spreewaldgasthaus Petkampsberg €€-€€€, idyllisch und einsam gelegen zwischen Inselteich und Teichgruppe III direkt an der Spree, regionaler Fisch, Spreewaldspezialitäten, Kaffee, Kuchen und Eierplinse. Spielplatz mit großer Sandfläche. Rustikale Übernachtungsmöglichkeiten in Gästezimmern oder im Radlerbungalow. Petkampsberg 1, Tel. 035472-247, www.gasthaus-im-spreewald.de.

Tour 6: Von Lübben in den UnterspreewaldTagesradtour von Lübben durch den Unterspreewald, die auf dem Rückweg an den Fischteichen vorbeiführt.

Schlepzig (Słopišća)

Neben Lübben ist das hübsche Schlepzig der Touristenmagnet im Unterspreewald. Herrlich sitzt man am Großen Hafen bei einem Eis oder Kaffee. Ein Bummel über die lang gezogene Dorfstraße lädt dazu ein, Spreewaldwhiskey zu verkosten, alte Fachwerkhäuer zu bestaunen und eine Ausstellung zur Unterwasserwelt der Fließe zu besuchen.

Knapp außerhalb des dicht bewachsenen Unterspreewaldes und 10 km nördlich von Lübben liegt malerisch zwischen endlosen Feuchtwiesen das 500-Seelen-Dorf Schlepzig. Eine wendische Siedlung ist hier schon seit dem Jahr 1004 belegt, und der niedersorbische Name Słopišća verweist darauf, dass die Häuser hier wegen des feuchten und lehmigen Untergrundes ursprünglich auf Pfählen gebaut wurden. In Schlepzig, das 1999 zum schönsten Dorf Brandenburgs gekürt wurde, sind erstaunlich viele Fachwerkhäuser erhalten. Sie stammen aus der Zeit nach dem großen Dorfbrand im Jahr 1769, welchen der Legende nach ein Bauernmädchen entfachte, als es versehentlich etwas Glut auf trockenem Flachs verschüttete.

Im Gegensatz zu manch anderem Spreewalddorf ist Schlepzig keineswegs verschlafen, sondern hat mit der Dorfstraße eine regelrechte Tourimeile mit schrulligen alten Häuschen, zwei Museen, mehreren Kahnhäfen, dem Spreewaldresort Seinerzeit, einer Whiskey-Brennerei sowie der Spreewaldbrauerei. Abgesehen vom Dorfbummel bietet Schlepzig zahlreiche Freizeitmöglichkeiten mit privaten Ferienunterkünften sowie Boots- und Kanuverleihstationen. Rundherum gibt es viele Wandermöglichkeiten, zum Beispiel in das Naturschutzgebiet Buchenhain oder zu den Fischteichen.

Sehenswertes und Natur

Großer Hafen: Eine erste Anlaufstelle ist der zauberhafte Große Hafen am westlichen Ortsrand, hier kann man Kahn oder Paddelboot entern, sich einen Imbiss im Hafenstübchen gönnen oder einfach dem touristischen Treiben von der Wiese aus zusehen, die mit traditionellen Bestandteilen der Spreewaldwirtschaft wie Kahn und Schober gespickt ist.


Blick vom Großen Hafen


Hier wird Spreewald-Whiskey hergestellt

Brauerei und Weidendom: Schräg gegenüber fällt der „Hopfenturm“ der Spreewälder Privatbrauerei 1788 ins Auge. Die Brauerei gehört zum Spreewaldresort Seinerzeit und kann bei Führungen besichtigt werden. Beliebte Produkte sind das Spreewälder Pils, das Spreewälder Dunkel oder das Zwickel. Zum Resort gehört außerdem ein großer Außenbereich mit Ausschank, Imbiss, Kahnhafen und dem bizarren Weidendom. Diese aus lebenden Weiden bestehende Kuppel wurde 2004 errichtet und dient seitdem als Trausaal und Veranstaltungsort.

♦ Brauereiführungen inkl. Verkostung und Imbiss kosten 15 € p. P. und sind über www.seinerzeit.de anzufragen.

Alte Mühle mit Infozentrum Biospärenreservat: Begraben unter dem Spreewaldresort sind die Schlackereste eines Hammerwerkes aus dem 14. Jh. Da die Verhüttung von Raseneisenerz wohl nicht lukrativ genug war, wurde der Hammer etwa 100 Jahre später in eine Mühle umgewandelt. Diese tat ihren Dienst bis ins 18. Jh., als sie Opfer des großen Dorfbrandes wurde. 1771 wurde die Mühle nebenan als Getreide-, Öl- und Sägemühle wieder aufgebaut - und steht bis heute. Das dreistöckige Fachwerkhaus enthält eine Schaumühle, die nach Anmeldung besichtigt werden kann. Im Laden werden frisches Brot und Spreewaldprodukte verkauft. In dem zweiten, zur Mühle gehörenden Gebäude ist das Informationszentrum des Biosphärenreservates mit der Dauerausstellung „Unter Wasser unterwegs“ untergebracht. Mit der charmanten Aufmachung einer begehbaren Unterwasserwelt bekommen Besucher die Tier- und Pflanzenwelt des Unterspreewaldes nähergebracht. Kinder erfreuen sich besonders an Bully, dem Ochsenfrosch, einem riesigen Wasserfloh und den schwebenden Fischen. Neben der Ausstellung hat auch die Naturwacht hier ihren Sitz. An ausgewählten Terminen führen die Ranger des Biosphärenreservates durch die umliegenden Naturschutzgebiete.

♦ Informationszentrum mit Ausstellung „Unter Wasser unterwegs“ Apr.-Okt. Di-So 10-17 Uhr. Anmeldung zur Mühlenführung unter Tel. 0171-4328638. Ladenöffnungszeiten Fr-So 10-17 Uhr. Dorfstraße 51-52, www.spreewald-biosphaerenreservat.de.

Whiskey-Brennerei Spreewood Distillers: Schräg gegenüber der Alten Mühle kann man tief ins Glas schauen: Die Spreewood Distillers stellen den preisgekrönten Rye Whiskey „Stork Club“ mit regionalem Roggen her. Im Shop kann man stöbern, verkosten und abfüllen, Führungen finden regelmäßig statt. Im Sommer gibt es außerdem einen Cafébetrieb mit Biergarten und Kahnterrasse.

♦ Apr.-Okt. tägl. 10-17 Uhr, Nov.-März Do-So 10-17 Uhr. Dorfstraße 51, Tel. 035472-659142, www.stork-club-whiskey.com.

Evangelische Dorfkirche: Läuft man vom Zentrum entlang der Dorfstraße Richtung Osten, erreicht man an der Kreuzung Kuschkower Straße die Dorfkirche. Sie wurde 1782 anstelle der zuvor abgebrannten Vorgängerkirche auf einem Sandhügel außerhalb des Dorfkerns errichtet, um sie vor Hochwasser zu schützen. Hübsch anzusehen sind ihr Korpus aus Fachwerk und der hölzerne Glockenturm. Einen Kontrast zu dieser rustikalen Bauweise bildet das liebevoll bemalte Interieur. Der blaue Wolkenhimmel wurde 1981 ausgehend von Resten der ursprünglichen Deckenbemalung neu gestaltet. Sehenswert ist auch eine Darstellung des Abendmahls aus dem 16. Jh., welche die Zerstörung des Vorgängerbaus überlebt hat.

♦ März-Okt. tägl. 9-19 Uhr. Für Führungen und Schlüssel bei Herrn Garbe im Pfarrhaus melden (Dorfstraße 35, Tel. 035472-358). Kuschkower Straße 71.

Bauernmuseum: Noch weiter entfernt vom touristischen Zentrum liegt das Bauernmuseum, in dem sich auch die Tourist-Info befindet. Es ist das einzige Museum im gesamten Unterspreewald und wurde bereits 1985 eröffnet. Besonders sehenswert ist es deshalb, weil hier nicht einfach eine Ansammlung historischer Gegenstände präsentiert wird - stattdessen ist das Museum in einem komplett erhaltenen Bauerngehöft untergebracht, das der preußische König Friedrich Wilhelm III. dem Schlepziger Dorfschulzen im Jahr 1818 als Lehngut übergeben hatte. Auf etwa 5000 m² wird das bäuerliche Leben der Spreewaldbevölkerung in den letzten 200 Jahren dargestellt. Zu sehen gibt es originalgetreu eingerichtete Wohnräume, Ausstellungen zu traditionellen handwerklichen Tätigkeiten wie Flachsverarbeitung oder Spinnen sowie eine große Sammlung agrartechnischer Maschinen und Gerätschaften.

♦ Apr.-Okt. Mi-So 10-16 Uhr, März und Nov. 11-15 Uhr. Eintritt 3,50 €, Spinn- und Webkurse sowie Schaubacken im traditionellen Lehmbackofen auf Anfrage. Dorfstraße 26, Tel. 035472-225 (Museum), www.bauernmuseum-schlepzig.de.


Blick vom Aussichtsturm Wussegk

Naturlehrpfad Buchenhain: Westlich des Ortes führt der gut 4 km lange Naturlehrpfad hinein in den begehbaren Teil des inneren Unterspreewaldes, der sich zwischen den Totalreservaten Groß Wasserburg im Norden und Buchenhain im Süden befindet. Der erste, größere Abschnitt führt durch einen schönen Mischwald mit vielen hochgewachsenen Buchen. Rasten kann man in „Mollenhauers Hütte“ direkt am Puhlstrom. Nahe der Landstraße passiert man die beeindruckende Puhlstromschleuse samt Wehr. Der letzte Abschnitt der kleinen Wanderung lässt wieder mehr Spreewald-Feeling aufkommen, säumen doch Feuchtwiesen und Sümpfe den Weg. Direkt am Weg kann man das Tagewerk von Meister Biber bestaunen. Ein besonderes Highlight ist der hölzerne Aussichtsturm Wussegk, der einen herrlichen Ausblick auf die Feuchtwiesen bietet. Besonders in den Morgen- und Abendstunden lassen sich hier Kraniche, Gänse, Störche und Kiebitze beobachten. Vorbei am Wehr Schlepzig geht es zurück zum Parkplatz.

♦ Der Parkplatz befindet sich direkt an der L 421 etwas außerhalb des Ortes. Um den Lehrpfad zu erreichen, muss man zunächst etwa 350 m entlang der Straße nach Westen laufen, alternativ 100 m nach Osten, um den Weg in umgekehrter Richtung zu gehen.

Praktische Infos

Information Tourist-Info im Bauernmuseum, Tel. 035472-64025.

Essen/Übernachten Gasthof zum Unterspreewald €€-€€€, familiengeführter uriger Gasthof mit 300-jähriger Tradition, deftige Spreewaldkost im rustikalen Ambiente, Paddelbootverleih und kleiner Pensionsbetrieb (€€). Di ab 17 Uhr, Mi-So 11.30-20.30 Uhr, Mo geschlossen. Dorfstraße 41, Tel. 035472-279, www.spreewaldkuenzel.de.

Mein Tipp Café an der Spree €, klein, fein und sehr gemütlich. Bei Eis, Kuchen oder einem herzhaften Imbiss kann man die vorbeifahrenden Kähne und Paddelboote beobachten, und wenn das Plätzchen frei ist, dabei selbst im Kahn sitzen. Perfekt für einen Wander- oder Radelstopp. Do-Mo 11-17 Uhr. Dammstraße 12, Tel. 035472-65757.

Spreewaldresort Seinerzeit €€€, 4-Sterne-Hotel mit 41 Zimmern und Suiten, am Ortsrand von Schlepzig mit eigener Brauerei. Liebevoll eingerichtet, teilweise zimmereigene Sauna, Frühstück ist in den Zimmerpreisen enthalten. Teils raffinierte Speisen, teils Spreewaldküche im hauseigenen Restaurant mit gehobenen Preisen. Dorfstraße 53, Tel. 035472-6620, www.seinerzeit.de.

Hotel Müggenburg €€€, garni, idyllisch im Grünen gelegen etwas außerhalb des Ortes direkt an einem Altarm der Spree mit eigener Kahnablegestelle. Das Gebäude wurde 1995 in Anlehnung an den Ursprung des Dorfes auf Pfählen erbaut. 22 im Landhausstil gestaltete Zimmer, reichhaltiges Frühstück, herrlicher Garten mit Liegewiese. Grüne Wiese 11, Tel. 035472-6600, www.hotel-mueggenburg-spreewald.de.

Pension Spreewald-Landhaus €€, kleine Frühstückspension mit Apartments, Komfortzimmern und Ferienwohnung, Frühstück mit Aufpreis, Paddelbootverleih und Kahnfahrten in Tracht. Dorfstraße 19a, Tel. 035472-406, www.spreewald-landhaus.de.

Pension Andreas Krüger €€-€€€, liebevoll geführte Familienpension im ruhigeren Teil von Schlepzig, Einrichtung der Zimmer und vor allem der Scheune rustikal und nostalgisch mit vielen historischen Gegenständen. Paddelbootverleih, Biberkahnfahrten und Schlachtefest im November. Dorfstraße 87, Tel. 035472-451, www.spreewaldkrueger.de.

Kahnfahrten/Bootsverleih Bootsverleih & Kahnfahrten Uwe Krüger, Dorfstraße 65, Tel. 035472-65592, Tel. 0152-08221335, www.spreewald-uwekrueger.de.

Schiela’s Bootsverleih & Kahnfahrten, auch Rundtouren, Hochwaldtouren, Tages- und Mehrtagestouren, Apr.-Okt. tägl. 9-18 Uhr. Dammstraße 46 (direkt an der Hauptspree), Tel. 035472-377, Tel. 0172-5870536, www.bootsverleih-unterspreewald.de.

Kahnhafen am Weidendom & Bootsverleih, Dorfstraße 53, Tel. 03546-225820, Tel. 0172-2679288, www.kahnfahrtenimspreewald.de.

Bootsverleih „Beim Kahnfährmann“, auch geführte Paddeltouren. Dorfstraße 71, Tel. 035472-483, www.spreewald-schlepzig.de.

Am Neuendorfer See

Zum Neuendorfer See am nördlichsten Zipfel des Biosphärenreservates kommt, wer ungestört wandern, Wasservögel beobachten oder baden möchte. In Alt-Schadow gibt es den besten Räucherfisch weit und breit.

Der Neuendorfer See mit den anliegenden Ortschaften Neuendorf am See und Alt-Schadow bildet den nördlichsten Zipfel des Biosphärenreservates Spreewald. Umgeben ist er von Kiefernwäldern und herrlichen Feuchtwiesen, von denen drei unter Naturschutz stehen. Besonders weitläufig erstreckt sich die Wiesenlandschaft im Südwesten links und rechts der Spree, die bei Neuendorf in den See einfließt. Auf der Höhe von Alt-Schadow verlässt sie den See wieder, um sich nun in weitem Bogen gen Osten und hinaus aus dem Spreewald zu schlängeln. Mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von 2,5 m ist der große See ziemlich flach. In den zahlreichen Buchten und auf den Uferwiesen lassen sich viele Wasservögel und im Frühjahr und Herbst auch Gänse beobachten. Auch Angler kommen auf ihre Kosten: Neben Zander, Hecht und Barsch leben im See auch Karpfen und Wels. Wer einen längeren Aufenthalt am Neuendorfer See verbringen möchte, kann sich einen von mehreren Campingplätzen direkt am Ufer aussuchen. Am Waldcamp Seeblick im Süden befindet sich der öffentliche Strand Neuenbrück mit Liegewiese und Spielplatz, mit deftigen Speisen kann man sich im „Strandhaus“ versorgen.

Die beiden umliegenden Dörfer sind ruhig und unscheinbar. Durch Neuendorf am See (Nowa Wjas pśi jazoru) führt der Gurkenradweg. Über die Spreestraße gelangt man zum Wasserwanderrastplatz Quappe direkt an der Spreemündung. Hier kann man bei einem Picknick unter wogenden Weiden den Blick über die Feuchtwiesen schweifen lassen, ein Stück an der Spree entlangspazieren oder eine Rundwanderung um den See starten.


Neuendorf am See

In Alt-Schadow (Stary Škódow) auf der gegenüberliegenden Seite des Sees wird die Spree mithilfe eines historischen Nadelwehrs von 1911 reguliert. Von der Spreebrücke aus ist es gut zu sehen. Was von Weitem aussieht wie der halb versunkene Zaun eines gallischen Dorfes, ist eine Aneinanderreihung hölzerner „Nadeln“, die nach Belieben einzeln hochgezogen werden können, um Wasser durchzulassen. Leider wird dieses technische Kleinod in den nächsten Jahren einem Neubau weichen müssen, weil es nicht den aktuellen

Arbeitsschutzbedingungen entspricht und weil es jeden Winter trockengelegt werden muss, um Eisschäden zu verhindern. Dafür wird es zukünftig auch einen Fischdurchlass geben.

FKK-Freuden am Godnasee

Nur einen Katzensprung entfernt von Alt-Schadow, zu erreichen über die L 42, liegt der naturbelassene Godnasee. Er ist ein beliebtes Ziel bei FKK-Anhängern, die sich am großen Sandstrand tummeln oder auf kleine Badestellen rund um den See verteilen. Sanitäre Einrichtungen gibt es nicht, man ist hier mitten in der Natur. Auf einem schmalen Wanderweg kann man den See in einer halben Stunde umrunden, aber Obacht: Zum guten Ton gehören hier Wanderschuhe - sonst nichts.

Praktische Infos

Essen & Trinken Gulaschkanone €, an der Tschinka im Norden des Neuendorfer Sees, zu erreichen über die Neuendorfer Straße. Gulasch, Suppe, Wurst und Bier mitten im Grünen, perfekter Imbiss für müde Wanderer und Radler. In der warmen Jahreszeit tägl. 11-16 Uhr.

Zum Seeblick €€-€€€, leider nicht direkt am Wasser, dafür schöne Lage am Waldrand gegenüber vom Campingplatz, aufgetischt wird solide Spreewälder Hausmannskost. Mi-So 12-21 Uhr, Mo/Di geschlossen. Neuendorfer Straße 5b, 15913 Märkische Heide, OT Alt-Schadow, Tel. 035473-619, www.zum-seeblick.de.

Übernachten/Camping Pension „Haus zum See“ €-€€, Gästezimmer, Bungalow und Ferienhaus auf einem ehemaligen Bauerngehöft. Sehr gepflegtes und gemütliches Grundstück mit Grillmöglichkeit, Kahnverleih, Frühstück. Neuendorfer Straße 2, 15913 Märkische Heide, OT Alt-Schadow, Tel. 035473-704, www.spreewaldhaus-zum-see.de.

Waldcamping Seeblick €, rustikales, lauschiges Plätzchen mit Strand und kleiner Gaststätte auf dem Gelände des ehemaligen Betriebsferienlagers des Kraftwerks Lübbenau-Vetschau. Auch Bungalows und Hütten. Feuermachen ist wegen häufiger Waldbrandgefahr verboten. Am Strand 3, 15913 Märkische Heide, OT Hohenbrück, Tel. 035473-694, www.waldcampseeblick.de.

Halbinsel Raatsch €, großer und sehr idyllisch gelegener Campingplatz, ordentliches Restaurant, moderne Sanitäranlagen, Boots- und Fahrradverleih, Wildgehege. Halbinsel Raatsch 1, 15913 Märkische Heide, OT Alt-Schadow, Tel. 035473-600, www.halbinsel-raatsch.de.

Camping Nord €, ruhig und weitläufig mit Stellplätzen direkt am See, auch Ferienhaus- und Caravanvermietung, schöner Strandbereich mit Spielplatz und Sportmöglichkeiten, Kiosk und Gaststätte Seeblick mit Kegelbahn. Lindenstraße 31, 15913 Märkische Heide, OT Alt-Schadow, Tel. 035473-621, www.spreewaldcamping-nord.de.

Bio/Regional Einkaufen Fischerei Wolfgang Richter, erstklassige Adresse für fangfrischen und geräucherten Fisch aus ökologischer Fischerei. Der Fisch stammt aus dem Neuendorfer See, der Spree und umliegenden Gewässern, Forelle und Saibling aus einer nahe gelegenen Zuchtanlage. Auch Angelkarten, Bootsverleih und Ferienhausvermietung. Mai-Okt. Di-Fr 9-12 Uhr und 13-18 Uhr, Sa 9-12 Uhr, sonst nach Anmeldung. Lindenstraße 29, 15913 Märkische Heide, OT Alt-Schadow, www.spreewaldfischerei.de.

Tour 1: Rund um den Neuendorfer See Naturnahe Wanderung rund um den Neuendorfer See mit Bademöglichkeit.

Leibsch (Lubuš) und Neu Lübbenau (Nowy Lubnjow)

Über weite Feuchtwiesen führt der herrliche Wanderweg, der die verschlafenen Dörfer Leibsch und Neu Lübbenau miteinander verbindet. Leibsch hat eine sehenswerte Freiluftausstellung über historische Wehranlagen zu bieten, während in Neu Lübbenau eine sehr interessante Kirche steht.


Spreewaldhaus in Leibsch

Das idyllisch gelegene Dörflein Leibsch blickt auf eine über 1000-jährige Geschichte zurück. Bis ins 18. Jh. war es ein rein wendischer Ort, in dem die deutsche Sprache erst spät Einzug hielt. Nichts davon sieht man dem Dorf heute an, denn tragischerweise lag es im Randgebiet des Kessels von Halbe, in welchem im April 1945 bei der gleichnamigen Schlacht rund 30.000 Soldaten ihr Leben ließen. Leibsch wurde dabei fast vollständig zerstört. Einzige Relikte der Vorkriegszeit sind die Reste der historischen Wehr- und Schleusenanlage von 1910, zu denen sich auf einer Wiese weitere historische Schleusenbestandteile mit Schautafeln gleich einem kleinen Freiluftmuseum gesellen. Das Wehr wurde an dieser Stelle errichtet, um bei Überflutungsgefahr überschüssiges Wasser in den Dahme-Umflutkanal zu leiten. Heute übernimmt diese Aufgabe eine moderne Wehranlage mit Bootsdurchlass und Fischaufstieg.

An der Schleuse beginnt ein Spazierweg entlang der Spree, von dem aus man die teils ausgefallenen Häuser auf den Leibscher Wassergrundstücken sehen kann. Dieser Anblick gibt einen Vorgeschmack auf die zahlreichen Fließe des Oberspreewaldes, die in Ortslagen ebenfalls von liebevoll gestalteten Gärten und Wohnhäusern gesäumt werden.


Die Dorfkirche von Neu Lübbenau

Vom Leibscher Spreewehr führt ein schöner Wanderweg (blauer Punkt) quer über die Feuchtwiesen ins ca. einen Kilometer entfernte Nachbardorf Neu Lübbenau. Hier kann man sich ein Eis oder ein Stück Kuchen holen und die bizarre Dorfkirche aus dem Jahr 1939 bewundern. Den Begriff „Kirchenschiff“ hat der Architekt offenbar wörtlich genommen: Der Kirchenraum mit seinem ovalen Grundriss repräsentiert den Schiffsrumpf, das Dach wiederum ist dem Kiel eines Schiffes nachempfunden - das „Kirchenschiff“ steht also auf dem Kopf.

Ansonsten ist die Entstehungsgeschichte des Ortes spannender als der Ort selbst: Friedrich Wilhelm I. von Preußen soll zu Besuch bei seinem Freund, dem Grafen zu Lynar, in Lübbenau gewesen sein, das damals zum Königreich Sachsen gehörte. Dort wurde er Zeuge des blühenden Gurkenanbaus und beschloss, dass auch Preußen am Erfolg des knackigen Gemüses teilhaben solle. 1729 ließ er daraufhin Dutzende Bauern aus Lübbenau abwerben und im Unterspreewald ansiedeln. In Erinnerung an die weit entfernte Heimat (immerhin lag diese in einem anderen Reich) nannten diese ihr neues Zuhause „Neu Lübbenau“. Ungeeignete Böden führten allerdings zu Missernten, und der preußische Traum vom Gurkenimperium platzte. Die Gurke und zahlreiche Bauern gingen, die Siedlung Neu Lübbenau aber blieb.

Essen & Trinken in Leibsch Gaststätte Spreeblick €-€€, herrliche Gartenterrasse mit Bootsanleger, auf der deftige Hausmannskost geboten wird. Im Sommer perfekt für eine Erfrischung zwischendurch. Leibscher Hauptstraße 19, 15910 Unterspreewald, OT Leibsch, Tel. 035473-81600.

... in Neu Lübbenau Bäckerei und Café Mocca €-€€, wochentags wechselndes Mittagsangebot mit Hausmannskost, es wird bewusst auf natürliche Zutaten geachtet, auch Frühstücksangebot, Brot und Torten in der Bäckerei und Konditorei. Hauptstraße 63, 15910 Unterspreewald, OT Neu Lübbenau, Tel. 035473-636, www.bäckerei-kuske.de.

Übernachten/Fahrrad- und Bootsverleih in Leibsch Pension am Spreeufer €, 5 unterschiedlich große Ferienwohnungen. Das große moderne Haus liegt idyllisch direkt am Fließ, herrlicher Garten. Haustiere nach Absprache erlaubt. Räder und Boote können auch von externen Besuchern des Ortes ausgeliehen werden. Kahnfahrten mit Voranmeldung. Leibscher Hauptstraße 8, 15910 Unterspreewald, OT Leibsch, Tel. 035473-315, www.pensionamspreeufer.de.

... in Neu Lübbenau Scheunenherberge €, ehemaliger Kuhstall umgestaltet zu „Schlafställen“, in denen Radler, Wanderer, Familien usw. in eigenen Schlafsäcken übernachten können. Beheizt, Sanitäranlagen vorhanden, dazu Einzel- und Doppelzimmer und Ferienwohnungen, Frühstück, zahme Bauernhoftiere. Berliner Chaussee 1, 15910 Unterspreewald, OT Neu Lübbenau, Tel. 035473-81770, www.scheunenherberge.de.

Rund um die Krausnicker Berge

Ein Mini-Gebirge am Rande des Spreewaldes - das ist der sogenannte Bergspreewald. Wer gerne wandert, sollte sich unbedingt einen Tag Zeit nehmen, um dieses wunderschöne Fleckchen Natur zu erkunden. Am Fuße der „Berge“ liegen die idyllischen Waldseen, auf dem „Gipfel“ gewährt ein Aussichtsturm sensationelle Blicke in die Lausitz.


Der Pirchersee bei Köthen

Wer zwischen Schlepzig und dem Neuendorfer See unterwegs ist, wird eine bewaldete Erhebung am westlichen Horizont bemerken. Das sind die Krausnicker Berge, weniger gebräuchlich ist die Bezeichnung „Bergspreewald“. Diese kompakte Hochfläche besteht aus einigen überraschend steilen Hügeln und wird vom 144 m hohen Wehlaberg gekrönt, dessen Erklimmung einem ganz schön den Schweiß auf die Stirn treiben kann. Auf der Kuppe steht ein moderner Aussichtsturm mit kunstvoll gestalteter Holzfassade. Von der 24 m hohen Plattform überblickt man gefühlt die flache Ebene ganz Brandenburgs. Im Westen erhebt sich wie ein futuristischer Erdpickel das Tropical Islands, im Norden kann man bei klarer Sicht sogar den knapp 60 km entfernten Fernsehturm in Berlin sehen. Sehenswert sind die Krausnicker Berge auch wegen ihrer alten Eichenbestände und der idyllischen kleinen Waldseen nahe Köthen. Eine besonders schöne Stimmung erleben Wanderer an klaren Herbsttagen, auch der Pilzkorb sollte dann nicht fehlen!

Wanderungen durch die Krausnicker Berge kann man in Köthen, Krausnick oder Groß Wasserburg beginnen. Die drei Dörfer sind an sich nicht besonders spektakulär, haben aber dennoch ihre kleinen Highlights.

Tropical Islands - Tropenparadies zwischen Fliegerbunkern der Sowjetarmee

Es ist schon ein bisschen skurril: Mitten im Nirgendwo auf einem ehemaligen Militärflugplatz steht eine über 100 m hohe Halle, in der ein tropischer Regenwald mit Freizeitparadies untergebracht ist.

Das 620 Hektar große Arial westlich des Unterspreewaldes wurde 1938 von der Wehrmacht erschlossen und diente fortan als Fliegerhorst, ab 1939 dann vornehmlich als Flugausbildungsstätte der Luftwaffe. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die sowjetischen Luftstreitkräfte den Flugplatz weiter und bauten ihn aus, hinzu kamen unter anderem eine weitere Rollbahn, diverse Flugzeugbunker für Jagd- und Bombenflieger sowie ein Munitionslager für Nuklear-Fliegerbomben. Einige der Bunker und Barracken sind auch heute noch zu sehen.


Blick vom Wehlaberg auf das Tropical Islands

1990 zogen die sowjetischen Streitkräfte ab, und der Flugplatz blieb fast 10 Jahre ungenutzt, bis die Cargolifter AG 1999 mit dem Bau einer riesigen Werfthalle für Luftschiffe auf dem Gelände begann. Cargolifter wollte Frachtluftschiffe bauen, die Lasten von bis zu 160 Tonnen über weite Strecken transportieren können. 2000 wurde die Halle fertiggestellt. Sie ist 360 m lang, 210 m breit und 107 m hoch und damit das größte freitragende Gebäude der Welt. Nur zwei Jahre später scheiterte das ambitionierte Unterfangen aufgrund mangelnder Investoren, noch bevor das erste Luftschiff gebaut war. Bereits 2003 fand sich ein zahlungskräftiger Interessent für die leerstehende Megahalle: Der malaysische Konzern Tanjong hatte vor, die Halle umzubauen und in ein riesiges Tropenparadies umzuwandeln - und hatte Erfolg. Um die 50.000 tropische Pflanzen wurden aus Malaysia eingeflogen, nach Vorbildern aus Thailand, Bali und Borneo wurden Häuser originalgetreu nachgebaut, die Innentemperatur auf tropische 26 Grad erhöht. 2004 strömten die ersten Badegäste ins Tropical Islands. Seitdem wurde es stetig erweitert. Mittlerweile gibt es neben dem Tropendorf und der Badelandschaft mit Lagune und diversen Becken Rutschen und verschiedene Wasserattraktionen, eine riesige Saunalandschaft und einen Außenbereich. Innen kann man in einem Ballon hochsteigen und auf die künstlich geschaffene Landschaft hinabblicken. Auch Übernachten ist hier möglich: in Zimmern, im Regenwaldcamp, auf dem Campingplatz oder im Ferienhaus - gleich neben der ehemaligen Landebahn.

♦ Geöffnet ganzjährig 24 Stunden, Zutritt 8-24 Uhr. Tageskarte 46 €, Übernachtungen in allen Kategorien sind sehr teuer (günstigste Kategorie: Stellplatz auf dem Campingplatz für 2 Personen 70 €/Nacht), dafür ist der Eintritt ins Tropical Islands inklusive. Anfahrt über die A 13, Ausfahrt Staakow, oder aus Krausnick. Mit dem Zug aus Berlin in Brand/Tropical Islands aussteigen, dort warten Shuttle-Busse. Wer sich für die Militärgeschichte des Areals interessiert, wird einen Blick von oben mittels Google Maps sehr aufschlussreich finden. Tropical-Islands-Allee 1, 15910 Krausnick, www.tropical-islands.de.

Krausnick (Kšušwica)

Das verschlafene Straßendorf Krausnick war im späten 19. und frühen 20. Jh. aufgrund der Nähe zum Bergspreewald eine beliebte Sommerfrische bei den Berlinern. Der rege Übungsbetrieb auf dem nahe gelegenen Militärflugplatz und die Nutzung der umliegenden Wälder als Jagdrevier durch ranghohe DDR-Politiker ließen den Tourismus nach dem Zweiten Weltkrieg rasch verebben. Die Straße zum Flugplatz führt Richtung Westen aus dem Ort heraus. Sie heißt heute Tropical-Islands-Allee und führt zu dem einzigartigen Tropen-Freizeitparadies, das mittlerweile auf dem ehemaligen Flugplatzgelände steht.


Pilzsaison in den Krausnicker Bergen

Ein interessantes Gebäude in Krausnick ist die Dorfkirche. Sie befindet sich versteckt auf einer Anhöhe und ist von der Hauptstraße nicht einsehbar. Der Fachwerkbau aus den 1720er-Jahren hat den außergewöhnlichen Grundriss eines griechischen Kreuzes, d. h., alle Flügel sind gleich lang. Barock sind die Haube auf dem hölzernen Türmchen sowie im Innern der Kanzelaltar. Auf dem Kirchhof herrscht eine besondere, fast unheimliche Stimmung, denn der vom angrenzenden Feld herüberpfeifende Wind hat die Bäume alle in eine Richtung verbogen. Neben dem auffälligen Familiengrab der Familie Mudrio befindet sich an der Südseite in der Flucht der Kirche ein sehr gut erhaltenes Kriegerdenkmal mit Adler und Schwert. Von hier gelangt man über den Kirchsteig hinunter zur Hauptstraße und in ihrer Verlängerung zum Pfarramt, wo man auch den Schlüssel zur Kirche erbitten kann (Hauptstraße 101, Tel. 035472-224).

Essen/Übernachten Landhotel Krausnick €€-€€€, familiengeführtes Landhotel am Ortsrand von Krausnick mit einfach ausgestatteten Zimmern, dafür ist das Frühstück inklusive, es gibt eine Sauna, Fahrradverleih und ein hauseigenes Restaurant, das auch für externe Besucher geöffnet ist. Serviert wird spreewaldtypische Kost. Alte Wasserburgerstraße 12, 15910 Krausnick-Groß Wasserburg, Tel. 035472-610, www.landhotel-krausnick.de.

Groß Wasserburg (Wódowy Grod)

Der verheißungsvolle Name des unscheinbaren Dorfes täuscht: Eine Wasserburg gab es hier nie, der Name leitet sich vermutlich von der einst zu Krausnick gehörenden Wassermühle ab, an die sich ein Gutshof anschloss. Interessant ist der Ort heute besonders für Wasserwanderer, denn der kleine Hafen an der Wasserburger Spree mit Wasserwanderrastplatz dient als Start- und Endpunkt für Paddeltouren. Nach Süden geht es durch den urigen Inneren Unterspreewald Richtung Schlepzig, nach Norden durchquert man die Schleuse und gelangt über den Randkanal zum Köthener See und von dort weiter über den Dahme-Umflutkanal nach Leibsch.


Der Schwanensee

Essen & Trinken Zum Unterspreewald €-€€, familiengeführtes Traditionsgasthaus direkt am Kahnhafen, hausgemachte Spreewaldkost, besonders im Sommer ist der grün bewachsene Biergarten eine Oase nach langer Rad- oder Paddeltour. Mo/Di 12-18.30 Uhr, Fr/Sa 12-20 Uhr, So 12-18 Uhr, Mi/Do geschlossen. Dorfstraße 22, 15910 Krausnick-Groß Wasserburg, Tel. 035473-555.

Camping Wasserwanderrastplatz €, direkt am Kahnhafen, für Zelte, gegenüber für Wohnmobile, Sanitäranlage vorhanden, auch Paddelbootvermietung und Kahnfahrten. Dorfstraße 1, 15910 Krausnick-Groß Wasserburg, Tel. 0172-9909191, www.campenimspreewald.de.

Bogenschießen Zum BogenBiwak, Bogenschießen, Floßvermietung, Ferienwohnungen (€€) und Café. Di-So 11-18 Uhr, Mo geschlossen. Dorfstraße 25a, 15910 Krausnick-Groß Wasserburg, Tel. 035473-2124, Tel. 0172-6971444, www.zumbogenbiwak.de.

Köthen (Kóśina)

Der abgelegene Ort am schönen Köthener See war schon in der DDR ein beliebtes Ausflugsziel mit zwei Ferienheimen und einem Zeltplatz. Die Tradition fortführend, besteht heute noch eine sehr schöne Jugendherberge direkt am See. Gleich nebenan befindet sich eine öffentliche Badestelle mit Strand und Toiletten. Abgesehen vom Badespaß lohnt sich ein kleiner Spaziergang durchs Dorf: Einige alte Fachwerkhäuser wechseln sich ab mit großzügigen, teilweise architektonisch gewagten Einfamilienhäusern. Die meisten Besucher aber kommen nach Köthen, um einen Tag durch die angrenzenden Krausnicker Berge zu wandern.

Übernachten Jugendherberge am Köthener See €€, Unterbringung im historischen Haupthaus, in Bungalows oder auf der Zeltwiese, eigene Badestelle, Sportmöglichkeiten, Boots- und Fahrradverleih. Mit Glück wird der wendische Brotbackofen angeworfen. Dorfstraße 20, 15748 Märkisch Buchholz, OT Köthen, Tel. 033765-80555, www.jh-koethener-see.de.

Tour 2: Durch die Krausnicker Berge Landschaftlich besonders schöne Waldwanderung durch die Krausnicker Berge und vorbei an den kleinen Heideseen. Höhepunkt ist die Besteigung des Wehlaberges mit Aussichtsturm.


Spreewald Reiseführer Michael Müller Verlag

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