Читать книгу Sanft bis stürmisch - Rainer Zak - Страница 5

Abgeschleppt

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I.

Wer hatte ihm noch diesen fantastischen Tipp gegeben? Eine grandiose Abkürzung über die Dörfer! 10 Kilometer gespart!

Herold trat fluchend auf die Bremse. Auch wenn er sich im Verdacht hatte, die entscheidenden Hinweisschilder übersehen zu haben. Eher wurde er sich immer sicherer, dass es hier gar keine Hinweisschilder mehr gab.

Ein Wunder, dass die Straße nicht plötzlich endete, vielleicht an einem pompösen Hinweisschild: Hier entsteht im kommenden Jahr ein weiteres Stück Straße!

Und dann noch dieser ununterbrochene Schnürregen, der heute den letzten Rest Tageslicht am frühen Abend auch noch verschluckte.

Mach ich schon die Scheinwerfer an oder warte ich noch?

An der Ortsausfahrt gab er Gas zur Geradeausfahrt und spürte plötzlich, wie die Wegstrecke rumpelig wurde; er sah gerade noch, dass er auf tief eingefahrene Spuren zusteuerte, und blieb abrupt stecken.

„Willkommen in der Hölle“, dachte sich Herold, „das konnte ja nun wirklich nicht die Hauptverkehrsstraße sein.“

Ein Blick aus dem Fenster machte ihm klar, dass er im größten Schlammloch weit und breit gelandet war. Ein Desaster, eigentlich ein erstklassiger Grund für ultimative Panik, - aber ihm gingen mit zunehmender Erheiterung die lustigsten Sprachbilder durch den Kopf: versackt sein, tief im Dreck stecken, bis zum Kopf im Schlammassel stecken.

Er schätzte ab, ob es intelligenter wäre, im Wagen sitzen zu bleiben, bis eine lange Trockenperiode ihm freie Fahrt verschaffte oder mit den Beinen die Tiefe dieser Schlamm-Einöde zu vermessen und die Umgebung zu erkunden.

Das schmatzende Geräusch beim Öffnen der Wagentür verriet ihm, dass er wohl auch im Inneren des Wagens nicht länger auf Schmutzbrühe und Schlamm verzichten brauchte. Da stieg er doch lieber gleich aus, schließlich trug er ja Stiefel.

Danach konnte er die Tiefe des Schlammloches schon wesentlich genauer bemessen; das Wasser lief ihm von oben in den Stiefelschaft und der maß knapp 50 Zentimeter Höhe.

Eine Bestätigung dieser ersten Schätzung erhielt er sogleich, da er beim ersten Schritt ausrutschte und auf dem Grund der Riesenpfütze zu sitzen kam.

Fluchen oder lachen: Die Entscheidung fiel ihm nicht so schwer, wie er vermutet hatte. Der Vorrat an guter Laune aus der ersten Tageshälfte schien immer noch nicht aufgebraucht.

II.

Dinah war mit dem Traktor auf dem Heimweg und zuckelte die letzten hundert Meter auf den Ortseingang zu. Nicht das erste Mal im Lauf des Nachmittags verhedderte sich ihre Hose am Schalthebel, als sie eine ungeschickte Bewegung machte.

Vielleicht sollte sie sich für die verbleibenden Wochen doch noch eine grobe Hose in ihrer Größe besorgen, statt sich mit den ausgeliehenen Mordssäcken von Trainingshosen zu behelfen, die der große Bruder ihr überlassen hatte.

Die Ortseinfahrt war erreicht; flüchtig warf sie einen Blick nach rechts, wo der Feldweg zu den mittlerweile abgesoffenen Feldern abzweigte; als Erstes fiel ihr ein großer roter Fleck ins Auge.

Ein roter Fleck in einem Tümpel? Sensationell für diese ereignisarme Gegend;

sie fuhr den Traktor an die Seite.

„Ganz niedlich“, dachte sie, „sich ausgerechnet hier einen Abstellplatz zu suchen. Halb versackt, wie der Wagen ist, dürfte das sogar ein Dauerparkplatz werden.“

Erst danach entdeckte sie, dass der Tümpel anscheinend bewohnt war; eine Gestalt hockte neben dem Wagen im Wasser und wedelte mit einem Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

„Der Meisterfahrer schwenkt wohl die weiße Fahne“, dachte sie nicht ohne Häme und schlich misstrauisch ein paar Schritte heran.

Herold witterte die Erlösung aus der ansonsten hoffnungslosen Situation, obwohl er sich einen lieblicheren Rettungsengel gewünscht hätte als einen schlampig gekleideten Bauerntrampel auf einer altersschwachen Rostmühle.

Von der einen Sekunde zur anderen verwandelte sich seine pure Arroganz jedoch in Verblüffung. Die himbeerroten Lippen in dem jungen Gesicht, das aus dem fleckigen Arbeitskittel herauslugte, ließen ihn fast seine durchtränkte Montur vergessen. Schon ein einziger Blick aus ihren lebhaften Augen genügte, seine inzwischen versickerte Euphorie wiederzubeleben.

„Ich schwöre“, sagte er, „ich bin sonst eine überaus imposante Erscheinung. Nur so, wie ich im Moment aussehe, habe ich furchtbar schlechte Karten. Aber können Frauen nicht mit ihrem Blick Dreckschichten durchdringen und den attraktiven Kern eines Kerls trotzdem erkennen?“

Dinah öffnete den Mund für eine Antwort, aber verkniff sich dann doch eine böse Bemerkung.

„Dem geht es anscheinend noch nicht dreckig genug oder er ist beim Ausrutschen mit dem Kopf auf einen Stein gefallen“, dachte sie stattdessen in einem ersten Anfall von Spott.

In der Hoffnung, bald von Dreckkrusten und feuchter Unterwäsche befreit zu werden, lief Herold aber dann zu einer beängstigenden Form auf, sodass Dinah fast die Luft wegblieb.

„Ich bin ein von der Bankenkrise gebeutelter verwunschener Finanzmanager und möchte mich ab sofort den zuverlässigen und stabilen Werten dieser Welt zuwenden, zum Beispiel einem ergiebigen Stück Ackerland und einer Milchkuh. Besteht da bei Ihnen möglicherweise eine Chance einzusteigen?“

Auf den Mund gefallen war Dinah sicher nicht; sie gab ihm kräftig Kontra.

„Was denn“, fuhr sie ihm in die Parade, „halten Sie mich denn für eine Milchkuh, in der Sie Ihre letzten Euros investieren wollen? Und, Sie verkanntes Finanzgenie, eines sag ich Ihnen gleich: Für Ihr abgesoffenes Auto könnte ich Ihnen höchstens unser ältestes Suppenhuhn anbieten.“

Das hätte sie lieber nicht sagen sollen; denn Herold verließ die Kraft, als er in ein sich überschlagendes Lachen ausbrach, sodass er ein weiteres Stück in der Brühe versackte.

III.

So tief, wie die Karre im Dreck steckte, - natürlich war dies nicht ihre sondern seine trockene Art, die Situation zu beschreiben-, war an Abschleppen im Moment nicht zu denken.

Dinahs Traktor hatte 20 Jahre auf dem Buckel; der Motor hatte die Grenze seiner Leistungsfähigkeit längst erreicht.

Schließlich blieb ihr nichts Anderes übrig, als dem schlammgrauen Piloten des roten U-Bootes eine Generalüberholung auf ihren Hof anzubieten.

Auf den Traktor ließ sie ihn erst hinauf, als er sich grob vom Schlamm gesäubert hatte; dazu war die Decke auf dem Rücksitz seines Autos doch noch von Nutzen. Dinah rückte ein Taschentuch heraus und entfernte eigenhändig die Dreckspritzer aus seinem Gesicht.

„Das erleichtert die Identifizierung bei der Polizei, falls Sie sich doch noch als Trickverbrecher entpuppen“, begründete sie ihre Beharrlichkeit und Sorgfalt dabei. Sie amüsierte sich heimlich darüber, wie schweigsam er bei dieser Prozedur war. Auf einen gelegentlichen Augenkontakt über den sehr kurzen Weg aber verzichtete er nicht. Dinah fand die Gesichtszüge, die sie soeben freilegte, sehr anziehend.

Herold hätte es für eine gewaltige Untertreibung gehalten, wenn jemand das Profil seiner Traktoristin so beschrieben hätte. Auf den seitlichen Beifahrersitz gequetscht, hatte er sie während der ganzen Fahrt im Blick und lernte dabei jedes Detail ihrer Wangen, ihrer Lippen und ihrer Stirn auswendig.

Auf halbem Wege begann Herold erst kaum vernehmlich, dann aber mit sonorer Stimme eine Live-Reportage vom Ort de Geschehens.

„Liebe Zuhörer in der großen weiten Welt, wo es zurzeit hoffentlich mal nicht regnet! Unsere Retterin und Gastgeberin tritt den Beweis an: die ländliche Bevölkerung hat keine Vorurteile gegenüber den hier ungeschickt auftretenden Städtern. Sie ist ganz ohne Zweifel eine der reizvollsten Frauen, die je einen Traktor gelenkt hat, obwohl die ortsübliche Kleidung kaum etwas dazu beiträgt, ihre Attraktivität voll zur Geltung zu bringen. Aber sie trägt ja auch die Dienstkleidung einer Hofbesitzerin und Landwirtin!“

„Sie sind ja ein richtig geschwätziger Springteufel“, unterbrach sie ihn, aber zeigte dabei ihr schönstes Lächeln.

„Außerdem bin ich nicht die Bäuerin. Ich helfe nur ein paar Wochen aus, bis meine Eltern aus dem Krankenhaus kommen... “

Dinah unterbrach sich und blinzelte maliziös zu ihm hinüber.

„... nach einem Autounfall mit einem Besucher aus der Stadt!“

Beim Einschwenken auf den Hof erfuhr Herold dann noch aus erster Hand, dass es ihr Bruder war, der bald den Hof übernehmen werde.

IV.

Von dem Bruder selbst aber gab es keine Spur auf dem ganzen Hofgelände.

„Es sieht ja beinahe so aus, als hätten Sie den nur erfunden, damit ich keine Angst bekomme, hier mit Ihnen allein zu sein!“ versuchte er, sie zu ärgern.

Da läutete das Telefon; sie lauschte eine Weile und legte den Hörer dann achselzuckend auf.

„Der hat sich mal wieder freigenommen und feiert mit seinen Freunden Werweißwas bis morgen früh“, berichtete sie.

„Schon wieder dieser ominöse Bruder! Schon wieder kein Beweis, dass es ihn wirklich gibt!“ legte er nach.

Sie winkte lachend ab. Mit herabgesenkten Lidern ließ Dinah ihren Blick noch einmal über das schlammüberzogene Exemplar von Mann gleiten, das ihr für heute erhalten blieb. Alle Unsicherheit wich von ihr; eine Leichtigkeit kehrte ein, wie sie sie lange nicht gekannt hatte.

„Das ist ein ganz Lieber!“ dachte sie. „Der kann ruhig noch bleiben!“

„Und jetzt zurück in die Zivilisation!“ machte sie ihm Dampf. „Die Dusche ist links hinten.“

Bevor er sich auf den Weg machte, warf er ihr von der Tür aus einen langen Blick zu, den sie zurückgab, ohne die Augen niederzuschlagen.

Als er nach dem Duschen herein spazierte, nur mit einem Badetuch um die Hüften, zeigte sie keine Befangenheit, obwohl er es offensichtlich darauf anlegte, sie herauszufordern. Sie gab sich interessiert, aber ruhig.

In Wirklichkeit wurde ihr aber der Atem doch ein wenig knapp. Die feinporige und noch leicht vor Feuchtigkeit glänzende Haut seiner Schultern war zum Greifen nahe.

Danach greifen! Genau diese Versuchung spürte Dinah einen Moment lang. Als sie diesen Wunsch nur mühevoll unterdrücken konnte, wusste sie, dass ihre Zurückhaltung bei diesem Mann in größte Gefahr geriet.

Hinzu kam, dass Herold so lange an seinem Badetuch herumzupfte, bis sie spürbar unruhig wurde, den alten weißen Bademantel ihres Vaters heraussuchte und ihm diesen regelrecht aufdrängte.

Als Herold ihre Aufgeregtheit bemerkte, wurde ihm nach und nach deutlich, welch großen Appetit er inzwischen auf sie bekommen hatte.

Mittlerweile ahnte er auch, was alles unter ihrem groben Arbeitskittel verborgen war. Leichtfüßig und nach einem herben Parfüm duftend, tänzelte sie durch die Küche. Der weiße Leinenkittel, der sie eng umschloss, regte Herolds Vorstellungskraft gewaltig an.

Aber kurz darauf schwappten seine Fantasiebilder ins Leere und seine Hoffnungen für diesen Abend erhielten einen deutlichen Dämpfer. Sie zeigte ihm eilig das ehemalige Zimmer ihrer älteren Schwester und wünschte ihm eine gute Nacht. Das nannte er eine Verurteilung zur Einzelhaft nach vorheriger Aussicht auf Bewährung.

V.

Am nächsten Morgen holte Herold ein energisches Klopfen aus dem Schlaf. Noch im Halbschlaf trottete er zur Tür und öffnete.

Bevor ihm klar wurde, dass seine einzige Bekleidung während der Nacht die Bettdecke gewesen war, stand er vollkommen entblößt in der offenen Zimmertür und erblickte gerade noch seine Gastgeberin, die sich am Absatz der Treppe zu ihm herumdrehte.

„Verkühlen Sie sich bloß nicht, sonst muss ich noch auf Krankenschwester umschulen!“ rief Dinah ihm frech zu und eilte lachend die Treppe hinunter.

Jetzt erst entdeckte er an einer Hängeleiste neben der Tür seine komplette Kleidung, gewaschen und getrocknet.

Beim Frühstück sprühte sie vor guter Laune und war ganz um sein Wohl bemüht. Während er in seinem Kaffee herumrührte, ließ er keinen Blick von ihr.

Sie verzichtete aber auch auf keine Gelegenheit seine Nähe zu suchen, stützte sich flüchtig auf seine Schulter, während sie den Brotkorb auffüllte.

Ihr Pullover rutschte dabei soweit hinauf, dass ein Streifen ihrer hellen Haut in Reichweite seines Mundes geriet.

Er zögerte zu lange. Seine Lippen hätten ohne Mühe die kleine Hautfalte an ihrer Hüfte erreicht.

„Ich habe mich heute Nacht sehr einsam gefühlt!“ klagte er stattdessen und versuchte, ihren Arm zu sich heranzuziehen. Aber sie entkam ihm.

„In Einzelzimmern geht es vielen hin und wieder mal so“, beruhigte sie ihn.

Dabei hatte sie sich aber hinter seinem Rücken an ihn herangeschlichen und ihre Lippen berührten fast sein Ohr, in das sie flüsterte.

„Das kommt davon, wenn man nicht rechtzeitig ein Doppelzimmer reserviert.“

Gerade als er mit beiden Händen zugreifen wollte, öffnete sich die Tür.

Ein magerer Bursche stapfte herein und brummte einen kaum verständlichen Gruß.

Dinahs Bruder griff nach einem Becher mit Kaffee, sammelte drei Brötchen ein und war schon wieder auf dem Weg zur Tür.

„So ist er“ rief sie ihm hinterher, „charmant, gastfreundlich und gesprächig wie der neue Futter-Automat!“ Sie wandte sich Herold zu.

„Der am Frühstückstisch bekommt aber auch nicht die Zähne auseinander.“

Herold überlegte, ob er sie nicht vielleicht doch schon viel besser kannte, als sie ahnte; er bot ihr als Vorschuss ein verführerisches Lächeln an.

„Du ärgerst dich doch nur, weil er jetzt glauben wird, dass du die Nacht mit mir verbracht hast!“ sagte er ihr auf den Kopf zu.

Und ... hatte ins Schwarze getroffen.

Diesmal war sie es, die im ersten Moment schwieg, dann aber umso temperamentvoller loslegte.

„Na, und wenn schon! Soll er’s doch glauben! Wir beide wissen’s besser! Da ist bisher doch noch gar nichts passiert!“

Herold sah an ihren Augen, dass sie bemerkt hatte, was beim letzten Satz schief gelaufen war.

„Stimmt!“ sagte er ruhig. „Ganz richtig! Noch nicht!“ Er stand auf.

„Bist du sicher, dass dein Bruder nicht vielleicht hellseherische Kräfte hat? Vielleicht schaut er nur eine weitere Nacht voraus!“

Sie stand mit dem Rücken zur Tür und stützte sich dort mit einer Schulter ab.

Als er zielstrebig auf sie zu ging, zögerte sie zuerst, tat dann einen Schritt auf ihn zu und wieder einen Schritt zurück, worauf er mitten im Raum stehen blieb.

Dinah hielt seinen Blick jetzt aus, setzte mehrmals zum Sprechen an und öffnete schließlich die Tür.

„Hab ich dir eigentlich schon das Haus gezeigt?“ sagte sie im plaudernden Tonfall der stolzen Gastgeberin.

Er antwortete nicht und sie reagierte so, als hätte er in überschwänglicher Begeisterung diese Einladung angenommen.

„Das Erdgeschoss kennst du ja schon ein wenig; dann beginnen wir am besten bei den Räumen oben.“

Auf dem Weg zur Treppe war sie ihm immer drei Schritte voraus und drehte sich erst am Treppenansatz zu ihm um.

„Soll ich vorausgehen?“ fragte sie ihn. Er schaute sie fragend an.

„Du wirst dich aber zu nichts hinreißen lassen!“ forderte sie ultimativ und lenkte seinen Blick hinunter auf das kurze Kleid, das ihre Hüften eng umspannte.

Ehe er eine Reaktion zeigen konnte, war sie ihm auf der Treppe schon einige Stufen vorausgeeilt. Es schien ihm so, als unterdrückte sie dabei erfolglos ein Kichern. Erst oben vor der Tür seines Gastzimmers trafen sie wieder zusammen.

„Das furchterregende Einzelzimmer kennst du ja schon, das lassen wir aus“, entschied sie, ohne auf seinen Versuch zu reagieren dem zu widersprechen. „Doppelzimmer interessieren dich ja sehr viel mehr.“

Sie führte ihn den Gang entlang und murmelte im Vorbeigehen:

„Bad, Vorratskammer, Wäscheschrank... “

Am Ende des Ganges öffnete sie die Tür zu einem größeren Raum, der in helle Farben getaucht war.

„Dieses Doppelzimmer überlassen wir unseren Gästen nur für besondere Anlässe.“

Herold wusste nur zu genau, dass sie sich mitten in Dinahs eigenem Zimmer befanden; es war genau so, wie er es sich gewünscht hätte: verspielt und selbstbewusst, geradlinig und überraschend. Und natürlich alles gleichzeitig!

„Bei welchen besonderen Anlässen brauchen denn deine Gäste im Doppelzimmer nur ein Bett?“ Er freute sich diebisch, und das schon im Voraus, denn gleich würde sie ihm eine Antwort schuldig bleiben, ganz sicher!

„Ach, ihr Städter seid aber auch völlig ahnungslos. Nicht mal die einfachsten Sachen wisst ihr mehr!“

Es war einfach nicht zu glauben! Hatte sie ihn entgegen aller Erwartung doch noch aufs Glatteis geführt? Diese wahnsinnige Frau hatte wohl immer noch ein As im Ärmel.

„Wahrscheinlich werde ich vor Langeweile sterben, wenn ich wieder wegfahre“, ging ihm durch den Kopf. „Aber wieso eigentlich sollte ich sie hier allein lassen?“

Zu alledem wollte sie ihn jetzt wohl auch noch zappeln lassen, nahm behutsam auf der Bettkante Platz und lud ihn mit einer Handbewegung ein, sich neben sie zu setzen.

„Schau!“ sagte sie. „Wenn die beiden eine Frau und ein Mann sind wie wir, die sich gegenseitig so sehr wollen, wüssten sie gar nicht, wozu ein zweites Bett gut sein soll, wenn man doch mit einem auskommt.“

„Stimmt“, dachte er, aber seine Gedanken überschlugen sich.

„Was philosophierte sie da über Männer und Frauen und Betten?“

„Oder“, sprach sie weiter und ihre Stimme war gleichzeitig viel leiser und doch sehr viel näher bei ihm, „oder meinst du wirklich, dass wir ein zweites Bett brauchen?“

Seine Verwirrung war so groß und seine Aufmerksamkeit so sehr geschwächt, dass er, ganz und gar überrumpelt, sich von ihr rücklings aufs Bett drücken ließ.

Sie schob sich mit ihrem warmen Körper so weit über ihn, dass ihre Wange an seiner Schulter lag und ihre Lippen die Flanke seines Halses wärmten.

Sie begann mit einer flüchtigen, zarten Berührung, drückte ihre Lippen zuerst sanft auf seine Kehle und fuhr dann fort seine Haut mit Beharrlichkeit zu küssen und zu streicheln.

Herold spürte ihre Hände auf seinen Rippenbögen und wusste, dass sie keine weitere Lust auf kluge Wortspielereien sondern auf Spiele hatte, an denen die Haut und auch der ganze Körper beteiligt waren.

Ihr fordernder und auffordernder Mund verlangte nach einer Antwort. Seine Hände griffen in das feste Fleisch ihrer Schenkel, verschoben den unteren Saum ihres Kittels. Dinah spürte durch den Stoff der Hose seine pralle Rute, die sich zwischen ihre Schenkel drängte, und flüsterte Unverständliches in sein Ohr.

Mit einer Körperdrehung balancierte er sie in die Mitte des Bettes, wo sie rücklings landete und voller Verlangen versuchte, ihn mit sich zu reißen.

Der sich von unten her öffnende Kittel machte ihm eine Bahn frei, auf der er sich mit seiner Zungenspitze, unterbrochen von einem Zwischenhalt am Bauchnabel, den freiliegenden Ansätzen ihrer Brüste näherte.

Seine Hände waren der Zungenspitze vorausgeeilt und öffneten zuletzt auch noch den obersten Knopf ihres Kittels.

Die Besichtigung des Hauses hatte ihren Abschluss gefunden.

Sanft bis stürmisch

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