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2 Reitunterricht

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Als Kind wollte ich ja immer Reiten lernen, aber es war aus verschiedenen Gründen nicht möglich. So blieb es lange ein Wunschtraum. Aber als ich dann so auf Ende dreißig zuging, habe ich mir eine Reithose, Reitstiefel (erstmal die billigen aus Gummi – falls ich doch schnell wieder aufhören sollte) gekauft.

Im Reitstall Wallenhauer habe ich dann mit dem Reitunterricht begonnen, Kalinka und Jana, meine Töchter dann auch gleich.

Dann stand ich neben dem Schulpferd, es hieß Zorro (wehe, der Name ist Programm!). Noch kurz habe ich überlegt, warum mache ich das jetzt? Freiwillig?! Das Pferd war so groß wie ich und wartete darauf, dass ich aufsteige. Also, mit dem linken Fuß in den linken Steigbügel – weiter hoch kam ich aber erstmal nicht. Diese Bewegung, also den Rest meines Körpers da hochzuhieven, habe nicht so gleich geschafft. Der Sattel mit den Steigbügeln knarzte laut und meine Beinmuskeln zerrten sich. Da hat der Reitlehrer Wallenhauer nicht ganz sanft nachgeschoben. So bestand dann kurz noch die Gefahr, dass ich auf der anderen Seite gleich wieder kopfüber zu Boden gehen könnte.

Als ich dann auf Zorro saß, und als er den Worten Wallenhauers folgend losging (Wallenhauer kommandierte: „Sche-Ritt{1}!“ und wedelte mit der Gerte), da schwankte dieser große Zorro doch ziemlich wackelig unter mir voran.

Als es sogleich an der Longe im Trab mit starken Fliehkräften im Kreise herum weiterging, habe ich immer mehr das Ende einer jeden Runde herbeigesehnt.

Aber trotzdem, ich wollte das ja!

Und immer habe ich einen neuen Fehler nach dem anderen gemacht. Die Zügel flatterten und ich konnte einfach nicht den Rhythmus des wippenden Kopfes von Zorro mit meinen Händen nachzeichnen, weil mein Körper ja auch noch hoch und runterhüpfte. Und ich musste ja auch noch irgendwie zentriert auf seinem Rücken bleiben und nicht rechts oder links davon runterrutschen. Diese Gefahr bestand bei jedem einzelnen Schritt aufs Neue und musste kontrolliert werden. Und doch, ich wollte das lernen!

Zorro tat mir auch Leid, dauernd ruckten die Zügel in seinem Gebiss herum und oft krachte ich, vollkommen aus dem Rhythmus gekommen, mit meinem Hintern auf seinen Rücken. Das tat ihm bestimmt weh – mir jedenfalls schon!

Dazu kam noch das Geschrei von Manfred Wallenhauer. Er war ein typischer Vertreter der Art Reitlehrer mit rauem Ton. Dabei wedelte er mit der Gerte, die auch mal knallte. Und ich hatte Angst, dass Zorro bei dem Peitschenknall plötzlichen einen Satz nach vorne machen könnte. Das war mir gar nicht recht, ich wollte eigentlich eher im Einvernehmen mit dem Pferd reiten. Oft wusste ich gar nicht, was ich denn schon wieder falsch mache und vor allem: was muss ich anders machen und wie geht das!?

Es gab da noch einen anderen Reitlehrer, Philipp Thalheim. Der kam mir ruhiger vor und er hatte eine eher analytische, elegante akademischere Art. Den konnte ich besser verstehen.

Irgendwann, nach vielen Stunden, in denen ich mir in jeder freien Minute am Tag und nachts wach im Bett liegend jede einzelne der komplexen, gemeinsamen Bewegungen zwischen mir und dem Pferd unter mir in Zeitlupe vorgestellt und immer wieder durchlebt habe, ging es plötzlich: Ich war im gleichen Rhythmus wie das Pferd, auf dem ich Reitunterricht hatte!

Dann ging es eine, zwei, drei, vier, ja viele ungezählte Runden im weichen, gleichmäßig immer schneller werdenden Galopp in der Halle immer an der Wand entlang und im Kreise herum. Erst beim Absteigen, als mir etwas schwindelig war und ich mich durchgewalkt gefühlt habe, also erst beim Absteigen habe ich gemerkt, wie mir der Hintern brannte, als sich das Leder der Reithose etwas anders spannte. Noch etwas später, erst als ich zu Hause war, habe ich – nicht ohne einen Spiegel – gesehen, wie rosa mein Hintern an der Stelle war, mit der ich den Kontakt zum Sattel auch im Galopp immer gehalten hatte.

Den Trick, meinen Hintern vor jeder Reitstunde mit Hirschtalg (den gibt es als Stift, wie einen Labello-Stick) einzuschmieren, hat mir Philipp erst danach gegeben. Zu der Zeit habe ich ihn schon einige Male gebraucht, dann später all die Jahre mit Poseidon nie mehr.

Die Männerfreundschaft mit meinem Pferd Poseidon

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