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Kapitel 5 - Die fremde Welt

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Ferdi war zehn geworden diesen Sommer. Er war jetzt gross. Eigentlich schon erwachsen, aus seiner Sicht, wenigstens fast. Er wusste, er würde Raumpilot werden. Er war bereit dafür, fand er, denn - er war ja jetzt gross. Zu Geburtstag hatte er von seinem Vater ein Buch über das Space Shuttle geschenkt bekommen. Es waren viele Bilder drin und viele technische Daten, die er alle auswendig konnte. Wie bei einem Quartett. Darauf war er sehr stolz. Er war der einzige der Klasse, der dieses Buch hatte.

Im April 1981 war die Columbia zum ersten Mal gestartet, war in die Umlaufbahn um die Erde gegangen und nach rund zwei Tagen wieder sicher gelandet. Ferdi war sich sicher, dass das Space Shuttle eigentlich für ihn gebaut worden war und jetzt probegeflogen wurde, damit er es übernehmen konnte. Der Test war geglückt und Ferdi war bereit. Er würde übernehmen und das Shuttle erst zum Mond und dann ans Ende der Galaxis fliegen. So wie Luke Skywalker und Han Solo. Natürlich hatte er die ersten zwei Filme der Star Wars Saga nicht sehen dürfen, doch die Filme und die Figuren waren omnipräsent. Es gab Comics, Sammelhefte und überall Plakate. Ein echtes Filmplakat hing über seinem Bett. Seine Schwester hatte es ihm geschenkt. Sie hatte es aus ihrer BRAVO. Damit hatte sie massig Punkte bei ihm gesammelt und er war mindestens zwei Wochen nett zu ihr gewesen. Er hatte sogar für sie Geschirr abgetrocknet, was sie hasste. Ferdi auch.

Ausserdem hatte er von seinem Taufpaten ein Buch über die Planeten bekommen. Auch die konnte er alle auswendig. Als sie in der Schule ein Planeten-Modell bauen mussten, wusste er von jedem Planeten, welche Farbe er hatte.

Von seiner Mutter hatte er einen Anhänger geschenkt bekommen. Einen Citrin, der an einer Goldkette hing. Der Citrin ist ein gelblicher Schmuckstein, eigentlich ein Quarz mit gelber Färbung. Sie hatte Ferdi erklärt, dass er im Sternbild des Löwen geboren sei, und dass der Citrin der Stein der Löwen sei. Sie selbst war auch Löwe. Der Stein würde ihm helfen, seine Stärken zu verstärken, hatte sie erklärt. Als Löwe sei er ein Kind der Sonne und seine Materialien seien Gold und Citrin. Sein Element war das Feuer. Ferdi war fasziniert. Die Sonne. Die Sterne. Das Weltall… Das war seine Welt! Er trug den rundgeschliffenen Anhänger Tag und Nacht. Er fühlte, dass der Stein ihm spezielle Kräfte verlieh.

Seit zwei Jahren spielte er nun schon fast täglich beim Ganz zur Toilette mit den bunten Knöpfen und den lustigen Sachen, die es da gab. Einmal hatte er eine Kachel ganz hinten bei der Badewanne geöffnet und in dem Fach dahinter hatte eine Banane gelegen. Ferdi hasste Bananen. Er hatte sie nicht angerührt und die Kachel wieder geschlossen. Er hatte sich zwar gefragt, was die Banane zu bedeuten hatte, doch die Neugier war schnell erloschen. Er war sich sicher, dass es ein Fehler des Computers gewesen war. Immer wieder hatte er auf der Navigationstastatur Zahlen eingegeben, doch immer war ERROR erschienen. Bis heute.

Ferdi hatte wie jeden Tag sein Geschäft verrichtet und dabei ein bisschen auf den Knöpfen und Tastaturen herumgedrückt. Er hatte Zeit, er war allein zu Hause. Sein Vater arbeitete, seine Mutter war einkaufen gegangen und seine Schwester war bei einer Freundin. Seit er zehn war, liessen sie ihn öfters mal allein. Er war ja jetzt gross und konnte auf sich selbst aufpassen.

Er hatte 3853193 N und 7703001 W eingegeben. Die Zahlen konnte er frei eingeben, dahinter konnte er zuerst N oder S anwählen und bei der zweiten Zahlenkombination W oder E. Er hatte die Zahlen wie immer wahllos eingegeben, genauso wie die Buchstaben.

Das Licht der Konsole sprang auf grün.

Ferdis Augen weiteten sich vor Aufregung: das hatte er noch nie erlebt! Er stand auf, wusch sich die Hände, trocknete sie am Handtuch flüchtig ab und setzte sich wieder. Dann nahm er den Joystick in die Hand. Er drückte ihn nach vorn. Nichts passierte. Er stand wieder auf und drehte am Wasserhahn. Diesmal kam kein Wasser heraus, aber die Anzeige auf dem Bildschirm schoss nach oben. Dann setzte er sich wieder und drückte den Joystick nach vorn. Ein leises Zittern ging durch das Badezimmer und etwas summte. Oder brummte. Es tönte. Irgendwie. Irgendwie anders. Ferdi sass mit angehaltenem Atem auf der Toilette und wagte nicht, sich zu bewegen.

Das Fenster war dunkel geworden, obwohl es mitten am Nachmittag war. Der Spiegel zeigte Sterne, die sich schnell drehten. Plötzlich erschien auf dem Spiegel, der ja jetzt eigentlich ein Fernseher war, ein Schriftzug. Er versuchte, die Schrift zu lesen, doch er verstand nicht, was da stand. Irgendwas mit Land... Dann kamen Zahlen. 20. 19. 18. und so weiter. Er zog den Joystick nach hinten. Die Zahlen wechselten jetzt langsamer. Dann war die Anzeige bei 0. Das Zittern hörte auf. Alles war still.

Ferdi stand vorsichtig auf und schaute in den Spiegel, der jetzt ein Fernseher war. Er sah einen Park mit Bäumen. Er stieg auf den Badewannenrand und schaute aus dem Fenster, welches jetzt wieder ein Fenster war. Dort, wo sonst das Haus der Nachbarn war, war plötzlich eine grosse Wiese. Er drehte den Kopf nach links und nach rechts und presste sein Gesicht an die Fensterscheibe, um mehr zu sehen. Es war ein Park. Mehr konnte er nicht sehen. Er sah keine Menschen, nur Wiese und Bäume und dahinter etwas Grosses, Graues. Aber der Park war nicht grün. Er war irgendwie… ähnlich wie grün. Oder grau. Aber nicht grau. So zwischendrin. Es sah irgendwie nicht echt aus.

Ferdi stieg vom Badewannenrand und ging zur Tür. Die Tür hatte keinen Schlüssel, sondern einen Riegel, den man nach links und rechts schieben konnte. Er schob den Riegel langsam zur Seite und versuchte dabei, so leise wie möglich zu sein. Millimeter für Millimeter drückte er die geschwungene Klinke nach unten, bis er Widerstand spürte. Dann zog er die Tür vorsichtig einige Zentimeter auf und schaute nach draussen. In den Flur. Oder wenigstens dahin, wo sonst der Flur war… Jetzt schaute er direkt in den Park, den er zuvor im Fernsehen und durchs Fenster gesehen hatte! Schnell schloss er die Tür wieder. Er hatte ein bisschen Angst. Er schob den Riegel vor und lehnte sich gegen die Tür.

Gebannt schaute er auf den Spiegel, der den komisch-farbigen Park zeigte. Das Bild im Fernseher erlosch und der Spiegel war wieder ein Spiegel. Ferdi sah sich im Spiegel an. Er trug die silbrige Uniform. Die zog er fast immer an, wenn er die Toilette betrat, wenigstens wenn er Zeit dazu hatte. Sie gefiel ihm und er sah gut aus darin, fand er. Seit er die Uniform im Bad gefunden hatte, war er ein gutes Stück gewachsen, er war ja jetzt gross. Und die Uniform war mit ihm gewachsen! Sie passte immer, was ihn insgeheim freute. Es wäre schade gewesen, wenn er die schöne Uniform nicht mehr hätte tragen können.

Als er sich so im Spiegel betrachtete, kam plötzlich die Erkenntnis. Ferdi fasste sich ein Herz und griff ins Gestell hinter der Badewanne: Sein Helm! Es war ganz klar: er war mit seinem Raumschiff ins Weltall geflogen und jetzt war er auf einem fremden Planeten! Er musste ihn erkunden, ihn erobern! Vielleicht war er der erste Mensch auf diesem fremden Planeten? Ferdi war aufgeregt und spürte, wie sein Herz raste.

Er setzte den Helm auf, trat vor die Tür und schob mit leicht zittrigen Fingern den Riegel zur Seite. Wieder drückte er die Klinke nach unten und zog die Tür einen Spalt breit auf. Er versuchte, hinauszuschauen, doch es ging nicht mit dem dicken Helm auf dem Kopf. Er zog die Tür weiter auf und schaute hinaus. Vor der Badezimmertür lag noch immer die Wiese und ein paar Meter entfernt standen grosse, graugrüne Bäume.

Vorsichtig trat Ferdi hinaus. Er schaute nach links und nach rechts, doch er konnte nichts Fremdartiges erkennen. Er machte noch ein paar Schritte auf die Wiese hinaus und lauschte. Es war sehr still hier... Er hörte kaum seine eigenen Schritte im Gras. Er hörte keine Autos. Keine Vögel. Keine Kirchenglocke. Kein Geschrei von spielenden Kindern. Nichts…

Ferdi drehte sich um, und schaute zum Badezimmer, aus dem er gekommen war. Die Tür war jetzt geschlossen. Er sah die Tür. Sie war grün gestrichen, wie immer. Aber sie stand allein… mitten im Park! Es gab nichts rund um die Tür. Da stand einfach nur eine Tür, ohne Wand, ohne Zimmer, ohne nichts! Er ging zurück und rund um die Tür herum. Es gab nichts dahinter. Es war einfach nur eine Türe, mitten im Park. Von vorn und von hinten. Vorsichtig drückte er die Klinke herunter, drückte sie auf und schob den Kopf hinein... Und blickte in sein gewohntes Badezimmer! Er zog den Kopf heraus und spähte um den Türrahmen. Dahinter war nichts! Nur die Rückseite der Türe… Wow. Das war ein cooler Trick!

Er probierte noch ein paarmal, ob das Badezimmer noch da war. Öffnete und schloss die Tür, und jedes Mal war das Badezimmer da, wenn er die Tür öffnete. Beruhigt schloss er die Tür ein letztes Mal, drehte sich um und ging los, auf die Bäume zu.

Als er bei den Bäumen angekommen war, versteckte er sich hinter einem dicken Stamm. Er lugte hinter dem Baum hervor und spähte in alle Richtungen. Er konnte niemanden sehen, er schien allein zu sein. Er traute sich hinter den Bäumen hervor und ging ein paar Schritte. Die Sonne schien, doch der Himmel war wie von Schleierwolken verhangen, es war, als ob ein grauer Vorhang darüber lag. Vielleicht waren der Rasen und die Bäume deshalb so gräulich-grün? Er ging wahllos in eine Richtung weiter und bemerkte, dass der Park, in dem er sich befand, rund war.

In der Mitte des Platzes stand ein grosser, länglicher, grauer Quader. Er sah aus wie ein riesiger Bauklotz, mit denen Ferdi auch gerne spielte, einfach viel, viel grösser. Aussen um den Platz herum verlief so etwas wie eine Strasse, rundherum. Wenigstens sah es aus wie eine Strasse, doch als er am Parkrand ankam, merkte er, dass es keine Strasse war. Es war eben wie eine Strasse, doch es war nur Gras. Es gab keine Zebrastreifen, keine Lichtsignale, keine Autos. Aber es war flach wie eine Strasse und ging perfekt kreisförmig um den Park herum. Ferdi überquerte die Gras-Strasse und blickte dabei zu seiner Badezimmertüre zurück. Sie war kaum zu erkennen, da sie grün gestrichen war, es war eher ein viereckiger grüner Schatten inmitten von grün-grauer Landschaft.

Er ging weiter, in der Richtung, die er eingeschlagen hatte. Unvermittelt kam er vor einer Wasserfläche zu stehen. Es war kein See und auch kein Fluss. Es war Wasser in einem schier endlos langen, viereckigen, künstlichen Teich. Die Wasseroberfläche war spiegelglatt. Ferdi bückte sich und berührte mit der Hand die Wasseroberfläche. Sie kräuselte sich und seine Hand wurde nass. Es war also wirklich Wasser! Er ging der Wasserfläche entlang und schaute immer wieder hinein. Es gab keine Fische. Es gab auch keine Pflanzen. Seine Tante hatte einen kleinen Teich mit Seerosen und etwas Schilf. Manchmal gab es da auch Frösche. Und im Frühling Kaulquappen. Doch in diesem Wasser gab es nichts. Er fand einen Stein und warf ihn ins Wasser. Es platschte kurz und kreisrunde Wellen breiteten sich aus. Das war soweit normal. Aber ansonsten sah das Wasser nicht normal aus… Es war zu still. Es war irgendwie… wie tot.

Ferdi merkte, dass er durstig war. Er bückte sich, schob das Helmvisier hoch und hob in der hohlen Hand Wasser aus dem seltsamen Teich um es zu trinken. Wenn sie in die Berge gingen zum Camping oder zum Wandern, trank er immer Wasser aus Bächen und aus Seen. Das war stets kalt und erfrischend. Doch dieses Wasser war nicht gut. Es schmeckte furchtbar! Es war bitter und Ferdi spuckte es sofort wieder aus. Angeekelt verzog er das Gesicht.

Er war schon eine ganze Weile gelaufen, als er endlich das Ende der Wasserfläche erreichte. Er ging weiter und kam auf einen ovalen Platz. Er hatte das Gefühl, dass hier etwas fehlte… Hier würde er ein schönes Haus zeichnen, wenn er diesen Planeten oder diese Welt malen würde. Hinter dem ovalen Platz ging es bergauf. Es war fast, als ob es Treppenstufen im Gras hätte, doch es waren keine Stufen, sondern wiederum nur Gras.

Ferdi kam auf einen noch grösseren Platz, der aussen herum ebenfalls bedeckt war von kränklich grauem Gras, in der Mitte jedoch mit Steinen gepflastert war. Im Zentrum des steingepflasterten Runds stand eine hohe Säule! Die Säule war grau und glatt, wie der steinerne Belag, auf dem sie stand. Aussen, um den Platz herum, standen Bäume. Da der Platz erhöht lag, konnte man von hier über die Wasserfläche bis zu dem Park sehen, in dem seine Tür stand. Ferdi kniff die Augen zusammen und suchte den Park ab, auf der Suche nach seiner Toilettentür, doch vergeblich. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können, doch er konnte sie nicht entdecken. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei, doch er redete sich ein, dass sie sicher noch da war.

"Die Tür ist noch da! Ich kann sie nur nicht sehen von hier...", sagte er laut zu sich selbst.

"Das stimmt. Die Tür ist noch da." sagte eine tiefe Stimme hinter ihm.

Ferdi erschreckte sich fast zu Tode. Er gab einen quietschenden Laut von sich, versuchte, sich umzudrehen und fiel dabei hin. Hinter ihm stand ein riesiger, schwarzer Riese und lächelte ihn an!

Ferdi wusste, dass es schwarze Menschen gab, doch er hatte noch nie einen gesehen. Er versuchte, auf die Füsse zu kommen, um wegzulaufen, doch seine Beine wollten ihm nicht gehorchen und er fiel wieder auf seinen Hintern. Er strampelte mit den Beinen im Gras und versuchte nun, nach hinten wegzurutschen. Er konnte keinen Laut von sich geben, seine Kehle war wie zugeschnürt und er hatte furchtbar heiss in seinem Helm. Er hatte Angst!

"Hallo Du.", sagte der schwarze Riese. "Ich heisse Pääriss… und wie heisst Du?"

Pääriss? Diesen Namen hatte Ferdi noch nie gehört! Ein komischer Name. Ferdi versuchte, weiter wegzukriechen. Er konnte nicht sprechen, sein Mund war wie ausgetrocknet und zugeklebt.

"Du brauchst keine Angst zu haben… Ich tue dir nichts! Ich bin ein Freund." Der schwarze Riese war stehengeblieben und versuchte nicht, näherzukommen. Das beruhigte Ferdi ein bisschen. Doch nur ein bisschen.

"Verstehst du mich?", fragte der Riese weiter. "Ich glaube, du sprichst Deutsch... Habe ich das richtig verstanden? Oder irre ich mich?" Der Riese lächelte noch immer. "Woher kommst Du?" Er legte einen langen, schwarzen Finger auf seine Brust. "Ich komme aus Amerika."

Ferdi hatte es aufgegeben, zurückzustrampeln. Die glatte Sohle der Pilotenschuhe fand keinen Halt in dem Gras. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte mit brüchiger, piepsiger Stimme: "Grüezi. Ich heisse Ferdinand. Ich bin aus der Schweiz..." Es klang irgendwie komisch und hohl, wie er das sagte, das musste am Helm liegen.

"Hallo, Ferdinand.", sagte der Riese und sein Lächeln wurde noch breiter. "Es freut mich, dich kennenzulernen. Was machst du denn hier, so weit von zu Hause entfernt?"

Ferdi zögerte einen Moment und dachte fest nach. Er hatte jetzt nicht mehr so viel Angst. "Ich darf nicht mit Fremden sprechen, hat meine Mama gesagt!", japste er schnell. "Ausserdem bin ich nicht weit weg von zu Hause, mein WC ist gleich da hinten!"

"Da hat deine Mama Recht. Man soll nicht mit Fremden sprechen." Der Riese legte den Kopf leicht zur Seite und schaute Ferdi intensiv mit leicht zusammengekniffenen Augen an. Ferdi war das unangenehm. Pääriss' Augen waren sehr weiss, weil sein Gesicht sehr schwarz war. "Aber ich bin ja jetzt kein Fremder mehr für dich... Du weisst bereits, dass ich Pääriss heisse und aus den Vereinigten Staaten von Amerika komme... Kennst du die USA?", fragte er.

"Ich weiss ganz viel über die USA!", behauptete Ferdi. "Dort haben sie das Space Shuttle gebaut und ich weiss alles über das Space Shuttle und dort essen sie jeden Tag Hamburger! Ich darf manchmal auch Hamburger essen, wenn wir ins Cindy's gehen!" Er unternahm einen neuen Versuch, auf die Beine zu kommen, und diesmal gelang es. Pääriss streckte ihm die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen, und Ferdi nahm sie zögernd an. Eigentlich hasste er Händeschütteln. Die meisten Erwachsenen drückten immer so fest zu, so dass ihm die Hand weh tat. Doch der schwarze Riese nahm seine kleine Hand sehr behutsam in seine riesige schwarze Riesenpranke. Er hielt Ferdis Hand einen Moment lang fest und schaute ihm dabei in die Augen. Er drückte, aber nicht so, dass es weh tat. Es war… angenehm.

"Hallo, Ferdinand. Es freut mich, dass wir jetzt Freunde sind", sagte er und lächelte wieder sein Riesenlächeln.

"Eigentlich nennt mich niemand Ferdinand. Nur Ferdi. Ferdinand sagt nur meine Mama, wenn ich mein Zimmer nicht aufräumen will… Oder meine Schwester, wenn sie sauer auf mich ist!", gab Ferdi zu.

"Mit Namen hat man es nicht immer leicht…", meinte der Riese. "Mein Name wird wie Paris, die Hauptstadt von Frankreich, geschrieben. Darüber müssen die Leute häufig lachen, weil ich doch gar nicht wie ein Franzose aussehe! Auf englisch wird er "Pääriss" ausgesprochen, auf französisch jedoch wie "Pari"… Du siehst, ich kenne auch einige Formen meines Namens…"

Ferdi fand das interessant. Doch etwas anderes beschäftigte ihn. Ein schüchternes Lächeln hatte sich auf sein Gesicht geschlichen. "Bist du ein echter Riese?", fragte er unvermittelt.

Der schwarze Riese mit dem komischen Namen lachte laut auf. Dann wurde er wieder ernst, bückte sich zu Ferdi hinunter und sagte leise: "Nein. Ich bin kein echter Riese. Ich bin nur gross. Vielleicht wirst du auch einmal so gross wie ich, wenn du erwachsen bist. Wie alt bist du denn?" Ferdi hatte einen heissen Kopf bekommen. Er hatte sich getäuscht und das war ihm peinlich.

"Ich bin schon zehn… und fast erwachsen!", maunzte er.

"Ja, das kann ich sehen, dass du schon fast erwachsen bist… Willst du den Helm nicht absetzen?", schmunzelte Paris.

Ferdi zögerte einen Moment, dann hob er die Hände an die Unterkante des Helms und schob ihn über den Kopf. Er überlegte einen Moment, dann legte er ihn ins Gras. Die frische Luft tat seinem glühenden Kopf gut.

"Wollen wir uns ins Gras setzen?", fragte der Riese, der kein echter Riese war. "Ich würde gerne ein bisschen mit dir plaudern."

Sie setzten sich, und Ferdi musterte ihn von oben bis unten. "Du hast die gleiche Uniform an wie ich!" stellte er mit einer gewissen Verwunderung fest. "Aber du hast Streifen auf den Schultern!", fiel ihm weiter auf. "Die sind schön. Solche möchte ich auch! Bist du ein Oberst?" Er war stolz, dass ihm der militärische Rang mit den drei dicken Streifen eingefallen war. Obwohl Paris vier dicke Streifen hatte.

Dieser lächelte und schien einen Moment lang zu überlegen. "Nein, ich bin eigentlich eher so etwas wie ein General", sagte er. "Aber bei uns sagt man "Commander" dazu, oder Kommandeur, in Deutsch."

"Oh!", entwischte es Ferdi. Ein General! Dann überlegte er einen Moment. "Aber einen General gibt es nur, wenn Krieg ist! Ausserdem hat ein General Sterne auf der Schulter!" Das war so in der Schweiz, das stand so in seinem Militärbüchlein. Paris schien wieder zu überlegen. Seine Stirn war gerunzelt.

"Da hast du wohl Recht, Ferdi… Du bist ganz schön klug für dein Alter! Aber bei uns ist es ein bisschen anders..." Er stockte einen Moment. "Sag mal, weisst du eigentlich, wo du hier bist?" Er schien nicht darauf eingehen zu wollen, warum er keine Sterne auf der Schulter hatte. Vielleicht war er doch kein General.

"Äh…", begann Ferdi, "also ich denke, ich bin auf einem fremden Planeten… Oder so…" er brach ab. "Ich bin mit meinem Raumschiff hierhergeflogen. Es steht da hinten bei den Bäumen…" Er zeigte mit der Hand irgendwo hinter sich und wurde etwas kleinlauter. "Aber ich weiss nicht, wie das hier heisst."

Sein Gegenüber schien nicht überrascht zu sein, dass Ferdi ein Raumschiff hatte.

"Soso.", sagte der General, der vielleicht gar kein General war. "Und dein Raumschiff… das ist also eine Toilette? Stimmt das?", fragte er.

"Ja, also, nein, also… eigentlich ist es unser Badezimmer! Also, zuhause. Aber wenn ich auf die Kacheln drücke, dann hat es Knöpfe und so... Dann ist es ein Raumschiff! Und der Spiegel ist dann ein Fernseher! Und ich habe diese Uniform, weil ich dann ein Raumschiffpilot bin… Verstehst Du?" Ferdi glaubte nicht, dass sein Zuhörer ihn verstand. Seine Eltern hatten ihn ja auch nicht verstanden. Und der Riese war schliesslich auch nur ein Erwachsener. Die verstanden ihn einfach nicht.

"Aber natürlich verstehe ich Dich.", kam prompt die Antwort von Paris und Ferdi schaute erstaunt auf. "Ich habe auch so ein Raumschiff… Sonst könnte ich ja nicht hier sein!" Das schien logisch. "Wie bist du denn genau hierhergekommen, Ferdi?"

"Also…", begann Ferdi, "Ich habe jeden Tag auf den Knöpfen mit den Zahlen herumgedrückt, aber es kam immer ein rotes Licht... Und heute kam ein grünes Licht! Und dann hat der Joystick funktioniert und es hat komisch getönt und die Sterne im Fernseher haben sich gedreht und dann sind Zahlen gekommen und… und vorher musste ich den Wasserhahn aufdrehen… und dann war ich hier!" Er hielt erschrocken inne. "Ui! Ich habe vergessen, den Wasserhahn wieder zuzudrehen!" Die Schamesröte kroch ihm ins Gesicht.

Doch sein Gegenüber lachte nur. Paris hatte ein tiefes, lautes Lachen. Es klang lustig und echt.

"Weisst du, das macht nichts. Die Raumkapsel stellt die Triebwerke automatisch ab, wenn sie gelandet ist." Ferdi war froh, das zu hören. Egal, ob er ein echter General war oder nicht, er schien sich mit Raumschiffen auszukennen.

"Weisst Du, was eine Parallele ist, Ferdi?" fragte Paris unvermittelt.

"Nein…?"

"Also, ich erkläre dir das mal: wenn du eine gerade Linie hast, etwa so…" Paris zeichnete mit seinem Finger eine gerade Linie ins Gras, "…und eine zweite gerade Linie nebendran ist…" Er zeichnete eine zweite Linie, die neben der ersten lag, "…und die zwei Linien immer den gleichen Abstand haben und sich nie berühren, dann sind das zwei "parallele" Linien… Parallel heisst, dass zwei Sachen immer im exakt gleichen Abstand zueinander sind, und sich nicht berühren. Verstehst du das?" Ferdi überlegte.

"Ja, ich glaube schon." sagte er.

Der Schwarze fuhr fort: "Das gilt nicht nur für Linien, sondern auch für Flächen. So wie meine Handfläche." Er streckte seine riesige, schwarze Handfläche horizontal aus. Ferdi sah, dass die Handfläche nicht so schwarz war wie der Rest. "Wenn ich jetzt eine zweite Fläche nehme…", fuhr der Kommandeur fort, "…zum Beispiel meine andere Hand, und sie über meine erste Hand halte, und sie überall den gleichen Abstand hat, dann sind die Flächen parallel." Er hatte seine Hände jetzt flach übereinander gelegt, so dass sie sich aber nicht berührten. "Verstehst du das?" fragte Paris erneut.

"Ja, ist schon klar." meldete sich Ferdi. Er war ja nicht doof.

"Jetzt stell dir mal vor…" fuhr Paris fort, "…dass die Erde, also unsere Welt, parallel ist zu einer anderen Welt." Ferdi dachte angestrengt nach und runzelte die Stirn.

"Aber die Erde ist rund - das geht nicht!", fand er.

"Hmm…", überlegte der Erwachsene, "…nun stell dir mal vor, du hättest einen Tischtennisball und steckst ihn in einen Tennisball. Das sind zwei kugelrunde Welten, die dann parallel zueinander sind… Kannst du dir das vorstellen?"

Ferdi versuchte, es sich vorzustellen… Ja, das war machbar. Er nickte. Der Schwarze unterbrach ihn in seinen Überlegungen.

"Diese beiden Bälle in meinem Beispiel sind unterschiedlich gross. Unsere Welt, die Erde, und die Welt, in der wir uns gerade befinden, hier, jetzt, du und ich… die sind fast genau gleich gross! Das bedeutet, dass die zwei Welten ganz, ganz nahe beieinander sind… Man muss nur einen kleinen Sprung machen, und schon ist man in der anderen Welt!" Er schaute Ferdi durchdringend an. "Kannst du dir das vorstellen?" Ferdi überlegte kurz und nickte.

"Ja. Ich glaube, ich weiss auch, wie das geht!" Sein Gegenüber machte ein fragendes Gesicht. Ferdi sprach weiter: "Zuhause in unserem Garten, da gibt es eine Stelle, an der ich fliegen kann. Wenn ich mich ganz fest anstrenge, dann beginne ich zu schweben, und plötzlich wird alles ganz still und die Farben im Garten gehen weg… Dann sieht es so aus wie hier!" Commander Paris war sprachlos.

Nach einer kurzen Bedenkpause setzte er zu einer Antwort an. Er sprach jetzt etwas langsamer, als ob er gleichzeitig angestrengt nachdenken würde, oder, als ob er sich seiner Sache nicht ganz sicher war.

"Das ist… sehr interessant, Ferdi. Ja, ich glaube, du hast genau begriffen, worum es geht." Wie zu sich selbst murmelte er: "Das ist ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich… Das muss ich dem Rat melden…" An Ferdi gewandt fuhr er weiter: "Sag mal Ferdi, kennst du noch andere Leute, die fliegen können? Oder die die Knöpfe im Badezimmer gesehen haben? Zum Beispiel… deine Eltern? Freunde aus der Schule, Geschwister? Hast du Geschwister?"

Jetzt war es an Ferdi zu lachen. "Meine Schwester? Nein, die hat mich fast gehauen, als ich von den Knöpfen erzählt habe! Und meine Eltern wissen davon auch nichts. Ich hab sie gefragt. Aber ich glaube, sie haben mich nicht verstanden… Erwachsene verstehen das nicht!" Er hielt inne. "Du bist aber auch erwachsen, oder? Und du verstehst mich? Das ist komisch."

"Weisst du, Ferdi, nicht alle Menschen können von unserer Welt zu Hause in diese Welt hier springen. Ihnen fehlt die Fantasie." Ferdi runzelte die Stirn. Paris erklärte weiter. "Sie können sich keine andere Welt vorstellen. Und wenn man nicht glaubt, dass es eine zweite Welt gibt, die parallel zu unserer Welt liegt, und dass man dort ganz einfach hinkommen kann… dann gibt es für sie keine andere Welt!" Er hielt einen Moment inne. "Es ist ein bisschen kompliziert… Aber ich kann dir versichern, dass es nicht viele Menschen gibt, die hierher kommen können, so wie du und ich."

Ferdi wägte diese Aussage ab. Dann nickte er wieder.

"Ich verstehe..." Er schien tief in Gedanken. Irgend etwas schien ihn zu beschäftigen. Paris machte ein fragendes Gesicht.

"Willst du mich etwas fragen?" Ferdi druckste herum.

"Du hast gesagt, dass du ein General bist… stimmt das?" Paris musste unvermittelt lachen. Dann wurde er wieder ernst.

"Du hast selbst gesagt, dass es nur einen General braucht, wenn Krieg ist, Ferdi. Das stimmt leider... Du musst wissen, dass wir Menschen nicht die einzigen sind, die den Sprung in diese Welt hier machen können. Es gibt auch andere… Wesen… die hierher kommen. Sie sind nicht freundlich… Sie greifen uns an… Man könnte sagen, dass wir im Krieg mit ihnen sind…" Ferdis Augen waren weit aufgerissen. Er brachte kein Wort heraus. "Du brauchst aber keine Angst zu haben." fügte der General, der wirklich ein General zu sein schien, hinzu. "Hier sind wir sicher! Meine Leute fliegen pausenlos Patrouille um die Stadt herum. Das hier ist übrigens Washington D.C., die Hauptstadt der Vereinigten Staaten." Ferdis Augen wurden noch grösser. "Wir sitzen hier vor dem Washington Monument." Paris zeigte hoch zur Säule hinter sich. "Und du bist auf dem Lincoln Memorial gelandet." Seine Hand zeigte jetzt an Ferdi vorbei in die Richtung, aus der er gekommen war. "Hinter der Säule liegt das Kapitol, der Regierungssitz. Und da drüben…", seine Hand wanderte nach rechts, "…liegt das Weisse Haus, wo der Präsident zu Hause ist! Aber nur zu Hause, in unserer Welt, hier nicht…" Seine Stimme senkte sich und wurde zu einem Flüstern. "Der Präsident kann nämlich nicht in diese Welt springen. Das können nur ganz spezielle Menschen. So wie du!" Er zwinkerte Ferdi zu. Dieser bekam noch rötere Ohren, als er schon zu haben glaubte. Er erwachte aus seiner faszinierten Erstarrung.

"Ich muss jetzt wieder nach Hause! Sonst vermissen sie mich… Sie wissen ja nicht, wo ich bin!", erklärte er. Commander Paris nickte bedächtig.

"Da hast du wohl recht... Auch wenn ich gerne noch ein bisschen länger mit dir geplaudert hätte! Ich glaube, wir zwei haben viel miteinander zu besprechen." Ferdi war zwar nicht ganz klar, was der Commander meinte, aber er nickte. Es war schön, mit jemandem über all das Erlebte zu sprechen. Es war schön, dass es jemanden gab, der ihn verstand! Paris fuhr fort.

"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass sie dich vermissen. Die Zeit verläuft in dieser Welt ein bisschen anders als zu Hause. Du kannst eine Stunde lang hier sein, und zu Hause sind nur ein paar Minuten vergangen. Wir nennen das eine "Krümmung der Zeit"... Das hat mit Dunkler Energie zu tun, die hier sehr viel stärker ist als auf der Erde. Aber das erkläre ich dir ein andermal ganz genau. Wenn du etwas älter bist, vielleicht." Ferdis Augen wurden wieder grösser. Hiess das, dass sie sich wiedersehen würden? Paris schien Ferdis Gedanken lesen zu können. "Möchtest du denn, dass wir uns wiedersehen?" fragte er. Ferdi nickte heftig mit dem Kopf. Es fiel ihm gerade nichts ein, was er hätte sagen können. Er war immer noch überwältigt von allem, was er gerade erlebte und gehört hatte.

"Das ist schön." Paris hielt kurz inne und schien zu überlegen. "Weisst du, wie du nach Hause kommst?" Diese Frage erschreckte Ferdi. Darüber hatte er nie nachgedacht! Betreten schaute er zu Boden und schüttelte den Kopf.

"Kein Problem.", beruhigte ihn sein Gegenüber, "Das ist ganz einfach: hast du den Knopf gesehen auf dem ein kleines Haus ist, über den Tasten mit den Zahlen?" Ja, Ferdi konnte sich an diesen Knopf erinnern, er war oben links über den Zahlen. Der Knopf war blau. Er nickte bestätigend. "Wenn du wieder in Deiner Raumkapsel bist, dann drückst du einfach diesen Knopf, drehst den Wasserhahn auf, und schon fliegst du zurück." Paris hielt inne und schien über etwas nachzudenken. "Und wenn du wieder hierher zurückkommen möchtest, dann musst du nur den Knopf daneben drücken, bevor du zurückfliegst. Dann speichert die Kapsel die aktuellen Koordinaten. Auf dem Knopf steht ein M. Es gibt M1, M2 und M3. Es ist egal, welchen du drückst. Wenn du dann wieder hierherkommen willst, brauchst du nur diesen Knopf wieder zu drücken, und schon weiss der Computer, wo du hinwillst!" Ferdi wusste zwar nicht, was "Ko-Ohrr-Dinaten" waren, aber der Rest war einfach zu verstehen. Er nickte wieder, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte.

"Wenn du willst, kann ich dich auch einmal bei dir zu Hause besuchen…", fuhr Paris fort. "Wenn du mir deine Adresse verrätst, dann verspreche ich Dir, dich bald zu besuchen. In der richtigen Welt. Ich würde gerne deine Eltern kennenlernen." Dieser Gedanke erstaunte Ferdi. Wieso wollte ein amerikanischer Raumpilot und General seine Eltern kennenlernen? Er war sich nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Vielleicht hatten seine Eltern auch noch nie einen schwarzen Menschen gesehen, vor allem einen Schwarzen, der so gross war. Seine Zweifel schienen sich auf seinem Gesicht abzuzeichnen. Paris konnte sie wohl nur zu gut lesen. "Ich bin sicher, dass deine Eltern und ich uns prima verstehen werden.", fügte er schnell hinzu. Ferdi gab einen nicht ganz überzeugten Grunzlaut von sich. Doch er nannte dem General aus Amerika seine Adresse. Dann griff er nach seinem Helm im Gras und stand auf.

"Wann darf ich dich denn wieder besuchen?", fragte er schüchtern. Er hatte ein bisschen Angst, dass Paris ihn doch nicht mehr sehen wollte und nur so tat als ob. Das Gesicht seines Gegenübers wurde ernst.

"Ferdi, du kannst mich jederzeit besuchen. Ganz egal wann! Wenn du hierherkommst, werde ich es wissen. Ich sage meinen Leuten, dass sie nach dir Ausschau halten sollen. Und egal, wann du kommst, ich verspreche, ich werde mir Zeit nehmen für Dich." Wow. Der General hatte Ferdi gerade ein Versprechen gegeben! Ferdi strahlte. Noch nie hatte ein Erwachsener ihm ein solches Versprechen gegeben. Er fühlte sich noch grösser und sehr stolz.

"Ich gehe dann jetzt…", sagte er, "…ich muss das mit der krummen Zeit erst noch prüfen... Ich möchte nicht, dass meine Eltern schimpfen, weil ich so lange weg war!" Paris lächelte nachsichtig.

"Ja natürlich, da hast du Recht! Es hat Spass gemacht, mit dir zu plaudern. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder... Versprochen?" Ferdi versuchte, auch ein ernstes Gesicht zu machen, musste aber grinsen und nickte energisch. Jetzt hatte er auch ein Versprechen gegeben!

Der grosse Kommandeur stand jetzt auch auf, mit einer geschmeidigen Eleganz, die Ferdi einem so grossen Menschen gar nicht zugetraut hatte. Paris streckte ihm die Hand zum Abschied hin und Ferdi schüttelte sie. Wiederum drückte der Riese nicht zu fest zu. Paris' Blick ging etwas nach unten und schien etwas zu fixieren, dass auf Ferdis Brust lag. Die riesige schwarze Hand, die innen gar nicht so schwarz war wie aussen, griff nach etwas unterhalb von Ferdis Kinn. Der Reissverschluss des Raumanzugs war ein bisschen heruntergerutscht und Ferdis Citrin, der an der Goldkette um seinen Hals hin, war zu sehen. Paris nahm den Stein vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und sah ihn sich genau an.

"Das ist ein schöner Stein." sagte er.

"Das ist ein Citrin!", entgegnete Ferdi stolz. "Den habe ich geschenkt bekommen, von meiner Mama!" Paris nickte und machte ein anerkennendes Gesicht.

"Da hat dir deine Mama aber ein schönes Geschenk gemacht! Ich bin sicher, an dem Stein wirst du noch viel Freude haben…" Es hatte ein wenig seltsam geklungen, wie er das gesagt hatte, fand Ferdi. Fast verschwörerisch, als ob es um ein Geheimnis ging… Als ob er etwas anderes hatte sagen wollen, es sich aber im letzten Moment doch anders überlegt hatte.

Paris liess den Stein los, lächelte, und klopfte Ferdi kurz auf die Schulter.

"Wir sehen uns.", sagte er. Ferdi nickte noch einmal bestätigend, dann drehte er sich um und ging los. Nach ein paar Schritten blieb er stehen und sah sich nach dem schwarzen General um.

"Tschü-üs", rief Ferdi und winkte. Paris stand immer noch an dem Ort, wo sie gesessen hatten. Er winkte zurück, ein geheimnisvolles Lächeln auf dem Gesicht.

Der Auftrag

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