Читать книгу Der Kreis des Vertrauens - Sanja Panea - Страница 12

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Wann ist bei einem Pferd

Bindung nicht möglich?

Mit Gewalt erreicht

Ich verweise hier auf Ergebnisse der Humanbiologie hin. In verschiedenen Studien wurde belegt, dass etwas soziale Vernachlässigung, Gewalt und Misshandlungen die Entwicklung des Gehirns mit größtenteils irreversiblen Folgen stören kann. So konnte man beim Menschen Veränderungen in der Amygdala, auch Mandelkern genannt, als Folge von Gewalt und Vernachlässigung nachweisen. Der Mandelkern hat im Zwischenhirn von Säugetieren eine wichtige Funktion als Schaltstelle zwischen der emotionalen Einordnung und dem kognitiven Lernen und er ist daher für soziale Beziehungen und Fähigkeiten wie Empathie zuständig. Treten in früher Kindheit Traumata auf, ist dies Jahrzehnte im Mandelkern noch nachweisbar. Die Amygdala wird kleiner und schneller erregbar. Zudem werden mehr Rezeptoren für Cortisol, ein Stresshormon, gebildet. Das Gehirn schaltet auf „Bedrohung“ und ein ängstliches frühes Verhalten ist die Folge. Das gesamte auf Beziehungen und Soziales zuständige neuronale Netzwerk ist bei solchen Menschen nachweisbar verändert. Auch wenn es noch keine nachweisbaren Studien bei dem Pferden gibt, kann es nur eine Vermutung sein, dass sich ähnliches Mit Gewalt erreicht auch beim Pferd abspielt. Das würde heißen, dass wenn das Pferd als Fohlen in der Aufzucht Misshandlungen, schwere Vernachlässigungen und Traumata erlitten habe, dass es bereits irreversible Schädigungen ihren neuronalen Netzes, welches für Beziehungen und Gefühlsregulierung zuständig ist, erlitten haben. Alle Säugetiere, demnach auch wir Menschen operieren mit den gleichen Sinnen. Das sind fühlen, riechen, sehen, hören und schmecken. Der einzige Unterschied des Mensch zu den Tieren ist der, dass wir eine Intelligenz besitzen. Wir alle besitzen Schmerzrezeptoren und auch Gefühle. Durch viele meiner Beobachtungen und Arbeit mit traumatisierten Pferden kann ich stark davon ausgehen, dass sich ähnliches im neuronalen Netzwerk abspielt.

man keine Liebe …

Das Verhalten eines misshandelten Tieres ähnelt sehr einem Verhalten eines misshandelten Menschen. Der einzige Unterschied ist, dass der Mensch sich bis zu einem gewissen Grad noch steuern kann und eventuell etwas kaschieren kann. Das Tier kann das nicht. Es ist durch sein Verhalten sofort sichtbar. Bei dem Menschen kann man keine Liebe … man in solchen Fällen therapeutisch eingreifen. Bei einem Pferd ist das nicht so einfach möglich. In extremen Situationen muss der Mensch den Weg der Dominanz gehen, weil das Pferd dann nicht mehr kontrollierbar ist.

Der Ausweg zur Dominanz des Menschen in solchen Fällen ist dann von Wichtigkeit, wenn das Pferd eine Gefahr für den Menschen darstellt. Das Pferd versteht nicht, dass der Mensch ihm in diesem Moment Gutes tun will und lässt überhaupt keine Nähe mehr zu. Sein ganzes System ist auf das Überleben ausgerichtet. Wenn es keine Möglichkeit zur Flucht sieht, dann wird es den Menschen auch angreifen. Es reagiert mit Panik und Vermeidung oder gar mit Aggression und Angriff. Wenn dann noch bestimmte Reize getriggert* werden, und das Pferd es noch mal wieder erleben muss, wie zum Beispiel eine tiefe Stimme oder Gewalt, dann verfestigt sich diese Struktur. Wenn dann noch Schmerz dazu kommt, dann ist er in einem wiederkehrenden Erfahrungsmuster drin. Ein solches Verhalten ist vergleichbar mit Menschen, die ein schweres Trauma wie sexuellen Missbrauch erlebt haben und immer wieder die Erfahrung gemacht haben, dass etwas eigentlich Positives wie Nähe immer etwas Schreckliches oder Schmerzhaftes mit sich bringt..

* Trauma-Trigger sind Stimuli / Reize, die einen bewußt oder unbewußt an irgendeinen Aspekt des ursprünglichen traumatischen Ereignisses erinnern und traumatische Erinnerungen hervorrufen.

Der Kreis des Vertrauens

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