Читать книгу Amastasia - Sarah Kaye - Страница 4

Kapitel 2

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Mit zögernden Schritten ging ich die breiten Stufen hinab. Es war eine lange große Treppe. Die Schleppe meines cremefarbenen Abendkleides, wehte hinter mir her und mein langes Haar war zu einem mit Perlen bestickten Knoten nach oben gesteckt.

Ich fühlte mich einfach wunderbar und wunderschön zu gleich.

Ein riesen großer antiker Kronleuchter warf den weiß geschmückten Ballsaal in eine helles, gleißendes Licht.

Als ich die Mitte der Treppe erreicht hatte, blickten alle geladenen Gäste zu mir auf. Auch sie waren außerordentlich festlich gekleidet. Ich fühlte mich, wie die Prinzessin aus einem anderen Jahrhundert. Aber ich war nur die versprochene Verlobte des Herzogs, des hellen Reiches. Zu diesem Zeitpunkt lebten wir noch in Frieden mit dem dunklen Reich auf der anderen Seite des Flusses. Amastasia war ein wundervolles Land, voller Magie inmitten der Nebelschwaden, die gewöhnliche Menschen nicht sehen und nicht betreten konnten. Jedoch war es in zwei Bereiche unterteilt. Es gab das helle Reich, voller Sonne und wunderbar blühend, und das dunkle Reich, welches sich in eisiger Dunkelheit und Schatten befand. Ich war die Tochter der obersten Fürstin der Hellen. An diesem Abend waren die mächtigsten Fürsten, Herzoge und Adlige beider Seiten anwesend. Ich erkannte die Dazugehörigkeit an der Farbe ihrer Kleidung. Schwarz für die Schatten, weiß für das Licht.

Meine Wangen eröteten leicht als ich bemerkte, dass die Gäste bereits erwartungsvoll zu mir aufblickten. Dies war das erste Event, an dem ich mich offiziell als werdende Frau von Fernandez zeigte. Er war ein toller Mann, dachte ich zumindest in diesem Moment. Was mich bald darauf erwarten würde, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Denn die Hölle war nichts dagegen. Eine never ending Horror Story.

Die Violine begann zu spielen und die Musik ertönte leidenschaftlich in meinen Ohren. Es würden mich viele Tänze erwarten. Jeder mochte die neue Zukünftige des obersten Hexers kennen lernen. Am Fuß der Treppe angekommen, erwartete mich schon der erste Mann. Sein schwarzer Smoking wirkte elegant und verdammt sexy. Seine breiten Schultern kamen sehr männlich zur Geltung. Sein kurzes dunkles Haar war perfekt frisiert und wirkte unglaublich attraktiv zu dem kantigen männlichen Gesicht, mit der perfekt geraden Nase und seinen strahlenden blauen Augen.

Er blickte zu mir auf, ein wunderschönes Lächeln auf dem Gesicht. Mir schmerzte fast das Herz, so schön war er. Ich kannte ihn nicht, wie so viele Gesichter des Adels, aber seine Haltung zeigte einen perfekt erzogenen jungen Mann.

Er hielt mir seine Hand entgegen. >>Möchten sie tanzen junge Dame?<<

Lächelnd musterte ich sein Gesicht und bekam eine Gänsehaut, als er sich leicht verbeugte und mir einen leichten Kuss auf den Handrücken hauchte. Ich fühlte mich sehr geschmeichelt und nickte verlegen. Seine eisblauen Augen versanken in meinen.

>>Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich gerne vorstellen.<< Ich nickte abermals.

>>Mein Name ist Thomas William de Almaro, Sohn des obersten Fürsten des dunklen Reiches. Aber nennen sie mich Tom!<<

Kerzengerade und schweißgebadet erwachte ich. Ich sah immer noch sein Gesicht vor mir und hatte keine Ahnung wo ich war. Hilfesuchend hektisch blickte ich mich um, bis ich bemerkte, dass ich mich in meinem Schlafzimmer befand. Ein Traum. Erleichtert atmete ich auf. Mein Herz klopfte wie wild, als würde es mir jeden Moment aus der Brust springen. Warum zum Teufel träumte ich so etwas merkwürdiges. Es fühlte sich beinahe an, wie eine längst vergessene Erinnerung. Aber das konnte bei bestem Willen nicht sein. Und warum war Tom darin vorgekommen. Wahrscheinlich hatte ich mich echt in diesen Mann hinein gesteigert.

Zwischen meinen Vorhängen drang Tageslicht in den Raum. Laut meines Radioweckers hatten wir bereits drei Uhr nachmittags. Langsam stand ich auf, bemüht dieses mal nicht über die leeren Bierflaschen zu stürzen.. Meine Güte, es sah aus, als würde hier ein Straßenpenner hausen. Ich musste unbedingt meine Wohnung aufräumen.

Ich zog die Vorhänge bei seite und blinzelte aus dem Fenster. Die Bäume hatten bereits all ihre roten und braunen Blätter verloren. Der Herbst war fast vorüber und der Winter nahte. Wie in Trance starrte ich in den kühl wirkenden Hinterhof, ohne dabei die Umgebung wahrzunehmen. Mein Schock war noch nicht ganz verflogen. Und meine Gedanken schwirrten nur um Tom und diesem absurden Traum. Er hatte mir wirklich den Kopf verdreht. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich mich wirklich verliebte. Es war seltsam. Obwohl er mir gegenüber so feindselig war und ich ihn nicht einmal kannte, hatte er bereits jetzt mein Herz erobert. Jedoch fühlte es sich nicht so wunderschön und unbekümmert an, wie sie es in den Liebesschnulzen immer darstellten. Es war eher ein Stich ins Herz, denn ich wusste, dass er nicht genauso empfand, davon mal abgesehen das ich nicht wusste ob ich ihn überhaupt nocheinmal treffen würde. Vielleicht war es auch besser so. Ich war ja schon so besessen, dass ich bereits von ihm träumte. Letzte Nacht hatte ich noch stundenlang wach gelegen und mich an sein Lachen erinnert. Es war das Einzige am ihm, was real wirkte. Und ich? Ich war eindeutig verrückt. Verrückt nach ihm. Egal wie fies er zu mir gewesen war.

Irgendwie machte ihn sogar diese Eigenschaft erst recht interessant. Thomas William de Almaro. Komischer Name.Und wie kam ich bitte darauf? Ob er wirklich so hieß? Ach Quatsch! Woher in Gottes Namen sollte ich seinen vollen Namen wissen, wenn er sich mir nur als Tom vorgestellt hatte.

Das Telefon riss mich aus meinen Gedanken. Ich rannte zu meinem Nachttisch und nahm ab.

>>Hallo?<<

>>Hey Sam. Ausgeschlafen???<< Anne!

>>Klar bin gerade aufgestanden und wollte meine Bude auf Vordermann zu bringen.<<

Sie schnaubte >>Und was ist mit unserem Treffen heute? Es ist Sonntag und Trudi hat bestimmt wieder unseren Tisch im Café reserviert. Außerdem muss ich dir so viel von Richard erzählen.<<

Ach stimmt, da war ja was.

>>Und wie wars mit deinem Lover?<<

Sie lachte vor sich hin.

>>Er ist gerade gegangen. Wir haben noch zusammen zu Mittag gegessen. Wie war dein restlicher Abend?<<

Ich überlegte kurz, ob ich ihr von der zweiten Begegnung mit Tom erzählen sollte, beschloss aber noch eine Weile den Mund zu halten. Ich durfte mich auf gar keinen Fall in etwas hinein steigern. Schließlich konnte er mich sowieso nicht leiden.

>>Ach, ich bin kurz nach euch gegangen. Ich hatte irgendwie keine Lust mehr auf feiern.<<

Sie hielt kurz inne.>>Hm, Ok! Das klingt so gar nicht nach dir.<<

Ich biss mir auf die Lippe. Sie kannte mich einfach zu gut. Mein schlechtes Gewissen meldete sich. Normalerweise log ich sie nie an.

>>Ach was. Manchmal bin ich froh mit meinem Hintern im Bett zu liegen.<<

Und wie zur Bestätigung lies ich mich rücklinks aufs Bett fallen.

>>Ok, wers glaubt. Naja, auf jedenfall wollen Richard und ich morgen Schlittschuh laufen gehen. Also wenn du mit kommen möchtest.<<

Oh nein. Das wollte ich definitiv nicht. Das letzte was ich jetzt in meiner Melancholie gebrauchen konnte, war ein sich anschmachtendes Pärchen.

>>Äh, lieb gemeint. Aber ich glaube ich verzichte. Das ist euer Ding, nicht meins.<<

>>Wie du meinst. Ich wollte es dir nur anbieten. Richard ist echt toll. Ich glaube ich habe mich ein bisschen in ihn vernarrt.<<

Das konnte ich nur zu gut nachvollziehen. Mit Tom ging es mir genauso. Aber das musste ich mir schnell aus dem Kopf schlagen.

>>Vorsichtig Anne, du kennst ihn noch nicht wirklich.<<

>>Das ist wohl wahr. Wir werden sehen.<< Sie schnaufte.

>>Ok, dann geh du mal deinen Hausfrauenpflichten nach. Du kannst dich ja bei mir melden, wenn du fertig bist.<<

Ich setzte mich auf.>>Versprochen, bis dann!<<

>>Hab dich lieb.<<

Ich lächelte.>>Ich dich auch Maus.<<

Nachdem ich aufgelegt hatte, rappelte ich mich aus dem Bett auf, blieb dabei mit dem Bein in der Decke hängen und fiel wie ein nasser Sack vornüber direkt auf die Nase. Eines Tages hatte ich mich womöglich wirklich noch selber umgebracht. Ganz aus Versehen natürlich.

Im Bad stand ich länger als nötig unter der Dusche. Das heiße Wasser half mir dabei meine Gedanken ein wenig zu ordnen. Jedoch schweifte ich immer wieder ab. Jedes mal wenn ich die Augen unter dem Duschstrahl schloss, sah ich wieder Toms Gesicht vor mir. Ich trommelte mit den Händen gegen meinen Schädel, um dieses Bild zu verbannen. Vergeblich!

Nachdem ich mich abgetrocknet und angezogen hatte, ging ich mit Jogginklamotten und nassen Haaren die Treppe hinunter ins Wohnzimmer um die Musikanlage einzuschalten. Beim Putzen brauchte ich immer die volle Dröhnung.

Zwei Stunden später war ich fast fertig. Laut, und den falschen Text mit gröhlend schwang ich den Wischmopp ein letztes mal durchs Wohnzimmer. Die obere Etage musste bis morgen warten, wenn ich mich noch mit Anne im Café treffen wollte. Nach einem kurzen Telefonat mir ihr, einigten wir uns auf sechs Uhr am Parkplatz. Ich zog Jeans und Sweatshirt an. Meine Haare sahen wie mein Wischmopp aus, also band ich sie zu einem Pferdeschwanz zusammen und trug eine Kappe. Keine Zeit zum Haare glätten. Ich schnappte mir meine Jacke und lief in die Garage zu meinem Wagen. Zum Glück sprang er direkt an. Zehn Minuten später fuhr ich auf den Parkplatz vor unserem Stammcafé. Anne wartete bereits....

Tom

Die ganze Nacht hatte Tom nicht geschlafen. Jedes mal wenn er seine Augen schloss, sah er die ihren vor sich. Es war einfach nicht auszuhalten. Warum hatte er sich hinreißen lassen sie aufzusuchen? Ihr Gesicht war das selbe wie damals, ihre Haare waren in dem gleichen satten braun, ihre Augen so grau, das sie schon fast silbern wirkten. Ja sie war noch genauso schön, genauso tollpatschig und ihr Mund kräuselte sich immer noch, wenn sie wütend war. Das liebte er am meisten an ihr. Aber er durfte nicht so empfinden. Er hatte ihr nur Unglück gebracht. Eine Tragödie, die er bis heute, 300 Jahre später noch nicht verdaut hatte. Die Schuldgefühle saßen einfach noch zu tief. Ein großer Krieg war ausgebrochen, der viele Opfer forderte, unter denen auch sein Vater Caleb war. So lange, bis Helena die oberste Fürstin der Hellen, mit Crypto, seinem Nachfolger einen Waffenstillstand aushandelte. Und das geschah erst nach 100 Jahren erbitterten Mordens beider Seiten. Nein, er durfte definitiv nicht in ihrer Nähe sein. Doch hatte er eine andere Wahl? Fernandez hatte erfahren, dass sie wieder lebte. Er war ebenfalls auf der Suche nach ihr. Diese Information hatte er nur durch Zufall aufgeschnappt, als er Richard mit seinen Verbündeten belauscht hatte. Richard hatte den Auftrag sie ausfindig zu machen. Also hatte Tom beschlossen sein Anwesen der Rebellen zu verlassen und ihm unauffällig zu folgen. Somit ist er in Manhatten gelandet und organisierte eine kleine Wohnung, die er vorerst bezogen hatte. Egal was damals geschehen war, er wollte es auf gar keinen Fall zu lassen, dass Fernandez sie noch einmal verletzte. Sie hatte doch keine Ahnung, wer sie wirklich war. Er musste sie irgendwann aufklären. Bis dahin beschloss er sich im Hintergrund zu halten und nur zu beobachten. Als er sie vor zwei Tagen gefunden hatte und sie ihn betrunken in ihre Wohnung ziehen wollte, hätte er fast nach gegeben. Sie war so leichtsinnig. Genau wie früher, als sie sich für ihn ins Verderben gestürzt hatte. Er musste sie beschützen. Jedoch ohne sie wieder in Gefahr zu bringen. Er spürte, dass sie ihm bereits ebenfalls wieder verfallen war. Weiter konnte er nicht gehen. Keine Empfindungen zulassen. Das hat sie damals getötet. Und er war schuld daran. Er hatte absolut keinen Plan im Gepäck, wie er sie am besten in Sicherheit bringen sollte. Also brauchte er die Hilfe seines besten Freundes. Gestern hatte er unauffällig ein Foto von ihr im Club gemacht. Ohne einen Beweis würde Raphael ihm nie glauben.

>>Alter, wie lange wartest du schon?<<

Raphael hatte gerade das Café betreten indem Tom schon seit Stunden die Zeit tot schlug. Vor ihm standen ungefähr vier leere Kannen Kaffee. Eigentlich hätte er einen Herzkinfarkt kriegen müssen bei dem geballten Koffeinkonsum.

>>Du siehst furchtbar aus Kumpel. Wann hast du das letzte mal geschlafen?<<

Raphael setzte sich ihm gegenüber, sodass er die Tür im Blick hatte. Tom schnaubte

>>Ich weiß nicht. Vor drei Tagen vielleicht? Wie läufts im Anwesen? Keine auffälligen Gestalten?<<

Raphael runzelte die Stirn >>Ich habe gestern Abend Fernandez Handlanger auf dem Grundstück gesichtet. Ich glaube, sie ahnen, dass du dich für eine Weile aus dem Staub gemacht hast. Candy hat ihnen bisschen Feuer unterm Hintern gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes.<<

Er grinste spöttisch. Das gefiel Raphael. Eine Frau mit Stil.

>> Aber warum hast du dich ausgerechnet nach Manhatten verpisst? Wolltest wohl bisschen Party machen, was?<<

Tom lehnte sich vor, nahm sein Handy heraus und reichte es Raphael. Zu sehen war das Foto.

>>Sag mir wen du da siehst?<<

Raphael schnappte nach Luft.

>>Was zum Teufel? Aber.......ich......das kann nicht sein Tom.<<

>>Oh doch, das kann sein. Ich habe sie gefunden und wollte es selbst erst nicht glauben.<<

Tom lehnte sich wieder in seiner Bank zurück. Raphael war immer noch sprachlos. Er bestellte sich schnell einen Kaffee, extra stark, um diese Nachricht erst einmal zu verdauen. Nach Minuten meldete er sich erst wieder zu Wort.

>>Zarai ist also wirklich zurück gekehrt. Ich kann es nicht fassen. Weißt du was das bedeutet? Es geht alles wieder von vorne los. Hast du mit ihr gesprochen bevor du mich angerufen und hier her bestellt hast?<<

Er war außer sich, wedelte mit den Händen vor Toms Nase herum, bis der es nicht mehr aushielt und ihm einen strengen Blick zuwarf.

>>Ja habe ich.....<<

Raphael schnappte erneut nach Luft.

>>......Doch bevor du mich verurteilst. Ich habe ihr noch nichts gesagt. Sie hat absolut keine Ahnung, wer sie ist. Ihr heutiger Name ist Samira Hitchcock. Aber Fakt ist, sie ist in Gefahr wenn Fernandez´s Bluthunde sie finden.<<

Sein Freund schüttelte bedauernd den Kopf.

>>Tom das geht dich nichts an, wie oft denn noch? Rechtlich gesehen gehört sie zu ihrem Ehemann und der bist nun mal nicht du. Wann kapierst du es endlich. Sie hat dir und ihr selbst nichts als Unglück gebracht. Überlass sie ihrem eigenen Schicksal und höre verdammt noch mal auf, dich einzumischen. Das bringt dir eines Tages noch den Tod. Fernandez kann ohne Konsequenzen seine Rechte an ihr einfordern, egal ob sie zwischenzeitlich mal für lange Zeit tot war oder ob sie es überhaupt will.<<

Wütend schlug Tom mit der Faust auf den Tisch.

>>Ich werde sie niemals diesem widerwärtigen Mistkerl überlassen. Hast du vergessen, was er ihr angetan hat?<<

>>Nein natürlich nicht. Aber ich denke dennoch.....<<

>>Nichts da. Ich werde Fernandez beseitigen.<<

Raphael schüttelte abermals bedauernd den Kopf.

>>Und du willst unbedingt, dass der Krieg wieder ausbricht. Du kannst nicht einfach ungestraft einen Hexer und somit einen Herzog der Hellen ausschalten. Du weißt was dann passiert. Ob wir verbannte Rebellen sind oder nicht. Das tut nichts zur Sache. Wir sind immer noch Schattenmagier und werden von Helena zur Rechenschaft gezogen. Hatten wir nicht genug Opfer? Zarai eingeschlossen? Kein Wunder das du als Rebell gillst. Du lässt keine Chance aus, die Regeln der obersten Magierfürsten zu brechen. Du weißt was dir blüht, wenn du es noch einmal tust. Und dann kann noch nicht mal Crypto dich aus der Scheiße ziehen. Sogar manche Hexer beider Seiten haben mittlerweile einen Hals auf dich, da du ihre Familien mit unserer Organisation gespalten hast. Ganz zu schweigen, dass das helle Reich und Zarai´s Mutter nur auf einen kleinen Fehltritt warten um dir den Gar aus zu machen.<<

Er beugte sich nach vorne und packte seinen Freund an den Schultern, bereit ihn zu schütteln und zur Vernunft zu bringen. Doch Tom hatte bereits seinen Entschluss gefasst und blickte Raphael zornig und entschlossen entgegen. Raphael lies ihn los, lehnte sich zurück und schnaufte leise vor sich hin.

>>Lass mich raten. Du hast dich bereits dazu entschieden sie mit allen Mitteln zu schützen, stimmts? Auch wenn du dabei drauf gehst.<<

Tom nickte, ohne den Blick von seinem besten Kumpel abzuwenden.

>>Wie siehts aus, hilfst du mir?<<

Raphael zuckte die Schultern.

>>Natürlich helfe ich dir. Auch wenn ich denke das du ein totaler Vollidiot bist. Allerdings brauchen wir mehr Unterstützung. Ich werde Candy anrufen. Sie soll uns ein paar deiner Hexersoldaten schicken. Da sind ein paar erstklassige Spione dabei. Candy, Dolores und Peter bleiben auf dem Anwesen, um keinen Verdacht zu erregen, dass etwas im Busch ist. Außerdem schicke ich ein paar einfache Marocks mit Lucius in die andere Richtung nach Europa, um Fernandez´s Wachhunde auf die falsche Fährte zu locken. Er weiß, wohin Lucius geht, bist auch du nicht weit. Dann täuschen wir ihn doch damit mal gewaltig. Jeanine wird Lucius begleiten um ihn im Ernstfall unterstützen zu können. Gib mir zwei Tage Zeit.<<

>>Danke mein Freund. Deshalb habe ich dich angerufen. Du bist der geborene Strategier. Du hast was gut bei mir.<<

Raphael verdrehte die Augen >>Ja ja Kumpel. Das sagst du immer. Wenigstens denken sie so nicht , dass du auf der Suche nach Zarai bist. Ich hoffe Richard ist noch in Amastasia.<<

>>Nein, er ist hier in Manhatten. Ich bin ihm vor ein paar Tagen gefolgt und habe sie dann im "Neon" gefunden. Ich weiß nicht, ob er sie ebenfalls entdeckt hat.<<

Raphael überlegte kurz.

>>Ok, das macht die Sache schwieriger. Also müssen wir erst Richard aufsuchen und ihn ordentlich in die Mangel nehmen. Du weißt das ich mich hier mit dir ins Verderben stürze, wenn die Fürsten raus bekommen, was wir vor haben. Apropos........hast du überhaupt schon ansatzweise einen Plan???<<

Tom schaute entschuldigend auf die Tischplatte.

>>Nicht wirklich. Aber du kennst mich, Spontanität wirds richten. Ich dachte, wir nehmen sie einfach mit, wenn die Zeit gekommen ist.<<

>>Na super.<< Raphael schwang die Arme dramatisch in die Luft.

>>Willst du jetzt aussteigen?<<

Der Mut verlies Tom bereits wieder. Sein Freund zog beide Augenbrauen hoch.

>>Hm, wir entführen also die wiedergeborene Ehefrau des Herzogs Enrico Fernandez des hellen Reiches, deren Mutter eine der obersten Fürstinnen und eine der mächtigsten weißen Magierinnen ist. Noch dazu tragen wir den ohnehin schon angegriffenen Ruf unseres dunklen Reiches noch weiter in den Dreck und riskieren dabei das ein erneuter großer Krieg in Amastasia ausbricht. Achso sorry, ich vergaß. Außerdem wissen wir noch nicht mal ob Zarai oder Samira, uns vertraut oder glaubt. Und Richard müssen wir auch noch ruhig stellen. Aber hey, ist doch ein Kinderspiel. Mega riskant und keine Aussicht auf Erfolg.<< Er grinste spöttisch. >>Wo soll ich unterschreiben?<<

Tom lachte und knaufte ihm gegen die Schulter.

>>Ich weiß schon warum du mein bester Freund bist.<<

Raphael überlegte kurz.

>>Ja ja schon gut. Konzentration! Wie willst du Fernandez beseitigen?<<

>>Es wird sich schon eine Gelegenheit ergeben. Das kann noch warten. Ich muss sie erst hier raus bringen. Glaubst du Candy und die anderen ziehen mit?<<

>>Aber sicher. Ich wusste das unsere Brüderschaft mit Candy noch von Nutzen sein wird. Wenigstens arbeiten einmal Magier und Hexen beider Reiche zusammen. Auch wenn wir offiziell verstoßen sind, scheint Fernandez weiter Respekt vor uns zu haben. Am sonsten würde er nicht ständig seine unfähigen Untertanen in die Nähe des Anwesens schicken, um uns aus zu spionieren und einen Grund zu suchen, Krieg gegen uns Rebellen führen zu können. Jedoch dürfen wir ihn nicht unterschätzen. Er ist zwar nur ein Hexer, aber auch die haben etwas drauf. Außerdem hätte er die Unterstützung von Helena. Du weißt das die Hellen nur warten um einen Krieg anzuzetteln. Egal womit Crypto damals verhandelt hat. Ich bin mir nicht sicher ob er sich ein weiteres Mal um deine Fehltritte kümmert. Wir sind von nun an auf uns allein gestellt. Wenn alles schief geht, wird nicht nur das Helle, sondern auch das Dunkle Reich es auf uns abgesehen haben. Dann können wir uns warm anziehen. Also brauchen wir vor allem erst einmal einen Plan. Und scheiß auf Spontanität. Das hier ist eine heikle Sache. Warum musstest du, Sohn des obersten Fürsten der Dunklen, dich auch in die Tochter der obersten Fürstin der Hellen und noch dazu Ehefrau des Herzogs der Hellen verlieben? Auch wir haben schöne Bräute, Mann.<<

Tom verdrehte die Augen.

>>Ich weiß es nicht, Raph. Aber es ist einfach so. Ich hätte nie gedacht, dass sie tatsächlich widerkehrt.<<

>>Ich auch nicht mein Freund, ich auch nicht.<<

Die Türglocke klingelte, als jemand das Café betrat. Raphaels Augen weiteten sich einen Moment, bevor er leicht grinste, als er zum Eingang schaute.

>>Aber sieh einmal an, wer gerade gekommen ist. Wenn man vom Teufel spricht.<<

Ich erstarrte, als Tom sich zu mir umdrehte und mich wütend anfunkelte. Na klasse, gerade hatte ich einmal nicht an ihn gedacht, aber seine Schönheit traf mich erneut wie ein Schlag ins Gesicht. Ihm gegenüber saß ebenfalls ein schöner Mann. Sein zerzaustes Haar war kupferfarben, seine Haut ungewöhnlich bleich, wie die von Tom. Jedoch wirkten seine Augen nicht so bösartig. Im Gegenteil, sie betrachteten mich weich, vielleicht etwas verwundert aber dennoch freundlicher. Anne stubste mir von hinten in den Rücken.

>>Sam geh weiter. Was stehst du denn da wie ein Dämel?<<

Sie saßen auf unserem Stammplatz. Warum hatte Trudi ihn nicht reserviert? Mit erhobenen Hauptes wollte ich gerade los stolzieren, um ihnen klar zu machen, dass das unser Tisch war, aber Anne hielt mich zurück, als sie bemerkte, was ich vor hatte.

>>Keinen Stress.<< Sie nickte in den Raum. >>Da hinten können wir uns ebenso gut hinsetzten.<<

Ich schüttelte kurz meinen Kopf um wieder einen klaren Gedanken zu fassen und ging weiter vorwärts, an ihnen ganz locker flockig vorbei, bemüht sie nicht weiter zu beachten. Am anderen Ende des Raumes nahmen wir Platz. Ich saß natürlich genau mit dem Gesicht in Toms Richtung. Seine Augen verweilten einen kurzen Augenblick auf mir, bevor er sich wieder seinem Freund wittmete.Trudi kam zu unserem Tisch geschlendert.

>>Hey Ladies. Entschuldigt bitte, ich habe vergessen euren Platz zu reservieren.<<

Anne lächelte ihr aufmunternd zu. >>Kein Thema. Hier ist es auch in Ordnung. Bringst du mir bitte einen Latte Macchiato?<<

Ich beachtete Trudi kaum. Ich war zu sehr damit beschäftigt Tom die Zunge raus zu strecken. Ihn lies das wohl kalt, denn er tötete mich bereits mit seinen Blicken.

>>Sam meine Süße. Für dich wie immer? Ich habe extra polnischen Wodka liefern lassen. Nur für dich.<<

>>Ja Trudi. Ich danke dir. Und beeil dich bitte.<<

Meine Hände zitterten bereits. Oh dieser geile Mistkerl machte mich so wütend. Ich spürte wie sich meine Kraft mit jedem Blick den Tom mir zuwarf, steigerte. Ich musste aufpassen, dass ich nicht ausversehen das Café in seine Einzelteile zerlegte. Vielleicht sollte ich mir mal ein paar Wuttherapie CD´s besorgen. Ich konnte ja nicht immer betrunken durch die Gegend torkeln. Anne war bereits der Meinung, dass ich Alkoholikerin war.

>>Sam du musst doch morgen wieder arbeiten. Geht es nicht einmal ohne Alkohol?<<

Ich zog beide Augenbrauen hoch und sah sie belustigt an.

>>Du weißt aber schon das ich in einer Bar im Club arbeite und das erst morgen Nacht. Also kann ich mir ruhig ein paar Drinks gönnen, Mum!!!<<

Sie wedelte mit der Hand.

>>Dann mach doch was du willst. Du hörst ja sowieso nicht auf mich. Wo schaust du überhaupt ständig hin?<<

Sie drehte sich auf ihrem Sitz um und verstand, als sie Tom und seinen Kumpel erblickte.

>>Ah, schon gecheckt.<< Sie zwinkerte mir spöttisch zu.

Ich stöhnte entnervt. >>Ist ja toll, dass du verstehst. Also erzähl mir von deinem Lover.<<

Ich zündete mir eine Zigarette an und hörte mir die ganze never ending Lovestory über Richard an, wie gut der Sex war, was sie morgen alles unternehmen wollten und wie toll das Mittagessen mit ihm war. Außerdem wollte er nächste Woche mit ihr shoppen gehen. Das konnte ich mir gut vorstellen. Er schien wirklich Kohle zu haben, laut seines Anzuges den er gestern Abend getragen hatte.

Doch mit jedem Satz nervte mich das verliebte Geschwafel meiner Freundin mehr. Vielleicht war das nicht ganz fair von mir, aber ich konnte es im Moment im nüchternen Zustand nicht ertragen, während mein Traummann, der mich hasste, mir gegenüber saß.

Trudi brachte mir ein großes Glas polnischen Wodka auf Eis und ich trank sofort los. Eigentlich wollte ich heute tatsächlich mal nüchtern bleiben, aber Tom hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und das allein mit seiner Anwesenheit. Das Auto würde ich wohl bis morgen stehen lassen müssen. Nun gut. Es gab ja noch Taxis, oder notfalls ging ich zu Fuß. Wäre nicht das erste mal.

>>Sam hörst du mir überhaupt zu?<<

Anne schaute mich wütend an. Erst dann wurde mir bewusst das ich die ganze Zeit nur mit halbem Ohr zugehört hatte.

>>Ja, ja. Richard ist toll und so.<<

Sie schnaubte >>Oh ich verstehe. Jetzt wo du endlich mal verliebt bist, interessieren dich meine Angelegenheiten wohl nicht mehr.<<

>>Ich bin nicht verliebt. Ich kann nur dein extrem kitschiges Gelaber im Moment nicht hören. Dafür bin ich nicht betrunken genug.<<

Anne wurde noch saurer. Sie kochte förmlich.

>>Was ist eigentlich los mit dir? Alles was dich interessiert ist saufen, saufen, saufen. Krieg lieber mal den Arsch hoch und sprech ihn verdammt nochmal an.<<

Jetzt war ich eindeutig auf hundertachzig. >>Ach ja. Und leb du weiter in deiner Traumwelt. Du kennst deinen Richard gerade mal eine Nacht und führst dich auf, als würdet ihr demnächst heiraten. Sehr erwachsen Annmarie. Nimm mal deine rosa rote Brille ab.<<

Ups, das war wohl etwas hart gewesen. Mittlerweile hatte jeder im Café unseren kleinen Streit mit an gehört. Auch Tom und sein Freund schauten erschrocken zu uns herüber. Sie starrte mich sprachlos und puterrot an. Mit einem mal hatte ich ein schlechtes Gewissen. Nur weil ich im Moment ein bisschen durchdrehte, weil meine Welt gerade etwas Kopf stand, durfte ich sie nicht so anfahren. Sie stand auf, legte einen Fünfer auf den Tisch und griff nach ihrer Jacke.

>>Anne. Sorry ich wollte nicht so gemein sein. Vielleicht war ich etwas neidisch. Es tut mir Leid. Setz dich wieder.<< Ich wollte nach ihrem Arm greifen, doch sie entzog ihn mir.

>>Ich werde jetzt nach Hause fahren. Toller Sonntag. Trink noch einen und lass mich in Ruhe. Du brauchst dich erst wieder zu melden, wenn du wieder klar kommst.<< Und damit wandte sie sich wütend und stampfend zum Gehen.

>>OK und melde du dich wieder, wenn du die Welt wieder in ihren richtigen Farben siehst.<<, rief ich ihr noch hinterher, worauf sie mir ihren Stinkefinger von draußen an der Fensterscheibe zeigte.

Das Zittern nam zu. Oh jetzt war ich definitiv wütend. Ich ballte die Fäuste fest zusammen. Atmen Sam. Dreh jetzt nur nicht durch. Leider half es nichts. Das Café bebte bereits. Nein Sam. Reiß dich gefälligst zusammen. Die Fensterscheiben wackelten bedrohlich. Wenn ich mich nicht in den Griff bekam, würden sie gleich zerspringen. Alle Menschen sprangen erschrocken auf, schrien durcheinander, stießen die Stühle um, als sie in Panik nach draußen flüchteten. Tom und der andere Typ sahen mich besorgt an, blieben jedoch an ihren Plätzen. Ich musste hier raus, und zwar ganz schnell. Ich warf einen Zehner auf den Tisch, schnappte meine Utensilien und lief so schnell ich konnte an den beiden Männern vorbei und hinaus. Trudi blickte mir noch hinterher und hielt sich erschrocken am wackelnden Tresen fest. Draußen stehen geblieben, atmete ich erst einmal die kühle Abendluft ein und beruhigte mich langsam. Das Café bebte nun nicht mehr und auch um mich herum war es still geworden, bis auf den Abendverkehr. Erleichtert stieß ich die Luft aus. Die beiden Männer blickten durch das Fenster. Trudi stellte nach einem kurzen Schock die umgefallenen Stühle wieder auf und begann aufzuräumen. Oh Gott, Das durfte mir auf gar keinen Fall noch einmal passieren. Wenn ich es nur kontrollieren könnte. Ich ärgerte mich über meine Hilflosigkeit. Eine Schneeflocke rieselte auf meine Nase. Ich schaute in den dunklen Himmel hinauf. Es schneite bereits. Nach einem weiterem tiefen Atemzug, zündete ich mir eine weitere Zigarette an und steuerte in Richtung Parkplatz. Da ich nicht betrunken war, beschloss ich zu fahren. Ich kramte meinen Schlüssel aus der Tasche und drückte das Knöpfchen, um meine Autotür zu entriegeln. Als ich sie gerade öffnete kam hinter mir eine Hand zum Vorschein die sie wieder zu knallte. Erschrocken fuhr ich herum und erkannte Richard. Im ersten Moment war ich tatsächlich erleichtert gewesen, bis ich seine bedrohliche Haltung wahrnam.

>>Hallo kleine Lady.<<

Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er sah irgendwie gefährlich aus und keinesfalls so freundlich wie gestern Abend im Club.

>>Äh Hi. Kann ich dir helfen? Anne ist schon zu Hause falls du sie suchst.<<

Er lachte lauthals und warf dabei den Kopf in den Nacken.

>>Nein, nein, Liebes. Eigentlich war ich auf der Suche nach dir.<<

Seine Augen funkelten, als würden sie in Flammen stehen. Ich erschrak! Instinktiv wich ich einen Schritt zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Autotür stieß. Richard erschien mir mit einem Mal nicht mehr so charmant, wie Anne ihn beschrieben hatte. Seine Augen hatten etwas furchteinflößendes an sich. Sie fixierten mich boshaft. Was hatte er vor? Ängstlich schaute ich mich um, bemüht ihm mein Zittern nicht zu zeigen. Leider versagte ich dabei kläglich. Verflixt, warum war der Parkplatz ausgerechnet hinter dem Café in die Richtung der alten Fabriken gebaut worden. Keine Menschenseele war zu sehen.

>>Angst? Kleine Lady?<<

Ich klammerte mich rückwärts am Türgriff fest, bereit zu schreien, falls er mir zu nahe kam. Meine Stimme zitterte leicht als ich versuchte ihm trotzig zu antworten.

>>Nein. Warum sollte ich?<<

Er kam einen Schritt näher, bis er ganz nah vor mir stand und beugte sich herunter, um mir ins Gesicht zu sehen. Sein kalter Atem streifte meine Wange, sodass ich erschauderte.

>>Hm. Ganz schön mutig was? Aber mach dir nicht gleich in die Hose. Ich habe nur ein paar Fragen.<<

Ich versuchte mich noch näher ans Auto zu pressen, vergeblich. Es gab kein Entkommen. Ich war genau zwischen ihm und der Tür gefangen.

>>Und was wenn ich dir nicht antworten will?<<

Meine Fresse, was hatte ich da gesagt? Ich war wirklich mutig. Zu mutig vielleicht. Meine Glieder waren wie fest gefroren. Ich war nicht im Stande mich irgendwie zu bewegen.

>>Dann mein kleines Fräulein.....<< Er packte mit einer Hand mein Kinn und hob es an, um mir besser in die Augen sehen zu können.>>....werde ich dir leider weh tun müssen.<<

Ich schüttelte mein Gesicht um mich aus seinem Griff zu befreien, vergeblich. Er packte nur noch fester zu. Mein Kiefer schmerzte unter seiner Berührung.

>>Was war das eben? Ich meine in dem Café?<<

>>Ich weiß nicht was du meinst.<<, antwortete ich, bemüht nicht zu nuscheln, da er mein Kinn so hart umklammerte.

>>Du weißt sehrwohl was ich meine. Ich habe es gespürt. Ich war ganz in der Nähe. Und plötzlich stürmten alle heraus. Du hast deine Magie eingesetzt Kleines.<<

Bitte was? Magie? Ich? Ich schaute ihn grinsend an.

>>Aber sonst gehts dir gut. Ich habe gar nichts eingesetzt. Bist du bekloppt oder so?<<

Er stieß hart die Luft aus, packte mich nun an der Kehle, hob mich in die Luft und knallte mich mit voller Wucht rücklings gegen den Wagen.

>>Halte mich nicht zum Narren Mädchen. Ich meine es ernst. Wer bist du?<<

Ich schnappte nach Luft. Er drückte so fest zu, dass ich nicht atmen konnte. Außerdem stach mir ein heftiger Schmerz in den Rücken. Ich schlug um mich, versuchte mich zu befreien, aber er stieß mich nochmal gegen die Tür. Ich hatte das Gefühl das Metall gab nach. Mein Rücken langsam auch. Ich hatte keine Kraft mehr.

>>Zum letzten mal. Wer bist du?<<

Mir wurde schwindelig. Lange würde ich das nicht durchhalten bevor ich bewusstlos werden würde. Ich betete stumm zum Himmel das irgendjemand den Parkplatz betreten würde. Bitte, helf mir doch jemand. Bitte lieber Gott. Wie auf Befehl lies Richard mich los. Ich krachte auf den Boden und sackte in mich zusammen. Keuchend und hustend versuchte ich wieder Luft in meine Lungen zu befördern. Mein Rücken schmerzte höllisch und krachte verdächtig, als ich mich zusammenrollte und die Knie anzog, um die Enge in meiner Kehle zu ertragen. Richard hockte sich hin, sah auf mich herab. Oh er war sich seiner Sache sehr sicher.

>>Nun gut. Du willst es nicht anders. Wenn du nicht freiwillig zugibst, dass du die Magierin bist, die ich suche, muss ich dich halt dazu bringen, deine Magie einzusetzen, um fest zu stellen ob du die Richtige bist. Leider wird das nicht so angenehm für dich.<<

Er stellte sich wieder auf, ging einen Schritt zurück und hob seine Hände in meine Richtung. Ich richtete mich langsam auf und trat ihm mit wackeligen Beinen entgegen. Meine Knie drohten nach zu geben. In diesem Moment schleuderte er eine riesen Welle Energie in meine Richtung, die mich von den Füßen hob und in die hinterste Ecke des Parkplatzes beförderte. Was in Gottes Namen war er?

Ich krachte rücklings gegen die alte Fabrikmauer und segelte zu Boden. Ein Stöhnen entfuhr mir und ich war mir sicher das ich jetzt sterben würde. Zum Aufstehen hatte ich beiweitem keine Kraft mehr. Urplötzlich stand er wieder vor mir. Um uns herum wirbelte ein kleiner Schneesturm. Ich bemerkte, dass dieser Sturm von ihm ausging. Das war eindeutig nicht alleine die Natur. Mein Gesicht gefrierte, es wurde taub von der Kälte, die mich umgab, als die Luft um mich wirbelte. Richard hob einen Fuß und trat mir heftig ins Gesicht. Ich spürte den fast unerträglichen Schmerz und schrie auf, als meine Nase brach. Das warme Blut lief mir über den Mund und ich nam den salzigen Geschmack wahr. Ich hielt mir die Nase und sackte zur Seite. Mein Sichtfeld wurde immer trüber.

Als nächstes passierten mehrere Sachen gleichzeitig. Jedoch nam ich alles nur am Rande wahr. Der Schmerz hatte sich tief in mein Hirn gebrannt. Ich sah zwei Personen, sie kamen auf uns zu gerannt. Männer, dachte ich. Verschwindet. Wollte ich rufen. Meine Stimme lies es jedoch nicht zu. Der ist nicht von dieser Welt. Alles was ich zustande brachte war ein Keuchen und Glucksen. Meine Lippen wollten sich nicht bewegen. Die beiden Männer hatten uns in Sekunden erreicht. Einer lief direkt auf mich zu, nam mein Gesicht in seine Hände, um die Verletzungen zu inspizieren. Mein Gesicht war zertrümmert. Zumindest fühlte es sich so an. Er riss ein Stück von seinem Ärmel ab, um die Blutung zu stoppen und ich schrie leise auf, als er meine Nase berührte.

>>Keine Angst Zarai. Das wird wieder. Du kennst mich nicht mehr. Ich bin Raphael. Wir holen dich hier raus.<<

Wer? Raphael? Und was meinte er mit WIR? Er setzte mich in die Gerade und stützte mich mit den Armen sodass ich sitzen konnte. Aus eigener Kraft schaffte ich das nicht mehr.

>>Scheiße, dieser Mistkerl. Oh warte, der bekommt was er verdient.<<

Er streichelte meine Wange und ich zuckte instinktiv zurück. Jetzt erinnerte ich mich an sein Gesicht. Es war der Kumpel von Tom aus dem Café. Aber wenn er hier war, dann konnte Tom...........!Weiter konnte ich nicht denken, denn im nächsten Moment wandte ich den Blick nach rechts und entdeckte Tom, wie er die Hand nach oben streckte. Aus dem Himmel schossen Blitze in seinen Arm. Richard ragte einfach in der Luft, als würde er schweben. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Tom streckte die andere Hand in seine Richtung und lies ihn mit merkwürdigen Bewegungen seiner Finger Kopf über baumeln. Ich konnte es nicht fassen. Es wirkte wie MAGIE!!! Und ich konnte sie spüren. Tom war erschreckend stark.

>>Raph.<<, rief er, während er sich immer noch auf den schwebenden Richard konzentrierte.

>>Wie schlimm ist es?<<

Raphael wendete sich wieder meinem Gesicht zu und flüsterte.

>>Schließ die Augen kleines. Das willst du nicht sehen.<<

Danach antwortete er >>Es sieht nicht gut aus Tom.<<, ohne den Blick von mir abzuwenden.

>>Schließ die Augen Zarai.<< Ich schüttelte kaum merklich den Kopf.

>>Ok. Du hast es so gewollt.<<

Als ich Tom wieder ansah, schoss er die Blitze, die soeben noch aus dem Himmel kamen in Richards Richtung.

>>Stirb du Bastard.<<

Im letzten Augenblick hielt Raphael mir die Augen zu.

Es gab ein krachendes, explodierendes Geräusch. Das konnte Richard unmöglich überlebt haben. Als Raphael seine Hand von meinem Sichtfeld nam, suchten meine Augen automatisch nach Tom. Er wandte uns den Rücken zu, schaute auf den Boden und atmete tief ein und aus. Sein Hemd war mit Blut und Überresten Richards übersät. In diesem Moment erbrach ich mich heftig. Mein Verstand konnte nicht verarbeiten, was ich da gerade gesehen hatte. Raphael stützte mich und hielt meine Haare.

>>Wow. Das kenne ich noch aus meinen College Zeiten. Allerdings waren die Ladies damals betrunken und standen nicht unter Schock.<<

>>Lass sie in Ruhe Raph.<< Tom stand über mir als ich aufblickte. Er wirkte zornig, seine Augen flackerten. Ich hatte mit einem Mal Angst das der Zorn mir gelten würde, dabei konnte ich ja nicht ahnen was Richard für ein Mistkerl gewesen war.

>>Komm schon Tom, sie ist zäher als wir dachten.<< Raphael stützte mich immer noch, bis Tom sich hinunter beugte und mich wortlos auf seine Arme lud. Ich keuchte, als er meinen Rücken berührte. Seine Augen betrachteten mich kurz sorgenvoll, bevor er wieder seinen gewohnten eisigen Blick aufsetzte.

>>Es tut nichts zur Sache wie zäh sie ist. Sie braucht dringend Behandlung. Bring sie in ihre Wohnung. Meine Kräuter liegen in meinem Wagen. Hole sie.Ich trage sie in dein Auto. Währenddesen beseitige ich Richards Überreste, bevor die Bullen hier auftauchen.<<

Ok das war mal eine Ansage. Er trug mich zu einem dunkelblauen Mercedes mit getöhnten Scheiben, öffnete mit einer Hand die Beifahrerseite während er mich mit dem anderen Arm fest hielt. Man war der stark. Ich konnte immer noch nicht reden. Ich hätte mich gerne bedankt und öffnete bereits meinen Mund als er mich in den Sitz hob.

>>Schhhhht. Später Samira. Du musst mir jetzt vertrauen. Ich erkläre dir alles wenn es soweit ist. Kannst du so lange warten?<<

Ich nickte und er verstand. Er zog ein frisches Taschentuch aus seiner Hosentasche und reichte es mir.

>>Hier, wisch dir das Gesicht so sauber wie es geht und lass dich von Raphael nach Hause bringen. Dort wartet ihr, bis ich da bin. Verschlies die Rolladen und verhaltet euch ruhig, ist das klar?<<

Ich nickte wieder. Warum um alles in der Welt vertraute ich ihm so bedingungslos? Er schloss die Tür und entfernte sich vom Wagen. Ein paar Wörter wechselte er noch mit Raphael bevor er in der Dunkelheit verschwand. Ich sah aus dem Fenster und erblickte mein Auto. Krümmelklein würde ich sagen. Die komplette Fahrerseite war eingedellt. Das wars dann wohl. Ich fühlte in meine Hosentasche nach meinem Haustürschlüssel. Tja den hatte ich dann wohl verloren, genau wie meinen Autoschlüssel. Aber den brauchte ich ja jetzt sowieso nicht mehr. Die Frage war nur, wie würden wir jetzt in meine Wohnung kommen? Wollte Raphael die Tür eintreten? Meine Nase klopfte höllisch. Sie war definitiv gebrochen. Wie sollte ich das morgen Abend Zack erklären? Zack war mein Chef im "Six Hour". So wie es aussah musste ich mich wohl morgen krank melden. Ich war absolut nicht im Stande zu arbeiten. Weder körperlich, noch psychisch. Was ich da gerade gesehen hatte überstieg all meine Vorstellungskraft. Obwohl, wenn ich so darüber nach dachte war Tom mir vielleicht gar nicht so unähnlich. Ich konnte schließlich auch Dinge, die jenseits von Gut und Böse lagen. Ich wischte mir so gut es ging das Blut aus dem Gesicht. Raphael stieg ins Auto.

>>Also los meine liebe. Dann fahren wir dich mal in dein Bett.<<

Er schmiss ein Päckchen hinter sich auf den Rücksitz. Das mussten Toms Kräuter sein. Was auch immer er damit vor hatte.

>>Ein paar Tage und du bist wieder die Alte.<<



Amastasia

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