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Miles Bjornstam, der Paria und »Rote Schwede« hatte seine Kreissäge und kleine Gasolinmaschine ins Haus gebracht, um die Pappelholzklötze für den Küchenherd zu schneiden. Den Auftrag hatte Kennicott gegeben; Carola wußte nichts davon, bis sie das Klingen der Säge hörte, aus dem Fenster sah und Bjornstam erblickte, der, in schwarzer Lederjacke, mit ungeheuren zerrissenen, roten Fäustlingen, Holzstücke gegen das wirbelnde Sägeblatt drückte und die geschnittenen Stücke auf einen Haufen warf. Das Singen der Säge steigerte sich, bis es klang wie das Gellen einer Feueralarmsirene in der Nacht, aber immer wieder gab es dann ein munteres metallisches Klingen, und in der Stille hörte sie das Poltern, mit dem das abgeschnittene Stück auf den Stapel fiel.

Sie warf einen Automobilmantel über und lief hinaus. Bjornstam begrüßte sie: »Ja, ja, ja! Da haben wir den alten Miles, frisch wie immer. Na also, es stimmt schon alles; er hat noch nicht einmal angefangen, frech zu werden; im nächsten Sommer wird er Sie auf seinen Pferdehandeltrip nach Idaho mitnehmen.«

»Ja, und vielleicht komm' ich auch mit!«

»Was ist denn los? Schon wild auf die Stadt?«

»Nein, aber wahrscheinlich werde ich es einmal sein.«

»Lassen Sie sich nicht unterkriegen. Immer 'nen Schlag ins Gesicht!«

Er unterhielt sich laut mit ihr, während er weiterarbeitete. Der Holzstapel wuchs erstaunlich rasch. Die helle Rinde des Pappelholzes war mit salbeigrünen und schmutziggrauen Flechten gesprenkelt; die frisch gesägten Enden leuchteten. In die unfruchtbare Winterluft brachte das Holz einen Duft von Märztrieben.

Kennicott telephonierte, er müsse über Land. Bjornstam war zu Mittag mit seiner Arbeit noch nicht fertig, sie forderte ihn auf, mit Bea in der Küche zu essen. Gern wäre sie selbständig genug gewesen, um zusammen mit ihnen zu essen. Sie dachte an die Freundlichkeit der beiden, sie lachte höhnisch über »soziale Unterschiede«, sie tobte über ihre eigenen Tabugesetze – sie betrachtete die beiden weiter als Untergebene und sich als Herrin. Sie saß im Eßzimmer und hörte durch die Tür Bjornstam polternd erzählen und Bea kichern. Sie kam sich nur um so lächerlicher vor, wenn sie daran dachte, daß sie, sobald sie zeremoniell allein gegessen hätte, in die Küche hinausgehen, sich an den Ausguß lehnen und mit ihnen sprechen könnte.

Sie fühlten sich zueinander hingezogen: ein schwedischer Othello und eine schwedische Desdemona, nützlicher und liebenswürdiger als ihre Vorbilder. Bjornstam erzählte von seinen Heldentaten: vom Pferdehandel in einem Bergarbeiterlager in Montana, wie er ein festgefahrenes Floß wieder freigemacht hatte, wie er mit einem »ganzen Kerl« von Holzmillionär unverschämt gewesen war. Bea gluckste: »Ach, Herrjeses, nein!« und füllte ihm immer wieder die Kaffeetasse.

Er ließ sich Zeit mit seiner Arbeit. Er mußte häufig in die Küche gehen, um sich zu wärmen. Carola hörte, wie er zu Bea sagte: »Sie sind ein verdammt nettes Schwedenmädel. Ich glaub', wenn ich 'ne Frau hätte wie Sie, wär' ich nicht so 'n Brummschädel. Herrgott, ist Ihre Küche sauber; 'n alter Junggeselle kommt sich da ganz verschlampt vor. Wissen Sie, hübsches Haar haben Sie. Ha? Ich frech? Meine Liebe, wenn ich frech werd', dann merken Sie's schon. Ich könnt' Sie ja mit einem Finger aufheben und in der Luft halten, bis Sie den ganzen Robert J. Ingersoll ausgelesen haben. Ingersoll? Ach, das ist 'n frommer Schriftsteller. Klar. Würde Ihnen ausgezeichnet gefallen.«

Als er ging, winkte er Bea; und Carola, die einsam an ihrem Fenster oben war, beneidete die beiden um ihr Idyll.

»Und ich – Aber ich will weiterarbeiten.«

Sinclair Lewis: Die großen Romane

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