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Chancen für begabte Quereinsteiger

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Gesellschaftliche Wertemuster können sich bekanntlich wandeln, selbst in einer so konservativen Gesellschaft wie der römischen: Was vor einiger Zeit noch undenkbar war – ein Ritter als Kaiser –, gilt mittlerweile als akzeptabel. Während in den ersten beiden Jahrhunderten der Kaiserzeit alle Herrscher aus dem Senatorenstand kamen, hat das turbulente dritte Jahrhundert, als man andauernd neue Talente für die Spitze des Staates suchte, auch begabten Rittern den Zugang zu diesem Amt eröffnet.

Die Idee war eigentlich nicht neu: Bereits unter Tiberius hatte der Ritter Seianus, Befehlshaber der Praetorianergarde, zielstrebig auf dieses Amt hingearbeitet. Durch Einheirat in das Kaiserhaus hoffte er, Tiberius’ Nachfolger zu werden. Allerdings kamen mit Seianus’ Hinrichtung diese Pläne zu einem vorzeitigen Ende. Einen Ritter als Princeps konnte sich damals noch niemand vorstellen, und die intrigante Beseitigung mehrerer Verwandter des Tiberius hat auch nicht die Akzeptanz des Anwärters in der Öffentlichkeit verbessert.

Nach diesen Erfahrungen folgte zunächst eine Pause von zwei Jahrhunderten, bis mit Macrinus das erste Mal tatsächlich ein Ritter zum Kaiser akklamiert wurde. Auch dieses Experiment war nur kurzfristig erfolgreich: Macrinus wollte die severische Dynastie ablösen, hatte aber übersehen, dass es noch männliche Familienmitglieder der Severer gab, von denen Elagabal dann auch erfolgreich seinen Anspruch auf die Herrschaft anmeldete.

Dennoch war die kurze Regierung des Macrinus ein Wendepunkt, und seit dem endgültigen Ende der Severer sind zahlreiche Ritter in das höchste Staatsamt gelangt, sodass die senatorische Karriere nicht mehr den exklusiven Zugang darstellt: Philippus Arabs und Carus gehören dazu, und ebenso viele aus der Riege kompetenter Truppenführer vom Balkan, etwa Claudius Gothicus, Aurelian, Probus und Diocletian.

Fallbeispiel: Diocletian

Einer der fähigsten und bedeutendsten Ihrer Vorgänger, dessen Reformen das Reich in einer schweren Krise stabilisierten, hat ganz unten angefangen: Der um 240 n. Chr. geborene Diokles war zunächst einfacher Soldat – manche sagen sogar, er sei ursprünglich ein freigelassener Sklave gewesen (schon der Name ist griechisch, nicht römisch!). Durch seine überragende Kompetenz auf militärischem Gebiet erreichte er verschiedene wichtige Kommandeursposten, damit einher ging die Verleihung der Ritterwürde. Als Kaiser Numerianus 284 n. Chr. ermordet wurde, war Diokles Befehlshaber der Leibwache, und diese Position war das entscheidende Sprungbrett, um sich unter dem Namen Gaius Aurelius Valerius Diocletianus von den höchsten Offizieren zum Kaiser ausrufen zu lassen.

Von solchen Aufsteigerstorys darf man sich aber nicht blenden lassen: Es wäre naiv, wenn man glaubt, dass heutzutage einfach jeder Kaiser werden kann, weil die Anforderungen so gelockert wurden. Gerade das Beispiel Diocletian zeigt, dass dem nicht so ist. Denn egal, ob Sie die klassische Senatorenlaufbahn einschlagen oder alternative Karrierewegeals Ritter verfolgen, Sie sollten sich in jedem Fall in eine Position nahe den Schalthebeln der Macht manövrieren, damit Ihre Bewerbung überhaupt wahrgenommen wird, wenn der Tag X gekommen ist und die Stelle des Kaisers vakant wird.


Berufsziel: römischer Kaiser

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