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Figuriges

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„Hat die `ne tolle Figur!“

Es gab Zeiten, da konnten solche Komplimente mir gelten. Heutzutage weiß ich gleich, dass damit der Hund gemeint ist.

Ja, es ist schon ein Leid: Lola hat wirklich „die Beine der Marlene“ 10 und dazu nicht nur eine Top-Frisur, sondern auch eine Top-Figur!

Das Tier verfügt offensichtlich über einen genialen und beneidenswerten Stoffwechsel. Denn die Massen, die es verschlingt, verbleiben ganz klar nicht an seinem Körper.

Im Gegensatz zu mir. Und genau deshalb gibt es in meinem Kühlschrank neben dem Hundefutter meistens nur eines, nämlich Licht! Wenn wir aber bei meinem Liebling sind, finden wir einen mit Köstlichkeiten nur so vollgestopften Kühlschrank vor. Der Mann ist sich ganz sicher: Ein begeisterter und – zugegeben – sehr guter Koch braucht all das!

Irgendwie hatte ich immer Männer, die kochen können … ich scheine ihnen diese Fähigkeit an der Nasenspitze anzusehen.

Und ich erzähle allen meinen Männern, wenn ich sie kennenlerne, immer sofort, dass ich gut bin in der Küche. Nach einer Weile merken sie dann, dass das nichts mit Kochen zu tun hat… Als ich trotzdem einmal für meinen Liebling gekocht hatte, hat er doch tatsächlich Lola seinen Teller hingeschoben!

„Wie? Gibst Du jetzt dem Hund Dein Essen?“, fragte ich ihn beleidigt.

„Ne, ich tausch nur …“

Tja, Kochen gehört nunmal nicht zu meinen Kernkompetenzen. Ich bin einfach nur eine äußerst talentierte Esserin! So wie Lola.

Während sie dabei konsequent ihr Gewicht von 32 Kilo hält, schlägt sich die Schlemmerei bei mir gleich auf der Waage nieder. Aber zum Glück habe ich noch eine gute alte, analoge Waage. Die zeigt mir immer das korrekte Gewicht an. Im Zweifelsfall schiebe ich sie ein bisschen durchs Badezimmer, dann stimmt das Gewicht. Der eindeutige Vorteil eines Altbaus.

Aber letztens war ich beim Arzt und da hat mich doch tatsächlich die Sprechstundenhilfe auf solch ein digitales Teil gezwungen! Um mir anschließend diese scheinheilige Frage zu stellen:

„KANN DAS STIMMEN?“

„Nein, das kann nicht stimmen! Da ziehen wir jetzt mal großzügig fünf Kilo von ab! Ich bin nämlich vollständig angezogen! Und ich trage schweren Schmuck! Und Kontaktlinsen! Plus: Ich bin geschminkt! – Außerdem habe ich schwere Knochen und ein Herz aus Gold!“ 11

Habe ich gedacht. Und beschämt genickt.

Mannomann! Und dann so eine Sprechstundenhilfe, die aussieht, als hätte sie mit acht das letzte Mal was gegessen …

Ich gehöre nun mal nicht zu der Gattung der fettfreien Elfen!

Dafür habe ich keine strengen Falten um den Mund und nicht ständig einen Möhrenschnitz zwischen den schmalen Lippen.

Um es einmal vornehm zu formulieren: „Meine genetische Prädisposition macht mich zu einer Anhängerin großer Portionen.“

An dieser Stelle, liebe männliche Leser, habe ich für Euch einen schier unbezahlbaren Tipp: Wann immer eine Frau zu Euch sagt: „Wir müssen reden …“ bleibt einfach gaaaanz ruhig und antwortet: „Ja, gar kein Problem – aber sag mal: Kann das sein, dass Du abgenommen hast?“

Probiert's aus.

Noch etwas: Wenn mir das nächste Mal jemand Süßigkeiten schenkt, sage ich:

„Ganz lieb von Dir! Aber das möchte ich lieber nicht annehmen, ich kann nämlich nicht damit umgehen.“

Wahrscheinlich wird mich mein Gegenüber dann verständnislos ansehen. Oder die Person lacht laut los. So wie meine Freundin Dana. Die wusste sofort, was ich damit meine. Weil sie sich nämlich Süßigkeiten genauso wenig „einteilen“ kann wie ich. Sie wird auch dann erst wieder ruhig, wenn das letzte Gummibärchen und das letzte Fitzelchen Schokolade den Weg in ihren Bauch gefunden haben.

Letztens zum Beispiel hatte ich eine Großpackung Mini-Hanuta geschenkt bekommen. Mein erster Gedanke: „Die gibst Du an Deinen Liebling weiter, der kann sie mit ins Büro nehmen, da freuen sich seine Mitarbeiterinnen.“

Aber dann hatte ich mir einen Caffè Latte to go in meinem Lieblings-Café geholt und dachte plötzlich: „Och, so ein Hanutachen dazu wär jetzt ganz nett …!?!“ Und SCHWUPS, war die Tüte ge- und damit die Schlacht eröffnet. Binnen zwei Stunden hatte ich unzählige Gründe gefunden, noch eins und noch eins und noch eins von diesen Minis zu essen.

Bis dann die immer gleiche Entschuldigung kam: „Also, das bisschen, was noch übrig ist, kann man jetzt auch keinem mehr anbieten.“ In Wirklichkeit kommt natürlich die Scham dazu, zugeben zu müssen, dass man die 500g-Packung bis dahin allein geschafft hat. Da ist der Rest doch ein Klacks!


10 Die Rede ist von den vielgerühmten Beinen von Marlene Dietrich

11 Letztens hat mir eine ältere Dame aus dem Publikum erzählt, ihr sei NOCH Schlimmeres widerfahren. Die Sprechstundenhilfe hätte sie nämlich gefragt: „Sind Sie denn immer noch 1,68 Meter?“

Das letzte Kind trägt Fell

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