Читать книгу Das letzte Kind trägt Fell - Sylvia Brécko - Страница 6

Einleitung: Die Welpen kommen!

Оглавление

24. Oktober 2019, 1:45 Uhr

„Nummer 6 ist da: Es ist ein Mädchen.“

„Sowas Ähnliches haben die Zeitungen auch geschrieben, als Angela Merkel Kanzlerin wurde“, denke ich kurz.

Gleichzeitig spüre ich, wie das Blut durch meinen ganzen Körper flitzt, mein Herz tausend klitzekleine Sprünge macht und gefühlt meine Mundwinkel den Augen einen Besuch abstatten wollen.

Natürlich habe ich in dieser so wichtigen Nacht noch keine einzige Sekunde geschlafen. Und jetzt, wo ich die WhatsApp lese, bin ich sicher: DAS ist bestimmt die kleine Komikerin, die sich beim Tierarzt versteckt hat!

Denn eigentlich waren drei Wochen vorher beim Ultraschall-Shooting nur fünf gezählt worden – also vom Tierarzt – ICH hatte nicht wirklich durchzählen können in diesem flimmernden, schwarz-weiß-grauen Wirrwarr. Aber mit Hilfe des Docs konnte ich das ein oder andere Herzchen bubbern sehen – was für ein Moment! So fühlt sich wohl jede werdende Mutter beim ersten Ultraschall.

Jedenfalls hatte uns der Doktor schon darauf hingewiesen, dass sich immer mal eine(r) nicht blicken lässt beim ersten Fototermin.

Nun waren es also vier Mädels und zwei Jungs, die „Weimaranerin Lola“ in diese Welt, deren Licht die Kleinen erst in etwa 14 Tagen erblicken würden, hatte purzeln lassen.

Ich schreibe kurz zurück: „ Na, dann hast Du ja jetzt einen ganz schönen Frauenhaushalt .“

In dieser Minute trifft die nächste WhatsApp ein: „Ich haue ab… Nr. 7 ist da. Ein blauer Junge.“

Ich antworte mit „Wow“ und denke: „Arme Lola, wenn Du gewusst hättest, was Dich da erwartet, hättest Du Dir den Spaß mit dem Rüden gespart …“

Die beiden hatten sich, wie so viele Paare, im Netz gefunden. Na gut, ein wenig Hilfe und Unterstützung von Menschenhand war dabei nötig, schließlich galt es, einen ebenbürtigen Partner für Lola zu finden, denn der zukünftige Schwiegersohn sollte schon einige standesgemäße Qualitäten mitbringen: Aus gutem Hause musste er sein, von aristokratischer Höflichkeit. Wohlerzogen, nicht zuletzt durch den Besuch einer weiterführenden Hundeschule. Dazu markantes Gesicht, halt ein junger Intellektueller.

Fündig geworden sind wir dann in Limburg. Dort residiert nämlich ein stattlicher, blauer Weimaraner-Rüde edelsten Geblüts mit dem staatstragenden Namen Balou.

Schnell wurde man sich über den Preis einig – ja, bei den Hunden ist es anders als bei den Menschen: Hier müssen die Mädels für Sex bezahlen.

Für Balou sprach auf jeden Fall, dass er schon vorher zwei Hundedamen glücklich gemacht hatte und so bereits 13 Mal Papa geworden war.

In der, wie wir glaubten, heißesten Zeit ihrer heißen Phase kutschierten wir Madame also nach Limburg und waren sehr gespannt, ob der Verkupplungsversuch wohl gelingen würde.

Balou war – wie wir es bei einem so schönen Weib natürlich nicht anders erwartet hatten – von der ersten Sekunde an Feuer und Flamme. Und auch Lola schien mit unserer Wahl zufrieden. Die Lady hatte offensichtlichen Spaß daran, ihren neun Monate jüngeren Lover zu verführen. (Wenn man das in Menschenjahre umrechnet, kann man Lola guten Gewissens als „Cougar“ 1 bezeichnen.)

Es kam, wie es kommen musste: zum Äußersten.

Aber, wie wir einen Monat später beim Tierarzt erfuhren: Es war nichts draus geworden.

Lola hatte allerdings inzwischen das spezielle Futter für werdende Mütter sehr genossen.

Acht Monate später durfte sie ihren Lover wiedersehen – kostenlos, dank Flatrate.

Und in diesem zweiten Anlauf hatte es geklappt: Lola bekommt Lolos und Lolitas!

Wie gerne wäre ich bei der Geburt dabei gewesen. Aber leider hat sich Lola dafür gerade eine Nacht ausgesucht, in der ich auf Tour bin und nun schlaflos im Hotelbett liege.

Nach vier Minuten kontrolliere ich, ob ich mein Handy nicht versehentlich auf stumm gestellt habe. Nein, alles funktioniert. Na, das war es dann wohl wirklich, noch mehr können ja unmöglich in Lolas Bauch „Verstecken“ gespielt haben.

Was für ein Geschenk, von solch einem wunderbaren Wesen einen ganzen Stall voller süßer, kleiner Hundebabys erleben zu dürfen! Ich kann es gar nicht erwarten, morgen sollte ich sie alle sehen.

Noch lange liege ich wach, 4:16 Uhr ist die letzte Uhrzeit, an die ich mich erinnere. Irgendwann muss ich dann doch weggenickt sein. Bis mich der Piepton der eingehenden WhatsApp aufschrecken lässt, inzwischen ist es acht Uhr morgens. Ich traue meinen Augen nicht, als ich lese:

„Es sind 10 geworden.“


1 Eine Frau, die eine Vorliebe für jüngere Männer hat.

Das letzte Kind trägt Fell

Подняться наверх