Читать книгу Candyce - Gedemütigt - Tamora Donovan - Страница 5

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Kapitel 2

Alles was Candyce aus dem Dossier erfuhr, war, dass es sich wohl um einen richtig interessanten Typen handelte, um den sich große Firmen jederzeit reißen würden. Carol Addams hatte ihr gegenüber von einem ›Betriebsgeheimnis‹ gesprochen, aber aus den ihr überlassenen Unterlagen konnte sie nicht einmal Ansatzweise erkennen, um was es sich dabei handelte, geschweige denn, wie Gordon Wakefield das Wissen für sich nutzen konnte. Nachdenklich schob sie alle Papiere wieder in den Umschlag zurück und schloss ihn im Stahlschrank ein. Dann gönnte sie sich eine Tasse Kaffee, schaute aus dem Fenster hinunter auf die Straße, wo ihr Wagen stand und ging jedes noch so kleines Detail ein weiteres Mal im Kopf durch. Sie seufzte, als sie zu dem Entschluss kam, dass ihr in diesem Fall nur der direkte, der offensive Weg blieb, um in dieser Sache voranzukommen.

*

Zwei Stunden später parkte sie ihren knallroten ›VW Beetle‹-Cabriolet mit den schwarzen Nappaledersitzen gegenüber von Gordon Wakefields Haus. Das wenige, das sie über ihn wusste, hatte sie vermuten lassen, dass er in einer der schönen Ecken Londons leben musste – und damit hatte sie richtig gelegen. Es handelte sich um eine Villa in bester Lage, noch dazu im schönen Stadtviertel ›Mayfair‹. Ihre kleine Wohnung hätte problemlos in die Garage gepasst – und das gleich zweimal. Sie stieg aus, verschaffte sich einen Überblick über das Grundstück und versuchte sich eine einzelne Person vorzustellen, die in all dem Wohnraum ganz für sich allein lebte. Als sie genug gesehen hatte, ging sie zurück und wartete in einer Nebenstraße auf das Eintreffen der Dunkelheit.

Candyce hatte sich bequeme schwarze Sachen angezogen – Hose und Rollkragenpullover, dazu sportliche Segeltuchschuhe. Genau das Richtige, um sich in einem fremden Haus umzusehen.

Als es dunkel genug war, machte sie sich auf den Weg und erreichte nach wenigen Minuten die nicht allzu hohe Mauer, die das Grundstück einsäumte, und völlig ausreichte, um Fremde vom Betreten abzuhalten. Sie tat alles um sich in Form und ihre Figur schlank zu halten, sodass es ihr nur wenig Mühe bereitete, die steinerne Barriere zu überwinden. Um nicht aufzufallen, während sie sich an die Villa heranarbeitete, hielt sie sich im Schatten. Schnell hatte sie im Lichtkegel ihrer kleinen Taschenlampe gefunden, wonach sie suchte. Den ›Demarcation Point‹ der ›British Telecommunications‹ am Haus, von wo die Telefon-, Internet- und Fernsehkabel ins Haus liefen. Mit einem Multitool löste sie die Schraubverbindungen des Deckels, befestigte einige kleine Klemmen und versteckte die Mikrosendeanlage.

Sie war dankbar dafür, dass ihr ein guter Freund einmal das Anzapfen von Telefonen gezeigt hatte. Kaum war sie damit fertig zog sie die Schrauben der Abdeckung wieder fest. Die kleine, spritzwassergeschützte Platine ermöglichte ihr das Abhören auf eine Dreiviertelmeile und war mit einer Software auf ihren Laptop wie auch Smartphone gekoppelt, die es ihr ermöglichte jeweilige Rufnummern auszulesen oder die Anschlüsse zu simulieren, die der Abgehörte anwählte – gleichzeitig konnte sie alles mitschneiden.

Um sicherzugehen, dass alles funktionierte, hatte sie sich entschlossen abzuwarten, bis in der Villa ein Anruf einging. War der Test erfolgreich, konnte sie Gordon Wakefields Gespräche seelenruhig aus ihrem Wagen in der Nebenstraße mithören. Candyce spürte, wie sich langsam die abendliche Kälte einschlich und es sie zunehmend fröstelte, während sie versteckt im Efeu vor einem der Fenster stand. Sie war schon kurz davor ihre Observation abzubrechen, als es in ihrem Headset kurz knackte und ein Anruf rausging.

Es klingelte nur dreimal, bevor sich am anderen Ende eine müde klingende Frauenstimme meldete. »›Dreamlicious‹-Agentur. Sie sprechen mit Hazel.«

»Hier ist Gordon Wakefield.«

»Oh ja, Sir!« Plötzlich war die Stimme der Frau hellwach.

»Sie wissen ja, was mir gefällt. Schicken Sie mir schnellstmöglich eine Dame vorbei.«

»Aber sicher, Sir«, befleißigte sich Hazel. »Sie werden wieder sehr zufrieden mit unserem Service sein.«

»Abrechnung wie immer. Meine Daten haben Sie ja in Ihrem System.«

»Selbstverständlich, Sir.«

»Gut«, erwiderte Wakefield und fügte noch ein »Ich werde auf das Mädchen warten« hinzu, ehe er das Gespräch beendet.

Normalerweise erlaubte sich Candyce keine vorschnellen Urteile über ihre Mitmenschen, vor allem dann nicht, wenn sie jemanden noch nie getroffen hatte, aber sie kam nicht umhin Gordon Wakefield für ein ziemliches Arschloch zu halten und Carol Addams in nichts nachstand. Umso mehr hoffte sie darauf, den Fall so zügig wie möglich hinter sich zu bringen. Doch jetzt hieß es erstmal zu ihrem Wagen zurückzukehren. Auf keinen Fall wollte sie von ihm zufällig entdeckt werden, sollte er noch kurz das Haus verlassen. Sie sah sich um, um sicherzugehen nicht gesehen zu werden und huschte aus ihrem Versteck. Dann lief sie zu ihrem ›Beetle‹, parkte ihn so, dass sie den Eingang der Villa gut im Blick hatte und machte es sich bequem. Sie war neugierig geworden und möglicherweise hatte die Sache mit dem bestellten Mädchen ja etwas mit ihrem Fall zu tun.

Zum Glück musste sie nicht allzu lang warten, denn schon eine halbe Stunde später hielt ein Auto vor Wakefields Haus. Es verwunderte sie, dass der Wagen nicht direkt in die lange Zufahrt einbog und stattdessen direkt am Bordstein stehen blieb. Gleich darauf öffnete sich die Beifahrertür, eine junge Dame stieg aus und sprach noch kurz mit dem Fahrer, bevor sie die Tür zuwarf. Dann fuhr der Wagen ein Stück die Straße hinunter und Candyce konnte im Rückspiegel sehen, dass er dort am Randstreifen parkte. Obwohl sich Candyce direkt auf der anderen Straßenseite befand, fiel es ihr wegen der herrschenden Dunkelheit schwer einen genauen Blick auf die Frau zu bekommen. Das einzige was sie mit Sicherheit sagen konnte war, dass sie einen recht knappen Rock trug, auf hohen Absätzen lief und eine schlanke, attraktive Figur hatte. Was für ein Ladykiller bist du eigentlich, fragte sie sich kopfschüttelnd, dass du dir Huren ins Haus holen musst? Aus Spaß observierte sie die Villa noch eine Weile, wobei sie sich eingestehen musste, dass es ihr mehr darum ging, zu wissen, wie lange die Frau bleiben würde. Insgeheim wünschte sie ihm, dass es schnell ging, weil sie ihm die Ausdauer eines Flohs gönnte. Aber den Gefallen tat er ihr nicht und jetzt war es ihre Ausdauer, die gefragt war.

Die Zeit schlich langsam voran, und sie hatte bereits nicht mehr damit gerechnet, dass die Prostituierte überhaupt noch rauskommen würde. Aber dann trat sie tatsächlich vor die Tür und Candyce warf einen Blick auf die Uhr in ihrem Armaturenbrett. Das Mädchen war fast zwei Stunden bei Gordon Wakefield gewesen, und es stand nicht zu vermuten, dass sie die ganze Zeit mit unnützen Gesprächen verbracht hatten. Auch hatte sie anscheinend Probleme mit dem Laufen, denn sie hielt ihre Absatzschuhe in der Hand, als sie auf den wartenden Wagen zuging – und sie bewegte sich in einer Weise, als fiele es ihr schwer, sich auf den Beinen halten zu können. Du wirst sie doch nicht derart durchgefickt haben, dass sie nicht einmal mehr geradeaus gehen kann, grinste Candyce in sich hinein, oder vielleicht doch? Sie versuchte diesen Gedanken aus ihrem Kopf zu verdrängen, als sie sich auf dem Weg nach Hause machte. Aber egal wie sie es auch anstellte, es gelang ihr nicht. Bist du Arschloch wirklich so gut?, fragte sie sich eins ums andere Mal.

***

Candyce - Gedemütigt

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