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Der Hase mit dem goldenen Umhang

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Die Feder steckte er wie selbstverständlich in seine Hosentasche und lief mit neu gewonnenen Schritten weiter.

Auf der einen Seite vor ihm wandelte die Sonne und auf der anderen Seite der Mond, welcher das Licht der Sonne in immerwährenden Zügen trank. Es konnte einfach nicht hell werden, der Mond zog das Licht der Sonne an und sie konnte nicht nach außen strahlen. Wie gefesselt lag das Sonnenlicht im Angesicht des Mondes. Für den Wanderer war es hell genug, um seinen Weg zu sehen, doch um ihn herum war Dunkelheit. Wie konnte es wieder Tag werden? Die Sonne war mit ihrem Licht dem Sog des Mondes erlegen. Und der Mond merkte das noch nicht einmal. Der Tag verbarg sich in diesem Bild. Er kam nicht zum Vorschein. Alles was der Mann mitnahm auf seinem spärlich beleuchteten Weg durch die Dunkelheit war seine Erinnerung an den fließenden Wechsel von Tag und Nacht. Dieser altbekannte Wechselstrom des Lichts stockte nun. Die Nacht staute sich auf. Der Mann wusste nicht mehr wie lange er schon gelaufen war. Die Schneeflocken fielen schier unablässig, auf Hände, Jacke, Kopf und Weg. Es raschelte im Wald. Der Mann drehte den Kopf in Richtung des Gehörten. Doch die Dunkelheit verschloss sein Sichtfeld. Wieder raschelte es, doch dann war das Rascheln erloschen. Das Wesen musste sich nun aus dem Wald heraus auf seinem Weg befinden. Es hüpfte direkt zum Mond und stellte sich vor ihn. Ein ganz gewöhnlicher Feldhase, dachte der Mann, endlich wieder etwas erklärbar Normales. Das Hasentier schaute in den Mond und im selben Augenblick legte sich ein goldener Umhang aus Mondlicht um es. Ein Geschenk des Mondes. Der Mann war seinem Staunen völlig hingegeben, wieder hatte sich etwas scheinbar Normales vor seinen Sinnen verwandelt. Der Hase wirkte nun größer mit dem Umhang, ja er wuchs. Schnell oder langsam, das konnte der Wanderer nicht erfassen. So groß wie ein Pferd drehte sich das Tier mit dem goldenen Umhang zu ihm um und sah ihm in die Augen. Haselnussbraun, wie bei einem gewöhnlichen Feldhasen, dachte der Mann, in dem Bedürfnis und Wunsch sich etwas Normalität zu erhalten. Der Blick des Hasen war warm und sprach:

Steig auf meinen Rücken. In dem Moment erinnerte sich der Wanderer an die Feder und er stieg mit einem schweren, weil unheimlichen, aber auch warm anmutenden Gefühl im Bauch auf den Rücken des Tieres. Als er den Hasen berührte flog der Umhang nach hinten und so als hätte er schon immer dort hingehört, umkleidete das goldenen Mondgewebe den Mann. Er hüpfte mit dem pferdegroßen Hasen weiter auf seinem Weg. Sein goldener Umhang lag nach hinten fliegend auf dem Wind wie auf einem weichen Kissen.

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