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Das afrikanische Klavier

Bei meiner letzten Exkursion nach Afrika bin ich auf eine seltsame Tradition gestoßen, die überwiegend von europäischen Müttern ausgeführt wird. Diese schicken ihre adoleszenten Töchter in unbekannte Gebiete, wo sie kleine Konzerte organisieren, die ihre Heranwachsenden für den Ernst des Lebens vorbereiten sollen.

Ich habe eines dieser Konzerte miterlebt. Es war irgendwo in der afrikanischen Savanne, wo ein schon etwas aus den Jahren gekommenes Töchterchen – sie muss im dreißigsten Lebensjahr gewesen sein – noch immer Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven mit zitternden Händen vor einer weitgehend unsichtbaren Zuhörerschaft in einem extra dafür konstruierten Konzertsaal intonierte. Ihre Mutter hatte mich persönlich zu der Veranstaltung eingeladen, während ich unter einem Affenbrotbaum Rast machte und einem Gnu meinen letzten Strauch Kohlrabiblätter verfütterte. Da ich sonst nichts Besseres zu tun hatte und mich einsam fühlte, hatte ich die Einladung angenommen.

Während ich also in diesem fast leeren und seltsam rhombisch konstruierten Konzertsaal saß, in dem diese von Grund auf wunderschöne junge Frau mit zitternden Händen und eigentlich völlig unprofessionell vor einem Klavier saß und Blut und Wasser schwitzte, um ihrer Mutter, sowie der Gesellschaft, etwas zu beweisen, fällte ich einen Entschluss. Ich ging zu den Klängen Mozarts vor die Tür, sattelte mein Kamel und stolzierte in den Konzertsaal. Das schöne Mädchen lächelte mich an, ich lächelte zurück und sogar die Mutter schien zumindest überrascht.

„Einmal Prinzessin sein. Was sagst du?“ fragte ich sie und bot ihr meine Hand.

Sie nahm meine Hand, stieg zu mir empor und wir machten uns davon. Ich glaubte damals, dass es die einzige Möglichkeit für sie war, aus diesem eher abendländischen Zwang zu entkommen, vom Weißen Ritter gerettet zu werden. Auch wenn ich ihr nicht gleich sagte, dass ich mich in sie verliebt hatte, konnte ich nicht lange lügen. Sie war einfach eine wunderbare Frau. Ihr beruhigender Gesang gab mir die Portion Mut, die fordernde Reise zu bestehen, während wir durch die Steppen und Wüsten ritten, die Sonne im Nacken und den Klang der Seele im Herzen. Keine verstand es besser als meine Liebste, mit vergessenen Blues-Klassikern die heiße afrikanische Luft wenigstens ein bisschen abzukühlen. Manchmal war auch das ein oder andere Lied eines vergessenen Romantikers dabei, der davon sprach, nach Hause zu gehen. Aber nur manchmal.


weird messenger of monochromatic death

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