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Wie die neue Erfindung des Vizeadmirals Edward Vernon einen Namen erhält und denselben auch in der Folge behauptet.

m folgenden Abende und an vielen später folgenden zeigte es sich, wie geliebt die beiden Wildhall waren und wie viele treue Freunde sie hatten, denn es fanden sich da immer eine Anzahl im Stübchen ein, um ihren beiden guten Tavernengenossen die Probe, der sie sich fort und fort unermüdlich unterwarfen, durch aufopfernde Teilnahme zu erleichtern.

Die zwei — Oheim und Neffe — erklärten sich nie recht bestimmt über die Sache; aber es scheint doch, dass beiden, wenn auch vielleicht nur in dunkler Ahnung, während jenes ersten Nippens aus den Wassergläsern, die Idee, dass einer den andern verlieren könnte, recht schauerlich vor die Seele getreten sein mochte, und ebenso mochte beiden seit jenem Augenblicke, nicht das klare Bewusstsein, aber ihr Instinkt sagen, dass ihr ganzes Verhältnis, mit Einschluss des ungelösten Streitpunktes, das alte bleiben müsste, wenn sie sich nicht unbehaglich auf der Welt fühlen sollten. Sie gingen daher, wie gesagt, nicht von dem Entschlusse ab, bei dem einmal probierten langsamen Gifte zu beharren, und wirklich besuchten sie die Taverne an keinem Abend, ohne nach ihrem Weine wenigstens noch ein Glas von dem gefährlichen Getränk zu sich zu nehmen. Ja, öfters tranken sie den ganzen Abend hindurch nichts Anderes. Sie konnten das umso leichter, als sie so viel gutmütige Teilnehmer dabei fanden, und es ist gewiss, dass sie dem Admiral Edward Vernon aufrichtigen und herzlichen Dank für sein Experiment wussten.

Als der letztere bald nachher sich zum letzten Male vor einer neuen Seefahrt in der Taverne befand, erzählte er, wie ihn eigentlich erst sein seliger Hochbootsmann, der ihm in der Nacht erschienen, auf den Einfall mit dem Gifte gebracht und wie derselbe ihm gleichsam symbolisch , durch die geleerte Flasche, die Beschaffenheit des erforderlichen Giftes angedeutet hatte, an welchem der Neffe ganz gewiss über kurz oder lang noch sterben müsste.

„Kinder“, sagte der Admiral, „mein unvergesslicher Hochbootsmann ist es, dem wir diese ersprießliche Erfindung verdanken. Ich möchte vorschlagen, dass wir dem neuen Getränk seinen Namen beilegten, um ihm damit ein stetes Denkmal zu stiften. Das wird den wackeren Seemann noch in seinem nassen Grabe erfreuen. Der Name dieses braven Burschen, den ich ewig beklage, war Grog.“

Es bedarf kaum der Erwähnung, dass man den gepriesenen Mann mit Freuden hochleben ließ und dass man bereitwillig die Flüssigkeit mit seinem Namen benannte. So wurde das neuerfundene Getränk getauft. Jedermann weiß, wie recht der Poet hat, wenn er sagt, dass der Name der Erfinder nur zu oft vom Dunkel bedeckt ist. Hier wäre denn ein solcher Name ans Helle gerettet. Die Erfindung hat in der Folge ihre Bedeutung nicht nur behauptet, sondern sie gewinnt noch täglich mehr an Bedeutung, und dem Vizeadmiral Edward Vernon, dem allein man dieselbe zuzuschreiben pflegt, macht es Ehre, den Namen desjenigen, der ihn zuerst darauf brachte, dankbar für die Welt gerettet zu haben.

Bis jetzt hab’ ich mir übrigens vergebliche Mühe gegeben, zu erforschen, wer von beiden, ob Paul oder Johann es, zuerst gestorben, d. h. welcher der Neffe und welcher der Oheim war. Sollte sich das Dunkel, welches diesen Punkt der Geschichte umhüllt, noch lichten, so wird man nicht verfehlen, gewissenhaft Bericht darüber zu erstatten.

Humoristische Geschichten - Zweiter Band

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