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Napoleon Fischer

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Napoleon Fischer ist »der schwarzbärtige Maschinenmeister« (S. 120) in der Heßlingschen Firma, der fachlich kompetent und von den Der ArbeiterführerArbeitern anerkannt zu sein scheint. Er ist »Sozialdemokrat« und »ein Organisierter« (S. 123), gehört also der frühen Gewerkschaftsbewegung an.

Für den kaisertreuen, burschenschaftlich organisierten Heßling ist schon der Name Napoleon Fischer »eine Provokation« (S. 124), da er einerseits an den Kaiser des französischen Erbfeindes erinnert, Napoleon III., und andererseits an zwei sozialdemokratische Funktionäre und Reichstagsabgeordnete jener Zeit namens Fischer. Diederich ist voll »Haß« und äußert dem Buchhalter gegenüber, »[d]em Affen […] ein Bein stellen« (S. 124) zu wollen.

Doch bald zeigt sich, dass Heßling seinen Maschinenmeister in der Auseinandersetzung mit der Lieferfirma des »Holländers«, einer neuen Maschine, gut gebrauchen kann. Auch Fischer zeigt sich Heßling, dem politischen Gegner aus dem Lager der Monarchisten und Kapitalisten, gegenüber willfährig, erwartet jedoch Gegenleistungen. Vor den Wahlen ins Stadtparlament möchte sich Heßling der Stimmen der Sozialdemokraten versichern, um eine verlässliche Mehrheit zu bekommen. Dazu braucht er Fischer, und Fischer braucht Heßling: »Denn ich will auch Stadtverordneter werden« (S. 354). So entwickeln die Vertreter unterschiedlicher Klassen und einstige Feinde ein gemeinsames IntrigenIntrigenspiel, durch das Napoleon Fischer einen Sitz im Reichstag und Diederich Heßling eine Spitzenstellung in Netzig erringt. Heßling kann dem Arbeiterführer nicht widersprechen, wenn dieser anlässlich der gegenseitig zugesicherten Unterstützung bei der Wahl der Stadtverordneten feststellt: »Wir haben schon mehr Dreck zusammen verscharrt« (S. 356). So schweigt Fischer zuvor etwa über den Unfall einer Arbeiterin in Diederichs Fabrik und über die dürftigen Gelder, die dieser der verunglückten Arbeitnehmerin zu zahlen bereit ist, verschweigt, dass es für sie die Möglichkeit gäbe, Schadenersatz einzuklagen. Im Gegenzug verrät ihm Diederich vom Gerücht über das inzestuöse Verhältnis von Wolfgang Buck und Guste Daimchen, das Fischer dazu dienen kann, die Arbeiterschaft gegen den Magistratsrat Buck und die städtischen Behörden im Allgemeinen aufzuwiegeln (S. 292–294). Wenn es um das eigene Interesse geht, vergisst Fischer seine Überzeugungen und auch die Aufgaben, die er als Arbeiterführer hätte.

Der Untertan von Heinrich Mann: Reclam Lektüreschlüssel XL

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