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Vorwort

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Als im Jahre 1961 das Bundesministerium für Gesundheit gegründet wurde, war es die Absicht der ersten Ministerin dieses Amtes, Frau Elisabeth Schwarzhaupt, das Gesundheitswesen in der noch jungen Bundesrepublik zu…

Nein, als user von Büchern weiß ich, wie langweilig und langatmig Vorwörter meistens sind!

Als Freund schneller Einstiege beschränke ich mich auf das Wesentliche, das Vorwort ist eher Gebrauchsanweisung:

Als erstes werde ich mir erlauben, den Leser zu duzen. „Sie“ ist distanzierend, und wir gehen ja eine recht innige Beziehung ein. Während Ihr dieses Buch in Händen haltet, liegt oder sitzt Ihr ja wahrscheinlich in einem gemütlichen Teil Eurer Behausung, tragt die bequemen Klamotten und habt die Füße hochgelegt. Oder Ihr liegt am Strand, am Weiher oder sonst wo – vielleicht auch in der Badewanne! Keine Angst, ich kann Euch nicht sehen! Jedenfalls nicht durch dieses Medium…

Für Reha-Betroffene, die sich in höherer Anspannung befinden, nehme ich vorweg: dieses Buch geht gut aus!

Dieses Buch wird durch und durch subjektiv sein. An manchen Stellen wird sich der Leser fragen, wie ich denn je aus einer Psychoklinik entlassen werden konnte oder wer dies zu verantworten hatte. An anderen Stellen wird sich der Leser selbst erkennen. Das Buch enthält Anklagen und Sozialkritik, möchte aber nicht als moralinsaure Enthüllungs-Journalistik verstanden werden. Und für Psychologen: es ist auch kein Hilfeschrei!

Wie das Leben ist die Lektüre mal ernst, mal heiter, mal nachdenklich; ich möchte viele Überlebenstipps für Kliniken geben, vielleicht auch für´s Leben. Ich mag es, wenn ich dem Leser – also Dir! – ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann! --- war da gerade schon eins???

Das Buch wird aber auch kein Gefälligkeits-Gutachten sein! Für niemanden!

Es stellt viele „Lebens“-Axiome in Frage, um sie als rein geistiges Konstrukt oder rein geistige Grenze zu entlarven. Es sind diese „man muss doch…“-Dinge, die uns gefangen halten und uns ohne Not beschränken. Im Idealfall fragst Du nach der Lektüre: „Wer ist dieser „man“ überhaupt?“

Die Kapitel werden nicht chronologisch geordnet sein, sondern analog dem menschlichen Gedächtnis inhaltsbasiert.

Manche direkte Reden beziehungsweise Szenen werden in saarländischem Dialekt geschrieben. Dies geschieht a) weil ich selbst so spreche und denke, und b), weil unser Dialekt eine gewisse Derbheit hat, welche für die Szenen von außerordentlichem Vorteil ist. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand unseres saarländischen „Platt“ [Dialektes] nicht mächtig ist, werden diese Szenen natürlich übersetzt.

Manche Szenen sind nicht wirklich geschehen. Sie entstammen dem Kopfkino.

Ich denke, ich gehe hier mit jedem Leser konform, dass wir im Westen gerne „denken“, in allen möglichen Situationen zig zukünftige Szenarien durchspielen, um für eine bestimmte Situation gerüstet zu sein.

Oder wenn wir uns über etwas oder jemanden ärgern, knallt der Regisseur in unserem Gehirn die Klappe zusammen und wir sehen während der Warteschleife am Telefon mit steigendem Blutdruck das betreffende CallCenter vor unseren Augen: wie die Mitarbeiter lachend und feiernd mit den Füßen auf dem Tisch Erdnussflips hochwerfen und versuchen, sie mit dem Mund aufzufangen, während es überall piept und klingelt. Oder man stellt sich den Typen vor, der einem auf der Straße wieder mal mit seinem schwarzen bayerischen Wagen in den Kofferraum fährt, obwohl man selbst schon zu schnell unterwegs ist… man sieht im Rückspiegel die Narbe seiner Gehirn-Amputation, wegen der er jetzt seine Mütze mit dem Schirm auf der Seite tragen muss. Kennt Ihr das? Das ist Kopfkino!

Je professioneller und umfangreicher die Filme, desto näher seid ihr der Klinik, da das „Drehen“ viel Energie verbraucht. Manche haben gar keine Zeit mehr für das echte Erleben…

Als Hommage an Edgar Allan Poe schreibe ich Zahlenangaben gerne in arabischen Ziffern, ich erfinde gerne neue Worte und bin ein großer Freund dieser 3 Punkte: „…“ a) kann man damit meine Texte bei bloßer Draufsicht sofort erkennen und b) lassen sie etwas ´open space´ nach einer Aussage… Die Aussage ist dann nicht abgeschlossen, sondern offen und soll anregend wirken – und damit schließt sich wieder der Kreis zu einem lebendigen Buch, einer Mehrfach-Kommunikation zwischen mir jetzt am PC, dem Papier als Träger (oder dem e-reader), und Deinem Kopf, Deiner Seele, Deinen Gefühlen, Deinen Erinnerungen oder was immer sich bei Dir meldet und sich angesprochen fühlt.

Nun strecke Dich noch einmal, zur Lockerung balle die Hände zu Fäusten, ziehe die Zehen zurück zu den Waden, spanne Arm- und Beinmuskeln nochmal fest an, halte dies ein paar Sekunden…, 21, 22, 23,

lasse mit einem hörbaren Ausatmen los, atme tief ein und aus, und ab geht die wilde Fahrt!

Heusweiler, im Sommer 2014

Vorwort zur dritten Ausgabe

Im Frühjahr 2017 wurde der Text überarbeitet und aktualisiert. Manches wurde gekürzt, anderes ergänzt.

Der frühere Titel von „Propellerheim“ war „Reha – ein Wegweiser.“

Dörrenbach, im Frühjahr 2017

Propellerheim

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