Читать книгу ...und dann ist nur noch Liebe - Tiago Maria Alma - Страница 6

18. April 1998

Оглавление

ich stresse mich ohne ende in der firma. meine bereitschaft auf diese messe in ettlingen zu fahren sinkt mit jeder stunde. nicht nur aus persönlichen gründen, sondern auch, weil es in der firma nicht so ganz rund läuft. irgendetwas ist aus dem lot geraten. nicht das zusammenarbeiten, nicht die stimmung, aber das ergebnis der arbeit. bei mir selber spüre ich es auch, dass meine leistung nicht das dazugehörige ergebnis bringt. ich ahne zwar, was der grund dafür ist, lasse es aber nicht zu. das wetter ist für april sensationell schön, aber es interessiert mich nicht. was, verdammt noch mal, ist nur los? ich will, aber ich kann nicht. ich könnte, aber ich will nicht. in mir ist ein sumpf von müdigkeit, depression und resignation der alles erstickt, sogar die aufgesetzte aktivität und das gespielte engagement für die sache. ich spüre, dass die mitarbeiter es spüren, ja scheinbar wissen, was mit mir los ist, ignoriere es aber und mache so weiter.

ich arbeite wie ein verrückter, wie ein wahnsinniger und habe auf eigenartige weise auch noch irrsinnig viel zu tun. ich bin unterwegs, besuche kunden, war auf messen, arbeite, arbeite, arbeite... und weiß doch, dass die arbeit ab ca. 20:00 uhr völlig sinnlos ist. ich weiß, dass ich mich dahinter verstecke, ausruhe, endlich mit mir alleine und wenn es nur im büro ist, aber endlich alleine. nirgendwo kann ich alleine sein!

ich bin ständig situationen ausgesetzt, die mich nicht mehr freuen, die mich zutiefst belasten, ja, ständig kränken, verletzen, ignorieren, deprimieren. es scheint keinen ausweg zu geben, außer sich zu fügen. und das tue ich ständig. aber heute ist es mir bewusster als zuvor und trotzdem hilft es mir aktuell nicht. ich fahre mit dem taxi nach hause um nach einer flasche weißwein mit der zum schlafen notwendigen müdigkeit, mattheit ruhig einzuschlafen um unruhig zu schlafen.

19. April 1998

ich wache um vier uhr unruhig auf, gehe runter um eine zigarette zu rauchen, schalte mtv ein, rauche, sitze, friere... um dann wieder ins bett zu gehen und noch etwas schlafen zu können. ich wache mit dem wecker um 06:30 uhr auf. noch eine viertel stunde nur so da liegen und an den bevorstehenden tag denken. ich wundere mich; irgendwas verursacht herzklopfen. aber im gegensatz zum „normalen“ herzklopfen ist es ein angenehmes herzklopfen, ein freudiges! was ist denn jetzt los?

ich gehe runter, decke den frühstückstisch, gehe ins bad und...pfeife ein lied! ich pfeife ein lied, so wie ich vor längerer zeit immer morgens nach dem aufstehen ein lied gepfiffen habe ohne es selber bewusst zu merken. das überträgt sich offensichtlich auf mein unter- und bewusstsein und es geht mir heute irgendwie richtig gut.

josi ruft in ihrem zimmer nach der mama. doerte steht auf und torkelt schlaftrunken zu josie ins zimmer. josie redet und redet und redet, will aber nicht aufstehen. doerte wohl auch nicht; und so liegen die beiden noch in josie’s bett bis kurz nach sieben. dann gehe ich rein, sage freudig guten morgen und ziehe die jalousien hoch. josie protestiert, aber ohne erfolg. es ist zeit aufzustehen.

josie kommt zu mir runter in die küche und doerte ist noch im bad. josie erzählt mir ihren traum und ich ihr meinen (natürlich erfunden, denn ich weiß gar nicht ob ich geträumt habe); und ich weiß auch nicht ob das, was josie mir erzählt, nicht auch erfunden ist. jedenfalls fühlen wir beide uns wohl. josie auf meinem schoss, ganz warm, nah bei mir. sie merkt dass irgendwas schönes mit mir ist und ist entsprechend fröhlich, lustig und gesprächig. wir frühstücken und gehen dann gemeinsam die morgenrunde mit unserem hund max. dann fahren wir alle gemeinsam zum kindergarten. Ich bringe sie, wie fast jeden morgen, in die gruppe und verabschiede mich mit heftigem knutschen und drücken.

auf der fahrt zur firma sprechen doerte und ich kein wort. unser schweigen ist schon zur normalität geworden und fällt uns gar nicht mehr auf. ich fühle mich irgendwie wohl, höre zu was im radio läuft und denke schon an den tag. ich muss meine sachen für die messe in offenburg zusammenpacken und das normale tagesgeschäft abwickeln. ich muss noch eine zugverbindung aus dem internet recherchieren und organisieren wie ich zum bahnhof komme. diese gedanken bereiten mir irgendwie eine gewisse freude, ja sogar ein wohlgefühl. das ganze gegenteil von gestern!!!

der tag in der firma verläuft normal. heute bin ich gut drauf. das merken natürlich sofort alle, bzw. die schwingung überträgt sich auf die mitarbeiter und diese reagieren entsprechend. die stimmung im laden ist außerordentlich gut. es wird gelacht, telefoniert, gemacht, gearbeitet... und siehe da, es werden plötzlich angebote zu aufträgen, die wir gestern noch abgeschrieben hatten. ich realisiere das aber nicht so, wie es ist, sondern freue mich über die aufträge. aber mit mir ist was los, das ich nicht einordnen kann. ich habe immer noch dieses freudige herzklopfen in eigenartiger vorfreude auf die messe. ich denke daran, dass diese messe im vorjahr wirtschaftlich nicht besonders erfolgreich war, aber der geist, der während der messe zwischen den ausstellern herrschte war einzigartig und nachhaltig schön. jedoch wurden im vergleich zum vorjahr 80% der aussteller ausgetauscht. es wird also nicht mehr die truppe vom vorjahr zusammen sein, sondern ganz andere leute. ich war also schon gespannt wer da alles kommt.

der tag vergeht. ich habe eine ideale zugverbindung für morgen gefunden, mein messe-musterkoffer ist gepackt und ich bin irgendwie sehr zufrieden mit mir. der messestand wurde schon vor tagen verschickt und ist schon dort. also morgen nur noch meine klamotten packen, den messekoffer schnappen und mit dem zug um 14:00 uhr nach karlsruhe fahren.

ich bin dann um 20:00 uhr zu hause und bügele noch drei hemden. das geht schnell und ich stelle mir beim bügeln schon vor, wie ich im zug sitze, zeit und ruhe habe zu lesen und zu denken und wie ich mich auf drei messetage freue – nein, eigentlich vier, denn der aufbau kommt ja noch dazu. endlich vier tage raus aus der depressiven, unabänderlichen stimmung zu hause. meine laune wird immer besser. doerte sitzt im wohnzimmer und glotzt – wie fast jeden abend – eine schmachtschonzette. ich setze mich noch mit einem kastrierten weißbier dazu. ich glaube, sie bemerkt es gar nicht, dass ich da bin, aber es stört mich überhaupt nicht. ich freue mich auf das schlafen gehen, denn ich bin innerlich irgendwie verwandelt. ich bin innerlich glücklich und weiß nicht warum. ich lasse es so und gehe schlafen und schlafe gut.

20. April 1998

06:00 uhr aufstehen. ich bin mit dem glücklichen gefühl wieder aufgewacht und es steigert sich noch von minute zu minute. was ist denn jetzt los? ich wusste kaum mit dem in mir tobenden glücksgefühl umzugehend; tatsache war aber, dass ich mich tierisch auf die nun kommenden vier tage freute, auf den abend mit den ausstellern nach dem aufbau und dann auf die messe und auch auf die neuen gesichter. es war ein mir seit langem nicht mehr bekanntes gefühl, so freudig und gut drauf zu sein. mein verhalten an diesem morgen war dementsprechend und josie genoss es, obwohl josie und ich eigentlich immer tolle, schöne, glückliche morgende haben. aber heute bemerkte sie offensichtlich, dass etwas besonders war, was meine laune betrifft. dementsprechend drehte sie besonders auf. doerte kam damit kaum zurecht, denn es war ein einziges, glückliches rumgealbere, das josie natürlich von einem „ordentlichen“ frühstück abhielt. josie ging jubelnd und abschiedsküssendundschmusend in den kindergarten, nicht ohne zu sagen, dass sie sich freut wenn sie dreimal geschlafen hat und ich dann wieder da bin.

doerte und ich fahren zur firma. in der firma erledige ich freudig ein paar wichtige dinge und bespreche ein paar sachen die in den nächsten drei tagen wichtig sind. frau kemmler wird mich dann um 13:00 uhr zum bahnhof fahren. die sonne scheint und es ist für april außergewöhnlich warm. mein herz klopft immer noch so sehr, dass es mich fast belästigt. ich weiß einfach nicht was mit mir los ist, möchte aber dieses gefühl aufrechterhalten, denn es kann nur etwas schönes bedeuten. am bahnhof wünscht frau kemmler mir eine gute fahrt und eine gute messe und zwinkert mir zu, wie ich es vorher noch nie von ihr bemerkt habe. sie meinte, es sei gut, wenn ich mal rauskomme aus dem tagesstress und dass ich es mir einfach gut gehen lassen sollte.

ich war viel zu früh am bahnhof. der zug fährt erst in 30 minuten ein. ich setzte mich in der sonne auf die erde neben meinem koffer und war total relaxt. ich spürte, dass irgendetwas sich in mir verändert hat. aber ich konnte nicht ergründen was genau. irgendetwas kratzte mich extrem auf, hielt mich gefangen, beeinflusste mich positiv erregt. es war so schön, dass ich es in tiefen zügen genoss und fühlte mich irgendwie völlig frei! der zug fuhr ein. ich bekam einen super platz und so begann die 3-stündige zugfahrt. sonne, superwetter, ice, lesen bis ich müde werden, schlafen kann ich aber trotzdem nicht, sondern freue mich an dem blick aus dem fenster. szenen, landschaften, häuser, wälder, horizonte fliegen vorbei in sonnenicht getaucht. ich bin fasziniert von der schönen welt und dass ich sie plötzlich wieder so wahrnehme. das gefühl das ich habe ist anders, größer, freier, euphorischer als nur aus dem tagestress raus zu sein und nicht nach hause zu müssen. das ist kein normales, den umständen entsprechendes gefühl. ich genieße es einfach... und die zeit geht rum. wir fahren in karlsruhe ein. ich schnappe meine koffer, steige aus dem zug und gehe den langen weg zu den taxen. ich suche mir ein rauchertaxi aus. im zug habe ich nicht geraucht – jetzt aber wurde es zeit... meine gute stimmung übertrug sich wohl auf den taxifahrer, denn es ergab sich ein schönes gespräch und dadurch war die fast 20-minütige fahrt zum ersten ausstellungsort sehr angenehm und die zeit verging im fluge. wir kamen am hotel an, ich bezahlte und ging hinein. da der aufbau erst ab 18:00 uhr möglich war, hatte ich noch 30 minuten zeit. ich traf in der halle des hotels zwei mir gut bekannte mitaussteller. in dem hotel war jedoch nur die messe organisiert. die aussteller konnten dann erst nach dem aufbau in das hotel in offenburg fahren wo alle übernachteten. also musste ich noch organisieren, dass mich einer der aussteller mitnahm, denn ich war ja ohne auto und wollte kein taxi nehmen. als es 18:00 uhr war, konnten wir in den saal und ich sah auch beim eintreten meinen stand, den ich nun aufbauen und dekorieren musste. auch die anderen aussteller schleppten nach und nach ihre sachen in den saal und begannen mit dem aufbau. meinen stand kann ich problemlos relativ schnell aufstellen und muss dann meine sachen für die messe dekorieren. da ich den stand schnell stehen haben kann ich mir zum dekorieren zeit lassen und es mit ruhe und muße tun. die stimmung beim aufbau im saal ist gut, aber nicht ganz so fröhlich wie im letzten jahr, wo sich alle aussteller untereinander schon länger kannten. diesesmal sind doch einige dabei, die man nicht so von messen kennt, oder nicht so intensiv. als ich mit dekorieren fertig bin und mich umdrehe um mir einen überblick über die ausstellung zu verschaffen, höre ich auf einmal einen schrei von einem nachbarn dass mein stand kippt. ich fange ihn in letzter sekunde auf und verhindere ein „unglück“. wir stellen den stand gemeinsam etwas sicherer auf und ich ging hinter den stand um ihn zusätzlich gegen ein weiteres mal umkippen zu sichern. ich komme wieder vor, schaue mir den stand in ruhe an, bin zufrieden und beginne mit den aufräumarbeiten. ich bin eigentlich fertig, korrigiere hier noch eine kleinigkeit und richte da noch was und fertig. ich schaue auf die uhr. es ist sensationell – ich habe innerhalb von 1 ½ stunden den stand fertig gemacht. weltrekord!

ich freue mich noch, als ich plötzlich von einem gefühl erfasst wurde, das mir fast den atem nahm. ich wusste nicht was das war. ich dachte im ersten augenblick, ich freue mich so, fertig zu sein mit dem aufbau, dass es mich total überkommt. ja, mich überkommt ein totales glücks- und freudengefühl. aber ich wusste schnell, dass das ja völlig übertrieben wäre, wenn es davon kommt dass ich mich freue mit dem aufbau fertig zu sein. es hörte einfach nicht auf. ich lasse meinen blick durch den ausstellungsraum schweifen, eigentlich um zu sehen, wie weit die anderen sind und schaue von meinem standort diagonal in die hintere rechte ecke des raumes... und traue meinen augen nicht. da ist ja...? ja, aber wer? ich sehe eine frau, kenne sie auch, will eigentlich gleich hinrennen um sie zu begrüßen, wie man sich freudig nach längerer zeit des nichtsehens begrüßt, halte aber inne weil ich mich nicht bewegen kann. ich will dahin, kann es aber nicht. ich bin mit meinem gefühl festgenagelt an meinem platz, will dahin um sie zu begrüßen, weiß aber den namen nicht. ich erinnere mich nicht an den namen, aber ich kenne sie. ich sehe, dass sie schon einen teil ihres standes stehen hat, sehe aber nicht welche firma es ist. jedenfalls ist der stand blau, das sagt mir aber erst mal auch nichts. sie schleppt kartons rein, stellt sie ab und ich bemerke dass sie so ziemlich die letzte ist, die angekommen ist. was mache ich nun? ich stelle fest, dass ich die ganze zeit alles um mich herum total vergessen habe. ich musste da hin und spürte, dass ich mit jetzt von meinem platz lösen konnte und ging los wie ferngesteuert. ich wollte ihr anbieten beim aufbau zu helfen, so wie das zwischen ausstellern üblich ist, wenn einer spät zum aufbau kommt. als ich ankam, saß sie in der hocke um irgendwas aus einem karton herauszunehmen... und schaute plötzlich zu mir auf. ich wollte fragen ob ich helfen kann, aber mir blieben die worte im halse stecken. ich schaue sie nur an und ich glaube ich habe nur ein „hi“ herausgebracht. es schaut mir eine frau in die augen, mit grünen augen und dieser blick, dieser ausdruck, dieser mensch ist mir so bekannt, wie meine eigene schwester – dabei habe ich gar keine schwester. ich frage dann tatsächlich ob ich helfen kann, aber sie meinte es wäre nicht nötig, denn sie wäre gleich fertig. meine ohren summten, so, wie wohl der ganze saal summte durch eine schwingung die so stark war, dass ich vibrierte. ich war verwirrt, mir war leicht schwindling und ich ging dann langsam von diesem stand weg. eine kollegin nahm mich dann mit in das hotel wo alle übernachteten. ich checkte ein, schmiss meine sachen ins zimmer und legte mich erst mal mit dem rücken aufs bett. mir ging diese frau nicht mehr aus dem sinn. ich sah sie ständig vor mir und mir war klar, dass ich sie kenne, irgendwoher kenne. da ich keine absprache mit anderen ausstellern getroffen hatte wo wir denn essen gehen, ging ich runter in die rezeption, fragte nach dem restaurant und ging dorthin. ich trat ein uns bemerkte, dass nur wenige gäste da sind, aber an einem großen runden tisch saßen ein paar von uns. ich ging hin und ein einziger platz war noch frei. neben ihr!!! als wäre er frei gehalten worden. ich begrüßte alle – kannte auch alle sehr gut, einschliesslich dieser frau, ohne zu wissen woher. sie war mir sofort sehr vertraut und ihre nähe hatte etwas beruhigendes für mich. sonst bin ich bei solchen gelegenheiten eher hektisch, etwas angespannt, aber jetzt war mir richtig wohlig. ich sprach sie an wo sie herkomme, wieso sie auf der messe ist und ich sie noch nie auf messen gesehen habe... sie erklärte dass sie nur für ihren chef eingesprungen ist und noch nie auf einer messe war und ziemlich aufgeregt wäre. ich bot ihr meine hilfe an im umgang mit den messebesuchern und beruhigte sie etwas damit, dass das ganz normale menschen wären und diese einfach nur ideen suchen und produkte erklärt haben möchten. je mehr wir sprachen, desto vertrauter war sie mir. mein gefühl war, dass wir uns seit ewigen zeiten schon kennen und ohne es zu merken duzte ich sie – was ich sonst niemals mache. ich kannte noch nicht mal ihren nachnamen. dann bemerkte ich mein duzen und sagte zu ihr dass ich kai heiße und bot ihr die hand an. sie sagte ich heiße lily und lächelte. sie lächelte ein lächeln, das mir die gänsehaut über den rücken trieb. sie war offen, herzlich, lachte wunderbar und war auf ihre weise selbstbewusst. die vertrautheit ging so weit, dass ich ihr anbot etwas von meinem teller zu essen und sie es dann auch tat. der abend war sehr schön und die gesellschaft war recht fröhlich und gut drauf. als es dann ans bezahlen ging, sagte sie, dass sie sofort aufs zimmer geht weil sie sehr müde ist und gewöhnlich immer ziemlich früh schlafen geht und nun weit überfällig ist. wir verabschiedeten uns mit gute nacht und so... und ich trank mit ein paar anderen noch ein letztes weißbier um dann auch schlafen zu gehen.

21.April 1998

07.30 wecken. ich stand sofort auf – was ich sonst nicht mache – gehe ins bad, ziehe mich an und gehe zur rezeption um auszuchecken. ich stehe da und will zahlen, als ich wieder dieses gefühl spüre. ich wusste sekundenlang nicht mehr, was ich da gerade mache oder machen soll, bis mich die dame an der rezeption darauf hinwies, dass ich doch bitte noch unterschreiben soll. ich hatte offensichtlich mitten im unterschreiben innegehalten und war innerlich zum stillstand gekommen. ein zwang befahl mir nach rechts zu schauen. da stand sie!!!! sie sah mir direkt in die augen, ohne vorwarnung und lächelte zu mir rüber. und was für ein lächeln. es war wie im film, so unwirklich wirklich... ich ging aus dem hotel und wusste nicht mehr wohin mit mir. meine beine hatten keinen festen stand mehr. kollegen gingen an mir vorbei um zur ausstellung zu fahren. ich bemerkte sie kaum, musste aber jemanden fragen ob er mich mitnimmt. ich fragte elke und sie nahm mich mit. um kurz vor 09:00 h waren wir in der ausstellung und die ersten kunden kamen. zunächst hatte ich erst mal gut zu tun, aber nach 2 stunden war es dann mal für kurze zeit etwas ruhiger und ich schaute zu ihr rüber. sie hatte gerade ein gespräch und schien sich wohl zu fühlen. dann, plötzlich, stand ich bei ihr am stand und wusste nicht wie ich da hin gekommen war. wir unterhielten uns kurz, dann musste ich aber wieder an meinem stand. die ersten aussteller gingen dann nach 12:30 uhr schon mal etwas essen. ich aber wollte noch nicht essen gehen, weder mit einem der aussteller, noch alleine. ich sah, dass sie auch nicht essen ging; sie hatte noch ein gespräch und ich beschloss, wenn die meisten aussteller vom essen zurück sind – und zwischen 14 und 15 uhr fast keine kunden angemeldet waren, sie zu fragen ob sie mit mir essen geht. so geschah es auch. sie sagte spontan ja und wir gingen essen. wir waren fast alleine im cateringbereich und setzten uns an einen tisch etwas abseits, holten uns essen vom buffet... sie aß nicht gerade viel, das fiel mir sofort auf. nach dem essen bestellten wir noch einen kaffee und ich schenkte ihr einen schokoladenmarienkäfer, der als deko bei meinem kaffee dabei lag. ihr augen blitzten mich an und mir wurde warm, fast heiß. als ich die rechnung kommen ließ, kam diese mit einer mini-wäscheklammer in blau/gelb, die ich mir sofort ans revers klemmte, fast zwanghaft, wie ein souvenier, andenken. plötzlich wurde mir klar: ich hatte mich nicht verliebt, ich wollte nichts konkretes von ihr, trotzdem spürte ich, dass ich wie von einem magnet angezogen wurde von etwas, was ich nicht einordnen konnte. mein gefühl war nicht, aufgeregtes verliebt sein mit all den äußerlichen merkmalen, sondern es war ruhe, innere ruhe und wohligkeit, ein gefühl der vertrautheit mit einem menschen, der sich genau so verhielt. wir hatten beim essen schöne gespräche geführt und hätten sie am liebsten noch weiter fortgesetzt. unser zusammensein beim essen war so, als würden wir regelmäßig zusammen essen bzw. zusammen sein. es war normal, gar nicht anders vorstellbar, wie immer schon so. wir gingen nach dem essen – das für eine messe ziemlich ausgedehnt war – wieder gemeinsam in den ausstellungraum zurück. hätte ich jetzt ihre hand genommen und wir wären hand in hand dort hineingegangen, hätten wir es wahrscheinlich als völlig normal empfunden. als wir den ausstellungsraum gemeinsam betraten lächelte eine kollegin uns vielsagend an. ich versuchte es mit einem neutralen gesichtsausdruck zu überspielen, was mir aber sicherlich nicht gelang.

während der restlichen zeit der messe ging ich noch zweimal zu ihr. um 17:00 uhr war dann endlich schluss mit der messe. dann begann der wettlauf mit der zeit. wir mussten alle abbauen und dann alle nach umkirch zur nächsten ausstellung um alles wieder aufzubauen. ich baute in rekordzeit meinen stand ab, packte alles ein und ging dann zu einer kollegin um ihr beim abbau und einladen zu helfen. sie sollte und wollte ja meinen stand mit nehmen. aber uns war auf einmal klar, dass mein stand nicht mehr in ihr auto passt. ich sah zwei andere kollegen mit einem transporter und fragte diese ob sie meinen stand und auch mich mitnehmen könnten. der stand passte spielend rein, nur hatte der transporter nur zwei sitze. nun stand ich da! ich sah mich um und sah gerade noch, wie s i e in einem dunkelblauen passat sitzt, offensichtlich wollte sie jetzt losfahren, aber ich hatte den eindruck sie wartet noch. eigentlich hätte sie losfahren können... ich rannte hin, an ihr offenes beifahrerfenster und fragte ob sie mich mitnimmt. es war so, als hätte ich bemerkt, dass sie sich freut. klar, sagte sie, aber ich muss noch im fußraum etwas platz machen und den sitz frei machen. macht nichts, sagte ich, die pflanzen im fußraum stören mich nicht; ich klemme sie zwischen meine füße, das geht schon. es war mir total egal was zwischen meinen füßen war befand, hauptsache ich konnte mit i h r mitfahren! ich war leicht nervös, versuchte aber das irgendwie abzubauen. wir wussten nicht genau wie weit wir eigentlich fahren mussten und wo wir die autobahn verlassen mussten. erst mal richtung freiburg sagte ich und meinte, dass die ausfahrt in der nähe von freiburg umkirch heißen müsste. sie gab mir einen plan und ich sah nach. umkirch lag in der nähe der ausfahrt freiburg nord. ich sagte, dass bei der ausfahrt dann sicher auch umkirch drauf steht. wir fuhren also los und es war total angenehm bei ihr zu sein. wir kamen ins gespräch über kinder. ich erzählte viel und begeistert von josie und sie von ihren beiden kindern. wir unterhielten uns über kinder, kinder, kinder... wie sie sind, wie man mit ihnen umgehen sollte und wir philosophierten darüber. wir redeten und redeten und ich weiß nicht mehr worüber alles, nur dass ich mich wohl fühlte und mich immer mehr entspannte. plötzlich bemerkte ich, dass mein linker arm auf ihrer sitzlehne, hinter der kopfstütze lag. das war, als hätte ich meinen arm um ihre schulter gelegt. ich spürte ihre haare an meiner hand und auf meinem unterarm. ich wunderte mich, wie mein arm dort hingekommen ist, denn ich achte sonst sehr darauf, dass ich nicht den eindruck erwecke, dass das was zu bedeuten hätte. ich beschloss den arm da zu lassen, denn ich wollte damit ja wirklich nichts bewirken oder so. wir haben so viel geredet, dass wir plötzlich nicht mehr wussten wo wir eigentlich waren. waren wir schon an freiburg vorbei? wir lachten und ich sagte scherzend, dass ich gerade ein schild mit basel noch 5 km gesehen hätte. sie erschrak erst etwas, dann aber lachten wir fast tränen. das gemeinsame lachen war so vertraut, dass es uns in eine wunderschöne schwingung versetzte. dann kamen hinweisschilder. freiburg 25 km. ich freute mich still, dass es noch „so weit“ war. wir fühlten uns von km zu km immer wohler und zwischen uns gab es keinerlei fremdheit. warum war das so? ich fing an, damit fast ein problem zu kriegen, dass das so natürlich war. ich wollte eigentlich immer weiter und weiter fahren, ich wollte nicht ankommen, ich wollte nicht aussteigen! nun waren wir auf der höhe von freiburg und ich wünschte, wir hätten die abfahrt umkirch schon verpasst... aber beim nächsten schild stand umkirch drauf. den restlichen weg über eine lange landstrasse kannte ich vom letzten jahr und wusste, dass wir in ca. 30 minuten dort ankommen werden. dann kamen wir an, luden unsere sachen aus. meine kollegen hatten meinen stand auch schon ausgeladen und ich trug die sachen in die ausstellung. da jeder aussteller frei entscheiden konnte, wo er seinen stand aufstellt, ergab es sich, dass mein stand und ihr stand ganz nah zusammen standen, allerdings sah ich von ihrem stand nur die rückseite. ich freute mich dass sie so nah war für die nächsten zwei tage und wenn ich sie den ganzen tag sehen könnte, ich bestimmt nicht mit konzentration meinen job machen könnte. der aufbau verlief recht zügig und nach dem einchecken im hotel war noch ein gemeinsamer abend gegenüber vom hotel im restaurant heuboden angesagt. das hotel war voll und ich bekam ein zimmer im nahe liegenden gästehaus. dann ging ich ins restaurant, setzte mich an einen tisch wo schon drei von uns saßen und es blieben noch zwei plätze frei. ich hoffte, dass sie einen davon bekommt, jedoch kamen noch zwei von uns und nahmen die plätze ein. sie kam wenig später mit ein paar anderen und setzte sich ein paar tische weiter. sie saß mit dem rücken zu mir und wurde teilweise durch eine säule verdeckt. ich beschloss nicht eher zu gehen, bzw. genau dann nach dem essen zu gehen, wenn sie auch geht um sie mit in die disco zu nehmen, wo sich einige von uns schon nach dem essen verabredet hatten. als wir in die disco kamen lief gerade ein bingo. wir setzten uns an die bar und sie und ich nebeneinander. wir saßen zusammen und wir wurden von den anderen fast schon als zusammengehörig gesehen und fast so behandelt. die meisten fragen wurden in der ihr-form gestellt. wir strahlten wohl eine starke gleichgeschaltete schwingung aus. mein gefühl war sowieso ein zusammengehörigkeitsgefühl mit extremer vertrautheit. vor lauter euphorie hatte ich gleich eine flasche sekt bestellt und es folgten noch mehrere – für alle die an der bar saßen. als das bingo zu ende war legte der dj überwiegend techno auf. ich hatte den wunsch mit ihr zu tanzen, aber bitte nicht zu techno! ich ging zum dj und bat ihn, mal eine schmuserunde einzulegen. kommt gleich, sagte er. kam aber nicht... ich schickte eine kollegin und auch sie zum dj um ihn dazu zu bringen, aber auch das nutzte auch nicht viel. dann kam aber tatsächlich ein stück worauf man langsamer und sogar zusammen tanzen konnte. ich bat sie, mit mir zu tanzen und sie ging mit auf die tanzfläche. wir tanzten. zum ersten mal. es war wie ein traum, wir tanzten eng, langsam, schön. ich glaube wir haben beide gedacht dass dieses lied niemals mehr aufhören soll. das nächste stück. wir tanzten weiter, obwohl das bei diesem stück nicht so einfach war zusammen und eng zu tanzen. dann gingen wir von der tanzfläche. wir hätten uns am liebsten an der hand gehalten, taten es aber nicht. warum eigentlich nicht? der abend wurde immer lustiger. sie und ich waren immer zusammen, unterhielten mit den anderen und scherzten und lachten mit den anderen und es wurde später und später. dann beschlossen wir alle gemeinsam – so gegen zwei uhr morgens (?) – schlafen zu gehen. alle bezahlten und hatten es nun eilig zu gehen, denn morgen früh um 09:00 uhr begann die messe. als sie und ich rauskamen waren wir seltsamerweise völlig alleine da draußen. es war kühl und eine sternenklare nacht. wir gingen schon in richtung gästehaus, als ich fragte, ob sie mit mir noch etwas spazieren geht. sie sagte ohne zu zögern ja. wir gingen die straße entlang, weg vom hotel, kamen an einer wiese vorbei und setzten uns irgendwo auf den fußweg. meine gefühlswelt war chaotisch. ich wusste was ich fühlte und wusste es nicht einzuordnen. es war so intensiv vertraut, so normal, so natürlich. ich wollte nur bei ihr sein und konnte meine gefühle nicht mehr zurückhalten. wir froren schon, blieben aber trotzdem da sitzen. ich wärmte sie mit umarmungen und brach dann emotional zusammen. ich weinte und weinte. ich war ausgezehrt von liebesentzug und kraftlos vor resignation und schwach, weil ich das fühlen vor längerer zeit eingestellt hatte. ich ließ alles raus und wir saßen da und hatten uns im arm. ich war fertig und gleichzeitig glücklich. wir stellten fest dass der große wagen direkt über uns stand. traumhaft schön und klar und faszinierend. sie sagte, dass es ihr zu kalt ist und wir sollten ins hotel gehen. ich sagte ja und wir gingen umschlungen richtung hotel. wir gingen rauf. ich war in der ersten etage, sie in der zweiten. ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie auch im gästehaus ein zimmer hat. auf dem treppenabsatz vor meinem zimmer verabschiedeten wir uns noch und ich gab ihr einen kuss auf die wange. den ersten kuss. sie ging zurückschauend hoch und diese strahlenden augen ließen mich erzittern vor freude. ich ging in mein zimmer. totale leere, stille. ich ging zum fenster und schaute noch einmal zum großen wagen. ich wollte mich schon ausziehen, als mich ein so extremes verlangen nach ihrer nähe ergriff, dass es mich fast lähmte. ich wollte weiter reden, weiter ihre nähe spüren. ohne nachzudenken griff ich zum telefon und wählte ihre zimmernummer. ich sagte dass ich so gerne mit ihr kuscheln – wirklich nur kuscheln würde, ganz harmlos, versprochen! sie sagte, wenn ich wirklich nur kuscheln wollte könnte ich kommen. ich konnte es fast nicht fassen. ich zitterte vor glück und aufregung. auch war ich hundemüde und fertig von den gefühlsausbrüchen und dem seelischen schmerz. ich ging zu ihr hoch, sie machte auf und stand in dicken socken und einem dicken sweatschirt vor mir und strahlte mich an. ich zog mich bis auf den slip aus und kroch zu ihr ins bett. ich legte mich neben sie, dann etwas näher zu ihr. wir schauten uns an und dann küssten wir und ganz spontan und intensiv. ihre nähe, ihr körper, der geruch ihrer haare, ihr geruch, ihre haut, ihre küsse, alles, alles, alles war dermaßen vertraut, dass es nicht zu fassen war. es gab nicht den hauch einer fremdheit bzw. von etwas neuem. wir lagen zusammen, ganz eng umschlungen, ganz nah, näher ging fast nicht und für uns war es, als wäre es immer so. ein mensch, den ich gerade erst ein paar stunden kannte, war so vertraut wie nach jahrzehnten des zusammenseins, oder seit ewig. und zwar körperlich, gefühlsmäßig, in jeder einzelheit, so wie sie sich gab, wie sie sprach, ihre stimme, ihre haltung, ihre küsse, ihr streicheln. wir wurden immer zärtlicher, lagen haut an haut verschmolzen, ein gefühl wie eins sein. wir waren müde und wollten nicht schlafen. nicht sofort. alles floss in uns zusammen. es war einfach zu viel auf einmal, aber wir haben es genossen...

22.April 1998

die nacht war nähe, wärme, vertrautheit, geborgenheit, ja, liebe, frieden, ruhe. wir haben nur kurz, aber zutiefst glücklich und so nah, seelisch und körperlich, geschlafen, wie nie zuvor. das aufwachen war schön und zu früh. wir haben jede sekunde herausgeschunden um es zu genießen. es war schon nach dieser ersten nacht, obwohl wir noch eine hatten, kaum zu ertragen, dass wir uns für kurze zeit trennen mussten. es war ein einziger traum. als ich mich angezogen hatte und hinunter in mein zimmer ging, habe ich mich wie in ein exil abgeschoben gefühlt. keine worte können dieses gefühl beschreiben, keine gedichte, theaterstücke, symphonien, romane können das glück darstellen, das in mir tobte. Die sicherheit dass das der anfang unseres lebens ist musste noch nicht mal gedacht werden. es ging nur noch darum, dass wir die äußerliche unfreiheit ab jetzt für eine gewisse zeit hinnehmen mussten. mit diesem tag begann eine entwicklung, die zwei menschen das leben wiederschenkte. wir waren wiedergeboren und hatten, ohne es zu wissen, das ziel unserer tiefen sehnsucht nach dem menschen erreicht, der uns schon das ganze leben gefehlt hat. wir waren endlich wieder vereint! wir trafen uns, wie verabredet, beim runtergehen zum frühstück wieder und setzten uns an einen 2-er tisch. wir waren ruhig, glücklich, liebevoll miteinander da sitzend in schöner zweisamkeit, dass die anderen, die noch da waren es wahrscheinlich als normal empfunden haben. und so normal war es ja auch.

als die letzten von uns in den ausstellungsraum gingen, saßen wir immer noch da. als wir gerade dachten auch zu gehen kam der veranstalter und sah uns, kam zu uns und sagte schmunzelnd zu uns „...lasst euch zeit...“ der erste kunde kommt erst um 10:00 uhr. lasst euch zeit; ein zentraler satz, der sich später noch als sehr bedeutend für unseren weiteren weg herausstellen sollte. wir setzten uns danach noch in eine sitzecke um eine zigarette zu rauchen. ein mann saß in der nähe und las zeitung. er sollte das gefühl für uns mitgekriegt haben, denn er sprach uns so nett an, als wenn er sich freuen würde, dass es zwei menschen gibt, die sich so gut verstehen, einfach weil sie zusammen sind. wir waren zwar erst seit ein paar stunden in der wirklichkeit zusammen. aber wir fühlten beide, dass wir wohl schon immer zusammen waren.

die messe war nicht gut besucht, das wetter draußen wunderschön und für ende april ziemlich warm bei wolkenlosem himmel. immer wieder gab es große besucherlücken, die uns die möglichkeit gaben den raum zu verlassen und vor dem eingang draußen in der sonne zu sitzen. die kollegen machten das beste aus der situation und irgendwie ging die messe dann auch vorbei. für den abend war nichts konkretes geplant. ich ging mit ihr nach messeschluss rüber ins gästehaus und fragte auf dem weg dahin, ob wir im restaurant etwas essen gehen sollen. sie sagte, ja, eine kleinigkeit möchte ich schon noch essen. im restaurant saßen dann auch mehrere kollegen. wir kamen nach aussen wirkend als sehr vertrautes paar hinzu und setzten uns zu ihnen. die stimmung war sehr lustig, es wurden witze erzählt (sogenannte messewitze) und anekdoten, was man so auf messen alles so erlebt. ein kollege war besonders witzig, ein echtes unikat, und unterhielt überwiegend die ganze truppe mit sprüchen und storys, über die alle sehr lachen mussten. dann gingen wir mit ein paar anderen noch mal in die disko. peter – der lustige – sagte es ist oldieabend, also mumienschieben. wir brüllten vor lachen. wir setzten uns wieder an die bar, tranken sekt und hatten viel spaß. peter, der lustige, trank besonders viel und wurde immer lauter. sie signalisierte mir, dass sie jetzt lieber gehen möchte und ich sagte, komm, lass uns schlafen gehen. als wir bezahlt hatten und gingen, folgte uns peter auf derm fuße. er musste sich fast zwanghaft weiter produzieren und redete und redete. er verwickelte sie in eine diskussion und ich sagte leise zu ihr, dass ich schon mal vorgehe, aber am eingang des gästehauses auf sie warte. sie kam dann auch bald nach und wir gingen, als wenn es eine selbstverständlichkeit wäre, direkt zusammen auf ihr zimmer, zogen uns aus und legten uns ins bett. wir waren hundemüde, aber verfielen sofort in eine schläfrige zärtlichkeit. wir küssten uns und streichelten uns und tauschten zärtlichkeiten aus. mehr bedurfte es nicht, sich der freude über uns gewahr zu sein. sie las mir dann noch etwas aus einem buch über energie-heilung vor und dann kuschelten wir eng zusammen und schliefen selig ein.

nach dem frühstück stand uns der zweite messetag bevor. er war ebenfalls nicht gut besucht und wir hatten große besucherlücken und nutzten diese, uns irgendwo in eine ecke zu setzen, oder vor dem eingang draussen in die sonne zu setzen und zu reden. wir waren glückseligst innerlich und wenn wir zusammen waren vibrierte alles um uns herum. es war noch gar nicht geklärt, wie ich denn nach der messe nach münchen komme und fragte sie ob sie über stuttgart nach hause fährt und mich dort zum bahnhof bringen könnte. sie musste von freiburg noch in den bayrischen wald in der nähe von cham – dort wohnte sie. sie sagte, dass sie über münchen fahren könnte und mich in münchen irgendwo absetzen könnte und ich mir dann ein taxi nach hause nehme. ich konnte mein glück nicht fassen! das bedeutete, dass ich noch mehr als drei stunden länger mit ihr zusammen sein kann. ich war überglücklich und freute mich auf die gemeinsame fahrt. aber es kam auch schon ein zartes gefühl der traurigkeit in mir auf, denn ab heute nacht, nach der ankunft in münchen, würden wir getrennt sein. es gab keine verabredung oder ähnliches, wie es denn danach weiter gehen soll. wir hatten nur unsere handynummern ausgetauscht um telefonieren zu können. die messe ging dann um 17:00 uhr mit mäßigem erfolg zu ende. mir war es völlig egal, ob die messe gut oder schlecht war, es zählte nur, dass ich dadurch, dass es die messe überhaupt gab, neu geboren wurde. nach dem abbau der stände und dem einpacken in die autos gab es noch große abschiedsszenen zwischen den ausstellern... und die ersten sagten schon zu uns „macht es gut ihr zwei“. wir stiegen dann wie selbstverständlich, wie ein paar, in ihr auto ein, winkten noch einmal dem veranstalter zu und fuhren los. ich fühlte mich so wohl und überglücklich, mit ihr zusammen und mit ihr alleine zu sein. und ihr so nah zu sein, nicht nur körperlich im auto, sondern auch gefühlsmäßig. ich fühlte ihr ganzes wesen in mir und das schöne war, wir mussten uns das überhaupt nicht gegenseitig sagen, denn wir wussten es ja beide. nach kurzer strecke richtung freiburg legte ich meine hand auf ihr rechtes bein um ihr noch näher zu sein. auf gerader fahrstrecke legte sie ihre rechte hand zart auf meine. es war so normal und so vertraut und ersetzte die umarmung oder das hand halten, was beim autofahren ja nicht so gut möglich ist. obwohl wir beide wussten, dass wir nur noch ein paar stunden zusammen hatten, kam keine traurigkeit auf. wir redeten viel über uns und über alles mögliche und vermieden es an abschied zu denken. der würde noch früh genug kommen. die ganze fahrt war wunderschön und fast wie ein traum. das vertraute zwischen uns wurde noch vertrauter und zwar auf eine so natürliche art, dass es zwischen uns zunächst nicht mal erwähnt werden musste. wo nur kam dieses vertraute her? wieso hatten wir beide das selbe gefühl: uns schon seit ewigkeiten intensiv zu kennen, schon seit ewigkeiten zusammen zu gehören, schon seit ewigkeiten gleich zu schwingen? es kam wie es absehbar war; wir kamen ans autobahnende vor münchen und fuhren den mittleren ring richtung münchen nord. es kam eine tankstelle und ich sagte mit einigem schmerz im herzen hier kannst du mich raus lassen. es tat weh! wir fuhren auf die tankstelle und blieben noch eine weile im auto sitzen, umarmten uns innigst und lange und automatisch mussten wir tief durchatmen. der abschied war nun da. sie sagte, dass sie sich noch einen sixpack kauft um damit zu ihrer besten freundin zu fahren, bevor sie nach hause fährt. das, was sie erlebt und erfühlt hatte musste sie ihr unbedingt mitteilen; hatten sie doch schon monatelang darüber philosophiert wie sie aus der jetzigen situation rauskommen könnte, rauskommen bei einem mann, den sie nicht liebte. schon lange nicht mehr! nun schien eine lösung möglich; nicht konkret, aber denkbar. ich wusste davon nichts, das erfuhr ich alles erst wenig später in telefonaten die uns zunächst nur blieben. wir wohnten mehr als 300 km voneinander entfernt und ich hatte zurzeit (bis november) keinen führerschein, war also nicht sehr mobil. außerdem musste sie extrem vorsichtig damit umgehen, dass wir uns kennengelernt haben, denn ihr mann war extrem eifersüchtig und aggressiv. sie hatte förmlich angst vor ihm...

wir umarmten uns noch einmal intensiv mit küssen und tiefen blicken und dann musste sie einsteigen und losfahren. ich winkte noch bis das auto meinen blicken entschwand und wartete auf mein taxi, das ich in der tankstelle bestellt hatte. das kam dann auch wenige minuten später und ich ließ mich nach gauting fahren. mit dem taxifahrer sprach ich kein wort; ich wäre nicht dazu in der lage gewesen. nun war es schon weit nach 23:00 uhr als ich zu hause ankam. alles war dunkel, josie und doerte schliefen schon und nur mein hund max begrüßte mich mit einem affentanz. in mir war zunächst nur noch leere. ich nahm mir ein alkoholreduziertes weißbier und setzte mich noch ins wohnzimmer zum nachdenken- und fühlen. innerlich breitete sich ein riesiges glücksgefühl aus. gleichzeitig wehrte ich mich dagegen nun in unser gemeinsames ehebett zu gehen – aber mir blieb zunächst keine wahl. todmüde schlich ich mich rauf ins schlafzimmer und kroch in mein bett. mit intensivsten gedanken an sie schlief ich schnell ein. ich konnte am nächsten morgen ausschlafen, denn morgen war samstag...

23. April 1998

als ich aufwachte war es schon nach elf. zeitgleich mit dem aufwachen dachte ich an sie. es lief innerlich ein glücklicher schauer durch mich und der heftige wunsch, dass sie bei mir wäre überwog alle meine anderen gefühle und gedanken. noch etwas schlaftrunken und gedankenversunken ging ich runter in die küche. außer max kein lebenszeichen von josie und doerte. offensichtlich waren sie einkaufen gefahren. ich war also erst mal allein und das genoss ich auch erst mal. nur sehnsucht nach meiner lieben josie machte sich bemerkbar und ich freute mich auf sie. ich machte mir einen kaffee und setzte mich auf die terrasse in die morgensonne. es war immer noch schönes, warmes wetter. dann hörte ich das auto von doerte vors haus fahren und einen jubelschrei von josie, die mich draußen sitzen sah. sie flog mir in die arme, küsste mich tausendmal und hatte viel zu erzählen – so wie sie immer irgendwie plapperte vor lebensfreude. das tat mir gut und lenkte mich kurzfristig ab. doerte begrüßte mich ohne emotion und nur mit der frage, na, wie war die messe. ich antwortetet supertoll, denn so war es ja auch. natürlich hatte sie keine ahnung, was ich mit supertoll meinte. jede minute in der keiner etwas sprach war ausgefüllt von gedanken an sie. meine ganze existenz war damit ausgefüllt. ich konnte es nicht steuern und konnte es nicht unterdrücken. demzufolge war ich wie weggetreten für die anderen um mich herum. einerseits freute mich das, andererseits störte es mich auch etwas, denn es hörte und hörte nicht auf und nahm mir zeitweise fast den atem. ich war zu kaum was fähig und ließ mich einfach treiben... ich hatte den dringenden wunsch sie anzurufen, traute mich aber nicht... ich beschloss sie am montag vom büro aus an ihrem arbeitsplatz anzurufen.

24. April 1998

schon beim aufstehen war ich glücklich, dass das wochenende rum war und ich in die firma fahren konnte – bzw. mit doerte zur firma fahren musste. da doerte nur bis 13:00 uhr arbeitete ersehnte ich dass die zeit bis dahin schnell vergeht und stürzte mich in die arbeit um dann sofort bei ihr anzurufen, denn sie hatte um 13:00 uhr mittagspause. die zeit verging relativ schnell, auch wenn sie ständig in meinen gedanken präsent war. endlich fuhr doerte nach hause. ich schloss meine bürotüre die sonst immer offen steht, außer wenn ich mich extrem konzentrieren musste, oder ein gespräch mit einer mitarbeiterin führen musste. alle wussten, dass wenn die türe geschlossen ist, keiner stören darf. das kam selten genug vor und damit war ich sicher, dass ich nicht beim telefonieren mit ihre gestört wurde und niemand es mitbekommt. mit zitternden fingern wählte ich die nummer von der firma in der sie arbeitete. es meldete sich jedoch nicht sie, sondern eine kollegin. ich fragte nach ihr und wurde verbunden. als ich ihre stimme vernahm riss es mich fast vom stuhl. meine beine wurden weich, mir wurde schwindelig und rang nach luft. darum herrschte ganz kurz erst mal schweigen und ich glaube es ging ihr ebenso wie mir. ich fragte erst mal wie es ihr ginge. es ging ihr gut sagte sie und das wochenende wäre viel zu lang gewesen und sie wäre zu hause trotz ablenkung durch die kinder und den üblichen tagesverlauf mit sich nicht klar gekommen. nur durch den besuch bei ihrer freundin und längere gespräche wäre sie einigermaßen ruhiger geworden... wir telefonierten fast eine ganze stunde – bis ihr chef aus der mittagspause zurückkam – und wir hätten wahrscheinlich noch bis in die tiefe nacht weitertelefonieren können. wir tauschten uns aus über das was wir erlebt und erfahren hatten in den letzten 5 tagen und dass das wohl eine fügung war, dass es so gekommen ist. jetzt mussten wir damit klar kommen. wir waren beide verheiratet und hatten kinder. wir waren beide in der beziehung am nullpunkt und bei uns beiden war ein ende der beziehung – auch ohne unser kennenlernen – schon längere zeit absehbar. nun aber wurde daraus eine perspektive die vorher nicht da war. jedoch sprachen wir darüber gar nicht, denn erst mal gab es nur unsere situation in der wir jetzt waren. über zukunft gab es noch keine gespräche, ja eigentlich auch noch keine konkreten gedanken. wir blieben zunächst nur im jetzt. wir verabredeten, dass wir uns gegenseitig so oft anrufen wie es möglich ist. dabei war die mittagspause erst mal die einzige und sicherste zeit, denn zu hause ging es ja nicht bzw. nur dann wenn man alleine war. aber dann musste der andere ja auch alleine sein. es war also schwierig, bzw. fast nicht möglich, spontan den anderen anzurufen. das tat oft ganz schön weh. (es ist doch schön, wenn es vor liebe und sehnsucht weh tut, denn wenn es nicht so wäre, hätte man es gar nicht!). es blieb dann noch die möglichkeit sie anzurufen wenn sie bei ihrer freundin war – und das war sie ganz schön oft. ich beschließe ihr heute noch einen brief zu schreiben und sage es ihr. Ich hatte vor, den brief in ihre firma zu schicken, aber sie gab mir dann lieber die adresse ihrer freundin die im selben ort wohnte. wir verabschiedeten uns schweren herzens und freuten uns auf das nächste telfongespräch.

...und dann ist nur noch Liebe

Подняться наверх