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Vorwort

Körperchaos – ein „Lehrbuch“ und ein „Mut-mach-Buch“!

Tina Ellermann hat in den letzten Jahren eine Odyssee mit unserem schulmedizinischen System durchgemacht. Sie beschreibt spannend, klar und für mich außerordentlich gut nachvollziehbar ihren persönlichen Weg durch das Ärzte-Labyrinth unseres Gesundheitssystems. Dieses kam für sie immer wieder mit den Worten „Endstation Psychosomatik“ an seine Grenzen. Kommt Dir das bekannt vor und hältst Du gerade deshalb dieses Buch in der Hand? Auf ihrem Weg durfte ich Tina im Rahmen meiner Aufklärungsarbeit zum Thema Breast Implant Illness - Brustimplantaterkrankung ein Stück begleiten. Diese war auch ein Teil Tinas Erkrankung. Ich durfte sie in diesem Bereich mit meinem Wissen unterstützen und danke ihr für ihr Vertrauen.

Für mich hat Tina Ellermann mit ihrem Buch sowohl ein wunderbares Lehrbuch als auch ein Mut-mach-Buch verfasst. Sie zeigt, wie unerlässlich es für Ärzte ist, einem Patienten aufmerksam zuzuhören und ihn ernstzunehmen. Wir sind ein Organismus, der ganzheitlich in seiner Komplexität und seiner Sensibilität verstanden und behandelt werden muss. Isolierte Auswertungen von Laborwerten und das begrenzte Betrachten des eigenen Fachgebiets, also nur einzelner Organe oder Körperbereiche, kann selten zu einer ganzheitlichen Behandlung und Gesundung eines Lebewesens führen. Vielmehr passiert hier m.E. meist ausschließlich medikamentöse Symptomunterdrückung, nicht aber Heilung. Dies soll nicht all den fürsorglichen und interessierten Schulmedizinern zum Vorwurf gemacht werden, die ihr Bestes versuchen in einem Gesundheitssystem, in dem ausschließlich wenige Minuten Zeit pro Patient zur Verfügung stehen. Aber es sollte in meinen Augen dazu anregen, Patienten nicht irrtümlich als „austherapiert“ oder „nicht behandelbar“, am Ende gar als „psychisch erkrankt“ zu diagnostizieren, auf die dies nicht zutrifft. Vielmehr sollte nach meinem Verständnis ein Mediziner seine eigenen Grenzen erkennen und dies seinem Patienten ehrlich kommunizieren. Ich beglückwünsche Patienten, deren Behandler Zeit und Interesse haben, sich weiter Wissen anzueignen, um helfen zu können. Gerade bei seltenen Erkrankungen oder noch nicht anerkannten Erkrankungen, die häufig deswegen „nicht existent“ sind für einen Großteil der Schulmedizin, ist es für Patienten extrem schwierig, Unterstützung und Hilfe zu finden. Dies kann ich aus eigener schmerzlicher Erfahrung und inzwischen jahrelanger Arbeit mit Betroffenen der Breast Implant Illness bestätigen. Viele Menschen machen jahrelange Leidenswege durch, verzweifeln, erleben Ängste, Depression, falsche Medikation und finden keine Heilung.

Und hier gefällt mir der weitere wichtige Aspekt, den Tina Ellermann in ihrem Buch aufzeigt: Dort, wo dir eine vermeintliche Grenze gesetzt, dir eine „Somatisierungsstörung“ o.ä. diagnostiziert wird, du aber ganz genau spürst, dass das Problem nicht zwischen deinen Ohren besteht: geh weiter! Mach dich auf den Weg und suche nach Ärzten, Heilpraktikern oder anderen Menschen, die dir helfen, dein ganzes System, deinen ganzen Körper zu sehen und zu verstehen. Tina Ellermann zeigt das auf, was wir aus unserer Aufklärungsarbeit kennen: Schau über den Tellerrand, recherchiere, stelle Grenzen in Frage, die dir gesetzt werden, hör auf deine Intuition, wenn sie dir sagt, dass etwas in deinem Körper nicht stimmt. Suche dir ein Netzwerk, das dich unterstützt auf deinem Heilungsweg, verbinde Dich mit anderen Betroffenen in Social Media Plattformen. Der häufige Vorwurf, man lese sich dort seine Symptome erst an, trifft selten zu. Vielmehr unterstützt die Vernetzung Betroffene, die vorher schon jahrelang im Dunkeln getappt sind. Verstehe, dass du selten ein Einzelfall bist. Akzeptiere die „Nicht mehr zu helfen-Schublade“ nicht, in die du vielleicht gesteckt wirst, sondern suche weiter. Suche dir Wege jenseits der Schulmedizin, wenn es nötig ist, wenn diese an ihre Grenzen stößt – selbstverständlich verzichte an den Stellen nicht darauf, an denen sie wichtig und notwendig ist.

Tina Ellermann macht in ihrem Werk Mut, auf das eigene Gefühl zu vertrauen, weiterzusuchen und schließlich fündig zu werden. Ein schwieriger, langer, anstrengender, ehrlicher Weg, den ich beachtlich und anerkennenswert finde. Ich danke Tina dafür, dass sie ihre Geschichte teilt und damit aufzeigt, wie wichtig es ist, alles ganzheitlich und im Zusammenhang zu betrachten und zu verstehen.

Zu ihrem eigenen Werdegang und dem Wissen, das sie sich in all der Zeit selbst angeeignet hat, sage ich: Chapeau! Dies alles in einem derart desolaten körperlichen Zustand zu schaffen, zeigt ihre Kraft, ihren großen Mut und ihr Vertrauen in sich selbst. Ein spannendes Werk für Ärzte, Heilpraktiker, Patienten und deren Angehörige.

Birgit Schäfers, im Juli 2021

Körperchaos

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