Читать книгу Der Karatehamster hebt ab - Tina Zang - Страница 5

Alles in Butter auf dem Kutter

Оглавление

»Das ist ja interessant«, sagte ich zu Lee. »Wir brauchen Ferien, damit unser Leben einen Sinn hat. Ferien reimt sich auf Bakterien«, fügte ich hinzu, um ihm Krankheiten wieder schmackhaft zu machen.

»Kira ist noch nicht ausgewachsen«, sagte Lee. »Menschen brauchen länger, bis sie erwachsen sind. Erst dann verstehen sie, worum es im Leben geht.«

»Ferien!«, freute sich Kira weiter. »Wisst ihr, was das bedeutet?«

»Mehr Futter?«, fragte Chan.

»Mehr Auslauf!«, bettelte ich.

»Weniger Ruhe zum Nachdenken«, befürchtete Lee.

»Es bedeutet, morgens lange ausschlafen«, sagte Kira. »Keine Hausaufgaben, kein Lernen auf Tests, kein Stress mit den Lehrern, nur noch Stress mit Sandra.«

Kiras Eltern sind geschieden. Sie lebt bei ihrem Vater und seiner neuen Frau Sandra Putz, die sie ihre Zwangsmutter nennt. Und Sandras Sohn Heiko ist Kiras Zwangsbruder. Das ist so wie bei uns im Käfig: Lee und Chan sind meine Zwangsfreunde, denn eigentlich sind Hamster Einzelgänger.

Kira ließ sich aufs Bett fallen. »Es bedeutet mehr Zeit zum Faulenzen.«

In dem Moment erschien Sandra Putz in der offenen Tür. »Und mehr Zeit, um dein Zimmer aufzuräumen.«

»Ich hasse Aufräumen«, sagte Kira.

»Dann hilft nur die Mülltonne«, meinte Sandra. »Alles, was morgen noch auf dem Boden liegt, werfe ich weg.«

Kira grinste. »Welcher Boden? Ich sehe hier keinen Boden.«

Wie auch? Es lag ja meterhoch Zeug darauf herum. Das fand ich sehr gemütlich und viel praktischer, als alles in Schränke und Regale zu stopfen.

Dazu fiel Sandra nichts mehr ein, also ging sie. So leicht möchte ich es auch manchmal haben. Wenn mir keine Antwort auf eine von Lees Bemerkungen einfällt, möchte ich einfach die Käfigtür öffnen und hinausspazieren, anstatt so tun zu müssen, als hätte ich ihn nicht gehört.

»Ich geh wieder Laufrad laufen«, sagte ich. »Dabei kann ich prima dichten.«

»Du tust gerade so, als wärst du der einzige Hamster, der dichten kann«, sagte Lee.

»Versuch’s doch mal selber«, forderte ich ihn heraus. »Ich wette, du kriegst keinen einzigen Reim zustande. Chan, sag ein Wort. Etwas, woran du immer denkst.«

Ich wusste genau, woran er immer dachte: an seinen Futtervorrat. Und auf Futtervorrat reimt sich überhaupt nichts.

»Futter«, sagte Chan.

Mist!

»Futter, Butter, Mutter, Kutter«, reimte Lee.

»Das ist doch kein Gedicht!«

»Chan findet Futter, alles ist in Butter, danke liebe Mutter, ich fahre mit dem Kutter.« Lee räkelte sich zufrieden auf seinem Polster. »Das ist ein Gedicht, oder nicht?«

»Hallo Jungs«, hörte ich da eine vertraute Stimme. Es war Jan. Mein geliebter, wunderbarer Kumpel Jan! Der beste Menschenjunge von allen. »Na, alles in Butter?«

»Ich mag keine Butter im Futter, schönen Gruß an deine Mutter«, sagte ich schnell, damit Lee mir nicht zuvorkam.

Jan verstand uns sowieso nicht, aber er wusste trotzdem, was ich wollte. Er holte mich aus dem Käfig und setzte mich auf seine Schulter. »Jetzt sind Sommerferien, Neo. Weißt du, was das bedeutet?«

Ich dachte an das, was Kira gesagt hatte. »Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, bedeutet es schlafende Hausaufgaben und faulende Lehrer.«

»Es bedeutet, dass ich jede Menge Zeit für dich habe«, sagte Jan. »Wir können viel zusammen unternehmen.«

»Das ist es!«, rief ich triumphierend zum Käfig hinunter. »Ich liebe Unternehmungen. Das ist der Sinn des Lebens.«

»Na schön«, sagte Kira zu Jan. »Was unternehmen wir als Erstes? Ah, ich weiß schon etwas. Ich muss ein Geschenk für meine Zwangsmutter suchen. Sie hat bald Geburtstag. Normalerweise würde ich ihr ja nichts schenken, aber diesmal ist es etwas Besonderes, denn es ist ein runder Geburtstag.«

»He, ich bin auch rund.« Chan wurde ganz aufgeregt. »Heißt das, ich habe auch Geburtstag? Au ja, ihr müsst mir alle etwas schenken. Ich liebe Geschenke.«

»Jetzt beruhig dich wieder.« Lee schüttelte den Kopf. »Ein runder Geburtstag heißt doch nur, dass eine Null am Ende steht. Also wird Sandra vielleicht 100 Jahre alt oder so. Ich hoffe nur, dass Kira und Jan uns nicht mitnehmen wollen. Ich hasse Unternehmungen.«

Jan schlug vor: »Bei der Gelegenheit könnten wir auch mal wieder Petra, Kenny und Mariechen besuchen.«

Schlagartig änderte Lee seine Meinung. Er hopste von seinem Gel-Polster und rüttelte am Laufrad. »Ich will mit. Ich will auch etwas unternehmen. Ich will Mariechen besuchen.«

Auch Chan war sofort zur Stelle und kletterte auf die Rutsche, damit Jan ihn nicht übersah. »He, nicht ohne mich! Mariechen hat bestimmt schon Sehnsucht nach mir.«

Aber die beiden hatten sich auf früheren Ausflügen so unmöglich angestellt, dass Kira sie lieber daheim ließ.

Ich reimte für Lee und Chan zum Abschied: »He, ihr beiden, macht euch nichts draus. Ich richte Mariechen Grüße aus.«

Der Karatehamster hebt ab

Подняться наверх