Читать книгу Die Zweitreisenden - Urs Rauscher - Страница 4

II.

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Mit Eselsgrinsen und Gekicher drückten sie auf das oberste Klingelschild. Sie erwarteten die Stimme ihres Anwalts, aber wer sie um ihre Namen bat, war der niemand Geringeres als der Klomann. Dass sie die neuen Wohnungsbesitzer seien, erklärten die beiden. Sie sollten hochkommen, sagte der Mann freudig erregt.

Es kostete sie einige Anstrengung, die vielen Stockwerke zu bezwingen. Gegenseitig lachten sie sich bei dieser brutalen Besteigung aus. Zu Hause hatten sie einen Aufzug. Den Fußballplatz, den sie sich auf ihrem Grundstück hatten anlegen lassen, hatten sie seit dem Tag seiner Einweihung nicht mehr benutzt. Entsprechend verschwitzt kamen sie auf dem obersten Absatz an.

Dort erwartete sie der Mann. Als er die beiden sah, erstarrte er.

Wie sehr kosteten sie diesen Moment aus! Sie mussten sich zusammenreißen, um nicht mit einem lautstarken Lachen herauszuplatzen.

„Sie?“, fragte er perplex.

„Ja“, sagte Benjamin mit Siegerlächeln. „Wir.“

„Darf ich uns vorstellen?“, fragte Martin und deutete auf Benjamin. „Mittschneider.“ Dann legte er sich selbst die Hand auf die Brust. „Fläßiger.“

Er blickte sie abwechselnd an, verstand die Welt nicht mehr. „Sie haben…“, brachte er stotternd vor. Die Stimme versagte ihm.

„Und sie haben jetzt eine schönere Wohnung“, erklärte Martin und legte versöhnlich und mit Schmollmund den Kopf zur Seite.

„Es tut uns leid. Das war natürlich nur ein Spaß“, sagte Benjamin hinterlistig. „Wir müssen uns mit unseren echten Namen vorstellen.“

Der Mann nickte hilflos.

„Darf ich?“, fragte Benjamin und deutete auf Martin. „Mu’atin.“ Dann legte er sich selbst die Hand auf die Brust. “Ibn Yamin.”

Benjamin und Martin sahen sich komplizenhaft an, unterdrückten einen weiteren Lachanfall. Benjamin stieß einen Laut aus der Nase.

Der Mann schüttelte in Zeitlupe mit dem Kopf.

„Schatz, was ist?“ Die Frau des Klomanns war im Türrahmen erschienen. „Du bist so blass.“

„Nichts“, sagte der Mann angeschlagen. „Nur die Nachmieter.“

„Ach, so. Dann hol ich mal die restlichen Sachen.“

„Ja“, hauchte der Mann erledigt. Seine Knie gaben nach. Am Türrahmen rutschte er nach unten, bis er auf seinem Gesäß aufkam.

Benjamin bot ihm Koks an. Ruckartig drehte der Ärmste den Kopf weg und begann zu zittern.

Als seine Frau mit zwei Koffern erschien und ihn so wie ein Häuflein Elend auf dem Boden vorfand, fragte sie: „Was ist denn mit dir los?“

„Nichts“, stammelte er. „Ich freu mich nur so auf die neue Wohnung.“

Sie musste ihrem Gatten hochhelfen. Dann verabschiedete und bedankte sie sich überschwänglich. Ihr Mann war nicht mehr imstande, etwas zu sagen. Sich ans Geländer klammernd, schaffte er es gerade so, im Schneckentempo eine Stufe nach der anderen zu nehmen.

Sobald das Ehepaar außer Hörweite war, brachen die beiden Freunde in Lachen aus. Sie mussten sich aneinander festhalten, um sich nicht auf dem blitzeblanken Boden ihrer neuen Wohnung zu kugeln. Sie bebten vor Vergnügen.

Ihre erste Amtshandlung war eine Line Koks. Eine Line Koks, die sie zweimal kopieren mussten, um nach dem Sport wieder auf Hochtouren zu kommen.

Wie mit dem Anwalt abgesprochen, hatte das Umzugsunternehmen einen Koffer mit Werkzeug hinterlassen. Auch eine Taschenlampe war darin. So waren sie bestens ausgerüstet für einen Angriff auf die Arbeitsagentur. Sowohl synaptisch als auch handwerklich. Vielleicht stellten die weißen Hemden und Designerhosen keine echte Arbeitsmontur dar. Aber man konnte nicht an alles denken. Man konnte den armen Anwalt nicht auch noch damit betrauen.

Das Klo kam ihnen vertraut vor. Diesmal waren sie überhaupt nicht unter Zeitdruck. Der Kleinere hatte wieder einmal als Erster die Ehre, sich durch das Fenster zu zwängen. Mit dem Rücken stieß er oben an den Rahmen und jaulte vor Qualen, riss sich dann aber wie durch ein Wunder wieder zusammen. Für Benjamin war der Sprung leichter. Auch weil er sich einfach auf den Klodeckel stellte, nachdem er den Werkzeugkasten nach draußen geschleudert hatte.

Für einen Moment genossen sie den Ausblick über die Dächer Berlins. In der Straßenschlucht hupten Autos, Menschen schrien. Martin konnte die Sirene eines Krankenwagens näher kommen hören.

Hier oben ging ein laues Frühlingslüftchen. Die Luft war klar und unverpestet. Ein paar dünne Wölkchen trieben unter dem dunstbelegten Sternhimmel. Benjamin schubste Martin vorwärts.

Zu ihrer geringen Überraschung hatte man das Fenster, durch welches sie eingebrochen waren, zumauern lassen. Also machten sie sich mit ihrem Gerät an der Türe zu schaffen. Doch so sehr sie auch am Schloss herumfuhrwerkten, nichts bewegte sich.

Bald legten sie eine Pause ein, um über das weitere Vorgehen nachzudenken. Benjamin lehnte sich an die Türe, rutschte daran ein Stück gen Boden.

Da geschah es: Die Klinke bewegte sich nach unten und die Türe ging nach innen auf. Benjamin wäre um ein Haar auf dem Rücken gelandet, konnte sich aber im Zurückschwenken noch an der Klinke festhalten. Beide schlugen sie sich an den Kopf: Die Türe war die ganze Zeit unverschlossen gewesen.

Diesmal konnten sie die Taschenlampe gut gebrauchen, denn man hatte den Strom abgestellt. Auch die Stockwerkstüren waren verschlossen. Diese ließen sich aber mit dem vorhandenen Werkzeug, in diesem Fall mit Schraubenziehern, einfach aufbrechen.

Der Kegel der Taschenlampe sprang über das Inventar der Räumlichkeiten: Computer, Tische, Stühle. Erst zwei Stockwerke darunter befanden sich die Archive. Sie hatten es vergessen.

Sie kamen sich vor wie die Verschwörer der Watergate-Affäre, als sie die Aktenordner und Karteikästen durchstöberten. Schnell verstanden sie, dass dies nichts brachte. Es musste Regale geben, in denen Verträge aufbewahrt wurden.

Zwei Stockwerke tiefer wurden sie fündig: Hier wurden keine Personalakten aufbewahrt, sondern Verträge und Vereinbarungen, sowie Korrespondenzen und Post.

An diesem Ort begann die eigentliche Arbeit. Mindestens drei Stunden lang wühlten sie sich durch das Konvolut an Schriftstücken. Als die erste Suche ergebnislos geblieben war, nahmen sie sich alles noch einmal vor. Doch sie fanden nichts, auf dem ihr Name stand.

Die zwei folgenden Stockwerke durchkämmten sie ebenfalls auf der Suche nach dem verdammten Stück Papier, auf das sie unnötigerweise ihre Unterschriften gesetzt hatten. Doch kein Erfolg.

Schließlich landeten sie am Fußende der Treppe. Dort, wo sich die Türe zum Untergeschoss befunden hatte, war nun nichts mehr zu erkennen. Man hatte sie zugemauert und verputzt. Für jemanden, der zum ersten Mal hier war, würde es aussehen, als hätte es hier nie eine Türe gegeben und als endete die Treppe im Nirgendwo.

Nun verstanden sie auch, warum die Polizei in dem Fernseh-Bericht nichts davon erwähnt hatte.

„Gar nicht so dumm, diese Typen“, staunte Benjamin nicht schlecht. Er trat an die Wand, um sie mit der Lampe zu inspizieren.

„Diese verdammten Ratten“, meinte Martin anerkennend und schlug gegen das Treppengeländer. „Sie haben vorgesorgt.“

Benjamin grummelte. „Nur wir sind kein Stück voran gekommen.“

Niedergeschlagen blickte Martin zu Boden. „Ja. Scheiße. Der Vertrag muss doch woanders sein.“

Benjamin befühlte den Putz. „Nur wo?“

„Er kann überall sein. Im Büro des Agenturleiters bei ihm zu Hause, bei einer der anderen Typen, die beim Unterschreiben anwesend waren. Was weiß ich!“

„Dann sollten wir dorthin“, sagte Benjamin.

Martin blickte ihn entgeistert an. „Ist das dein Ernst? Das ist wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Wir können doch nicht überall einbrechen! Außerdem sind sie in Haft, ihre Häuser werden überwacht. Nein.“ Er überlegte. „Wir müssen eine andere Lösung finden.“

„Wie ich gesagt habe“, führte Benjamin seinen alten Vorschlag nun wieder an und stemmte sich gegen die Wand. „Wir brechen zur Maschine durch und zerstören das Scheißteil.“ Er lächelte durchtrieben. „Würde mir einen Riesenspaß machen!“

Martin schüttelte kaum merklich den Kopf. Bedächtig sagte er: „Nein. Du weißt genau, dass das nichts bringt. Wir müssen wieder nach oben. Uns was überlegen. Es muss einen anderen Weg geben.“

Benjamin widersprach nicht. Sie verließen das Gebäude. In ihrer neuen Wohnung auf dem Boden sitzend, bestellten sie bei einem Edel-Italiener aus Mitte Pizza. Nachdem ein Restaurant-Boy die Pizzen und zwei Flaschen Rotwein gebracht und ein ordentliches Trinkgeld abgestaubt hatte, waren sie erst einmal beschäftigt.

Jeweils eine Flasche Wein und zwei Lines weiter, die ihnen für einen kurzen herrlichen Augenblick das Naseninnere verbrannten, fühlten sie sich in der Lage, einen alternativen Plan zu ersinnen.

Benjamin rülpste. „Wir könnten“, sagte er und ließ einen weiteren Rülpser folgen. „Die Villa verkaufen und das Geld ins Ausland bringen.“ Er suchte in Martins Augen Anzeichen von Zustimmung. „Dann könnten wir für eine Weile in die alte Wohnung ziehen.“

„Und was soll das bringen?“, fragte Martin. Die Rotweinsäure stieg ihm die Kehle hoch.

„Wenn sie uns vorladen, gibt es keine Beweise, dass wir das Geld genommen haben. Wir haben es ja nicht. Alles nur ein Fake.“

Martin guckte ihn an wie einen Idioten. „Sag mal, bist du bescheuert? Natürlich gibt es irgendwo Beweise. Notfalls bei der Bank. Wir waren so dumm, uns die Rente nicht auch bar geben zu lassen.“

„Das war deine Idee“, erwiderte Benjamin.

„Es war nicht anders möglich!“, sprach Martin ein Machtwort. „Sonst hätten wir nie so viel gekriegt.“

„Ach, Scheiße. Und wenn wir was mit der Bank drehen?“

„Dann bleiben immer noch unsere Unterschriften.“ Kapitulierend zog Martin die Mundwinkel nach unten.

„Könnten auch gefälscht sein“, erwog Benjamin.

Martin wischte den Einwand mit der Hand weg. „Erzähl das mal einem Experten. Nein. Wir kommen da so nicht mehr raus.“

„Wie dann?“

„Ich hab da so ne Idee“, verriet Martin verschmitzt.

Benjamin stutzte kurz. Dann blitzte etwas in seinen Augen auf. „Das ist nicht dein Ernst!“

Martin presste die Lippen aufeinander. „Doch. Oder fällt dir was Besseres ein?“

„Nein“, sagte Benjamin. „Und wie willst du es tun?“

„Wir reisen zu zweit.“

„Und wer verschickt uns?“

„Du meinst eher, wer uns danach die Maschine zerstört.“

„Du hast Recht. Zurückzukommen wäre Unsinn.“

„Wir müssen jemanden mit ins Boot holen.“

Vom Geistesblitz getroffen, raunte Benjamin: „Nick und Mike.“

Nach ihrer Rückkehr hatten sie sich nicht mehr mit Nick und Mike in Verbindung gesetzt. Es war nicht ganz klar, ob die Zwei es ihnen übel nehmen würden. Noch weniger war klar, ob sie ihnen wegen der Zeitmaschine Glauben schenken, oder ob sie ihnen dann helfen würden. Nur eins war sicher: Die Beiden steckten knietief in krummen Geschäften. Wenn sie jemand nicht verraten würde, waren sie es. Außerdem konnten sich die beiden Freunde ohnehin an niemand anderen wenden.

Nick wohnte nicht weit von hier, in einem etwas schäbigeren Teil von Kreuzberg. In einer Viertelstunde wären sie zu Fuß dort. Aber es war nie gut, bei ihm ohne Ankündigung aufzukreuzen. Ständig hatte er komische Typen bei sich, die nicht dort gesehen werden wollten. Vor allem nicht in den Zuständen, in die sie Nick versetzte. Außerdem konnte es sein, dass sich zu jeder beliebigen Uhrzeit eine halbnackte Frau bei ihrem Dealerfreund herumtrieb, deren Namen der Gastgeber nicht kannte, weil sie zufällig vom Vorabend übrig geblieben war, während sich alle sonstigen Konsumprodukte in Luft aufgelöst hatten.

Benjamin hatte Nicks Nummer in seinem neuen Smartphone gespeichert. Er musste in den sauren Apfel beißen und den vernachlässigten Freund wieder für sie gewinnen.

Nach dem fünften Klingelton nahm Nick ab. Benjamin meldete sich mit seinem Namen. Nick war verstimmt. Als Benjamin behauptete, sie seien länger im Urlaub gewesen, erwiderte Nick nur, sie bräuchten ihn nicht anzulügen. Wo sie in Wirklichkeit gewesen waren, wollte er jedoch nicht wissen. Als Martin sich zum Mikrofon herunterbeugte und Nick fragte, ob sie kommen könnten, und zwar jetzt, stimmte er etwas missmutig zu. Die beiden Freunde waren erleichtert und bestellten ein Taxi.

In Nicks Wohnung roch es nach Schimmel, Feuchtigkeit, Urinstein, Grasweihrauch und Haschischmyrrhe. Außerdem hatte er sein Schlafzimmer nicht gelüftet, die Türe zum Flur jedoch offen gelassen. Die beiden Freunde konnten nicht glauben, dass sie sich wieder auf dieses Niveau herunter ließen. Es erinnerte sie an Zeiten, in denen sie Pro Evolution Soccer noch auf einem 50-Zoll-Bildschirm hatten spielen müssen und Koks und Nutten noch ein unerreichbarer Traum für sie war.

Nick ging und sprach sehr langsam. Außerdem hatte er nur eine Unterhose an. Er schien allein zu sein. Als sie das Wohnzimmer betraten, räumte er Pizzaschachteln und Chipstüten vom Sofa auf den Boden. Er bat ihnen das zugekrümelte, bieraromatische Polster an.

Mit einigem Widerwillen setzten sie sich hin.

Mit winzigen Äuglein sah er sie an. Er rang sich ein Lächeln ab. „Da seid ihr ja, Jungs.“

„Da sind wir.“ Martin nickte.

„Ja, wir sind’s“, sagte Benjamin und holte das Tütchen mit dem Koks heraus.

„Was hast du da?“, fragte Nick, schrecklich stoned.

Benjamin wischte Müll vom Wohnzimmertischchen und legte eine Line. „Etwas, das du jetzt brauchst.“

Nick hob den Kopf. „Ach, wirklich?“ Er grinste debil. „Dann mal her damit.“

„Damit du den Kopf freibekommst“, erklärte Martin wie eine Krankenschwester.

Es kam ihnen so vor, als wäre Nick noch dünner und ausgemergelter als früher schon. Obwohl dieser Mensch unendlich viel Junkfood aß, schien er vom Essen eher ab- als zuzunehmen.

Martin stand auf und machte den Röhrenfernseher aus. Obwohl Nick über Geld wie ein Bauer über Heu verfügte, war er selten klar genug, dieses in etwas Sinnvolles wie eine neue Wohnung oder einen neuen Fernseher zu investieren. Er lagerte es irgendwo in seiner Wohnung und gab den Großteil davon für Haschisch und eine sündhaft teure Superheldenfiguren-Sammlung aus. Außerdem sammelte er wertvolle Briefmarken, hatte aber keine Ahnung von der Materie. Viele der Marken fuhren irgendwo in seiner Wohnung rum. Einmal im Jahr wurden sie dann beim Frühjahrsputz aufgesaugt und entsorgt. Nick hatte überhaupt immer nur dann den Durchblick, wenn er noch nicht zu bekifft war, um sich noch eine Line zu legen. Er mochte kein Koks, aber manchmal kam er so wenig ohne damit aus wie ein Rentner ohne Tabletten.

Sein schmales Gesicht, die dünne Nase und die tief liegenden Augen machten ihn mit Untergewicht noch gespenstischer, als er ohnehin schon auf andere Menschen wirkte. Der Ziegenbart und die zum Zopf gebundenen Haare unterstrichen noch seinen Junkie-Look. Aber sein Aussehen täuschte: Er war nie krank, außer einmal, als er wegen einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus gelandet war. Außerdem war er der einzige Mensch, den die beiden Freunde kannten, der seine Augenfarbe verändern konnte. Bei Schwarzlicht leuchteten sie sogar weiß. Dieses Gadget war es wohl auch, was ihm neben seinem Drogenfundus manchmal Sex mit einer Frau bescherte.

Nachdem er sich das Zeug reingeschnieft hatte, sah er sie mit leuchtenden Wangen und Monsterpupillen an. „Was gibt’s meine reisenden Freunde? Was führt euch hierher? Seid ihr mal wieder unterversorgt?“

Benjamin wollte nicht zugeben, dass sie nun einen vornehmeren Dealer frequentierten, deshalb kam er gleich zur Sache: „Wir brauchen deine Hilfe.“

Nick spitzte den Mund. „Wollt ihr endlich selber anbauen?“

„Nein“, sagte Martin erheitert.

„Es geht um was ganz anderes“, sagte Benjamin.

Nick wurde hellhörig. „Wie, was Anderes?“

„Wir müssen verreisen“, sagte Martin.

„Schon wieder?“

„Woandershin verreisen“, erklärte Benjamin.

„Wannandershin“, präzisierte Martin.

Nick schien jetzt sehr verwirrt. „Wannanders…was?“

„Zeitreise“, rückte Benjamin mit der Wahrheit heraus.

„Zeitreise?“, wunderte sich Nick. „Also doch Drogen!“

„Nein“, widersprach Benjamin. „Mit einer Maschine. Ganz nüchtern.“

„Nüchtern? Ihr seid doch voll drauf!“, rief Nick aus und sah sie abwechselnd an. „Ihr redet totalen Scheiß!“

„Nein“, entgegnete Martin ernst. „Wir haben es schon einmal gemacht. Deswegen waren wir weg. Wir waren in einer anderen Zeit.“

„Ach, ja?“ Unübersehbar fühlte sich Nick auf den Arm genommen. „Wann denn?“

„Mittelalter“, meinte Benjamin trocken.

Nick griff in eine fast leere Chipstüte und stopfte sich den feucht gewordenen Kartoffelsnack in den Mund. „Wo denn?“, fragte er mit vollem Mund.

„Persien“, sagte Martin.

„Das Land gibt’s doch gar nicht, Leute! Ihr müsst schon glaubhaft bleiben!“ Er spülte mit einem Schluck Cola ohne Kohlensäure nach.

„Iran“, äußerte sich Martin verständlicher.

„Iran? So, so. Und wie soll ich euch damit helfen?“

„Du musst die Maschine bedienen.“ Benjamin furzte. „Ohne dich kommen wir nämlich nicht mehr zurück.“

„Ach so, ja? Ich bin also der Fachmann? Weiß ich etwa, wie das Teil funktioniert?“ Nick lachte meckernd los.

Die Freunde sahen sich an. Sogleich grinsten sie amüsiert.

Sie erklärten ihrem Freund, dass eines seiner illegal heruntergeladenen Smartphone-OS sich hervorragend für die Steuerung der Maschine eigne, was ihn verblüffte. Wahrscheinlich gingen auch andere Versionen desselben Betriebssystems, räumten sie ein. Sie erzählten ihm, wie sie die Maschinen in Gang gebracht hatten.

„Also, ich hab mal was über Rückführungen in andere Leben gelesen, ziemlich abgefahrener Scheiß, das. Aber ne Zeitmaschine? Das ist wirklich verrückt!“

Rückführungen. Warum wusste Nick davon? Sie verschwiegen Nick die Geschichte, die sie vom verrückten Professor aufgetischt bekommen hatten. Ohnehin hatten sie die Details nicht mehr im Kopf. Schon damals hatten sie kaum etwas verstanden.

Nick lehnte sich auf seinem Sessel zurück und zog die Beine an, so dass seine kurze Boxershorts etwas preisgab, was die beiden Freunde lieber nicht gesehen hätten. Er machte eine herausgeforderte Miene und lächelte. „Also, was genau soll ich machen?“

Ihr Plan sah vor, mit schwerem Gerät in das Kellergeschoss der Arbeitsagentur einzubrechen, am besten noch in dieser Nacht. Dann müssten sie die Maschine irgendwie in Gang setzen, sofern sie überhaupt noch da war. Anschließend würde es an die Verschickung gehen, die Nick mit seinem Handy auszulösen hätte, während sie schon in der Raumkapsel Platz genommen hätten. Er müsste sie nicht wieder zurückholen, sie würden einfach ihr Leben an einem Punkt vor drei Wochen wieder aufnehmen. Nick müsste nur den Auslöser drücken und dann die Maschine so sabotieren, dass sie unverwendbar würde. Dann müsste er die Mauer hinter sich zumauern. Endgültig hatten sie sich noch nicht entschieden. Sie würden in die jüngste Vergangenheit fliegen, um dort zu verhindern, dass herauskam, dass die Arbeitsagentur Arbeitssuchende verschwinden ließ. So würden sie ihren Reichtum behalten können. Aber das sagten sie Nick nicht. Der wollte auch etwas Anderes von ihnen wissen: „Und ihr wisst genau, was für eine Nummer ihr für ein bestimmtes Datum eingeben müsst?“

Er hatte sie eiskalt erwischt. Kleinlaut mussten sie verneinen.

Aber dann fiel Benjamin ein, dass er beim Vertragsschluss mit der Agentur sein altes Handy wiedererhalten hatte. Im Anrufverlauf würde sich die Nummer wiederfinden, die er damals versehentlich eingegeben hatte und deren einer Teil Nicks Handynummer war.

„Alles schön und gut“, fand Nick schon den nächsten Einwand. „Aber könnt ihr die Ziffernfolge einem genauen Datum zuweisen?“

Abermals verneinten sie. Der nächste Rückschlag.

„Ich weiß vielleicht jemanden, der uns dabei helfen könnte. Vorausgesetzt, ihr wisst noch, wann und wo genau ihr damals gelandet seid.“

Sie sagten, dass sie es ungefähr wüssten. Im Juni 1272 bei Yazd. Längen- und Breitengrad müssten ja herauszubekommen sein. Dann fragten sie, wer ihnen denn helfen könne.

Nick kratzte sich am Kopf. „Den kennt ihr auch.“

Begriffsstutzig zuckte Benjamin mit den Achseln. Unverständig schürzte Martin die Lippen.

„Na?“ Nick gefiel sich in der Rolle des Strippenziehers. „Wen kennen wir gemeinsam?“

Martin kam eine Ahnung. „Mike?“

Benjamin stupste ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Genau!“ Nick zeigte auf Martin. „Mike!“, rief er aus.

Martin holte ein überraschtes Siegergrinsen hervor.

„Warum der?“, zeigte sich Benjamin äußerst baff.

Nick schwang jetzt seine Beine auf den Sessel und ging in die Hocke. „Ihr wisst es vielleicht nicht: Mike ist ein Mathematik-Genie.“

„Wir meinen denselben Mike?“, hakte Benjamin nochmals nach.

Mike war der andere ihrer Zulieferer gewesen. Äußerlich war er so ziemlich das genaue Gegenteil von Nick: Seine Haare waren stoppelkurz, er trug eine Brille. Er war groß und dick, wenn nicht gar fett. Er aß denselben Fraß wie Nick, nur unter anderen genetischen Voraussetzungen. Ständig nuckelte er an einer Cola-Flasche, wenn er nicht gerade eine Zigarette mit den Zähnen malträtierte. Er hatte eine große Schwäche für Billard und ältere Frauen. Leider bekam er nie beides gleichzeitig. Zu Hause hatte er zwar einen Billardtisch, dieser diente ihm aber zumeist als Ablage für irgendwelche Unterlagen. Mike schrieb nämlich noch an seiner Habilitation in Experimenteller Logik. Selbstverständlich, ohne an der Universtität zu lehren. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich wie Nick mit dem Weiterverkauf mittlerer Mengen von Gras und Haschisch. Offiziell wohnte er in einer WG, sein Mitbewohner zahlte zwar die Miete, ließ sich jedoch kaum blicken, weil er einen ganz anderen Lebenswandel hatte als Mike. Wie Nick hatten sie ihn auf dem Campus kennengelernt. Aber im Gegensatz zu Nick hatte Mike noch Ambitionen. Als Wissenschaftler wollte er hoch hinaus. Nur machten ihm die Drogen seit Jahren einen Strich durch die Rechnung. Man traute ihm also nicht mehr viel zu.

Nick rief Mike an und dieser stimmte dem Vorschlag zu, in Kürze in der Wohnung vorbeizukommen. In der Zwischenzeit sollten die beiden Freunde nach Hause fahren und das alte Handy von Benjamin holen.

So geschah es. Eine Stunde später saßen die vier Jungs in Nicks zugemülltem und stinkenden Wohnzimmer. Martin und Benjamin nippten an sehr schalem Bier, das Nick angeblich gerade erst geöffnet hatte. Mike sog an seiner Cola. Er schien sich zu freuen, die beiden Freunde wieder zu sehen. Zwar hielt er die Story von den Zeitreisen für ausgemachten Unsinn, der nur Philosophen und Historikern kommen konnte, aber er war gerne bereit, sich mit dem kleinen Zahlenrätsel zu befassen.

Auf einem Blatt Papier schrieb Benjamin die Nummer nieder, auf der er nie jemanden erreicht hatte. Martin schrieb das ungefähre Datum daneben. Dann reichten sie Mike das Blatt. Der ließ sich noch einen Taschenrechner und einen Atlas geben, dann fing er an, über seiner Aufgabe zu brüten.

„Den hätten wir damals auch gebrauchen können“, flüsterte Martin Benjamin zu.

„Wart’s erstmal ab“, flüsterte Benjamin zurück.

Es dauerte länger als erwartet. Die Zeit dazwischen vertrieben sie sich mit der Bong von Nick. Mike hatte sich absolute Ruhe ausgebeten und irgendwie konnten sie wirklich die Lautstärke ihres Kapriolen schlagenden Gekichers in Grenzen halten.

Nach über eine Stunde stand Mike so ruckartig auf, dass die drei anderen hochschreckten. „Jungs, ich glaub, ich hab’s.“

Schon hatte er all ihre Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die sie eilig mit ein paar Lines herstellten. Er erklärte ihnen alles, erläuterte die Formel, nach der die Nummer generiert wurde, aber sie verstanden kaum etwas davon. Das war ihnen egal. Benjamin bat Mike, die Formel aufzuschreiben, so dass sie sie immer anwenden könnten. Mike gab sich skeptisch, rückte dann aber mit der Zahlenkonstruktion heraus. Es gab viele X, Y und Zs darin, aber kaum eine Potenz oder eine Wurzel. Sie dankten und lobten ihn. Aus Bequemlichkeit baten sie ihn, die Ziffernfolge für den Alexanderplatz vor drei Wochen auszurechnen. Mike belächelte sie milde und rechnete. Kurze Zeit später waren sie im Besitz der goldenen Zahl. Nicht ohne Hintersinn fragten sie Mike, ob er nicht auch mitkommen wolle. Er zeigte sich einverstanden. Sie rieben sich die Hände. Ein Handlanger mehr.

„Jungs“, bemerkte Mike beim Rausgehen. „Wisst ihr eigentlich, wie scheiße ihr in dem Aufzug ausseht?“

Martin befühlte sich die Haare. An der Seite waren sie kürzer als bei Benjamin. Fast abrasiert. Das lag daran, dass er Locken hatte.

Nick blickte auf die beiden Freunde, ihre weiße Kluft und die mit Wachs in Form gebrachten Sidecuts. „Hey. Is mir noch gar nicht aufgefallen, Mike. Das sieht wirklich kaputt aus.“

Mike musterte sie nochmals belustigt. „Wo habt ihr die Sachen aufgetrieben?“

„Im Urlaub“, vermutete Nick.

Mike horchte auf. „Ihr wart im Urlaub?“

Die beiden Freunde schwiegen. Benjamin, weil er ihren Reichtum noch immer verheimlichen wollte, Martin, weil er angefressen war.

Benjamin hatte ein Taxi gerufen. Auf dem Weg zu ihrer Wohnung fuhren sie an einem Baumarkt vorbei. Dort besorgten sie sich schweres Gerät: Vorschlaghammer, Schlagbohrer, Handkreissäge, Schaufel, Stromgenerator, Baustellenlampe. Außerdem drei Taschenlampen.

Der Taxifahrer, der vor dem Markt gewartet hatte, war sprachlos, als er die vier vollbepackt in seinem Auto sitzen hatte. Benjamin drückte ihm ungesehen von den Anderen einen Hunderter in die Hand, und so sah er über die ungewöhnlichen Umstände hinweg.

„Wo genau fahren wir eigentlich hin?“, wollte Nick wissen.

„In unsere Wohnung“, gab Benjamin zurück.

„Steht dort die Maschine?“

Martin verspürte eine diebische Vorfreude. „Nicht ganz.“

Als sie dann in ihrer alten Straße anhielten, liefen Nick und Mike sogleich auf die andere Straßenseite. Martin musste sie zurückpfeifen. Ihre Wohnung sei auf dieser Seite. Nick und Mike waren verwirrt, folgten ihnen dann aber in den obersten Stock des Mietshauses.

Völlig außer Puste, kamen sie oben an und ließen ihr schweres Werkzeug auf den Boden fallen. Martin schloss auf.

Ihre Stimmen hallten in der leeren Wohnung wider.

„Gebt’s zu“, sagte Mike. „Ihr wollt, dass wir euch beim Einzug helfen.

„Nee, Mike“, entgegnete Nick, unüberhörbar für die Freunde. „Nicht helfen, wir sollen es alleine machen!“ Er lachte meckernd.

Nicht wenig erstaunt waren die beiden Dealer, als sie die Maschinen durch das Toilettenfenster schieben und dann selbst nachklettern sollten. Vor allem Mike hatte beim Durchkommen seine Probleme.

Diesmal leuchteten vier Lichtkegel von Taschenlampen das Treppenhaus der Arbeitsagentur ab.

„Hier ist keine Maschine“, stellte Mike nüchtern fest, als sie am unteren Treppenende angekommen waren. Er schwitzte vom Treppabsteigen.

„Hier ist gar nichts“, quengelte Nick.

„Doch“, sagte Benjamin tatendurstig. Er baute die Baustellenlampen auf, richtete sie auf die Wand. Martin installierte in der Zwischenzeit den Benzinbetriebenen Generator und setzte ihn in Gang. Daraufhin schlossen sie Schlagbohrer und Lampen an.

Benjamin nahm den Schlagbohrer, Martin den Vorschlaghammer. Dann legten sie los.

Ein ohrenbetäubender Lärm dröhnte durch das Treppenhaus.

Schnell gab die Wand nach und ein Ziegelstein nach dem anderen fiel polternd nach innen. Staub von zerbröseltem Putz stieg auf und legte sich über die vier Einbrecher. Alle husteten sie.

„Ihr seid wahnsinnig!“, stieß Mike aus.

„Ihr habt euch verändert“, konstatierte Nick.

„Wir brauchen eure Hilfe“, meinte Benjamin knapp und deutete auf die Schaufeln. Sein Haar hatte weiße Strähnen.

Mike zog sein Jackett aus. Nach kurzer Zeit hatten sie ein Loch in die Wand gebrochen, durch das selbst Mike gelangen konnte. Mit gezückten Taschenlampen stiegen sie über die Ziegelsteine.

Drinnen fand Martin ein Schaltpult mit ein paar Hebeln und Knöpfen. Er aktivierte sie allesamt. Licht flackerte auf und Generatoren sprangen an.

„Sagt mal“, kam Nick plötzlich ein Gedanke. „Ist das hier nicht das Arbeitsamt?“

„Genau“, schloss sich ihm Mike an. „Ihr habt doch gegenüber von dem Scheißladen gewohnt.“

„Ihr irrt euch“, widersprach Martin eilig.

Benjamins blitzartige Ausflucht lautete: „Das ist ein Haus weiter.“

Nick kratzte sich am Kopf. „Wäre ja auch komisch…“

„War da.“ Mike runzelte die Stirn. „Nicht letztens irgendwas mit dem Arbeitsamt? Ich hab da…“

„Schluss jetzt“, fuhr ihn Benjamin an. „Wir haben keine Zeit.“

Martin atmete auf. Die beiden Dealer würden noch früh genug dahinter kommen. „Ja“, sagte er. „Wir sind schon wieder zu nüchtern.“

Mit brennender Ungeduld legte Benjamin ihnen Lines.

Erfrischt begaben sie sich in den zweiten Raum. Der Anblick des Spaceshuttles verschlug den beiden armen Freunden der beiden reichen Freunde die Sprache.

„Mann!“, sagte Nick und rieb sich die Augen.

„Ohne Scheiß!“, brachte Mike mit Gänsehaut hervor.

„Gib mal dein Handy“, forderte Benjamin Nick auf. Der dürre Dealer zückte das Spielzeug und entsperrte es.

Benjamin öffnete die oberste SMS. Die Türe der Raumkapsel sprang auf. Diesmal sagten Nick und Mike nichts mehr.

Martin forderte sie auf, einmal ins Innere zu schauen. Mike wäre gerne hineingegangen, schaffte es aber nicht. Für Nick wäre es ein Leichtes gewesen, einzusteigen, aber er wandte sich sofort wieder ab. Das alles war ihm zu unheimlich.

„Was habt ihr in das Koks getan?“, frage Mike kopfschüttelnd.

„Ich muss dann mal“, stotterte Nick und wandte sich zum Gehen. „Ich hab noch einen Termin…“

Benjamin hielt ihn fest. „Nix da. Wir brauchen dich.“

„Wenn alles klappt“, versuchte Martin Nick zu beruhigen. „Gibt es eine schöne Belohnung.“

„Für mich auch?“, erkundigte sich Mike.

Was ihnen die beiden Freunde nicht verrieten, war, dass die Belohnung nicht sie, sondern ihre Wiedergänger in der Parallelwelt bekommen würden. So war das leider mit den Raumzeit-Schläuchen.

„Wenn wir weg sind“, dozierte Martin. „Aber erst, wenn wir wirklich weg sind, müsst ihr die Maschine zerstören. Dar Werkzeug habt ihr ja.“

„Aber…“ Mike hatte einen winzigen Logikfehler in ihrem Plan ausgemacht. „Dann könnt ihr ja gar nicht zurück.“

Benjamin kniff die Lippen zusammen. „Lass das mal unsere Sorge sein.“ Er tätschelte Mike die Schulter.

„Wir schaffen das schon!“, beschwichtigte Martin.

„Wie ihr meint“, gab Nick klein bei. „Also ich muss nur die Nummer hier eingeben und anrufen?“

Benjamin nickte. „Richtig. Nachdem wir uns reingesetzt haben und du die Tür zugemacht hast.“

„Was passiert dann?“, erkundigte sich Mike.

„Die Maschine startet“, antwortete Benjamin. „Wenn sie wieder ruhig ist, öffnet die Türe und schaut, ob wir weg sind. Wenn ja, könnt ihr das Teil zu Schrott schlagen.“

Einmal mehr kletterten sie in die Raumkapsel. Als sie schon drin waren, drehte sich Benjamin um und streckte nochmal den Kopf hinaus: „Zerstören“, sagte er mit Nachdruck. „Alles zerstören!“

„Danke Mike, danke Nick“, konnte man Martin von hinten rufen hören.

Nick und Mike sagten nichts. Sie winkten unschlüssig, schwächlich. Benjamin kam nachgekrochen und die beiden Freunde setzten sich auf die Pritschen.

Durch den Gang riefen sie Nick zu, er könne jetzt die Türe schließen. Mit einem Klacken fiel diese zu.

Die Zweitreisenden

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