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Schlagen der Kriegstrommeln

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Am 28. Juni 1914 fuhren Franz Ferdinand und seine geliebte, nicht standesgemäße Gattin und ehemalige Hofdame, Sophie Chotek, in einem eleganten, offenen Automobil entlang der Hauptstraße Sarajevos, Bosnien. Er, prächtig in einem grauen Waffenrock und mit einem Stulphut mit grünem Federbusch für Generäle, sie in einem hochgeschlossenen weißen Sommerkleid mit Florentinerhut. Einige Stunden zuvor waren sie knapp einem Bombenanschlag entgangen. Unvermittelt trat ein junger Mann an eine Seite des Fahrzeugs heran und gab zwei Schüsse ab. Eine Kugel traf den Hals des Erzherzogs, die andere den Unterleib seiner Frau. Sie starb innerhalb kürzester Zeit und er einige Minuten, nachdem der Wagen die Residenz erreicht hatte. Gavrilo Princip – so der Name des Attentäters – gehörte einer Gruppe von Verschwörern an, die von der Schwarzen Hand mit Waffen versorgt wurden. Die „Schwarze Hand“ war eine mächtige Geheimorganisation mit Kommandozentrale in Serbien.

Da Franz Ferdinand gemeinhin recht unbeliebt gewesen war, wurde die Nachricht über seine Ermordung in Wien gefasst aufgenommen. Der alte Kaiser war über die Entfernung des nicht gerade vertrauenswürdigen Erben eher erleichtert. Vorerst wurde so sein Großneffe Karl Thronfolger, ein gottesfürchtiger, aber berechenbarer Mann. Der Hof war hauptsächlich damit beschäftigt, Sophie zu demütigen, genauso wie er es schon zu Lebzeiten genossen hatte. Konrad, der jedoch wusste, dass ein Krieg unvermeidlich war, schrieb am Abend des Attentats: „Es wird ein aussichtsloser Kampf werden, nichtsdestotrotz wird er geführt werden müssen, da eine so altehrwürdige Monarchie und eine so alte Armee nicht unrühmlich untergehen dürfen.“

Am 31. Juli 1914 brachte Rudolf den Einberufungsbefehl an Erwin in dessen Assistentenzimmer im neuen Physikinstitut. Sie gingen los, um zwei Pistolen zu kaufen, eine große sowie eine kleinere. „Ich habe sie zum Glück“, erinnerte sich Erwin, „nie auf Mensch oder Tier angelegt“. Bevor er zum Dienst antrat, schickte er noch eine Essaysammlung von Felix Salten mit Widmung an Anny Bertel: „In dankbarer Erinnerung an die wunderschönen langen Tage“.

Sein Befehl lautete, sich auf dem Predilsattel zu melden, nahe der italienischen Grenze. Hier gab es eine befestigte Position an einem Bergpass, ungefähr in 1000 m Höhe, von wo aus das Seebachtal überschaubar war, das in die venezianische Tiefebene übergeht. Das war zu Beginn des Krieges für die Stationierung ein ausgezeichneter Ort – fernab von der mörderischen Schlacht bei Lemberg an der russischen Front. Hier verlor Konrad in den ersten drei Wochen der Kampfhandlungen ein Drittel seiner Truppen: 250.000 Soldaten fielen oder wurden verwundet, weitere 100.000 gingen in Gefangenschaft. Am Predilsattel gab es zunächst nur Beobachtungsposten an höher gelegenen Positionen beidseits der Befestigung. Erwin verbrachte dort einige Zeit.

„Eines Nachts meldete unser Beobachtungsposten, daß gegenüber an den Hängen des Seekopfs (wo übrigens gar kein Weg führte), eine Anzahl von Lichtern sich bewegten, offenbar bergan auf unsere Stellung zu. Ich stand also … auf und ging … zu den Posten, um mir die Sache zu besehen. Die Beobachtung war richtig, aber die Lichter waren St. Elmsfeuer auf den Spitzen des eigenen Drahtverhaus in ein bis zwei Meter Entfernung, die Verschiebung auf dem Hintergrund war parallaktisch, infolge der eigenen Bewegung des Beobachters. Ich sah diese wirklich entzückende Erscheinung dann noch einige Male an den Spitzen von Gräsern auf Erdschollen, die unseren geräumigen Unterstand bedeckten … Ich erinnere mich nicht, je vorher oder nachher Elmsfeuer gesehen zu haben.“

Erwin Schrödinger

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