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2. Kapitel

Wie kann ich lernen, aktiv mit meiner Hilflosigkeit umzugehen, wenn ich aus einem Machtkampf aussteige?

Was geschieht mit mir, wenn ich die Vorstellung von einem wirklich sicheren Ort oder zu gewinnenden Machtkämpfen aufgebe? Das Kapitel beschäftigt sich mit den unangenehmen Gefühlen, mit denen ich in Kontakt treten werde. Gefühle von Kleinheit und Hilflosigkeit sind für uns zunächst kaum zu ertragen. Trotzdem handelt es sich eben nur um „Gefühle", biologisch gesehen um Handlungsaufforderungen, die zur Minderung dieser unangenehmen Gefühle beitragen sollen. Womit wir häufig wieder mitten in Machtkämpfen gelandet wären, in die wir uns immer wieder erneut und ohne anhaltend funktionierendes Ergebnis hineinziehen lassen. Gefühle besitzen aber auch die Eigenschaft, dass sie wieder verschwinden, wenn wir ihnen mutig entgegentreten - sie nur beobachten und anerkennen. Wir machen so die Erfahrung, dass sie kommen und gehen und keine physikalische Präsenz besitzen: Uns kein wirklicher Schaden entsteht, wenn wir sie nur betrachten. Unsere Säugetiergehirne werden zwischenmenschliche Beziehungen in der Regel als Machtkämpfe erfassen. Rasch gelangen wir vor die Herausforderung, uns zu unterwerfen oder aktiv in den Machtkampf, den uns die andere Seite aufgezwungen hat, einzusteigen. In diesem Fall werden wir dann versuchen, unser Gegenüber zu unterwerfen. Oder wir wählen die dritte Option: Wir flüchten aus der unerträglich gewordenen Situation, was in beruflichen Situationen eine „Kündigung“ und im privaten Leben die Trennung bedeuten kann. Wenn wir unser Leben konkret anschauen, sind alle drei Optionen nicht befriedigend (eben "dysfunktional"). Wir werden sowohl als Unterliegender eines Machtkampfs, als Flüchtender und auch als vermeintlicher Gewinner langfristig nicht das erzielen, was wir uns wünschen. Die meisten Menschen wünschen, sich sicher und geschützt vor Verletzungen oder Übergriffen anderer Menschen in der Welt bewegen zu können. Und dabei trotzdem im Kontakt mit den Menschen zu bleiben. Für die meisten von uns geht es in dieser Frage auch nicht darum, ob wir etwa mit den Anweisungen des Chefs leben können. Sondern um Gefühle von Unterwerfung und Entwertung, unabhängig von Inhalten oder Sachargumenten. Dabei spielt es keine Rolle, ob Entwertung und Unterwerfungsversuche durch Vorgesetzte, gleichgestellte Kollegen, einen Kunden oder Familienmitglieder erfolgen.

Ein Beispiel:

Ich bin in einem großen Unternehmen beschäftigt und muss in ein bestimmtes Büro, um mir technische Unterstützung abzuholen. Ich betrete das Büro, das mit mehreren Mitarbeitern besetzt ist und sage:"Guten Morgen zusammen".

Ein Kollege dreht sich ganz langsam zu mir um und sagt:

Ich möchte freundlich behandelt werden

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