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Kapitel 3

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New York, 7. April 2030

Hauptsitz der UNO, Büro von Dr. Sophia Linnek


Was sollte sie jetzt nur machen?

Das ganze hatte eine Entwicklung genommen, mit der sie nicht mehr alleine fertig werden konnte. Sie hatte schon sehr weitreichende Kompetenzen, was ihr Aufgabengebiet anging. Der Generalsekretär hatte ihr immer freie Hand gelassen. Doch es war schon sehr gewagt von ihr, den letzten Schritt ohne Abstimmung mit ihm gemacht zu haben. Aber jetzt musste sie ihn einweihen. Sie schloss die Augen, atmete tief ein und sagte:

'O.K., dann ruf ich ihn jetzt an.'

Sie wusste, dass Herschel Morgenstern heute im Hause war, also wählte sie die Nummer seiner Sekretärin.

„Ja, Helen hier. Hallo Sophia. Was kann ich für dich tun?“

Wie immer war Helen freundlich und voller Elan. Es tat gut, ihre Stimme zu hören.

„Hallo Helen. Ich müsste mal Herschel sprechen. Wann hätte er Zeit für mich?“

„Oh, er hat noch Besuch vom australischen Botschafter, aber das wird nicht mehr lange dauern. Danach hätte er bis 15:00 Uhr Zeit. Ich geb ihm Bescheid, dass er dich dann anruft. O.K.?“

„Ja, das hört sich gut an. Danke. Er soll mich dann bitte hier anrufen. Bis später.“

„Gut, bis später.“

Sie hatte also noch etwas Zeit. Wie sollte sie ihm das alles erklären? Vielleicht hat sich etwas Neues bzgl. Michael ergeben. Sie wählte Mario Duncans Nummer. Mario war ihr engster Mitarbeiter, und in diesem Projekt war er für den gesamten technischen Bereich verantwortlich.

„Mario hier, hallo Sophia.“

„Hallo Mario. Hat sich was getan?“

„Nein, keine Veränderung. Wir haben alles versucht, aber wir konnten das Fenster nicht neu öffnen.“

„Verdammt! Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich entschieden habe, Herschel einzuweihen. Ich werde in Kürze mit ihm sprechen.“

„Oh, das ist eine gute Idee. Ich weiß zwar nicht, was Herschel noch bewirken kann, aber dann stehst du wenigstens nicht mehr alleine da. Ich drück dir die Daumen. Wenn ich etwas Neues habe, melde ich mich bei dir.“

"O.K. Danke.“

Mario hatte Recht. Sie wusste auch nicht, was Herschel an der Situation ändern könnte, aber sie musste ihn einweihen, denn sie hatte ihre Kompetenzen schon sehr weit ausgereizt.

Das Telefon klingelte.

„Ja, Sophia hier.“

„Hallo Sophia, hier ist Herschel. Du wolltest mich sprechen?“

„Hallo Herschel. Ja, ich hab was Wichtiges mit dir zu besprechen. Hast du jetzt Zeit?“

„Um 15:00 Uhr ist mein nächster Termin, wir haben also knapp zwei Stunden. O.K. Komm vorbei.“

„Super, danke. Ich bin gleich da.“

Puh, jetzt wurde es also ernst. Sie stand auf, rückte ihre Kleidung zurecht und ging los. Sie musste nur den Flur links runter und war schon da. Helen winkte sie direkt durch.

„Hallo Sophia. Die Tür ist auf. Er wartet schon auf dich.“

„Danke.“

Sophia betrat das Büro. Der Generalsekretär saß hinter seinem Schreibtisch. Als er sie sah, stand er auf, kam ihr entgegen und streckte seine Hand aus. Herschel Morgenstern war schlank, hatte einen grauen Anzug an und wirkte trotz seiner 61 Jahre noch recht sportlich. Dies zeigten auch die vielen Bilder von ihm und seinen Pferden an den Wänden. Anders als seine Vorgänger legte er keinen großen Wert darauf, sich Bilder hinzuhängen, die ihn mit allen möglichen Staatsoberhäuptern oder anderen Größen der Welt zeigten. Die Bilder zeigten ihn als begeisterten Reitsportler und Naturliebhaber. Er hatte keine Frau und keine Kinder, sodass er seine wenige Freizeit mit seinen Pferden in der Natur verbrachte. Daher hatte er auch eine relativ braune Haut, die seine kurzen, grauweißen Haare zur Geltung brachten.

„Hallo Sophia, schön dich zu sehen.“

„Hallo Herschel, danke, dass du Zeit für mich hast.“

„Setzt dich doch. Möchtest du etwas zu trinken?“

„Nein, danke.“

„Sophia, was kann ich für dich tun?“

Sophia war leicht nervös.

„ Also, es geht um mein neuestes Projekt.“

„Oh, ich wusste gar nicht, dass du gerade an einem Projekt arbeitest.“

„Ja, das ist eigentlich auch eher ein noch inoffizielles Projekt.“

„Mmhh, jetzt machst du mich aber neugierig. Worum geht es da?“

„Also du weißt ja, dass ich meine größten Erfolge bei der Unterstützung von diplomatischen Verhandlungen hatte. Und das macht mir ja auch sehr viel Spaß.“

„Ja, das kann man wohl so sagen.“

„Mein Bestreben ist es immer, noch besser zu werden und zu schauen, mit welchen Verhandlungsstrategien ich in Zukunft schneller und besser vorwärts kommen kann. Vor knapp zwei Jahren erfuhr ich von einem Physiker aus Dallas, der einen Weg gefunden haben wollte, wie soll ich's sagen, einen genaueren Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Er behauptete, durch ein Gerät, das er erfunden hatte, eine Tür oder ein Fenster in die Vergangenheit öffnen zu können.

Ich weiß, du wirst jetzt denken, was das denn jetzt soll, eine Zeitreise ist doch Unsinn. Tja, das dachte ich zuerst auch. Ich habe davon ja eigentlich auch keine Ahnung, aber Mario Duncan, er ist technisch deutlich versierter als ich, sagte mir, dass ich mir das mal anhören bzw. anschauen sollte. Er stellte auch den Kontakt her. Der Physiker, sein Name ist Ben Mastersen, sollte uns seine Idee erst nur vorstellen.

Ich wollte dann entscheiden, ob das für mich interessant sein könnte. Ich habe ihn dann mit Mario Duncan zusammen besucht. Er hat eine Lagerhalle für seine Forschungen und Experimente gemietet.

Ich war natürlich sehr skeptisch, aber er sollte uns das ruhig einmal vorführen. Tja, was soll ich sagen, ich kann dir das Gerät und die Funktionsweise nicht im Detail erklären.

Das können dir gerne Mario oder Herr Mastersen später erklären. Aber auf jeden Fall schaffte er es, einen fensterartigen Blick in die Vergangenheit zu erzeugen.

Das Gerät sah wie ein großer Fernseher aus.

Er gab die Koordinaten – Längen-und Breitengrade – in sein Gerät ein und auch das Datum und die Uhrzeit. Er wählte als Zielort die Fläche vor seiner Lagerhalle mit der Zeitangabe 15 Minuten zuvor, damit er uns zeigen konnte, wie wir ankamen. Nachdem er die Daten eingegeben hatte und das Gerät angestellt hatte, füllte sich die ca. ein Meter mal drei Meter große Fläche mit Blitzen und Farben und tatsächlich, wir konnten etwas sehen. Zuerst nur den Platz vor der Halle, doch dann sahen wir uns auf die Halle zugehen.

Ich war perplex. Ich sagte Herrn Mastersen, dass das doch eine Videoaufnahme von uns sei. Um uns zu zeigen, dass dem nicht so war, verstellte er irgendwelche Knöpfe und Räder an dem Gerät und die Perspektive änderte sich. Wir flogen quasi um den Platz herum und sahen uns von allen Seiten.

Er zoomte ran und wieder raus. Das war unglaublich. Das konnte keine Aufzeichnung sein. Das war eindeutig ein Blick in die Vergangenheit.“

Der Generalsekretär schaute Sophia ungläubig an.

„Also, wenn nicht du mir das erzählen würdest, dann würde ich kein Wort glauben. Aber ich kenne dich ja als eher nüchterne und seriöse Person. Also muss ich dir wohl erst einmal glauben, bis ich es selber gesehen habe.“

„Ja, dazu wollte ich später kommen. Zuerst möchte ich dir noch die weiteren Ereignisse schildern. Du wirst dich wahrscheinlich auch fragen, was das alles mit meiner Abteilung zu tun hat. Wie mir das bei meinen diplomatischen Verhandlungen helfen könnte.

Wie gesagt, diese Vorführung war vor ca. zwei Jahren. Danach haben Mario und ich darüber gesprochen. Er sagte mir, dass er zufälligerweise Herrn Mastersen aus seinem Heimatdorf kannte. Sie waren Nachbarn. Deswegen hat sich Herr Mastersen auch zuerst an ihn gewandt, und auch weil er eine friedliche Nutzung durch die Kontrolle der UNO sicherstellen wollte und nicht irgendein Industrieunternehmen seine Idee nur ausbeuten sollte. Das fand ich ja schon mal sehr gut.

Das Problem waren natürlich die Kosten. Sein Gerät verschlingt sehr viel Energie und die Materialien sind auch sehr teuer. Also bot ich ihm an, seinen Prototyp durch unsere Techniker zu prüfen und weitere Tests durchzuführen.“

„Aber du weißt schon, dass dies eigentlich nicht in dein Aufgabengebiet fällt, oder?“

„Ja, ich weiß. Aber ich komme jetzt zu dem von mir gedachten Einsatzgebiet des Gerätes. Wenn ich mit dieser kleinen Zeitmaschine ein Fenster in die Vergangenheit erstellen könnte, dann könnte ich doch aus den erfolgreichen Verhandlungen vergangener Tage lernen. Ich würde ja nicht in die Geschichte eingreifen. Nur einen Blick auf Verhandlungen werfen und natürlich auch die Gespräche mithören, das war auch möglich, und dann wieder spurlos verschwinden. Das wäre doch super, oder?“

„Ja, das sehe ich ein, wenn das so möglich wäre.“

„Dafür habe ich ja unsere Techniker beauftragt, die Zeitmaschine genauestens unter die Lupe zu nehmen und für einen Test vorzubereiten. Ich habe mir natürlich Gedanken gemacht, welche Verhandlung ich mir anschauen und anhören wollte. Immer vorausgesetzt, das klappt alles wie ich das bei Herrn Mastersen gesehen hatte. Als erstes wollte ich die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden 1648 in Münster in Deutschland ansehen. Ist dir das ein Begriff?“

„Ähm, ja, aber nur ganz grob.“

„O.K. Dann nur kurz als Erklärung für dich:

Als „Westfälischer Frieden“ werden die im Jahre 1648 in Münster und Osnabrück geschlossenen Friedensverträge bezeichnet, die den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland und zugleich den Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande beendeten. Es waren zwei getrennt voneinander verhandelte Friedensverträge.

Der deutsche Kaiser Ferdinand III. und der französische König Ludwig XIV. unterzeichneten den Münsterschen Friedensvertrag. Kaiser Ferdinand III. und die schwedische Königin Christina unterzeichneten den Osnabrücker Friedensvertrag. Beide Verträge wurden am selben Tag in Münster bzw. in Osnabrück unterzeichnet. Diese beiden Verträge beendeten den vorausgegangen 30-jährigen Krieg. Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um die Herrschaftsverhältnisse im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und in Europa und zugleich ein Religionskrieg. Gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten im Reich trugen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien ihre dynastischen Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden aus. Als Auslöser des Krieges gilt der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618, mit dem der Aufstand der protestantischen böhmischen Stände offen ausbrach. Die protestantischen Stände versuchten die Rekatholisierungsversuche des böhmischen Königs aus dem Haus Habsburg, der zugleich römisch-deutscher Kaiser war, zu beenden.

Diese beiden Friedensverträge gelten als Vorbild für spätere Friedenskonferenzen, da er dem Prinzip der Gleich-berechtigung der Staaten, unabhängig von ihrer tatsächlichen Macht, zur Durchsetzung verhalf. Zugleich trug der allgemeine Frieden von Münster und Osnabrück zur gesamteuropäischen Stabilität bei, da sich spätere Friedensschlüsse bis zur Französischen Revolution immer wieder an ihm orientierten.

Es wurden zwar viele Aufzeichnungen gemacht und auch gefunden, doch wollte ich die Möglichkeit durch die Zeitmaschine nutzen, die Gespräche live zu sehen und zu hören. Da würde mit Sicherheit einiges dabei sein, was ich für meine Arbeit nutzen könnte.

Als zweite Situation hatte ich die Kuba-Krise ausgewählt. Ich weiß, dass du dich mit der Kuba-Krise gut auskennst, aber wir haben doch nur Zugriff auf ausführliche Informationen der amerikanischen Seite. Ich wollte mir die sowjetische Seite ansehen. Was ist damals tatsächlich im Kreml passiert? Die Menschheit stand im Oktober 1962 kurz vor dem 3. Welt-krieg, vor einen Atomkrieg mit verheerenden Ausmaßen. Und deshalb wollte ich mir das live anschauen und etwas dabei lernen.“

„Also, so wie du das sagst, könnte diese Zeitmaschine tatsächlich ein hervorragendes Mittel für uns sein. Wenn das so geklappt hat. Aber mir scheint, dass dem wohl nicht so war, sonst wärst du ja nicht hier bei mir, oder?“

„Nein, ich kann dir sagen, dass diese beiden Tests sehr erfolgreich verliefen. Ja, wirklich. Es war unglaublich. Aber ich will nicht vorgreifen.

Vor drei Monaten wagten wir den ersten Versuch. Es war fantastisch. Ich war live bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden dabei!! Wir zeichneten alles auf. Alles verlief planmäßig, keine Störungen. Wir waren so euphorisch, dass ich entschied, gleich eine Woche später den zweiten Versuch zu starten.

Die Kuba-Krise. Auch das verlief einwandfrei. Ich konnte einen Blick in den Kreml werfen. Die ganzen Gespräche und Abläufe im Oktober 1962. Das war der Wahnsinn! Was ich da an Informationen erhielt war unglaublich. Ich entschied, erst einmal alle Daten, die wir bei beiden Versuchen aufgezeichnet hatten, zu analysieren.

Ich weiß, du wirst jetzt vielleicht sagen, dass ich dich hätte einschalten müssen. Aber du warst so eingespannt mit der EU-Afrika-Krise, dass ich entschied, Dich erst zu informieren, nachdem uns weitere Ergebnisse vorliegen.“

„O.K., da war ich wirklich unter Dauer-Stress. Und wirklich beendet ist dieser Konflikt ja leider immer noch nicht.“

„Stimmt. Also wo war ich stehengeblieben? Ach ja, der nächste Schritt. Ich war total begeistert von den Informationen, die wir gewonnen hatten, dass ich Herrn Mastersen eine langfristige Zusammenarbeit anbot. Zuvor kam Mario Duncan auf die Idee, diese Zeitmaschine zu nutzen, um eins der wohl größten Geheimnisse der Geschichte zu beantworten“

„Welches denn?“

„Atlantis.“





Mérida, Mexiko, Freitag, den 14. März 2014

Flughafen


Nach einem normalen Reiseverlauf landete Georg schließlich fast planmäßig um 18:50 Uhr in Mérida. Er holte sein Gepäck vom Transportband und ging durch die Schwingtür in die Vorhalle. Dort hielt er Ausschau nach Herrn Gonzales, dem Mitarbeiter der Kanzlei. Herr Gonzales wollte ihn hier abholen. Als er den Blick durch die Halle schweifen ließ, sah er auch recht schnell einen Mann mit einem Zettel in der Hand stehen, auf dem sein Name stand. Ihr Blicke trafen sich und er ging auf ihn zu. Sie reichten sich die Hände.

„Herr Georg Becker?“ fragte der Mann auf Deutsch.

„Ja, und Sie sind Herr Gonzales? Oh, Sie können Deutsch?“

„Ja, ich bin Viktor Gonzales. Wir können uns gerne auf Deutsch unterhalten. Schön, dass Sie hier sind. Hatten Sie einen guten Flug?“

Herr Gonzales war ca. 1,80 m groß, ca. 45 Jahre alt, braungebrannt und trug einen beigen Anzug. Er hatte ein freundliches Gesicht und braune Augen.

„Es ging, vielen Dank. Ich merke, dass ich schon fast 20 Stunden unterwegs bin.“

„Klar, das ist immer eine lange Tour von Deutschland nach Mittelamerika. Ich bin bei uns für die Mandanten aus Mittel-und Südamerika zuständig und begleite öfter Angehörige aus Europa und auch viele aus Deutschland. Daher ist es gut, dass ich Deutsch sprechen und verstehen kann. Ich kann mir schon vorstellen, was Sie als erstes möchten. Ein kühles Bier und ein wenig Schlaf? Richtig?“

„Ja, ein Bier wäre perfekt. Aber bevor ich ins Bett gehe, möchte ich doch lieber ins Hotel, meine Sachen kurz auspacken, und dann gerne mit Ihnen beim Essen die ersten Dinge besprechen. Wäre das für Sie in Ordnung?“

„Ja, natürlich. Kommen Sie bitte mit. Ich fahre Sie ins Hotel.“

Sie verließen den Flughafen und gingen zu einem braunen Toyota Prius. Georg verstaute sein Gepäck in den Kofferraum und stieg ein. Auch wenn es schon Abend war, war es immer noch sehr schwül und er war sehr froh, in das klimatisierte Auto einzusteigen.

„Wir brauchen ca. eine Stunde zu Ihrem Hotel. Waren Sie schon einmal in Mexiko?“

„Nein, ich habe die Familie meiner Mutter leider nicht kennen gelernt. Also meine Tante Maria, die war ein paar Mal in Hamburg und hat uns besucht. Aber es ist auch schon über 15 Jahre her, dass ich sie gesehen habe. Deswegen bin ich auch so verwundert und gespannt, dass ich das Haus erben soll.“

„Na, dann werden Sie ja wohl auch gespannt auf das Haus sein.“

„Richtig, und vielleicht werde ich es als mein Erbe annehmen. Wir werden sehen.“

Die Fahrt verlief ruhig. Er sah aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Natur. Jetzt machte sich die lange Reise bemerkbar und er schloss die Augen.

„Herr Becker, wir sind da.“

Georg zuckte zusammen und öffnete die Augen. Er sah etwas verwirrt zu Herrn Gonzales.

„Oh, ich bin wohl eingeschlafen. Bitte entschuldigen Sie, aber ich war wohl doch sehr müde.“

„Kein Problem.“

Georg stieg aus und holte seinen Koffer aus dem Kofferraum. Sein Blick fiel auf das Hotel. Es war ein Bau aus dem 19. Jahrhundert, von außen machte es einen sehr guten Eindruck.

„Dies ist Ihr Hotel Herr Becker. Ich hoffe, es wird Ihnen gefallen.“

Sie gingen die vier Steinstufen hoch und betraten durch eine schwere Holztür die Empfangshalle. Der gute Eindruck von außen bestätigte sich auch hier. Alles sah sauber und gepflegt aus. Die Klimaanlage sorgte für eine angenehme Temperatur. Georg ging zur Rezeption und erledigte die Formalitäten.

„Ich geh dann kurz ins Zimmer und werde mich schnell duschen und umziehen. Danach würde ich gerne mit Ihnen beim Essen schon mal ein paar Dinge besprechen. Ist das O.K. für Sie?“

„Klar, ich warte dann hier untern auf Sie.“

Georg ging die Treppe in den ersten Stock hoch und den Flur rechts runter. Sein Zimmer war das dritte auf der linken Seite. Auch das Zimmer war sauber und gepflegt. Wie das Hotel war auch die Ausstattung des Zimmers schlicht, aber geschmackvoll im Stil des 19.Jahrhunderts eingerichtet. Georg packte sein Koffer schnell aus und ging unter die Dusche. Frisch geduscht und umgezogen ging er zurück in die Empfangshalle zu Herrn Gonzales.

„Herr Gonzales, ich bin fertig.“

„Schön. Wir können gleich hier im Hotel-Restaurant etwas essen.“

„Ja. Gerne.“

Sie gingen durch eine breite Holztür ins Restaurant. Auch hier sah wieder alles sauber und gepflegt aus. Georg bestellte sich Chili Con Carne und ein kühles Bier. Herr Gonzales bestellte sich zwei Burritos und ebenfalls ein Bier.

„So, jetzt bin ich also hier und werde mir Morgen mit Ihnen das Haus ansehen.“

„Ja, ich habe die Schlüssel mit. Es ist gar nicht weit von hier entfernt. Fünf Minuten zu Fuß, wenn Sie gehen möchten.“

"Klar, ich gehe gerne zu Fuß. Kannten Sie meine Tante?“

„Ja, Sie war meine Mandantin schon seit vielen Jahren. Ich habe sie in allen rechtlichen Fragen beraten. Sie war eine sehr nette Frau. Ich war sehr traurig, als ich von ihrem Tod erfuhr.“

„Woran ist sie denn gestorben?“

„Das Herz. Sie war ja auch schon 73. Ich wusste, dass sie schon länger ein schwaches Herz hatte, somit war das dann auch nicht allzu überraschend für mich.“

„Sie kannten sie näher?“

„Ja, sie war meine Englischlehrerin. Ich bin hier geboren. Vor knapp 25 Jahren bin ich in die USA eingewandert und habe in L.A. studiert. Irgendwann meldete sie sich bei mir und wurde meine Mandantin. Wir hatten ab und zu Kontakt.“

Das Essen wurde gebracht. Es sah sehr gut aus und roch typisch mexikanisch. Sie begannen zu essen.

„So, dann kannten Sie sie ja viel besser als ich. Es wäre schön, wenn Sie mir vielleicht später mal mehr über ihr erzählen könnten.“

„Ja, sehr gerne.“

„Was passiert denn, wenn mir das Haus morgen gefällt und ich dem Erbe zustimme?“

„Ich habe alle Unterlagen für die Annahme der Erbschaft mitgebracht. Außerdem habe ich für Sie die Unterlagen mitgebracht, die Ihnen die Verpflichtungen eines Hausbesitzers in Mexiko beschreiben.“

„O.K., diese Verpflichtungen würde ich mir gerne mal durchlesen. Hat meine Tante mit Ihnen auch über mich gesprochen?“

„Nur flüchtig. Sie sagte mir nur, dass sie einen Neffen in Hamburg habe und es sehr bedauert, keinen Kontakt zu Ihnen zu haben. Ihr Vater hatte den Kontakt wohl vor vielen Jahren abgebrochen.“

„Ja, ich weiß leider auch nicht so richtig, weshalb er das damals gemacht hatte. Was da passiert ist. Ich selber habe dann leider nie den Kontakt zu meiner Tante wieder aufgenommen. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie ist das schon schade. Jetzt im Nachhinein kann ich das gar nicht mehr verstehen. Ich hätte sie doch mal besuchen sollen. Sie hat sich allerdings auch nie bei mir gemeldet, daher bin ich ja auch so überrascht, dass sie mir ihr Haus vererben möchte.“

„Na ja, sie wird wohl ihre Gründe gehabt haben.“

„Ich würde mir gerne gleich morgen früh das Haus ansehen. Ist das machbar?“

„Klar, ich habe mir hier auch ein Zimmer genommen. Dann können wir direkt nach dem Frühstück losgehen."

„Das ist gut. Danke. Wenn Sie hier aufgewachsen sind, könnten Sie mir vielleicht ein wenig von der Gegend erzählen?“

„Ja, gerne.“

Georg schaute auf die Uhr. “Oh. Es ist schon kurz nach 21 Uhr. Ich bin jetzt auch sehr müde. Danke, dass Sie mir einen kleinen Eindruck von Hunucmà gegeben haben. Ich würde sagen, wir treffen uns hier um 09:00 Uhr zum Frühstück und gehen danach los?“

„Ja, alles klar. Ich bringe Ihnen gleich noch die Unterlagen in denen die Verpflichtungen für Hausbesitzer beschrieben werden.“

Das Essen wurde auf ihre Zimmerrechnung gebucht und sie gingen in ihre Zimmer. Als Georg sich ins Bett legte, fielen ihm auch sehr schnell die Augen zu. Der Wecker klingelte um 08:00 Uhr. Er brauchte einige Sekunden um sich zu orientieren, doch das klappte sehr schnell und nach der Dusche ging es ihm schon viel besser. Vor dem Frühstück ging er noch die Unterlagen durch, die ihm Herr Gonzales gegeben hatte. Er konnte nichts Besonderes finden, sodass von dieser Seite nichts gegen die Annahme des Erbes sprach. Als er nach unten ins Restaurant zum Frühstücksbuffet ging, war Herr Gonzales schon dort.

„Guten Morgen Herr Gonzales.“

„Guten Morgen Herr Becker. Ich hoffe, Sie konnten sich gut erholen.“

„Ja, mir geht es schon wieder gut. Vielen Dank.“

Sie setzten sich an ihren Tisch und bedienten sich an dem reichhaltigen Buffet mit vielen regionalen Spezialitäten.

„Ich habe mir bereits die Verpflichtungsunterlagen durchgelesen. Das scheint für mich alles machbar zu sein. Also daher sehe von dieser Seite keine Probleme.“

„Gut, dann würde ich sagen, dass wir gleich nach dem Frühstück losgehen können.“

„Ja, sehr gerne.“

Nach dem Frühstück standen sie auf und verließen das Hotel.

„Wir müssen hier rechts runter gehen. Es sind nur ca. fünf Minuten von hier.“

Sie gingen einen Schotterweg entlang, der von Sträuchern umgeben war. Die Sonne schien, die Luftfeuchtigkeit war akzeptabel und Georg fühlte sich hervorragend. Sie kamen an verschiedenen Häusern vorbei, die wohl alle aus dem 19. Jahrhundert stammten.

„Wenn Sie dort nach rechts schauen, dann können Sie die Hauptstraße sehen. Sie führt nach Sisal zur Küste zum Golf von Mexiko. Das sind nur ca. 20 Kilometer.“

„Oh, das hört sich gut an. Dann kann ich da ja mal hinfahren und mir das Meer anschauen.“

Sie gingen weiter die Straße entlang.

„So, gleich sind wir da. Sehen Sie, dort das zweite Haus auf der linken Seite.“

Georg schaute in die Richtung. Das Grundstück wurde von einer ca. einen Meter hohen Steinmauer umfasst. Durch ein zweiflügeliges, gusseisernes Tor betraten sie das Grundstück. Der Garten vor dem Haus war sehr gepflegt, was Georg schon wunderte.

„Hat sich jemand hier um den Garten gekümmert?“

„Ja, ein Nachbar, Herr Ramirez, hat den Garten auf Wunsch Ihrer Tante gepflegt. Die beiden waren wohl gut befreundet. Wenn Sie möchten, können Sie sich gerne später mit ihm treffen.“

„Das ist eine gute Idee. Dann kann er mir vielleicht noch mehr über meine Tante und auch das Haus erzählen.“

Das Haus war ein zweistöckiges Holzhaus mit vielen Fenstern, Gauben und Erkern. Georg schätze die Wohnfläche auf ca. 120 qm. Man konnte kaum Verwitterungsspuren an der Fassade sehen, sodass es wohl noch nicht so alt war.

„Es sieht ja noch relativ neu aus. Wie alt ist das Haus?“

„Es wurde vor ca. fünf Jahren gebaut.“

Sie gingen links um das Haus herum und es öffnete sich hinter dem Haus eine große Rasenfläche. Die Steinmauer, die sie bereits vor dem Haus gesehen hatten, verlief um das ganze Grundstück herum und wurde auf der Innenseite durch verschiedene Sträucher an mehreren Stellen verdeckt. Das Grundstück war ca. 600 qm groß. Die große Terrasse auf der Rückseite des Hauses war mit verschiedenen Blumenkübeln und Sitzmöglichkeiten ausgestattet. Es sah alles sehr einladend aus.

Sie gingen wieder zum Vordereingang und Herr Gonzales schloss die große Holztür auf.

„Nun, wie ist denn ihr erster Eindruck, Herr Becker?“

„Es sieht ja alles gut erhalten aus. Da werde ich mich auch wohl bei Herrn Ramirez bedanken können. Ich bin gespannt, wie es drinnen aussieht.“

Sie betraten das Haus durch die große Holztür. Der bisherige Eindruck wurde auch hier bestätigt. Georgs Blick traf direkt die wunderschöne Eichenholztreppe, die von der linken Seite gewendelt nach oben führte. Der Eingangsbereich war durch die vielen Fenster sehr hell. Auch der Innenbereich war aus Holz. Alle Wände und Decken bestanden aus massivem Eichenholz. Rechts konnte er durch einen schönen Torbogen die Küche sehen. Er ging hinein. Sie war sehr geräumig und soweit er das auf den ersten Blich sehen konnte mit allen üblichen Küchengeräten ausgestattet. Auch die Arbeitsfläche war sehr großzügig gestaltet. Von der Küche aus konnte er direkt in das Wohnzimmer gehen. Eine schöne, breite Couch stand in der rechten Ecke, ein kleiner Tisch sowie zwei gemütlich aussehende Sessel. Er sah einen offenen Kamin und viele Holzregale an der Wand. In den Regalen sah er eine Menge Bücher und ein paar kleine Holzfiguren, die verschiedene Tiere darstellten. Der Boden war wie im ganzen Erdgeschoß mit Terrakotta-Fliesen ausgelegt. Er sah auch eine kleine Stereoanlage und einen Flachbildfernseher. Am Ende konnte er durch die breite Fensterfront die Terrasse und den Garten sehen. Er hatte sich in das Haus verliebt!

„Ich bin begeistert.“ sagte Georg zu Herrn Gonzales.

„Na, das freut mich. Ich habe mich hier auch immer sehr wohl gefühlt, wenn ich ihre Tante besucht habe. Möchten Sie jetzt nach Oben gehen?“

„Haben Sie alle Unterlagen mit?“

„Ja, hier in meiner Tasche. Haben Sie sich denn schon entschieden, das Erbe anzunehmen?“

„So ist es. Ich würde gerne das Erbe annehmen.“

„Gut, dann lassen Sie uns hier am Tisch Platz nehmen und ich zeige Ihnen die Unterlagen.“

Sie setzten sich hin und Georg las sich die Annahmeerklärung durch.

„Das sieht ja soweit gut aus. Hier unten muss ich unterschreiben?“

„Ja“

„Wenn ich unterschrieben habe, was passiert als nächstes?“

„Ich muss dann nur noch selber unterschreiben und die Annahmeerklärung zum zuständigen Amtsgericht nach Mérida bringen. Dort wird sie dann bearbeitet und nach 1-2 Wochen erhalten Sie alle erforderlichen Unterlagen für dieses Haus von uns bzw. vom Amt.“

„O.K. Das hört sich ja gut an. Schön, dann werde ich mal unterschreiben.“

Er unterschrieb die Annahmeerklärung und gab sie Herrn Gonzales.

„So, Herr Becker, das freut mich, dass Sie sich entschieden haben, dieses Haus zu übernehmen. Ich habe hier noch einen Umschlag für Sie. Frau Hernandez hatte uns beauftragt Ihnen diesen Brief nur zu überreichen, wenn Sie das Erbe annehmen.“

Er gab Georg einen DINA 4 Umschlag auf dem stand: Für Georg.

„Oh, danke.“

„Ich habe die Hausschlüssel hier auf den Tisch gelegt. Schauen Sie sich gerne in Ruhe alles an. Ich werde wieder ins Hotel gehen. Wenn Sie Herrn Ramirez sprechen möchten, er wohnt im rechten Nachbarhaus. Ich habe ihm schon gesagt, dass Sie ihn evtl. sprechen möchten. Er versteht Englisch und auch Deutsch ganz gut, also dürften Sie sich mit ihm unterhalten können. Wenn noch Fragen sind, ich gebe Ihnen meine Visitenkarte. Ich bin noch bis Morgen früh im Hotel. Wenn wir uns nicht mehr sehen sollten, wünsche ich Ihnen jetzt schon einmal alles Gute.“

„Ja, danke, gleichfalls Herr Gonzales. Ich schaue mir erst einmal den Inhalt des Umschlages an und dann den Rest des Hauses. Auf Wiedersehen.“

Herr Gonzales ging und Georg setzte sich wieder hin. Er öffnete den Umschlag und holte ein DINA 4 großes Blatt heraus. Es war auf beiden Seiten per Hand beschrieben. Georg legte das Blatt vor sich auf den Tisch und begann zu lesen.





Lieber Georg,


ich hoffe, Dir geht es gut. Du wirst Dich wahrscheinlich wundern, dass ich Dir mein Haus vererbt habe, da wir ja seit so vielen Jahren keinen Kontakt mehr hatten. Aber das hat auch einen Grund.

Du bist das letzte Glied einer langen Kette, deren Anfang vor fast 500 Jahren liegt. Im Jahre 1527 a.D. nahm Raul Hernandez an einer Expedition teil, die bis heute noch viele Fragen offen lässt. Die genauen Informationen dieser Expedition hat er in einem Expeditionsbericht niedergeschrieben. Dieser Expeditionsbericht ist seitdem im Besitz unserer Familie Hernandez. Da der Inhalt dieses Expeditionsberichtes im Widerspruch zur Katholischen Kirche steht und somit als Ketzerei angesehen werden könnte, wurde er viele Jahrzehnte lang unter Verschluss gehalten. Er wurde zwar innerhalb der Familie immer weitergegeben, aber richtig mit dem Inhalt befasst hat sich keiner und war dann schließlich auch in Vergessenheit geraten. Erst im Jahre 1999 habe ich mich damit befasst. Als mein Vater am 5. Juni 1999 verstarb, erbte ich sein Haus, da meine Mutter bereits 1996 gestorben war. Beim Durchsuchen seiner Unterlagen entdeckte ich den Expeditionsbericht von meinem und auch Deinem Vorfahren Raul Hernandez. Es war noch ziemlich gut erhalten. Nachdem ich den Expeditionsbericht gelesen hatte, wusste ich, dass es sich um einen sehr interessanten Inhalt handelte. Da ich nicht verheiratet war und keine Kinder hatte, war ich nun alleine und dachte mir, ich wende mich an meine Schwester, Deine Mutter. Vielleicht konnte sie mir dabei helfen, die sich aus dem Inhalt ergebenen Fragen zu beantworten. Wenn Du den Expeditionsbericht gelesen hast, dann wirst Du wissen, was ich meine. Conchita wusste nicht genau, was sie machen sollte. Ich hatte Sie gebeten, zu mir zu kommen und mit mir dem Inhalt des Expeditionsberichts nachzugehen. Sie fand die Idee gut, aber als sie Deinen Vater davon informierte, war er sofort dagegen. Er sagte, dass sie in Hamburg in seiner Firma gebraucht wird. Nachdem Conchita ihm unser Vorhaben geschildert hatte, bezeichnete er das als Blödsinn und damit war das Thema für ihn erledigt. Conchita und ich versuchten ihn zu überzeugen, doch er ließ keine Diskussion zu. Er war sehr aufgebracht und wollte nichts mehr davon hören. Ich weiß auch nicht, warum er so stark reagierte, vielleicht lag es ja daran, dass er genau wie die katholische Kirche damals als tief katholischer Mensch mit dem Inhalt nicht umgehen konnte. Danach brach er den Kontakt zu mir ab und hatte mir ausdrücklich verboten, mit Dir Kontakt aufzunehmen. Der Tod meines Vaters hatte mich schon sehr mitgenommen, und dies hatte mich noch zusätzlich belastet. Ich habe eine Zeit gebraucht um das alles zu verarbeiten. Später war ich beruflich sehr eingespannt, sodass ich den Expeditionsbericht irgendwie vergessen hatte. Als ich dann auch noch Probleme mit meinem Herzen bekam, waren meine Gedanken ganz woanders. Erst als sich meine Herzbeschwerden vor ca. einem Monat verschlimmerten, habe ich über vieles nachgedacht und mir fiel der Expeditionsbericht wieder ein. Ich wollte nicht, dass er in Vergessenheit gerät. Daher habe ich beschlossen, ihn auf Deutsch zu übersetzten, in meinem Haus aufzubewahren und Dir zu vererben. Wie Du inzwischen wahrscheinlich weißt, war ich Englischlehrerin in Mérida. Als Conchita damals nach Hamburg gezogen war und Deinen Vater geheiratet hatte, hatte ich beschlossen, Deutsch zu lernen. Es hat mir viel Spaß gemacht und klappte auch ganz gut. Ich wollte mich mit Deiner Familie in Hamburg unterhalten können, falls ich euch oder ihr mich besuchen solltet. Wie Du Dich wahrscheinlich erinnerst, hatten wir ja noch Kontakt als Du ein Teenager warst. Unsere Telefonate und Briefe waren auf Deutsch. Leider hat sich meine Krankheit sehr schnell verschlimmert, sodass ich erst ca. die Hälfte des Expeditionsberichts übersetzten konnte. Ich habe meinen Nachbarn und sehr guten Freund Pedro Ramirez gebeten, den Bericht weiter zu übersetzen. Pedro beherrscht die Deutsche Sprache auch recht gut. Vor ein paar Jahren hatte er mich gebeten, ihm Deutsch beizubringen. Er ist auch sehr sprachbegabt. Ich schreibe diesen Brief im Krankenhaus, und ich glaube, ich werde nicht mehr die Gelegenheit haben, Dir den Expeditionsbericht persönlich zu überreichen. Daher habe ich dies in mein Testament mit aufgenommen. Du bist der letzte Hernandez. Deswegen möchte ich, dass Du den Expeditionsbericht bekommst. Lies ihn und entscheide, was Du damit machst. Ich glaube, dass sich dahinter eine sehr wichtige Geschichte verbirgt, die aufgedeckt werden muss. Ich hatte leider nicht die Zeit und die Kraft dazu.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg auf den Spuren Deines Vorfahren Raul.


Deine Tante Maria

Die geheimnisvolle Erbschaft

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