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Frühmittelalter – Byzantiner, Franken und Slawen

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Den Ostgoten gelang es, bis ins Jahr 553 ihre Herrschaft zu behalten. Die Ursachen für den Untergang des Ostgotenreiches in Italien waren vielfältig und überwiegend auf die Ostgoten selbst zurückzuführen. Die Nachfolge Theoderichs stand auf schwachen Füßen, weil sein Enkel Athalarich unmündig war und seine Mutter Amalsuntha die Regentschaft ausübte. Als dieser 534 starb, setzte Amalsuntha Theodad als Mitregenten ein, der nichts Eiligeres zu tun hatte, als sie ermorden zu lassen. Er leitete damit eine Phase der Instabilität ein.

Ein anderes Problem bestand darin, dass die Ostgoten nur einen kleinen Teil der Bevölkerung Italiens ausmachten und auch wenig Interesse daran zeigten, auf die einheimische (römische) Bevölkerung zuzugehen. So hatte Theoderich etwa ein Heiratsverbot zwischen dem eigenen Volk der Goten und den Römern erlassen. Trennend war aber auch die Konfession. Auf der einen Seite standen die Goten als Arianer, auf der anderen die Römer mit ihrem katholischen Bekenntnis.

Konstantinopel hatte diese Situation längst erkannt und ein Kaiser mit der Tatkraft Justinians (reg. 527 – 565), der von einer Wiederherstellung des Römischen Reiches in seinen alten Grenzen träumte, nutzte die Lage aus. In langen, heftigen Kriegen (535 – 553) konnte Ostrom weite Teile Italiens zurückgewinnen, so auch Istrien.

Die byzantinische Renaissance – wenn man zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon von einem Byzantinischen Reich sprechen darf – fand ihren deutlichsten Ausdruck in zahlreichen Kirchenbauten in Istrien. Ein bedeutendes Beispiel ist etwa die Euphrasius-Basilika zu Poreč (s. S. 50).

Die Macht des Byzantinischen Reiches war gegen Ende des 6. Jhs. aber so geschwächt, dass die Langobarden 568 nach Istrien eindringen konnten. Weitaus problematischer war jedoch das Vordringen der Slawen und Awaren in das Byzantinische Reich. Dies zeigt die Belagerung Konstantinopels im Jahr 626, auch wenn diese nicht erfolgreich war.

Der byzantinische Kaiser Mauricus (reg. 582 – 602) erkannte, dass sein Reich einer grundlegenden Reform bedurfte. Für seine Territorien in Nordafrika und Italien, die er wohl als besonders gefährdet ansah, führte er eine neue Verwaltungsstruktur ein: das Exarchat. Der Amtsinhaber, der den Titel exarchos oder patricius et exarchus trug, war der direkte Vertreter des Kaisers und verfügte daher über umfassende Vollmachten. Dazu gehörten die Verwaltung, die Verteidigung, aber auch der Einfluss auf die Kirchenpolitik.

Die früheste Erwähnung des Exarchats von Ravenna, das in unserem Kontext eine wichtige Rolle spielt, fällt in das Jahr 584. Sowohl die ständigen Auseinandersetzungen mit den Langobarden als auch die Fokussierung auf eigene Interessen schwächten im 7. und 8. Jh. die Macht des Exarchen. Außerdem verlagerten sich die Interessen des byzantinischen Kaisers nach Süditalien. Im Jahr 751 eroberten die Langobarden schließlich Ravenna, was gleichbedeutend war mit dem Ende des Exarchats. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf Istrien, das ebenfalls langobardisch wurde.

Im Laufe des 8. Jhs. trat jedoch eine gänzlich neue Situation ein: Karl der Große (reg. 768 – 814) hatte 773/4 das Reich der Langobarden in Italien und den angrenzenden Gebieten erobert, nachdem er vom Papst um Hilfe gebeten worden war. Damit ergab sich ein Konfliktpotential zu den Awaren, die nun fränkisches Reichsgebiet bedrohten. In mehreren Feldzügen zwischen 791 und 796 konnte Karl die Awaren schlagen. Große Teile der von ihnen besiedelten Gebiete, so Istrien, gerieten unter fränkische Herrschaft. Organisatorisch gehörte Istrien ab 803 zur fränkischen Mark Friaul. Bedeutend für die weitere Geschichte Istriens sollten die Jahre 827 bis 829 sein, weil zunächst das Patriarchat von Aquileia die kirchliche Gewalt über Istrien erhielt und zum anderen die alte Mark Friaul aufgelöst wurde. Ersetzt wurde sie durch die Mark Aquileia.

Die Kaiserkrönung Karls zu Weihnachten 800 provozierte einen Konflikt mit Byzanz, das seinen Herrschaftsanspruch gefährdet sah. Erst im Vertrag von Aachen, der 812 geschlossen wurde, erkannte der byzantinische Kaiser Michael I. (reg. 811 – 813) Karl als Kaiser an. Dies kostete den Franken allerdings Venetien, Istrien und Dalmatien.

An der Zugehörigkeit Istriens zur Mark Aquileia sollte sich bis zur Schwelle vom Frühmittalter bis zum Hochmittelalter nichts ändern. Otto I. (ab 936 König und von 962 – 973 Kaiser) vergab die Mark im Jahr 952 an das durch seinen jüngeren Bruder Heinrich I. von 948 bis 955 regierte Herzogtum Baiern. Die heutige Schreibweise Bayerns wurde erst im 19. Jh. eingeführt. Dies war ein großer Vertrauensbeweis Ottos, hatte doch sein Bruder mehrfach versucht, die Macht im Reich an sich zu reißen und ihn zuletzt 941 sogar zu ermorden.

Auch der Nachfolger Heinrichs I., Heinrich II. – der Zänker (nomen est omen) – (reg. 955 – 976; 985 – 995) suchte den Konflikt mit dem Kaiser. Als Resultat seiner Bestrebungen wurde sein Herzogtum Baiern zerschlagen; u. a. entstand nun das Herzogtum Kärnten, das im Spätmittelalter für die istrische Geschichte eine wichtige Rolle spielen sollte.

Die 40 bekanntesten historischen und archäologischen Stätten in Istrien

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