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Im Verlauf der nächsten Tage stellten sich weitere Einzelheiten heraus. Lester Rodrigez, Eric Hernandez Mann fürs Grobe, der sich bislang strikt geweigert hatte, auch nur einen Ton zu sagen, gab zu, zusammen mit Cynthia Hernandez für die Verwanzung von Mister McKees Wohnung gesorgt zu haben. Der Ohrabdruck an der Tür gehörte zu Cynthia. Sie hatte Rodrigez für die Aufgabe angeheuert, weil der sich besser mit der Installation von Abhörtechnik und dem Öffnen von Türen auskannte. Sie hatte das Apartmenthaus unabhängig von Rodrigez betreten. Und da sie nicht vorbestraft oder erkennungsdienstlich behandelt worden war, hatte eine Computerabfrage der auf der Videoaufzeichnung sichtbaren Personen nicht ihren Namen ausgespuckt.

Rodrigez' Angaben nach hatten weder Ray Torillo noch Eric Hernandez etwas von dieser Aktion gewusst. Das war Cynthias Privatangelegenheit gewesen. Seiner Aussage nach hatte sie neben ihm gestanden, während er die Wanzen installierte und fotografiert.

Rodrigez hatte nicht nachgefragt, sondern sich über seinen Zusatzverdienst gefreut. Inzwischen wurde ihm die Sache zu heiß. Und auch wenn Cynthias Bruder Eric ihn dazu drängte, weiterhin zu schweigen, so wollte Rodrigez doch nicht länger als Cynthias Komplizin dastehen.

Der Einbruch in Mister McKees Wohnung war juristisch gesehen schließlich ein Fliegengewicht gegenüber einer mögliche Anklage wegen gemeinschaftlichem Mordversuch.

Cynthia war eine kranke Frau.

Sie litt unter schizophrenen Wahnvorstellungen. Letztlich hing ihr Schicksal von den Geschworenen ab. Aber es war sehr wahrscheinlich, dass sie den Rest ihrer Tage in Sicherheitsverwahrung verbringen würde.

Mister McKee fehlte genau einen Tag, um seine Schusswunden behandeln zu lassen.

Dann saß er bereits wieder in seinem Büro auf seinem Posten.

"Langes Herumliegen würde mir nur schaden", meinte er, als seine Sekretärin Mandy ihn darauf ansprach.

Niemand sah ihm an, dass unter seinem korrekten dreiteiligen Anzug einige Meter Verbandmaterial an Schulter und Oberschenkel zu finden waren. Nur die Krücken, die er notgedrungen benutzte, um das verletzte Bein nicht allzu sehr zu belasten, deuteten auf seine Verwundungen hin.

"Ich möchte möchte mich nochmal bei Ihnen beiden bedanken", sagte Mister McKee, während er mit Milo und mir allein im Büro war. "Diese Frau war zu allem entschlossen. Und beinahe hätte sie ihr Ziel auch erreicht... Aber aber auf eine Sache muss ich doch noch zurückkommen."

"Und die wäre?", fragte ich.

Mister McKee seufzte auf eine Art und Weise, mir klar machte, dass jetzt etwas Unerfreuliches kam.

"Ihnen ist doch klar, dass Sie eine Wohnung ohne rechtliche Grundlage betreten haben..."

"Gefahr im Verzug!", wandte Milo ein. "Dann dürfen wir überall hin!"

"Milo, das ist nicht Ihr Ernst! Diese Begründung zerfetzt Ihnen vor Gericht doch ein Jurastudent in der dritten Studienwoche! Da können Sie auch gleich behaupten, dass die Tür offenstand. Das wäre genauso wenig glaubwürdig!" Mister McKee lehnte sich zurück. "Ich weiß, wenn Sie das nicht getan hätten, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben. Und deshalb bin ich auch der Letzte, der Ihnen irgendeinen Vorwurf machen wird... Außerdem gehe ich davon aus, dass es nie herauskommen wird. Aber trotz alledem rate ich Ihnen, mit diesen Dingen vorsichtiger zu sein. Wenn Beweise auf unzulässige Weise erlangt wurden, kann das am Ende einen ganzen Prozess platzen lassen und der Täter geht straffrei aus!"

"Schon klar, Sir!", sagte ich.

"Ich hatte wirklich geglaubt, dass Alexandra Berringer es auf mich abgesehen hatte..." Er schüttelte mit nachdenklichem Gesicht den Kopf. "Ich war mir sicher!"

In diesem Moment meldete sich Mandy über die Gegensprechanlage.

"Agent Clive Caravaggio möchte Sie sprechen, Sir..."

"Stellen Sie durch, Mandy. Auf Apparat 2."

"Nein, nein, Sir. Sie haben mich missverstanden. Agent Caravaggio steht hier neben mir. Er meldet sich zum Dienst."

"Ich denke, der ist erst nächste Woche wieder fit!"

Jetzt meldete sich Clives Stimme. "Sir, hier Caravaggio..."

"Kommen Sie rein!", brummte Mister McKee.

"Scheint so, als hätte Clive sich seinen Vorgesetzten zum Vorbild genommen", meinte ich grinsend.

Clive betrat das Büro.

"Was machst du denn schon hier? Ich dachte, die Schwestern im St. David's Hospital seien so nett", feixte Milo.

Clive verzog das Gesicht.

"Sind sie auch", meinte der flachsblonde Italo-Amerikaner.

"Aber unglücklicherweise haben die meisten von ihnen den Grundsatz, sich nicht mit Patienten einzulassen... Aber jetzt bin ich ja kein Patient mehr!"

Milo und ich lachten.

Und Mister McKee schmunzelte verhalten.

ENDE

Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis

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