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2. Der Anfang der Reise
ОглавлениеAm nächsten Tag, hasteten Ajasa und die restliche Reisegemeinschaft viele Male durch die Hallen und Flure des Teju Palastes. Sie mussten überlegen, was sie alles mitnehmen sollten, denn sie hatten vor nur leichtes Gepäck bei sich zu tragen. Bis kurz vor dem Mittagessen waren sie damit beschäftigt. Es gab ein letztes köstliches Mahl und danach ging Ajasa zu den Pferdeställen. Sie sattelte ihr Pferd Persephone, ein kraftvolles schwarzes Tier und befestigte ihre Taschen am Sattel. Kurz darauf ging sie in ihr Zimmer und zog sich um. Mit einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel, begutachtete sie sich noch einmal. Sie trug braune Lederstiefel mit goldenen Schnallen, eine dunkle Hose und eine weiße Bluse mit weiten Ärmeln, darüber ein braunes mit goldenen Blumen besticktes Mieder. Langsam ging sie zu den Ställen zurück. Dort wartete sie auf die anderen. Da ihr noch ein wenig Zeit blieb, befestigte sie ihr Schwert und hängte sich die Kette von Ithandil um den Hals. Pfeile und Bogen, waren bereits am Sattel festgemacht. Ithandil, Sly, Glorien und Daron erschienen einen Moment später. Glorien war wie immer gekleidet. Er trug dunkle bequeme Stiefel eine dunkle Hose und ein grünes Hemd. Gerade befestigte er die Schnalle seines Reiseumhangs, als er bei Ajasa eintraf. Sly hatte sich für einen beigen Faltenrock und eine weiße dünne Bluse, dazu ein ähnliches Mieder, wie Ajasa es trug und ihren Umhang entschieden. Sie war so in Eile gewesen, dass sie sich während des Laufens, hüpfend ihren linken Stiefel anzog. Daron hatte sein Schwert am Gürtel befestigt und trug ein schlichtes schwarzes Lederwams und ein dunkles Hemd darunter. Seine Stiefel wirkten ziemlich abgenutzt und sein dunkelgrüner Umhang, sah sehr alt aus. Tatsächlich schienen seine braunen Hosen, als einziges neu an ihm zu sein. Ithandil sah wie immer, tadellos aus… „Habt ihr eure Pferde fertig? Gut, dann lasst uns aufbrechen. Wir sollten den Baradel besser erreichen, bevor es dunkel wird.“, sagte Ithandil und stieg auf sein Pferd. „In Ordnung, das müssten wir schaffen.“, entgegnete Daron nickend. Sie bestiegen ihre Pferde und ritten los. Nach einigen Stunden, wurde Aldan mit seinen hohen Türmen und Häusern immer kleiner. Ithandil ritt mit Sly und Glorien voraus und Daron bildete den Schluss. Ajasa genoss den Wind, der ihr Gesicht streifte. Sie überlegte, was von ihr erwartet wurde. Trug sie die Aja überhaupt in sich? Und wenn es so war, was musste sie tun, um Aradon vor einem weiteren Krieg zu retten? Im Grunde wurde ihr klar, dass sie nur ein paar Geschichten und Aufzeichnungen kannte, aber über den Krieg wusste sie gar nichts. Auch wenn die Aja mächtig war, wie konnte sie diese Macht einsetzen? Sie hoffte, Lianel würde ihr ein paar Antworten geben können. Doch bis Ajanis, war es noch weit. Daron musste ihre Gedanken erraten haben, denn nach einer Weile wandte er sich ihr zu. „Mach dir nicht so viele Gedanken Ajasa. Wenn du die Aja bist, kannst du Aradon den Frieden zurück bringen. Es muss einen wahnsinnig machen, darüber zu grübeln, ob man nun auserwählt wurde oder nicht. Glaub mir, ich verstehe das. Deine Mutter und Nuriel würden es ebenfalls verstehen. Da ist noch eine Sache, die du wissen musst. Ich bin auf dem Weg nach Aldan einem Fremden begegnet. Er erzählte von einer Person in Aldan, die die Aja sein muss. Und er sprach von deiner Mutter. Dieser Fremde wusste auch über Nuriels Schicksal Bescheid. Er wusste Dinge, die niemand wissen konnte. Achte auf dich, dieser Kerl weckte in mir Gedanken und Gefühle, die ich in der dunkelsten Ecke meines Herzens verborgen hielt. Und ich habe das Gefühl, ihn nicht zum letzten Mal gesehen zu haben…“, sagte er ernst. Ajasa schwieg nachdenklich. Dann nickte sie. „Ich achte schon auf mich. Später seid ihr beide ja noch bei mir.“ Es dämmerte bereits und die Sonne war im Begriff unterzugehen. In diesem Teil des Landes der Lithoniel, standen keine Wohnhäuser. Es gab auch nur eine Hauptstraße, die direkt nach Aldan führte und nah bei der Stadt wie eine Allee wirkte. Die Landschaft um sie herum, bestand aus grünen Feldern mit Mohnblumen und vielen glitzernden Seen in der Nähe. Der Baradel war ein reißender Fluss, welcher rings herum von dunkelgrünen Wäldern umgeben war. Sie hatten keine Pause eingelegt, weil sie so spät aufgebrochen waren. Die Dunkelheit legte sich wie ein Schleier über sie. Undurchsichtiger Nebel zog auf. Als der Nebel ziemlich dicht über dem Boden lag und sie keinen Meter weit sehen konnten, stiegen sie ab. Ithandil verschränkte die Arme vor der Brust. „Also, was sollen wir tun, den Baradel bei diesem Nebel überqueren oder hier lagern? Es ist gefährlich in diesem Nebel und mir gefällt die Sache nicht.“, sagte er. „Etwas ist in diesem Nebel…glaube ich.“, meinte Sly. „Ich bin dafür, wir wagen uns über den Baradel, in diesem Nebel zu rasten gefällt mir nicht.“, stimmte Glorien zu. „Ajasa, was meinst du?“, fragte Ithandil. „Bei diesem Nebel…Über dieses Gewässer? Wir würden uns den Hals brechen. Die Strömung scheint sehr stark zu sein. Mir gefällt es hier zwar auch nicht, aber…ich für meinen Teil, würde lieber über den Fluss wenn es hell ist.“, antwortete sie unentschlossen. Daron sah die anderen an und nickte. „Ich bin der gleichen Meinung, wie Ajasa. Lasst uns morgen über den Fluss. Ansonsten, werden wir uns zusammen mit den Pferden das Genick brechen.“, warf er ein. Ithandil war unschlüssig. Glorien schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Auch Sly schien nicht glücklich mit dieser Entscheidung zu sein. „Ich sehe ein, dass es zu riskant ist. Wir werden hier rasten und morgen bei Tagesanbruch den Baradel überqueren. Ladet eure Sachen von den Pferden und bindet sie an den Bäumen dahinten fest. Ajasa und Daron, werden bei den Pferden bleiben. Und wir anderen suchen Feuerholz. In Ordnung?“, fragte Ithandil. Alle nickten zustimmend. Am Waldrand luden sie ihre Sachen von den Pferden ab, banden sie an ein paar Bäumen fest und teilten sich auf. Daron kümmerte sich um die Pferde, während Ajasa den Proviant vor sich ausbreitete. Als die anderen nach einer Stunde nicht wieder auftauchten, begannen sie sich Sorgen zu machen. „Was kann passiert sein? Meinst du sie finden den Rückweg nicht?“, fragte Ajasa besorgt. „Ich weiß nicht, aber…“, Daron sprach nicht weiter und blickte schnell zu Ajasa. Sie nickte ihm erschrocken zu. Denn auch sie, hatte den Schrei gehört. Ein zweiter zerriss die Stille im Lager. „Bleib hier!“, rief Daron, zog sein Schwert und rannte in den Wald. „Warte!“, rief Ajasa ihm hinterher, doch er war schon zu weit entfernt. Hastig schlug er die herabhängenden Äste beiseite und lauschte auf ein Zeichen der anderen. „SLY? GLORIEN? ITHANDIL? HÖRT MICH JEMAND VON EUCH? WO SEID IHR?“, rief er, doch er erhielt keine Antwort. Dann hörte er wieder einen Schrei, grauenhaft verzerrt, ein tierisches Geheul. Kurz darauf vernahm er ein Knurren. Er umfasste den Griff seines Schwertes fester und trat langsam zwei Schritte vorwärts. Im nächsten Moment, riss ihn jemand ins Gebüsch. Es war Glorien. Er hielt einen Finger vor die Lippen und bedeutete Daron still zu sein. Darons Herz schlug schnell und sein Atem erschien ihm, als verräterisches Geräusch. „Was machst du hier? Und wo ist Ajasa?“, flüsterte Glorien. „Sie ist bei den Pferden. Ihr seid nicht zurückgekommen und dann hörten wir diesen Schrei. Was ist denn überhaupt los?“, fragte Daron ebenso leise. „Wir haben uns in diesem verdammten Nebel verloren. Ich weiß nicht, wo Sly und Ithandil sind. Diese Schreie…stammen nicht von einem Menschen.“, antwortete er. Sie hörten Äste knacken, ganz in der Nähe ihres Verstecks….Beide hielten den Atem an. Als die Geräusche sich entfernten, atmeten sie erleichtert aus. „Was immer das war, es ist weg. Komm wir sollten…“, setzte Daron an und zuckte zusammen, ebenso wie Glorien. „HILFEE! EST NY FAH AT MERION KARAR ME YLION!!!“, es war ein Dialekt der alten Sprache, die die Lithoniel benutzten. „Ajasa!!!“, stieß Glorien hervor und rannte zum Waldrand. Daron hielt sich dicht hinter ihm. Als sie den Waldrand erreichten, stießen Sly und Ithandil aus den dicht beieinander stehenden Bäumen zu ihnen. „Was ist denn passiert? Du warst auf einmal verschwunden. Und dann hörten wir diese Schreie! Und was machst du eigentlich hier Daron? Du solltest doch bei…Oh Gott, Ajasa!“, rief Ithandil außer Atem. „Hinter dir!“, schrie Daron und deutete auf Sly, die sich verwundert umdrehte und dann einen Schrei ausstieß. Sie wich zur Seite, denn hinter ihr war eine Kreatur. Sie war unfassbar groß und aus ihrem Maul troff der Speichel, während sie die Zähne bleckte und bedrohlich knurrte. „Lunaris! Schnell, lauft zu den Pferden!“, rief Daron. Aber Sly, Ithandil und Glorien waren wie erstarrt. „Aber…“, setzte Glorien an. „Lauft!!! LOS VERSCHWINDET!“, schrie Daron ihn an. Danach rannten sie und Daron stürmte der Kreatur mit erhobenem Schwert entgegen. Es war weiter zurück zu ihrem Lager, als sie anfangs erwartet hatten. Der dichte Nebel, hatte sie getäuscht. Sie rannten immer noch, ganz außer Atem, als Sly stolperte und hinfiel. Glorien und Ithandil blieben stehen, halfen ihr auf und liefen weiter. Im gleichen Moment, lieferte Daron sich einen erbitterten Kampf mit der Bestie. Ajasa versuchte die bedrohlichen Kreaturen abzuwehren, als diese immer näher kamen. Aber nach ein paar Minuten, war sie entwaffnet und verletzt. Die Klauen der Bestien, waren messerscharf und schnitten schmerzhaft ins Fleisch. Sie wich zurück, um etwas Abstand zwischen sich und die Kreaturen zu bringen. Fünf dieser Monster, standen ihr gegenüber. Sie hob angestrengt ihren verletzten Arm und die Bestien blieben erstarrt stehen. Ajasa war sich sicher, dass sie damit nur ein wenig Zeit heraus geschlagen hatte. Der Zauber, würde sie nicht lange aufhalten. Deshalb rannte sie so schnell, wie sie konnte. Nach ein paar Sekunden war der Zauber von den Bestien gewichen und sie nahmen die Verfolgung auf. Ajasa rannte so schnell es ging, aber die Monster kamen immer näher. Sly, Glorien und Ithandil, hatten das Lager erreicht… Sie sahen Ajasas Schwert und viel Blut. „Oh mein Gott…Ajasa. Wir müssen sie sofort suchen!“, schrie Glorien, der schwer um seine Fassung kämpfte. So rannten sie weiter, einen Abhang nahe am Fluss hinunter. Von weitem sahen sie die fünf Bestien, die einen kleinen Schatten verfolgten. „Dort unten! Ala nytre lenom neret pospha et ner rion sherm erhel egdiy lion emai!”, rief Ithandil. Sein Zauber, traf eine der Kreaturen und ließ sie zu Asche zerfallen. Auch Sly sprach ihre Zauber und traf eine weitere Kreatur. Doch die anderen drei Bestien, waren bereits zu weit entfernt. Ajasa stürzte und lag auf dem Boden. Ein panischer Schluchzer entrang sich ihrer Brust und sie versuchte hektisch wieder aufzustehen, rutschte aber weg. Für einen weiteren Versuch, blieb ihr keine Zeit mehr, denn die Bestien waren direkt über ihr. Ajasa schloss die Augen und durchlebte immer wieder einen Gedanken. „Ich werde hier sterben.“Daron rannte zu seinen Reisegefährten. Er war blutverschmiert und seine Kleider waren zerrissen. Sofort erkannte er die Situation und hielt nicht einmal bei ihnen an, um irgendwelche Fragen zu stellen. Ein einziger Gedanke, jagte ihm durch den Kopf: „Nicht auch noch sie! Ich muss mich beeilen! Diesmal nicht!“ Ithandil und die anderen, versuchten ihn einzuholen, aber Daron war einfach zu schnell. Ajasa hatte die Augen fest zusammen gekniffen und hielt die Kette von Ithandil umklammert. Ein Flimmern fuhr durch die Luft und zwei der Bestien, zerfielen zu Asche. Die letzte Bestie, beugte sich so dicht über Ajasa, dass sie ihren stinkenden Atem riechen konnte. Sie hörte ein Knurren und dann….Dunkelheit.Die Bestie, setzte ihre Reißzähne an ihre Kehle und wollte gerade zubeißen, als Daron auf ihren Rücken sprang und sein Schwert tief in ihren Körper stieß. Sie zerfiel zu Asche, wie die Übrigen. Daron kniete sich neben Ajasa und beugte sich über sie. Dann hob er sie sanft vom Boden hoch und trug sie behutsam den Hügel hinauf. Sie war bewusstlos und wimmerte im Schlaf. Nach einigen Sekunden, lag sie schlaff in seinen Armen. Ithandil und Glorien kamen ihm entgegen. Sly, die leichenblass war, folgte ihnen. „Daron! Was ist mir ihr? Ist sie…nein oder?“, fragte Ithandil leise. Daron schüttelte den Kopf und ging ohne ein weiteres Wort zu ihrem Lager. Die anderen folgten ihm. Er legte sie vorsichtig auf einer der Decken ab und machte ein Feuer aus dem Holz, was Ithandil und Sly fallen gelassen hatten. Er lehnte sich an einen Baumstamm und begutachtete seine Verletzungen. Bisher hatten die anderen drei ihn nur sprachlos angestarrt. Sly jedoch, war die Erste, die das Wort ergriff. „Was bei Elendar war das? Sag mir, was mit Ajasa geschehen ist.“, verlangte sie. Daron seufzte leise. „Das, was ihr da gerade gesehen habt, waren Lunaris. Ich hatte keine Ahnung, dass es hier welche gibt. Die Lunaris, sind gefährliche Bestien. Wer durch sie schwer verletzt wird, stirbt nicht. Er verwandelt sich in eine von ihnen…Fast immer, den Tod bringen sie nur selten, auch wenn das gnädiger wäre, als eine verabscheuungswürdige Kreatur wie sie zu werden. Diese Verwandlung…Das ist mit meinem Bruder geschehen, denn wir haben seine Leiche nie gefunden. Es ist sogar möglich, dass er bereits von jemandem getötet worden ist. Sie hatten damals ein Dorf nahe bei Islar vollkommen ausgelöscht und ihr Rudel wächst stetig. Ihr Atem betäubt ihre Opfer, damit sie keine Probleme damit haben, ihnen in die Kehle zu beißen. Keine Sorge, so schwere Verletzungen hat sie nicht.“, erklärte er leise und deutete auf Ajasa. „Ich erinnere mich…Die Ixion haben diese Wesen im Krieg eingesetzt. Jeder, der von ihnen gebissen wurde oder eine tiefe Wunde erhielt, verwandelte sich in eine neue Bestie, die sie kontrollieren. Allerdings dachte ich, es gäbe nicht mehr viele. Und schon gar nicht so nah an der Stadt. Das gefällt mir nicht…Erst dieser Späher und jetzt diese Sache.“, sagte Ithandil leise und rieb sich nachdenklich die Schläfen. „Es kann sein, dass sie sich morgen wenn sie aufwacht, nicht an den heutigen Abend erinnert, eine Nebenwirkung des stinkenden Atems von diesen Kreaturen. Aber morgen wird es ihr besser gehen.“, sagte Daron, während er Ajasa versorgte und ihre Wunden verband. Als er damit fertig war, lehnte er sich erschöpft an den Baum. Ithandil musterte Daron, der sich verkrampft die Wunde an seinem Bauch zuhielt. „Komm ich heile deine Wunden.“, sagte er. Doch die Wunden heilten nicht, sie schlossen sich nicht richtig. Ithandil zog die Brauen zusammen. „Seltsam…so schwer verletzt bist du doch gar nicht. Oder kann es sein, dass….“, flüsterte er beunruhigt und starrte Daron an. Daron schlug wütend seine Hand weg. „Nein Ithandil ich werde keine von diesen Kreaturen! Wenn ich so eine Wunde erhalten hätte, wärt ihr bereits tot…oder Schlimmeres. Verstanden? Gib mir ein Stück Stoff und ich verbinde es. Wenigstens, hast du die Blutung gestoppt. Schlaft ein wenig, ich halte Wache für die wenigen Stunden bis Sonnenaufgang.“, sagte Daron bestimmt und drückte den Stofffetzen von Ithandil auf seine Wunde. Als die anderen schliefen, griff Daron in seine Tasche und holte eine kleine Flasche heraus. Er trank daraus und verzog angewidert seinen Mund. Er biss die Zähne zusammen, bemüht keinen Laut von sich zu geben, der die anderen wecken konnte. Die Flüssigkeit brannte wie Säure und schien ihn innerlich zu verbrennen. Angestrengt, verkrampfte er seine Hände…Nach ein paar Minuten, entspannten sich seine Züge langsam. Er kroch zu Ajasa und legte ihr seine Hand auf die Stirn. Sie war eiskalt und er zog seine Hand zurück, griff nach einer Decke und legte sie über Ajasa. Die Flasche verstaute er wieder in seinen Sachen. Ajasa träumte. Sie sah vor sich eine dieser Bestien und sich selbst gegen eine Wand gepresst. Panisch und unfähig sich zu rühren starrte sie die Kreatur entsetzt an. Tropfend rann der Speichel aus dem weit aufgerissenen Maul der Bestie und sie stieß einen grauenhaften Schrei aus, dem ein bedrohliches Knurren folgte. Ajasas Beine zitterten und sie wusste nicht, wie lange sie sie noch tragen würden. Dann sah sie Daron mit erhobenem Schwer zwischen sich und die Bestie springen. Er riss einen Teil seines Hemdes beiseite und ein dunkles Brandmal offenbarte sich darunter. Das Monster stieß ein Grollen aus und stürzte sich auf ihn…Abrupt fuhr sie aus dem Schlaf und sah sich hektisch um. Die Sonne ging gerade auf und tauchte alles in ihr orangefarbenes Licht. Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag und sie setze sich vorsichtig auf. Sie verzog kurz das Gesicht und betrachtete die Verbände an ihrem Bauch, Armen und Beinen. Alle schliefen noch, außer Daron, der die ganze Nacht Wache gehalten hatte. „Ah, du bist wach. Wie geht es dir?“, fragte er leise, um die anderen nicht zu wecken. Ajasa zuckte ratlos mit den Schultern. „Es geht schon. Hin und wieder zieht es ein wenig unangenehm an meinem Arm. Was ist gestern geschehen? Ich erinnere mich nicht richtig.“, sagte sie und sah ihn beunruhigt an. „Wir wurden angegriffen, von den Lunaris. Es war ziemlich knapp…Aber ich bin erleichtert, dass es dir gut geht.“, antwortete er mit einem müden Lächeln. Sie musterte ihn. „Du wurdest verletzt!“, bemerkte sie entsetzt. Er tat es mit einem Kopfschütteln ab. „Das ist nichts. Ich habe schon Schlimmeres erlebt.“, meinte er. „Danke, das du mein Leben gerettet hast.“, sagte Ajasa etwas zurückhaltend. Nach etwa einer halben Stunde, wachten auch Sly, Ithandil und Glorien auf. Ithandil musterte Daron besorgt. „Immer noch ein Mensch.“, sagte Daron hitzig. „Das sehe ich. Und ich bin froh darüber.“, sagte Ithandil erleichtert. Sie fragten Ajasa nach ihrem Befinden und waren alle mehr als erleichtert, dass es ihr gut ging. Sie packten nach einem schnellen Frühstück ihre Sachen und suchten danach die Pferde, die sich vergangene Nacht losgerissen hatten. Als sie die Tiere gefunden hatten, suchten sie einen Weg über den Baradel, der bei Tageslicht um einiges weniger bedrohlich aussah. Auf der anderen Seite, setzten sie ihren Weg fort. Die nächsten zwei Tage blieben ruhig und sie genossen das Wetter auf ihrer Reise. Doch keiner von ihnen, schien zu bemerken, wie angespannt und schweigsam Daron seit dem Zusammentreffen mit den Lunaris geworden war. Die Landschaft, wurde zunehmend verwilderter. Man konnte kaum noch die Straße zwischen dem hohen Gras erkennen. Die Bäume bogen sich knarrend im Wind und sie vernahmen die Anwesenheit von dutzenden Tieren. Die Wildblumen auf den Feldern, standen in voller Blüte und würden bald dem Herbst und dann dem Winter Platz machen. Nach einigen Stunden stiegen sie ab und rasteten an einem glitzernden See. Dort aßen sie eine Kleinigkeit. „Morgen werden wir die Grenze erreichen. Dann seid ihr auf euch allein gestellt…“, meinte Ithandil mit einem Lächeln und trank einen Schluck. Ajasa nicke und biss von ihrem Brotlaib ab. „Und von dort aus, sind es ungefähr drei bis vier Wochen nach Ajanis richtig?“, fragte sie. „Das stimmt. Passt bloß auf euch auf. Diese Reise, wird alles andere als leicht.“, ermahnte sie Sly. Ajasa lächelte. „Ich habe doch zwei großartige Beschützer. Fast wie eine Leibgarde, findest du nicht?“, witzelte sie gut gelaunt. Glorien musste lachen. „Wir werden schon auf dich aufpassen. Nicht wahr Daron?“, fragte er grinsend. Daron nickte ernst. „Ja auf jeden Fall. Macht euch keine Sorgen.“, sagte er mit dem Ansatz eines Lächelns um die Mundwinkel. Sie setzten ihre Reise fort. Ajasa wurde müde und ihre Augen begannen zu brennen. Dennoch ritten sie weiter und sie beschwerte sich nicht. Sie überquerten eine schmale Holzbrücke, die über einen kleinen rauschenden Fluss führte. Seit Stunden, hatten sie keine Menschenseele mehr gesehen. Allerdings auch nichts von den Lunaris, dachte Daron erleichtert. Es begann zu dämmern und sie waren ein gutes Stück weiter gekommen. Bei einer Weggabelung hielten sie an. „So, für heute reicht es erst mal würde ich sagen. Morgen müsst ihr Richtung Nordosten reiten, dann seid ihr bald in Ajanis. Du musst Lianel unbedingt meinen Gruß überbringen Ajasa.“, meinte Ithandil. Ajasa setzte ihre Tasche ab. „Schade, dass sich morgen unsere Wege trennen. Passt auf euch auf, wohin euer Weg euch als nächstes führt. Gebt auf euch Acht. Wo reitet ihr eigentlich als nächstes überhaupt hin?“, fragte Ajasa neugierig. „Zu ein paar Freunden von mir. Ich muss mich mit ihnen beraten, was nun zu tun ist. Und ich möchte wissen, ob sie etwas Neues von den Ixion wissen. Irgendwann, werden wir wieder zu euch stoßen. Glaube mir, wenn das Ende kommt, werden wir bei dir sein, es sei denn uns wäre ein anderes Schicksal bestimmt. Aber hab Vertrauen, selbst Echeraz könnte uns am Ende nicht von dir fernhalten.“, sagte er bestimmt. Sie redeten noch eine Weile und gingen dann schlafen. Als Ajasa am nächsten Morgen erwachte, waren Sly und Ithandil bereits fort. Daron sattelte sein Pferd und Glorien suchte die restlichen Sachen zusammen. „Morgen…“, sagte Ajasa müde. Sie hatte unruhig geschlafen. „Guten Morgen Ajasa.“, Glorien gut gelaunt. Sie würde nie verstehen können, wie man um diese Uhrzeit so gute Laune haben konnte. Daron nickte ihr zu. Ajasa sah sich um. „Sind die anderen schon weg?“, fragte sie überrascht. „Ja seit ungefähr zwei Stunden, wir haben dich nicht geweckt, weil wir dachten, du wirst deinen Schlaf brauchen und außerdem haben sich Sly und Ithandil ja schon gestern Abend verabschiedet.“, meinte Daron. Eine halbe Stunde später ritten sie zunächst ostwärts. Nach einiger Zeit, erreichten sie ein kleines Dorf, in dem sie ihren Proviant auffrischen wollten. Sie stiegen ab und führte ihre Pferde an den Zügeln. Die Straßen waren verlassen. Verwundert blieben sie auf dem kleinen Dorfplatz stehen. „Wo sind denn die Einwohner?“, fragte Ajasa verwirrt. Daron zog sein Schwert. „Ich weiß es nicht.Bleibt hier, ich werde der Sache auf den Grund gehen. Ich bin in ein paar Minuten wieder da.“, sagte er und drehte sich um. Glorien hatte seinen Bogen gespannt und den Pfeil zunächst noch locker auf der Sehne aufliegen und musterte angespannt die Dächer der Häuser. „Das gefällt mir nicht.“, murmelte er. Zur gleichen Zeit, schritt Daron durch das Dorf. Er durchsuchte jedes Haus, fand aber kein Lebenszeichen der Bewohner und kehrte dann langsam, kopfschüttelnd zu Ajasa und Glorien zurück. „Findest du das nicht merkwürdig, man hört keinen Vogel zwitschern.“, stellte Ajasa fest. „Das ist auch kein Wunder. Dieses Dorf ist tot, verlassen. Kein einziges Lebewesen ist hier.“, sagte eine Stimme hinter Ajasa. Glorien und Ajasa drehten sich erschrocken um und erblickten Darons düsteren Gesichtsausdruck. „Mmmh, das ist seltsam. Lasst uns erst mal unsere Kleidung wechseln und die Vorräte auffrischen ok?“, fragte Glorien. Die anderen beiden nickten. Ajasa besorgte sich neue Kleider, da ihre zerrissen und blutig waren und ein Paar neue Stiefel. Glorien steckte einen neuen Köcher mit Pfeilen zu seinem Bogen an dem Sattel seines Tieres. Daron hingegen, kleidete sich ganz um, denn seine Sachen waren in einem noch schlimmeren Zustand als Ajasas. Seine zerfetzten und blutigen Sachen warf er beiseite. Als sie sich nach einer Stunde wieder auf dem Dorfplatz trafen, war Daron nicht mehr wieder zu erkennen. Seine Kleidung glänzte und er schien sehr zufrieden mit seiner Wahl zu sein. Seine neuen Stiefel waren bequem und das neuere Lederwams saß perfekt. Mit noch prächtigeren Gewändern, hätte er wie ein König ausgesehen. „Wir sollten jetzt fort von hier. Dieser Ort ist mir nicht geheuer. Es scheint so, als hätten die Bewohner es Hals über Kopf verlassen.“, sagte Glorien ernst. Daron pfiff laut und anerkennend, als er Ajasa erblickte. „Gut siehst du aus.“, sagte er und lächelte. Sie trug ein kurzes hellblaues Kleid und dazu passende Strümpfe und Stiefel. Ihr Schwert hatte sie an einer Schlaufe an der Seite des Kleides festgebunden. „Danke, aber ich finde auch wir sollten schnell von hier verschwinden.“, gab sie lächelnd zurück. Die Kette von Ithandil schimmerte im Augenblick golden. Der Anhänger hatte die Form eines Sterns und war mit kleinen Edelsteinen verziert. Sie ritten schnell fort und nach einer halben Stunde, war das Dorf schon nicht mehr zu sehen. Die Sonne wurde von dichten grauen Wolken verdeckt. Sie reisten die nächsten paar Tage, ohne einem Menschen zu begegnen. Die Straße, hatten sie hinter sich gelassen und sie folgten jetzt einem schmalen Trampelpfad. Er führte dicht an einem Wald vorbei, dessen Blätter rot und golden schimmerten. Als es dunkel wurde, rasteten sie. Glorien und Daron wollte auf die Jagd gehen und Ajasa bereitete ein Feuer vor. Mühsam schlug sie zwei Feuersteine gegen einander und versuchte ein Feuer zu verursachen. „Ach verdammt, bei Glorien sieht das immer so leicht aus… Da hilft wohl nur ein Zauber.“, sagte sie genervt, als sie die Geduld verlor. Sie hielt die Hand über das Holz und sprach ein paar gut überlegte Worte. Einen Augenblick später, züngelten Flammen empor. „Sehr gut. Jetzt muss ich nur noch auf die anderen warten.“, sagte sie lächelnd. Doch die gute Laune verflog, als sie nach zwei Stunden immer noch nichts von Daron und Glorien gehört hatte. Sie betrachtete den Anhänger, der nun rot schimmerte. Gedankenverloren schaute sie in die Flammen und wartete weiter. Etwas ungehalten, aber zufrieden kamen Daron und Glorien nach einer Weile zurück. „Warum habt ihr so lange gebraucht?“, fragte Ajasa leicht verärgert, als sie die beiden sah. Glorien verdrehte die Augen. „Daron wusste nicht, wo er am besten die Fallen aufstellen soll…“, bemerkte er amüsiert. Daron zuckte mit den Schultern. „Na und wenn schon. Hat doch alles funktioniert oder nicht?“, fragte er zufrieden und hielt zwei Kaninchen hoch. Sie aßen gemütlich und legten sich dann schlafen. Bei der angenehmen Wärme des Feuers schliefen sie rasch ein. Der Rauch des Feuers legte sich zunächst auf die Reisenden, bevor er zum Himmel aufstieg. Nebel bildete sich. Ajasa wurde unruhig und schreckte aus dem Schlaf. Glorien schlief fest und regte sich nicht, abgesehen von seinem regelmäßigen Atmen. Daron aber…war verschwunden. Verwundert setzte Ajasa sich vollends auf. „Wo ist er denn jetzt? Mmmh, schlafen kann ich im Augenblick sowieso nicht mehr. Ich werde ihn suchen. Glorien schläft so fest, der bekommt das gar nicht mit.“, dachte Ajasa. Sie ging ein Stück am Waldrand entlang und der Weg wurde felsiger. Sie stieg auf einen Hügel aus aufgeschütteten Steinen und sah ein felsiges Tal unter sich. In der Dunkelheit konnte sie nicht viel erkennen. Sie kniff die Augen zusammen und spähte durch die Dunkelheit. Ihr Anhänger leuchtete auf und Ajasa beschlich auf einmal ein ungutes Gefühl. Sie beschloss umzukehren und am Lager auf Darons Rückkehr zu warten. Sie kletterte den Steinhügel hinunter und sprang den letzten Meter auf den Weg. Der Mond schien außergewöhnlich hell und Ajasa dachte, es müsste Vollmond sein. Sie erreichte das Lager, aber Daron war immer noch nicht zurück. Allerdings konnte Daron auf sich selbst aufpassen. Ajasa beschloss bis zum nächsten Morgen zu warten, schlief dann aber doch schnell wieder ein. Am nächsten Morgen, fand sie Daron neben sich schlafend. Sie setzte sich auf und beschloss erst einmal Frühstück zu machen. Wenige Minuten darauf, rieb Daron sich verschlafen seine Augen. „Wo warst du gestern Nacht? Ich hab dich gesucht.“, sagte Ajasa. Daron hielt mitten in der Bewegung inne und sah sie überrascht an. „Du…hast mich gesucht? Stell dir vor Lunaris wären gekommen! Du kannst hier doch nicht mitten im Wald nachts um diese Stunde ohne Begleitung herumspazieren. Ich konnte nicht schlafen, das kommt öfter vor. Mach dir also keine Gedanken und lauf nicht mitten in der Nacht allein herum, okay?“, fragte er. Ajasa zuckte mit den Schultern. „Ja ist schon gut.“, meinte sie. Glorien, war inzwischen auch aufgewacht. „So spät schon! Warum hat mich keiner geweckt, es gibt ja schon Frühstück!“, rief er. Ajasa musste lachen und Daron schüttelte ungläubig seinen Kopf. Die drei aßen und folgten dann dem Weg, der durch die spitzen Felsen zu ihrer Rechten markiert wurde. Nach ein paar Minuten, erreichten sie die Stelle, wo der Steinhügel stand, auf den Ajasa die Nacht zuvor geklettert war. Sie berieten sich und nach einer Weile entschieden sie sich dazu, eine Senke weiter unten zu durchqueren. Dies war ein leichterer Weg für die Pferde. Vor sich, sahen sie ein von Felsen umgebenes Tal. Der Weg auf dem sie ritten, war steinig und uneben. Sie ritten einige Stunden, aber die kalte tote Felslandschaft, änderte sich nicht. Als sie auf dem kalten Boden eine Kleinigkeit aßen und redeten, hörten sie den Schrei eines Vogels. Ein silberner Falke flog auf die Reisenden zu. Glorien streckte einen Arm aus und der schöne Vogel landete ohne zu zögern. „Elindian! Mein Freund! Was tust du hier Kleiner?“, frage Glorien. Der Vogel stieß einen freudigen Ruf aus. Glorien lächelte und streichelte liebevoll den Kopf des Vogels. Daron und Ajasa betrachteten ihn interessiert. „Ein Freund von dir Glorien?“, fragte Ajasa lachend. „Oh ja. Das ist Elindian. Er hat mich schon oft begleitet.“, sagte er mit fröhlicher Stimme. Er fütterte den Vogel und bemerkte dann einen Zettel an dessen Fuß. Das Lächeln wich aus seinem Gesicht und er runzelte die Stirn. Immer noch überrascht, nahm er ihm den Zettel ab. „Was ist los Glorien?“, fragte Ajasa. Zunächst antwortete er nicht. „Es…es ist eine Botschaft. Seltsam.“, antwortete er langsam. Der Vogel flatterte auf seine Schulter, nachdem er von dem Zettel befreit worden war. Glorien entrollte ihn und begann zu lesen. Er stutzte und las ihn dann ein weiteres Mal. „Ich…muss euch verlassen. Das hier ist eine Nachricht von Ithandil. Ich soll etwas für ihn überprüfen…Ich frage mich, ob alles in Ordnung bei ihnen ist. Hier lies selbst.“, forderte er sie auf und reichte Ajasa den Zettel. Daron las über ihre Schultern mit.Mein teurer Freund,ihr müsstet jetzt auf der Höhe der Felspassage sein, denke ich. Ich hoffe Elindian erreicht euch bald. Du musst etwas für mich herausfinden. Es ist sehr wichtig und kann auf keinen Fall warten. Leider kann ich mich nicht selbst darum kümmern. Aber bevor du gehst, nehme Daron den Eid ab, dass er sich um Ajasa kümmert. Er muss sie mit seinem Leben beschützen, sag ihm das. Die Angelegenheit hier ist kompliziert und dauert länger als ich dachte. Du musst dich nach Islar begeben. Halte dich verborgen, niemand darf dich sehen, wenn du dort bist. Ich habe das Gefühl, etwas Schlimmes wird bald passieren, aber meine Visionen sind so verschlossen wie eh und je. Ich hoffe das ich mich irre, denn falls nicht, weiß ich nicht genau, ob wir beide Ajanis lebend erreichen. Der Schatten ist im Moment ganz nah. Wenn du auf dem Weg bist, schicke Elindian und ich sage dir Genaueres. Ajasa und Daron dürfen nicht mit hinein gezogen werden. Passt auf euch auf. Ich hoffe inständig die Gerüchte sind falsch. Achtet auf euch! Auf bald. Ergebene Grüße Sly und Ithandil „Was heißt, nicht mit hinein gezogen werden? Was bedeutet das Glorien? Und warum Islar, dort kann doch nichts mehr sein.“, fragte Daron aufgebracht. Ajasas Hände zitterten. „Warum schreibt er das? Sie müssen beide gesund in Ajanis eintreffen! Der Schatten, was bedeutet das? Glorien, sag schon!“, sagte sie entsetzt. Glorien kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, als er seine wenigen Sachen verstaute. „Ich weiß es nicht. Wirklich nicht Ajasa. Du hast Ithandils Nachricht gelesen, ihr sollt nicht involviert werden. Daron, schwöre mir, das du Ajasa beschützen wirst, bis ihr in Ajanis seid.“, verlangte er ernst. Daron neigte den Kopf. „Ich habe Ajasa mein Schwert gegeben. Ich werde sie mit meinem Leben beschützen. Keiner wird sie anrühren und ihr Leid zufügen. Das werde ich unter Einsatz meines Lebens verhindern.“, bestätigte er entschlossen. Ajasa wurde rot. Glorien nickte Daron zu und drückte Ajasas Hand. „Bitte passt auf euch auf und Ajasa achte darauf, dass Daron nicht zu hitzköpfig wird und sein Temperament mal wieder mit ihm durchgeht. Wir sehen uns bald wieder.“, sagte er lächelnd und stieg auf sein Pferd.Es rannte fast so schnell, wie der Wind und war schon bald nicht mehr in der Ferne zu erkennen. „Es lohnt nicht mehr heute noch weiter zu reiten. Es ist in der Dunkelheit gefährlich mit den Pferden. Lass uns die Nacht über hier bleiben.“, schlug Daron vor. Ajasa war einverstanden und so bereiten sie ihr Nachtlager vor. Sie entfachte unter Darons stummer Bewunderung ein Feuer und jeder hing eine Weile seinen Gedanken nach. Ajasa hatte Angst um Sly und Ithandil. Aber sie konnte von hier aus nichts für sie tun, darum verwarf sie den Gedanken nach einigem Grübeln. Sie musterte Daron, der ihr gegenüber auf der Seite lag und nachdenklich ins Feuer schaute. Er war groß und mutig und er war stark. Neben ihm, kam sie sich wie ein kleines Kind vor. Sie machte sich um sich selbst keine Sorgen, da Daron sie beschützte. Stirnrunzelnd stellte sie fest, dass er selbst in einer Situation wie dieser, gut aussah. Selbst seine kurzen braunen Haare, die zerzaust auf seinem Kopf lagen und ihm zum Teil ins Gesicht fielen. Doch was Ajasas Blick in seinem Bann hielt, waren seine braunen Augen. Ernst, verständnisvoll, wachsam und voller Leben. „Sag mal Daron, hast du eigentlich Familie?“, fragte sie nach einer Weile. Er schaute sie erst verwundert und dann mit ernstem Blick an. „Jetzt habe ich ihn doch nicht wütend gemacht oder?“, fragte sie sich nervös. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, es gibt niemanden. Nicht seit…“, antwortete er zögernd und verstummte dann aber auf einmal. Ajasa blickte ihn bedrückt an. „Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich habe auch keine Familie mehr, aber Glorien, Sly, Anis, Ellen und inzwischen auch Ithandil sind so eine Art Familie für mich.“, meinte sie. Er lächelte kurz und schaute dann ins Feuer. Sie schlang sich die Arme um die Beine und wartete auf eine Reaktion von ihm, die das Gespräch fortsetzen würde. „Das muss schön sein. Eine solche Familie zu haben meine ich.“, sagte er etwas verlegen. Ajasa nahm seine Hand. Als sie ihn berührte, hatte sie wieder eine Vision. Sie sah vor sich eine dieser Bestien und sich selbst gegen eine Wand gepresst. Panisch und unfähig sich zu rühren starrte sie die Kreatur entsetzt an. Tropfend rann der Speichel aus dem weit aufgerissenen Maul der Bestie und sie stieß einen grauenhaften Schrei aus, dem ein bedrohliches Knurren folgte. Ajasas Beine zitterten und sie wusste nicht, wie lange sie sie noch tragen würden. Dann sah sie Daron mit erhobenem Schwer zwischen sich und die Bestie springen. Er riss einen Teil seines Hemdes beiseite und ein dunkles Brandmal offenbarte sich darunter. Das Monster stieß ein Grollen aus und stürzte sich auf ihn… Sie hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen. „Oh Gott Daron!“, rief sie außer sich. „Was ist? So sprich doch!“, drängte Daron erschrocken und schüttelte sie leicht, damit sie wieder zu sich kam. „Ich habe diese Bestien gesehen. Sie haben uns angegriffen.“, flüsterte sie. Daron atmete erleichtert auf. „Du bist bestimmt müde von dem langen Ritt, so müde, dass du schon träumst, wenn du wach bist. Schlaf für eine Weile. Du musst dich ausruhen.“, sagte er lächelnd. Ajasa glaubte ihm nicht. Es war zu echt gewesen. Oder hatte sie es sich wirklich nur eingebildet? Sie merkte jetzt erst, wie müde sie wirklich war. „Vielleicht hast du ja Recht, aber du solltest auch schlafen.“, erwiderte sie. Vorher redeten sie noch eine Weile. „Würdest du mir etwas über dich erzählen?“, fragte Ajasa. Daron erwiderte ihren Blick. Was war das für ein Gefühl, das er empfand, wenn er sie ansah? „Was möchtest du wissen?“, fragte er mit ruhiger Stimme. „Oh, ja ich weiß nicht. Nur das, was du mir erzählen möchtest.“, meinte sie leise. Er runzelte die Stirn. „Das wäre dann aber verdammt viel. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich habe das Gefühl, dass ich dir alles anvertrauen könnte. Dieses Gefühl, hatte ich schon fast wieder vergessen.“, sagte er mit dem Ansatz eines Lächelns um die Mundwinkel. Ajasa wurde augenblicklich rot. Daron schaute nachdenklich hoch zu den Sternen. „Da ist so viel, was du nicht weißt. Es gibt so viel, was du nicht einmal ahnen würdest.“, sagte er. Ajasa schaute ihn überrascht an. „Ach ja? Klär mich auf, ich bin neugierig.“, entgegnete sie. Er wurde ernst und ein Schatten legte sich auf seine Züge. „Die Vergangenheit ist oft schmerzhaft…Ich spreche nicht besonders gern über die meine. Aber ich habe Vertrauen darauf, dass meine Geheimnisse bei dir gut aufgehoben sind und verborgen bleiben, wenn ich sie dir anvertraue.“ Ajasa nickte zustimmend. „Du hast mein Wort.“, sagte sie.„Naja, du wirst vermutlich zuerst lachen. Es klingt nicht besonders glaubwürdig.“, warf er ein. „Mir würde nie einfallen über dich zu lachen! Du hast mir das Leben gerettet.“, widersprach sie. Er seufzte. „Es ist eine lange Geschichte und keine angenehme. Ich war einst König. König eines wunderschönen Landes. Glorien ist auf dem Weg dorthin, aber er wird nichts vorfinden…“ Ajasas Augen wurden groß. „Islar?“, hauchte sie. Daron nickte. „Was ist passiert?“, fragte Ajasa ernst. „Es ist noch nicht lange her. Ein großes Heer überfiel Islar. Hunderte von Lunaris, Soldaten in großen Kampfmaschinen…es war ein ungleicher Kampf. Wir taten alles, was in unserer Macht stand, um die Stadt zu verteidigen, aber es war aussichtslos. Ich bin mir nicht sicher, warum es passierte. Vielleicht war es ein Rachefeldzug, weil mein Vater, wie zuvor sein Vater sich im Namen Islars gegen die Ixion stellten oder sie dachten, die heilige Prophezeiung wäre in Islar verborgen. Ich weiß es nicht… Dazu kommt, dass ich mir noch nicht einmal sicher bin, ob es die Ixion waren. Nur würde mir sonst keine andere Erklärung einfallen. Seit dem Tag, an dem meine Freunde und mein Volk sterben mussten, verfolge ich sie. Ich will die verbrannten Mauern von Islar rächen, das habe ich geschworen, als ich meine Krone ablegte. Jetzt bin ich ein heimatloser Krieger.“, beendete er seine Erzählung. Ajasa war erschüttert. „Und an allem ist die verdammte Prophezeiung schuld! An allem ist die Aja schuld! Ihretwegen musste Nuriel sterben, ihretwegen musste deine Mutter sterben…Ich ertrage das nicht mehr…Zu viele Leben wurden um der Macht wegen zerstört…“, sagte er wütend. Ajasa war etwas zurück gewichen. Sie biss sich auf die Lippen. „Was hast du denn?“, fragte er erschrocken. Ajasa zögerte. „Du weißt, dass ich vielleicht die Aja bin…Das heißt, du würdest mir die Schuld geben. Vielleicht ist das richtig so. Es…tut mir Leid. Ich wollte keine Wunden aufreißen. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.“, sagte sie leise. Daron blickte sie im ersten Moment verständnislos an, so als würden ihre Worte für ihn keinen Sinn ergeben. Dann trat ein wissender Ausdruck in sein Gesicht. Er ergriff ihre Hände. „Ajasa hör mir zu. Das hätte ich nicht sagen sollen, es tut mir Leid. Ich bin derjenige, der um Vergebung bitten muss. Du hast nichts Falsches getan...Nur du allein, bist vielleicht in der Lage, Aradon zu retten, das Töten endlich zu beenden. Ajasa du ganz allein, schenkst mir Hoffnung…“, sagte er eindringlich und schaute ihr tief in die Augen. „D-Daron.“, flüsterte Ajasa außer Stande einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Daron ließ verlegen ihre Hände los und starrte ins Feuer. Ajasa schwieg und betrachtete ihn. Wie viel Leid, musste er ertragen haben? „Da gibt es noch etwas. Und das wissen nur sehr wenige Menschen. Aber es darf sonst niemand mehr wissen, außer dir. Es ist nur fair, es dir zu erzählen.“, sagte er nach einer langen Pause. Ein bitterer Zug lag um seinen Mund. „Ich verspreche, es niemandem zu erzählen.“, versicherte Ajasa. Daron beugte sich zu seiner Tasche und nahm eine kleine blutrote Flasche heraus. Sie war so klein, dass sie auf seine Handfläche passte. „Was ist das?“, fragte Ajasa neugierig. „Das ist der Grund, warum die, die mit mir reisen, noch am Leben sind.“, antwortete er leise. „Was?“, fragte Ajasa erschrocken. „Ein Fluch, lastet auf meinem Haus. Der Fluch, wurde auf unser Geschlecht gelegt, als wir vor vielen Jahren den Ixion den Krieg erklärten. Als sie begannen, Unschuldige zu töten, um an die Prophezeiung zu kommen. So viel wir wissen, war es ein Hexenmeister der Ixion. Er wird von Generation, zu Generation weiter vererbt…Deswegen, gab es eine gewisse Zeit lang, keinen unseres Geschlechtes in Islar, obwohl uns der Thron zustand. Es war sehr schwer. Die Meisten von uns, gingen ins Exil, sobald der Fluch vollends von uns Besitz ergriff. Es wurden viele getötet, wenn wir nicht weit genug von den Menschen entfernt waren. Sieh dir das hier an.“, sagte er und knöpfte langsam sein Hemd auf. Auf seiner Brust war knapp über dem Herzen, ein schwarzes Zeichen eingebrannt. Ajasa hielt sich die Hand vor den Mund. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder gefasst hatte. „Daron, wer hat dir das angetan?“, fragte sie mit zitternder Stimme. „Das ist so etwas wie eine Kennzeichnung. Jeder in der Familie konnte theoretisch so ein Mal bekommen. Meistens sieht man es direkt schon bei der Geburt. Es ist einfach da, also hat mich niemand gebrandmarkt.“, beruhigte er sie. „Das ist wirklich eine traurige und schmerzhafte Vergangenheit…“, sagte Ajasa leise. Daron schaute sie besorgt an. „Es war nicht meine Absicht, dich traurig zu machen. Ich hatte nur das Gefühl, du solltest es wissen. Ich habe das Gefühl, als ob…“, setzte Daron an, verstummte dann aber und sprach nicht weiter. Er lachte verlegen und sagte: „Vergiss es. Das war albern von mir. Nimm mich am besten gar nicht ernst. Schlaf gut.“, sagte er rasch und legte sich hin. „Was musstest du alles durchmachen Daron? Es tut mir so leid.“, dachte Ajasa. Daron hatte vermutlich noch nie mit einem Außenstehenden darüber gesprochen. „Aber er sagte es mir.“, dachte sie und schloss die Augen. Und Darons Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe das Gefühl, ich könnte dir alles sagen Ajasa…Du ganz allein, schenkst mir Hoffnung… Warum ließen sie diese Worte nicht mehr los? Bevor sie einschlief, ging sie noch einmal ganz leise zu ihm. „Ich danke dir für dein Vertrauen mein Freund. Ich werde tun, was ich kann.“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Am nächsten Morgen, erwartete Daron sie mit einem Frühstück. „Guten Morgen.“, sagte er mit ruhiger Stimme und lächelte. Es war ein blasser Morgen und dunstiger Nebel schwebte über ihnen. Sie frühstückten rasch und machten sich reisefertig. Ajasa verfolgte den ganzen Tag ein komisches Gefühl, was sie sich nicht erklären konnte. Doch vielleicht hatte es etwas mit der Vision zu tun, die sie am gestrigen Abend so durcheinander gebracht hatte. Sie ritten weiter und der Nebel verzog sich ein wenig. Trotzdem wirkte ihre Umgebung weiterhin unwirtlich und beklemmend. „Wann kommen wir aus diesem Tal heraus? Ich habe schon die ganze Zeit so ein ungutes Gefühl.“, sagte Ajasa, als sie etwas langsamer ritten. „Morgen müssten wir aus der Felspassage hinaus kommen.“, meinte Daron und klang dabei so, als könne ihm das ebenso wie Ajasa nicht schnell genug gehen, obwohl er es sich nicht so anmerken ließ. Der weitere Weg, erwies sich als schwierig. Ein stetiges Auf und Ab. Sie rasteten nur einmal für wenige Minuten. „Der Nebel verzieht sich nicht. Seltsam…Ajasa achte gut auf den Weg.“, rief er ihr zu. „Alles klar.“, rief sie zurück. Auf ihrem Weg, redeten sie nur wenig, denn sie wollten an diesem Tag noch einige Meilen zurücklegen. Als der Tag sich dem Ende zuneigte, hielten sie an und breiteten ein weiteres Mal ihr Lager aus. In der Nähe entsprang ein kleiner Wasserfall, mit einer Art Waschbecken, ganz allein von der Natur geformt. Sie füllten ihre Wasserflaschen auf und setzten sich an ein von Ajasa entfachtes Feuer. Schweigsam kaute Ajasa auf dem trockenen Brotlaib herum. „Was ist los Ajasa? Du bist heute Abend so ruhig. Hat es damit zu tun, was ich dir gestern erzählt habe?“, fragte Daron unruhig. Ajasa schreckte aus ihren Gedanken auf. „Wie? Oh…nein das ist es nicht…Ich denke nur gerade daran, wie viel Glück ich hatte. Ich wurde mein ganzes Leben lang beschützt. Und ich habe Angst, die Menschen zu verlieren, die mich die ganze Zeit geschützt haben und es auch jetzt noch tun. Was wäre, wenn ich alle in Gefahr bringen würde, die mit mir reisen?“, fragte sie leise. Daron zögerte und rückte dann näher an sie heran. „Ajasa, jeder, der dich beschützt, tut es nur aus einem Grund: Er will Gefahren von dir fernhalten. Nicht weil du vielleicht die Aja bist, sondern weil du Ajasa bist. Du bist mehr Leuten wichtig, als dir jetzt klar ist. Jeder deiner Schützer, würde sein Leben für deines geben. Du kannst das nicht verhindern. Keine Sorge. Ich glaube, du wirst sie alle in Ajanis wieder sehen. Und zwar unbeschadet, vertrau mir. Du musst nur ganz fest daran glauben.“, sagte Daron. Doch etwas an der Art, wie er es sagte, rührte Ajasa. „Daron! Was habe ich nur angerichtet!“, rief sie und begann zu weinen. Er zögerte wieder und nahm sie dann in seinen Arm. „Keine Angst. Ich bleibe bei dir, so lange ich kann und ich werde dich beschützen. Aber weine nicht länger.“, versicherte er ihr leise. Ajasa war nachdem sie aufhören konnte zu weinen, in Darons Armen eingeschlafen. „Wie solltest du jemanden ohne sein Mitwirken in Gefahr bringen? Jeder Einzelne dem du wichtig bist, irgendjemand, wird immer an deiner Seite sein. Und ich werde es nicht zulassen, dass dir jemand ein Leid zufügt. Du bist seltsamerweise nun das Kostbarste…in meinem Leben. Ich hoffe, ich habe die Möglichkeit, bis zum Schluss bei dir zu bleiben. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Niemals.“, sagte er leise, aber bestimmt. Er strich durch ihr schwarzes Haar und roch den unverwechselbaren Duft von den Wiesen in Aldan. Behutsam legte er sie hin und deckte sie zu. Dann schlief auch er schnell ein. Mitten in der Nacht, schreckte Ajasa aus dem tiefen Schlaf. Sie hatte schlecht geträumt. Sie hatte gesehen, wie Daron bei dem Versuch sie zu schützen sein Leben opferte… „Nur ein Traum. Iluthel sei Dank.“, sagte sie leise. Ajasa schälte sich langsam aus der Decke, darauf bedacht, Daron nicht zu wecken. Sie warf einen Blick auf sein Gesicht. Erstaunt bemerkte sie, wie viel jünger er aussah, wenn er schlief. Sie stand auf und ging zu dem natürlichen Wasserbecken. Dort spritzte sie sich gehörig viel Wasser ins Gesicht, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. „Dieses Tal ist schuld! Dieser Ort ist böse.“, dachte sie beunruhigt. Sie bemerkte die Lunaris viel zu spät. Das einzige Geräusch, das sie hörte, war ein lautes Knurren. Sie drehte sich um und wich erschrocken zurück. Entsetzt warf sie einen Blick zum Lager, wo Daron schlief und ihr Schwert lag…Als die Bestie auf sie zusprang, begann Ajasa zu schreien. Daron schreckte aus dem Schlaf und sah sich hektisch um. Seine Augen weiteten sich. Er griff nach seinem Schwert und rannte zu Ajasa. Zwischen ihr und der Lunaris, kam er schlitternd zum Stehen. Schützend stellte er sich vor sie. „Los lauf! Ajasa los lauf weg!“, schrie er, doch Ajasa war vor Schreck, wie erstarrt und rührte sich nicht. „LAUF SCHON!“, rief er noch einmal, als die Bestie auf ihn zusprang. Ajasa zögerte, dann lief sie in Richtung Lager. Auf der Hälfte des Weges blieb sie stehen und drehte sich um. Daron rannte auf die Lunaris zu, doch sie wich aus und schlug ihm mit ihrer Klaue das Schwert aus den Händen. Daron schrie überrascht auf, als sein Schwert durch die Luft zischte und ein paar Meter weit, dicht bei Ajasa landete. „Daron!“, schrie sie entsetzt. „Kümmere dich nicht um mich! Lauf weiter!“, rief er. Sie rannte zur Lagerstelle. Die Bestie wollte ihr folgen, doch Daron stellte sich ihr in den Weg. „Du wirst sie nicht anrühren!“, brüllte er der Kreatur entgegen. Sie stieß einen furchtbaren Schrei aus und sprang auf ihn zu. Nur ein Hieb der Bestie, war nötig und Daron lag blutend am Boden. „NEIN!“, schrie Ajasa und griff nach ihrem Schwert. Die Bestie rannte zu Ajasa, die entschlossen mit ihrem erhobenen Schwert wartete. Daron setzte sich benommen auf. „Oh nein!“, dachte er und schrie qualvoll auf. Sein Schrei, wurde von dem Brüllen der Bestie übertönt. Sie hatte auch Ajasa entwaffnet und sie zu einer Felswand getrieben. Gerade, als Ajasa verzweifelt einen Zauber sprechen wollte, sprang etwas zwischen sie und die Lunaris. Es war ein riesiges geflügeltes Untier, eine Art Drache? Der Drache brüllte und stürzte sich auf die Lunaris. Die zwei Kreaturen, rangen ineinander verkeilt und der Drache, wenn es denn einer war, versuchte die Lunaris von Ajasa weg zu schleifen. Erstarrt beobachtete sie den Kampf. Mit einem schnellen Blick, suchte sie die Umgebung nach Daron ab. Er war nicht zu sehen, aber der Nebel war inzwischen so dicht, dass sie kaum etwas sah. Der Drache schien stark verletzt zu sein. Blut lief ihm aus dem Augenwinkel. Dann brüllte er und sprang ein letztes Mal auf die Lunaris zu. Er stieß seine messerscharfen Zähne in ihre Kehle und die Lunaris, zerfiel zu Asche. Für etwa eine Sekunde, sah er genau in Ajasas Augen. Dann erstrahlte ein Licht und der Drache verschwand im Nebel. Der Nebel, hatte sich etwas gelichtet und Ajasa konnte gerade noch erkennen, wie Daron zu Boden stürzte und reglos liegen blieb.Weit weg von der Felspassage, in finsteren Gefilden brach eine Person in Gelächter aus. Es war ein jung wirkender Mann und eine zweite Gestalt stand neben ihm. „Der Drache, er hat sich aus freien Stücken verwandelt! Hahaha.“, sagte er lachend. „Was bedeutet das Meryll?“, fragte sie. „Es bedeutet, dass mein vor langer Zeit gesäter Plan, ganz nach meinen Wünschen verläuft. Das war ein großer Fehler von dir, Daron von Islar.“, sagte Meryll bösartig. Sie blickten in einen Spiegel und konnten Daron und Ajasa darin sehen. „Daron! Oh, was hast du nur getan?“, rief Ajasa weinend. Sie war zu ihm gestürzt. Daron war schwer verletzt und atmete schwer. Ajasa versuchte ihn zu heilen, doch es gelang ihr nicht. „Wieso funktioniert es nicht…?“, fragte sie panisch. „Daron…“, rief sie verzweifelt. Ithandils Anhänger leuchtete auf und warf ein strahlendes Licht auf Daron. Seine Wunden hörten auf zu bluten, aber seine Verletzungen, waren sehr tief. Ajasa nahm ihn in die Arme und wippte immer wieder leicht vor und zurück. „Bitte! Bitte lass mich nicht allein!“, flehte sie weinend. Ihre Tränen fielen auf seine Wunden und sie heilten, nicht vollständig, aber sie heilten ein wenig ab. Sie verband sie und griff nach der blutroten Flasche, das Glas war eiskalt… Einer Eingebung folgend, führte sie ihm vorsichtig die Flasche an die Lippen und ließ ihn trinken. Die Flüssigkeit, war blutrot, genau wie die Flasche. Ajasa zuckte zurück, als das Brandmal auf Darons Brust zu glühen schien. Er wand sich vor Schmerzen…Sie bemühte sich, ihn ganz fest an sich zu drücken. Langsam öffnete er die Augen. „Ajasa…Es tut mir Leid, ich konnte dich nicht…beschützen…“, flüsterte er sehr leise mit erschöpfter Stimme. „Daron! Du lebst! Doch, du hast mich gerettet. Danke…“, sagte sie unter Tränen. Er versuchte zu lächeln, zuckte aber vor Schmerzen zusammen, stöhnte und verlor das Bewusstsein. Sie wachte die ganze Nacht über ihn. Kurz vor Tagesanbruch, kam Daron wieder zu sich. Ajasa war vor Erschöpfung eingeschlafen, doch ihre Hand ruhte noch immer auf Darons Herz. „Ich danke dir.“, sagte er leise. Sie hob den Kopf, als er sich bewegte. „Ich bin so froh, dass du lebst!“, rief sie mit heiserer Stimme und umarmte ihn. Nach ein paar Minuten, ließ sie ihn hastig los. „Entschuldige bitte…“, sagte sie leise. Auch Daron war verlegen. „Schon gut.“, antwortete er. Ihre Kleider, waren zerrissen und schmutzig. So machten sie sich auf den Weg. Nach etwa drei Stunden, lag die Öffnung am Ende der Felspassage vor ihnen. Rasch ritten sie hindurch und ließen das unheilvolle Felsland hinter sich. In den nächsten Tagen, hielten sie etwas Abstand zu einander. Daron musterte immer wieder wachsam die Umgebung. Ajasa wusste, wonach er Ausschau hielt...Lunaris. Sie begegneten nach einiger Zeit, einem alten fahrenden Händler. „Bei Gott! Wie sehen Sie denn aus?“, rief er überrascht. Daron stieg ab und trat neben seinen Wagen. „Sagt guter Mann, habt Ihr Kleidung? Wir sind auf dem Weg nach Ajanis und möchten dort nicht so erscheinen.“, erklärte er. Der alte Mann hob eine Augenbraue und runzelte dann die Stirn. „Eine gefährliche Route habt Ihr gewählt junger Herr. Dieses Land ist voller Diebe und dunkler Kreaturen… Selbstverständlich, habe ich das, was Ihr begehrt. Die Sache ist nur die…habt ihr zwei Geld?“, fragte er. Daron stöberte in seiner Tasche und holte drei Goldstücke hervor. „Nun…Mehr haben wir nicht.“, sagte Daron und drückte dem Händler das Geld in die Hand. „Doch! Wartet bitte kurz.“, rief Ajasa. Sie streifte das kostbare Armband, was sie zum Geburtstag bekommen hatte ab und gab es dem alten Mann zusammen mit ein paar Münzen. „Ein schönes Stück…Arbeit der Lithoniel, wenn ich mich nicht irre. Doch was sind das für Münzen? Das ist unmöglich!“, rief er. „Münzen aus Islar! Es wurde doch vernichtet oder nicht?“, fragte er überrascht. Daron ballte seine Hände zu Fäusten und schaute verbissen zu Boden. „Reicht es?“, fragte er knapp. Der alte Mann nickte schnell. „Ja, sucht euch nur etwas aus.“, meinte er. Mit neuer Kleidung, machten sich die zwei kurze Zeit später wieder auf den Weg. Daron trug helle Hosen zu seinen Stiefeln. Ein weißes Hemd und einen schwarzen Umhang. Ajasa hatte sich für ein weißes langes Kleid entschieden. Der Anhänger schimmerte in der Sonne und hatte die Farbe matten Silbers angenommen. Sie hatte sich einen schwarzen Gürtel mit großer Schnalle angelegt und dort ihre Schwertscheide befestigt.Ihr Weg führte zunächst durch weites Grasland. In der Ferne war ein Wald zu sehen, den sie am Ende des Tages zu erreichen hofften. Die Sonne schien warm vom Himmel und nur wenige Wolken verdeckten sein strahlendes Blau. An einem solchen Tag, fiel es Daron und Ajasa äußerst schwer, nicht guter Dinge zu sein. Dennoch, sie beide wussten, dass sie noch nicht außer Gefahr waren. Daron vermutete, die Ixion hatten von wem auch immer Kunde erhalten, dass sie auf dem Weg nach Ajanis waren und darum auch die Lunaris auf sie angesetzt. Aber er würde sein Wort halten und Ajasa sicher nach Ajanis bringen. Als es dunkel wurde, lag noch etwa ein halber Tagesritt zwischen ihnen und dem Wald. Der Entfernung war größer, als Daron geschätzt hatte. Ajasa kümmerte sich um ein Feuer und Daron ließ sie kurz allein, um zu jagen. Nach einer Stunde, kam er mit einem Kaninchen in der Hand zurück. Sie aßen in aller Ruhe und wandten sich dann den Sternen zu. Der Himmel, war wunderschön und mit hellen Sternen, die wie Diamanten aussahen, übersät. „Ajasa?“, fragte Daron mit ruhiger Stimme, der neben ihr im Gras lag und die Augen zum Himmel gewandt hatte. „Ja?“, fragte sie und drehte den Kopf zu ihm. „Ich bin froh, dass du…dass du bei mir bist.“, meinte er. Ajasa drehte sich ein wenig zu ihm hin. „Seit ich in deiner Nähe bin, habe ich keine Alpträume mehr.“, fuhr er mit leiser Stimme fort. „Das freut mich Daron.“, erwiderte sie leise. Dann schauten sie wieder zu den Sternen und schliefen nach wenigen Minuten Arm in Arm ein. Der nächste Tag war angebrochen. „Es wird regnen…Beeilen wir uns lieber.“, sagte Daron, als er den Himmel betrachtete. Er war stahlgrau und dunkle Gewitterwolken waren zu sehen. Sie stiegen auf die Pferde und ritten schnell Richtung Wald. Dann begann es zu regnen. Das Wasser ergoss sich über das ganze Land und es schien nie mehr aufzuhören. Donner grollte und Blitze zuckten am Himmel. Schon bald, waren ihre Kleider durchnässt und klebten an ihnen. „Was für ein Unwetter!“, rief Ajasa aus. Später am Tag, erreichten sie den Saum des Waldes und es hörte auf zu regnen. Sie fror und Daron legte seinen warmen Mantel über ihre Schultern. „Danke dir.“, sagte sie mit zitternder Stimme. Sie schaute über das Grasland und in der Ferne konnte sie die spitzen, nackten Felsen der Passage sehen durch die sie geritten waren. Ajasa wusste nicht, ob es Einbildung war, aber sie glaubte in Höhe der Passage auf einem der Felsen, dunkle Kreaturen zu sehen. Sie sprach mit Daron darüber. „Wir sollten schleunigst aus diesem Gebiet verschwinden. Es wird zwar etwas dauern, bis sie uns eingeholt haben, aber ich fürchte die Lunaris, werden schon bald unser kleinstes Problem sein…“, meinte Daron besorgt. „Wie meinst du das? Gibt es noch schlimmere Gefahren außer den Lunaris?“, fragte sie. Daron schaute besorgt zu den Felsen. „Das glaube ich nicht nur, ich weiß es. Ich habe sie gesehen…“, sagte er schaudernd. „Die Lunaris, sind für sich selbst genommen schon gefährlich, aber es sind nur ihre Jäger, Späher. Vor denen ich mich wirklich fürchte, sind ihre Hexenmeister und natürlich…die Seelenwanderer…Das sind körperlose Schatten, die dir die Seele aus dem Leib saugen…“, erklärte er leise. Bei seinen Worten, schien sich der Himmel zu verdunkeln. „Lass uns hoffen, dass wir lieber keinen von denen über den Weg laufen…“, sagte Daron. Ajasa und er ritten querfeldein in den Wald, um ihre Spur zu verwischen. Doch nach ein paar Stunden, war der Weg mit den Pferden unpassierbar. Sie mussten absteigen und sich den Weg durch das Dickicht bahnen. Sie führten die Pferde an den Zügeln und in den nächsten Tagen, kamen sie halbwegs gut vorwärts. Sie rasteten wenig und das nie besonders lange. Nach etlichen Meilen wie es schien, erreichten sie eine Senke. Das Wetter hatte sich nicht besonders verändert. Es wurde kalt und die Bäume ließen bereits ihre Blätter fallen. „Das müsste ungefähr die richtige Richtung sein. Wir haben uns bloß ein wenig zu weit westlich gehalten.“, sagte Daron zuversichtlich. „Was meinst du, wie weit es noch ist?“, fragte Ajasa müde. „Mmh, ich denke, wenn wir die Richtung etwas ändern, ein sieben Tagesritt. In Luftlinie wohl gemerkt und wenn nichts dazwischen kommt.“, antwortete er. Das Durchqueren der Senke, war nicht einfach und kostete viel Zeit. Der Boden des Waldes, wurde bald hügeliger. Von einem kleinen Hang aus, konnte Daron über einige Baumkronen blicken. Sie hielten auf einen kleinen Fluss zu, der sich silbern durch das Gras schlängelte.Am Abend erreichten sie das Tal, durch das der Fluss verlief. Sie waren beide sehr erschöpft. Obwohl es Daron widerstrebte, wollten sie die Nacht über dort bleiben. Doch bevor sie endgültig Halt machen würden, hatten sie noch ein paar Meilen vor sich. Das Tal war von großen hellen Bäumen umgeben, deren Stämme die Farbe von Elfenbein hatten. Es wirkte, wie eine Insel in einem grünen Meer. Ein paar Minuten, bevor sie Halt zu machen gedachten, flogen plötzlich Pfeile durch die Luft und landeten rings um sie herum im hohen Gras. Daron spürte den sirrenden Luftzug, als ein Pfeil knapp an seinem Gesicht vorbei schoss. „Auf den Boden!“, rief er und riss Ajasa mit sich. Der Pfeilregen hörte auf und Daron kam langsam aus seiner Deckung hervor und zog sein Schwert. „Kommt hervor ihr…“, bevor er den Satz beenden konnte, war die Lichtung voller Gestalten. „Lasst Euer Schwert fallen junger Krieger.“, hörten sie eine Stimme. Ein jung aussehender Mann mit blondem Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel, eisgrauen Augen, schmalem Gesicht und spitzen Ohren trat vor. „Gebt Ihr Euch zu erkennen, ehe ich mein Schwert fallen lasse.“, forderte Daron angriffslustig. Wütendes Gemurmel war die Antwort. Der blonde Mann hob eine Hand und das Geflüster hinter ihm erstarb. „Hütet Eure Zunge junger Herr. Doch gut, mein Name ist Elar. Die Höflichkeit, gebietet es nun, dass Ihr Euren Namen nennt.“, sagte er mit glitzernden Augen. Aufrichtige Neugier spiegelte sich in seinem Gesicht, gemischt mit Misstrauen und etwas anderem. Daron steckte sein Schwert zurück an seinen Platz und baute sich vor dem Mann namens Elar auf. „Ich bin Daron von Islar und das ist Ajasa aus Aldan.“, sagte Daron und deutete auf Ajasa, die ebenfalls aus ihrer Deckung gekommen war. Elar hob die Augenbrauen, er hatte sie jetzt erst bemerkt. Sie stand halb hinter Daron und zitterte vor Kälte und Nervosität. Misstrauisch und Ajasa genau musternd, ging er auf sie zu. Daron hatte bereits wieder seine Hand auf dem Schwertheft und stellte sich direkt vor Ajasa. Als Elar noch gut zwei Meter von ihr entfernt stand, war Daron im Begriff sein Schwert zu ziehen, doch Elar bemerkte es früh. „Dazu würde ich Euch nicht raten.“, sagte er ruhig und unbeeindruckt. Daron funkelte ihn wütend an, da legte Ajasa ihm eine Hand auf die Schulter. „Lass ihn gewähren Daron.“, sagte sie leise. Er schaute sie frustriert an. Die Gestalten, die inzwischen einen Kreis um sie gebildet hatten, lachten amüsiert. „Hört auf!“, herrschte Elar sie an und das Gelächter erstarb augenblicklich. Daron trat kopfschüttelnd beiseite. Ajasa nickte Elar zu und er verbeugte sich vor ihr. „Dies ist unser Land und niemand darf es ohne Erlaubnis betreten. Wohin wollt ihr und warum?“, fragte er. „Wir sind auf dem Weg nach Ajanis, doch die Gründe dafür, sind die unseren.“, erwiderte Daron hitzig. „Kühlt Euer Temperament junger Herr. Vielleicht spreche ich doch lieber nur mit dieser schönen jungen Erscheinung.“, antwortete Elar mit spöttischem Blick auf Daron. „Bitte lasst uns gewähren. Wir müssen auf dem schnellsten Weg nach Ajanis. Wir sind auf der Flucht und einstweilen behalten wir für uns, warum und weshalb mein Herr.“, sagte Ajasa bestimmt. Elar wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als er Ajasas Kette bemerkte. „Oh! Verzeiht junge Herrin. Ich bin untröstlich. Wir werden Euch Weggeleit bis zum Ende des Waldes anbieten.“, sagte er hastig und schüttelte immer wieder entschuldigend den Kopf. Ajasa hatte ihn verwundert angestarrt, auch Daron schaute ihn wegen seines Stimmungswechsels überrascht an. Er schaute zu Ajasa, doch sie zuckte nur ratlos die Schultern. „Wieso habt Ihr denn nicht gleich gesagt, dass Ihr aus dem Geschlecht der hohen Lithoniel seid junge Dame?“, fragte Elar. Ajasa runzelte die Stirn. „Nun, äh…wie gesagt, wir sind auf dem Weg nach Ajanis und wir werden verfolgt. Euer „Empfang“, kam ziemlich überraschend.“, redete Ajasa drauf los. „Richtig, richtig. Doch ihr seid Freunde von Ithandil oder nicht? Kommt, seid heute Abend unsere Gäste, speist, singt und trinkt mit uns. Nirgends sonst werdet ihr so behütet sein.“, versprach Elar. Ajasa schaute begeistert zu Daron, der schlecht gelaunt den Kopf abgewandt hatte. „Nun, was sagst du?“, fragte sie. Er drehte ihr leicht den Kopf zu. „Ich weiß nicht…Er hätte uns ja umbringen können und damit wäre die Erfüllung meines Versprechens gescheitert…Aber, meinetwegen, wie du willst, ich füge mich.“, sagte er leise zu ihr. Elar bedeutete zweien seiner Männer ihre Pferde in Obhut zu nehmen. Daron blieb weiterhin misstrauisch. An einer schönen Lichtung nahe dem Fluss, doch im Wald verborgen hielten sie. Sofort wurde ein Feuer entzündet und Speisen bereitet. Daron und Ajasa wurden fürstlich bedient und Daron fühlte sich ein wenig an Islar erinnert. Ajasa sprach längere Zeit mit Elar und Daron saß schweigend in ihrer Nähe. „Und darf ich fragen, wer ihr eigentlich seid? Dieses Land…es ist doch nicht sicher und böse.“, sagte Ajasa leise, in ihren Erinnerungen der Passage versunken, solange sie ins Feuer schaute. „In diesem Wald und seiner Umgebung, dringt nichts ohne mein Wissen. Lange waren die Geister des Waldes ruhig und friedlich, einzig die Felspassage meiden wir. Es ist kaltes, totes Land. In ihr schläft das Böse. Ich könnte Euch sichere Wege nach Ajanis raten, würde ich Eure Bedrängnis kennen, die Gefahr, welche Euch verfolgt.“, erklärte Elar. „Wir sind Waldvolk und mir wurde so manch seltsame Nachricht überbracht. Kundschafter von mir, Vögel und andere Tiere, die unsere Verbündeten sind, berichteten zufällig vor ungefähr sechs Wochen ein gleißendes Licht in Aldan, dem Sitz der Lithoniel des Westens, gesehen zu haben. Und unsere Freunde berichteten mir vor ein paar Wochen, dass Islar, das Land Eures Freundes, vor zwei Monaten zerstört wurde.“, sagte Elar so leise, dass nur Ajasa ihn verstand. „Nun frage ich mich, was euch soweit von euren Heimaten, nach Ajanis zieht. Ich bin älter, als dieser Wald selbst. Auch wenn man es nicht sieht, alt aber nicht dumm.“ Ajasa wurde etwas blasser. Elars Blick, schien sich förmlich in ihren zu brennen, so eindringlich sah er sie an. „Ajanis, soll der Sitz der bekanntesten Legende Aradons sein. Ihr müsst nichts erklären.“, sagte er und hob die Hand, als Ajasa etwas sagen wollte. „Mir entgehen viele Dinge, aber bei dieser Sache bin ich mir sicher. Wenn Ihr wünscht, dann sagt mir was Euch bedrängt und ich werde versuchen zu helfen.“, bot er freundlich an. Ajasa dachte schweigend darüber nach. Dann stimmten Elars Begleiter Musik an. Er lächelte nachsichtig. „Mir scheint, jetzt ist es Zeit für Musik. Ihr könnt später erklären, wenn das Euer Wunsch ist. Ich habe gehört, Lithoniel besitzen bezaubernde Stimmen, würdet Ihr mir die Ehre erweisen für uns zu singen junge Herrin?“, fragte er. Daron, warf Elar einen neugierigen Blick zu. Ajasa überlegte. „Gut, doch lasst mich kurz überlegen, welches passend ist.“, meinte sie. Das Waldvolk besaß schöne Instrumente aus Holz mit kräftigem Klang. Ajasa schloss die Augen und versuchte sich an den Text eines alten Liedes zu erinnern, dann öffnete sie die Augen und begann zu summen. Daron war gefangen in ihrem tiefen scheinbar endlosen grün. Als Ajasa zu singen begann, schien es Daron, als würde ein Teil seiner Schmerzen, innerlich und äußerlich verschwinden. Ein schwacher Druck lag auf seiner Brust. Das Lied war ruhig und erzählte von längst vergessenen Dingen. Ajasas Stimme klang klar und schön zu jedem der Zuhörer:Lange, lange ist es her,wo Schatten fiel auf Friedensland,wo Krieg entbrannt, der Mächte willen zu besitzen, zu zerstören, und zu vernichten.Da ward geschaffen, ein helles Licht,Sterne und Mond erreichen es nicht.In Ajanis wurde sie geschaffen,vereint in sich Friede, Liebe, Glück und Glanz,aus Zeiten vor der Not.Das Haar so weiß, wie frischer Schnee, Augen warm, wie Sonnenlicht, Schwingen gleißend hell, ein Kleid aus Blüten weiß, so soll sie erscheinenüber Schlacht und Tod,um Hoffnung zu bringen zuletzt in der Not.Erwachen wird sie nach eigenem Ermessen,in dieser Zeit ist sie fast vergessen.Die Reise endet in Galdea, ein Ende Gesetzt dem Krieg und Tod,wenn die Aja naht.Die Trägerin, ihr Abbild gleich,zieht durch die Lande, zur Erinnerung an alte Bande.Vergessen ward Frieden in dieser Zeit,zur Erinnerung aller,ist dieses Lied gemeint.Von Dunkelheit verfolgt,vor und hinter sich,tritt am vorläufigen Ziel,zu Tage des Rates Spiel.Doch ernst ist die Lage, geschaffen ward sie,auf das sie Frieden zurück nach Aradon trage. Behütet sie wohl ihr Hörer des Liedes,denn es bringt euch kurze Zeit Friede.Auf das die Erinnerung aufgehe an fast vergessene Tage, in Licht wie auch Schatten,des Rates letzte Karte, ihr Hörer jenseits der Sternenwarte.Tragt die Hoffnung im Herzen,bis zum Schluss, denn hoffen müsst ihr,der Weg ist noch weitund niemand ist sonst gegen alldas Böse gefeit.Im Blumenmeer soll sie vergehenund ihr Licht dann strahlend am Himmel zu sehen sein.Ein Herz wird erretten,was zerstört ward.Ein Herz so unendlich rein…Ajasas Stimme verstummte und die Instrumente verklangen leise. In ihren Augen leuchtete es. Gebannt, hatte Daron sie das ganze Lied über angestarrt, dem Lied gelauscht und verwundert auf seine Wunden geschaut. Sie waren alle verheilt, nur blasse Narben waren zurück geblieben. „Was für eine Kraft wohnt diesem Lied inne?“, dachte er fasziniert. Elar hatte den Kopf während des Zuhörens zur Seite geneigt und schaute nun ins Feuer. „Und es ist wahr, was ich hörte. Den Stimmen, der Lithoniel entspringt große Kraft. Ein schönes, doch bedenkliches Lied. Nun ich kann zwei und zwei zusammenzählen. Dennoch, liegt ein Schatten auf ihnen, welcher Art vermag ich nicht zu erkennen.“, sagte Elar zu sich selbst. Sein Blick wanderte zu Ajasa. „Wunderschön und bedenklich. Ihr seid eine wahre Meisterin Eurer Stimme Ajasa aus Aldan.“, sagte Elar mit einer Verbeugung und die anderen klatschten begeistert. „Ich danke Euch.“, meinte Ajasa höflich lächelnd. Sie aß noch ein paar von den süßen Früchten und bemerkte nicht, dass sie ab dem Ende ihres Liedes von Elar gemustert wurde. Die Instrumente spielten ein langsames Lied. Überraschend stand Daron auf, lehnte sich an einen Baum und schloss die Augen. Nach ein paar Sekunden, öffnete er sie wieder und begann seinerseits zu singen. Doch, ob dieser seltsame Trank des Waldvolkes, den er zum Essen getrunken hatte, oder Ajasas Lied seine Zunge löste, konnte er nicht sagen. Es war ein gutes, starkes Lied, ruhig und voller Leben gesungen:Ein Wanderer zog einst, müd von Haus und Herd fort,der Schmerzen überdrüssig, suchte er einen verzauberten Ort.Vom Krieg geschunden, wo er alles verlor,brachte ihn soweit, dass er Rache schwor.Trauer umfing ihn, Träume von Schmerz,Tod und verbranntem Gestein.Sein Herz war erkaltet und zum Suchen einer Lösung,machte er sich auf. Er lauschte und erriet einen Teil des Feindes Spiel,doch er wurde entdeckt und fiel und fiel.Ein Mann mit Herz aus kaltem dunklem Gestein,flößte ihm dunkle Gedanken ein…Der Wanderer nun nicht mehr müd,erwacht im zarten Laub allein.Der Rache und Hass, hatten Besitz von ihm ein.Von Rache getrieben, machte er sich auf, den Mann zu finden,der verursacht einen Teil seines Leids.Gegen ihn kämpfen hat er gewolltund eine schöne Gestalt gesehen, derer Worte er nun folgt.Erkannt seinen Irrtum viel später als erhofft.Dunkle Träume hat er noch oft. Doch der Rache Gewalt ließ ihn los,sein Herz gerührt, aber dennoch kalt.Er reiste weit mit Ajanis als Ziel.Gebunden an Eid und Schwur bemühte er sich viel.Tag für Tag, Nacht für Nacht, sah er eines Engels gleich,Begleitung neben sich. Er schützte sie und beinah fiel im Nebel dicht.Mit jedem Tag, an dem er sah ihr Gesicht,sein Schmerz verging und Kälte löste sich.Nun steht er unter Fichten weit,mit ihr für weiteren Weg bereit. Ajasa hatte ihn überrascht angeschaut. So kannte sie ihn gar nicht. So offen und anders… Ihr war, als sähe sie ihn für einen Moment, mit einer Krone und erhobenem Schwert, eines edlen Königs gleich, aber als sie blinzelte stand dort nur noch Daron, stumm gen Himmel schauend. Elar hatte alles genau verfolgt. „Seine Geschichte ist voller Rätsel, dennoch verstehe ich ihn mehr als sie.“, dachte er. Nach ein paar weiteren Liedern von Elars Freunden, gingen sie schlafen. Ajasa und Daron waren Lager bereitet worden, aus weichem Farn und schimmernden Blättern. Die Nacht war ruhig und mit dem leisen Knistern des Feuers, schliefen sie schnell ein. Ein erfrischender Wind zog herüber und die Reisenden, wurden von den morgendlichen Liedern der Vögel geweckt. Ajasa rieb sich müde die Augen und setzte sich gähnend auf. Langsam streckte sie sich und stand auf. „Guten Morgen Ajasa.“, begrüßte Daron seine Reisegefährtin. „Guten Morgen.“, erwiderte sie lächelnd. Daron sah heute anders aus. Nicht mehr so in sich gekehrt und irgendwie, schien er den größten Teil seines Leides verloren zu haben. Elar begrüßte sie freundlich und hieß sie zügig frühstücken. „Ich habe zwei meiner Leute los geschickt, zum Rande des Waldes. Dort sollen sie nach den Verfolgern Ausschau halten und mir dann berichten. Und wir sollten bald über den Schatten sprechen, der hinter euch lauert.“, sagte er ernst. Ajasa und Daron nickten. Elar verfiel wieder in seinen üblichen, stets höflichen Plauderton. „Eure Pferde, werden bereits zur Grenze unseres Landes gebracht. Vorräte und ein paar andere Dinge für euch ebenfalls.“, sagte er. So zogen sie mit dem Waldvolk weiter, stets den Weg zur Grenze des Waldes vor Augen. Hin und wieder, erzählte Elar ihnen ein paar Dinge über den Wald. Als der Nachmittag sich dem Ende zu neigte, machten sie Halt. Elar schien es tatsächlich nicht wirklich eilig zu haben. Er gestand ihnen dreimal so viele Pausen zu, wie sie selbst bei ihrem bisherigen Ritt, ausgelassen hatten. Rings um sie herum, konnten sie nur Bäume sehen. Eine rauschende Quelle entsprang in der Nähe. „Wir haben es nicht eilig. Hier können wir bleiben, bis zum Morgen.“, sagte Elar schließlich und ließ sich auf einem Stein nieder. Rasch machten seine Freunde sich daran, ein Feuer zu entfachen und Essen herbei zu schaffen.