Читать книгу Nikomaus & Murmelbär - Adora Belle - Страница 5
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Оглавление„Also … das ist mit Abstand die dämlichste Idee, die du jemals gehabt hast“, rufe ich fassungslos und wische damit Niko, meinem besten Kumpel seit unserer gemeinsamen Schulzeit, das erwartungsvolle Grinsen aus dem Gesicht. Nachdem er mich sekundenlang mit offenem Mund angeglotzt hat, denkt er gar nicht dran, mir recht zu geben, sondern blafft in gleicher Lautstärke zurück.
„Wieso das denn, bitte? Der Plan ist doch wohl absolut genial!“
Ich schüttle nur den Kopf, denn ich kann es noch immer nicht fassen, dass er überhaupt auf so eine bescheuerte Idee verfallen ist. Ich meine, okay, Niko ist eine Marke für sich, schon immer gewesen und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Ärger mitunter sein zweiter Vorname ist, aber das hier? Das haut nun wirklich dem Fass den Boden ins Gesicht. Und zwar mit Anlauf!
Um zu erklären, was mich so bestürzt, muss ich ein bisschen weiter ausholen. Ich bin Matthias, wurde von meinen wenigen Freunden früher aber meistens Klößchen genannt. Aus gutem Grund, denn ich bringe leider schon seit meiner Teenagerzeit etliche Kilos zu viel auf die Waage. Nicht, dass ich nie versucht hätte, das zu ändern.
Es gab da durchaus mal eine Phase, da habe ich praktisch jede Diät ausprobiert, die mir unter die Finger kam. Meistens habe ich damit auch tatsächlich abgenommen, allerdings war der Erfolg nie von langer Dauer und spätestens einige Monate nach Beendigung der jeweiligen Diät hatte ich sämtliche verlorenen Pfunde wieder drauf und oft noch mehr als vorher. Der Klassiker halt.
Irgendwann habe ich dann beschlossen, aus der Not quasi eine Tugend zu machen und auf sämtliche Versprechungen à la „Verliere zehn Kilo in drei Tagen!“ und ähnliche gepflegt zu scheißen und zu akzeptieren, was ich bin: das Dickerchen, eben Klößchen.
Der Spitzname entstand in meiner Schulzeit. Damals hatte ich es, wie man sich unschwer denken kann, wegen meines Übergewichts nicht gerade leicht, und das, obwohl ich zu dieser Zeit bestenfalls … na ja, vielleicht etwas pummelig war, verglichen mit heute. Meine Mutter pflegte mich damals einen „kräftigen“ Jungen zu nennen und mich zu trösten, indem sie sagte, ich wäre nicht dick, ich hätte eben „schwere Knochen“.
Na ja, vermutlich war sie einfach erleichtert, dass ich, nachdem ich die ersten Jahre meines Lebens immer als zu leicht eingestuft wurde, schließlich begann kontinuierlich zuzunehmen. Und sicher hat sie auch gedacht, das fände mit dem Einsetzen der Pubertät ein Ende und ich würde aus dem Babyspeck schon irgendwann wieder rauswachsen.
Tja, Pustekuchen. Diesen Babyspeck habe ich behalten bis heute und es sieht nicht so aus, als würde sich in absehbarer Zeit daran was ändern, auch wenn mich inzwischen niemand mehr „Klößchen“ nennt außer mir selbst.
Jedenfalls hatten sich die Arschlöcher unter meinen Klassenkameraden damals sehr schnell auf mich eingeschossen und ich wurde oft gehänselt und aufgezogen. Vermutlich, weil sie schnell gemerkt hatten, was für ein dankbares Opfer ich war. Ich zog mich infolgedessen mehr und mehr zurück, wurde zu einem regelrechten Einzelgänger und das blieb auch so, bis eines schönen Tages Niko, mit vollem Namen Nikolaus Wiedekind, in meine Klasse kam.
Aus irgendeinem mir unverständlichen Grund setzte dieser Neue sich in den Kopf, unbedingt mit mir befreundet sein zu wollen, und obwohl ich anfangs wirklich dachte, dass der Typ mich entweder verarschen wollte oder einen massiven Dachschaden hätte, dass er ausgerechnet an mir interessiert war, gelang es ihm mit der Zeit, mich doch aus der Reserve zu locken.
Aber Niko ist eben dieser Typ Mensch, der immer in allem erst mal das Positive sieht und nach der Devise handelt, dass irgendwie schon alles gut gehen wird. Rückschläge steckte er schon als Junge meistens mit einem Lachen oder Achselzucken weg und so ließ er denn auch nicht locker, bis ich endlich aus meinem Schneckenhaus herausgekrochen kam und seinem hartnäckigen Drängen nachgab.
Dank seiner unerschütterlichen Frohnatur und der vielen verrückten Ideen, die schon damals ständig in seinem Kopf herumzuhüpfen schienen wie wild gewordene Flummis, wollten natürlich auch viele meiner Klassenkameraden mit Niko befreundet sein. Ich dachte logischerweise, er würde mich abservieren, sobald er begriff, was für ein Loser ich in den Augen der Übrigen war, aber es kam anders.
Niko ließ einfach wie selbstverständlich durchblicken, dass, wer mit mir ein Problem hatte oder mich blöd von der Seite anmachte, bei ihm ebenfalls unten durch war. Und auf diese Weise fand ich schließlich doch noch so was Ähnliches wie ein paar Freunde, von denen mir aber keiner so nahestand, wie Niko es tat und noch heute tut. Der Kontakt mit diesen übrigen Schulfreunden von damals ist dementsprechend auch bis heute größtenteils abgerissen, was mir aber nicht wirklich was ausmacht, denn im Grunde ist Niko der einzige Mensch, den ich als echten Freund bezeichne.
Im Gegensatz zu mir hat er natürlich noch jede Menge andere soziale Kontakte, geht oft aus und unternimmt die wildesten Sachen mit irgendwelchen Leuten, die ich nicht mal ansatzweise kenne.
Klar, gelegentlich kommt ihn auch mal wer besuchen und weil Niko und ich eine Wohngemeinschaft bilden, stellt er uns natürlich auch gegenseitig vor, aber ich habe längst gemerkt, dass die meisten dieser Bekanntschaften – Freundschaften kann man das meiner Meinung nach kaum jemals wirklich nennen – eine ziemlich geringe Halbwertszeit besitzen. Ich habe mir also inzwischen abgewöhnt, mir irgendwelche Namen oder Gesichter merken zu wollen.
Als Niko und ich jedenfalls im Laufe der Pubertät entdeckten, dass wir tatsächlich alle beide mehr Interesse am eigenen Geschlecht haben als am anderen, war das zwar erst mal ein schier unglaublich scheinender Zufall, aber dann auch für uns beide eine riesige Erleichterung. Das Band unserer Freundschaft knüpfte sich dadurch noch enger, als es ohnehin schon war.
Unsere Eltern reagierten zwar auch allesamt ziemlich cool auf unser doppeltes Outing, aber einen ebenfalls schwulen besten Freund zu haben, war doch noch mal was völlig anderes. Wir hatten dadurch jeder einen Menschen an der Seite, der wusste, wovon man redete, wie man fühlte, der einen unterstützte, wenn es drauf ankam, und der sich vor allem mit genau denselben Sorgen und Problemen herumschlagen musste wie man selbst.
Ansonsten war zwischen uns aber immer alles rein platonisch und das wird sich auch niemals ändern. Schon die Vorstellung, mit Niko rumzumachen, käme mir … na ja, verdammt komisch vor. Fast ein bisschen so, als würde ich was mit meinem eigenen Bruder anfangen – nicht, dass ich einen hätte, ich bin, wie man so schön sagt, ein verwöhntes Einzelkind.
Jedenfalls wäre eine körperliche Beziehung zwischen Niko und mir eine echt gruselige Vorstellung. Für mich auf jeden Fall, und was Niko betrifft, entspreche ich auch schon rein äußerlich kein bisschen seinem bevorzugten Typ. Mein Kumpel steht nämlich auf Schönlinge mit vielen Muskeln und hat im Laufe der Jahre schon Kerle abgeschleppt, bei denen der Umfang des Bizeps vermutlich größer war als der jeweilige IQ.
Aber okay, selbst ich kenne den blöden Spruch: Dumm bumst gut und nach allem was ich so mitbekommen habe, scheint da wohl durchaus was Wahres dran zu sein.
Eine Beziehung zwischen Niko und einer dieser Dumpfbacken ist trotzdem nie daraus geworden. Nicht, weil die nicht gewollt hätten – es gab durchaus den einen oder anderen, der interessiert gewesen wäre, wie mein Freund mir gelegentlich berichtet hat. Es liegt eher daran, dass Niko sich recht schnell langweilt und die meisten seiner Lover spätestens nach zwei, drei Mal Matratzengymnastik wieder schasst.
Für ihn ist die Jagd auf das jeweilige Objekt seiner Begierde nun mal interessanter, als sein Ziel schließlich zu erreichen, sprich: Nachdem er den aktuellen Favoriten ins Bett bekommen hat, erlischt sein Interesse schneller als ein Streichholz im Platzregen.
Das geht, wie man sich vielleicht denken kann, natürlich längst nicht immer gut, manche der Kerle wollen es nämlich nicht wahrhaben, dass Niko sie abserviert hat, und es gab daher auch schon ein paar recht unschöne Szenen, inklusive einem nächtlichen Aufruhr im Treppenhaus, nervigem Telefonterror und sogar einem Polizeieinsatz.
Nun werden sicher manche von euch denken, dass mir das im Grunde völlig schnurz sein kann und oberflächlich betrachtet stimmt das sicher. Das Dumme daran ist nur, dass ich schon ein paar Mal sozusagen in der ersten Reihe gestanden habe, wenn einer von Nikos Verflossenen wahlweise die Klette oder den Neandertaler raushängen ließ. Immerhin wohnen wir zusammen und das sorgte in der Vergangenheit bei manchen Kerlen für Missverständnisse.
Okay, mein Kumpel ist auch wirklich ein echter Hingucker, also kann ich es schon irgendwo nachvollziehen, dass da gelegentlich Eifersucht und Besitzansprüche ins Spiel kommen.
Niko ist trotz seiner fast dreißig Jahre immer noch ein typischer Twink, schlank, mit blonden Locken und leuchtend blauen Augen, einer kleinen, zarten Stupsnase und einer Oberlippe, die mit ihrem frech aufwärts geschwungenen Amorbogen regelrecht zum Küssen und daran Knabbern einlädt.
Also, mich nicht, ich stelle das nur rein objektiv fest, aber eben jede Menge andere Kerle. Trotzdem lege ich keinen gesteigerten Wert auf irgendwelche nächtlichen Dramen vor meiner Wohnungstür.
Die Krönung bis heute war ein Typ, der wohl auch dachte, ich wäre Nikos neuer Stecher oder so was in der Art und er müsste mir handgreiflich klarmachen, dass ich gefälligst die Finger von ihm lassen sollte. Ich bin von Beruf Krankenpfleger und hatte damals Nachtdienst, lag also im Bett, als besagter Kerl eines schönen Tages gegen Mittag an unserer Tür schellte.
Zuerst wollte ich das Gebimmel ja ignorieren, aber leider war der Spinner verdammt hartnäckig und irgendwann kämpfte ich mich doch aus den Federn. Ich schlurfte murrend durch die Diele, machte die Tür auf und dann sah ich nur noch eine Faust auf mich zu kommen.
Danach wird in meinem Gedächtnis für eine Weile alles undeutlich. Meine Erinnerung setzt erst an dem Punkt wieder ein, wo Niko plötzlich neben mir steht und einen Heidenspektakel veranstaltet. So klein wie er ist, machte er diesem Brutalo damals trotzdem regelrecht Feuer unterm Arsch und schickte ihn am Ende so kleinlaut in die Wüste, dass er locker hätte unter dem Teppich Stelzen laufen können.
Niko kann nämlich durchaus ausrasten und wenn er wirklich sauer ist, wirkt das schon ziemlich beeindruckend. Glaubt ihr nicht? Dann stellt euch vor, wie ein süßes, flauschiges Kaninchen von jetzt auf gleich plötzlich das Fell sträubt, die Krallen wetzt und euch mit den Zähnen voran in den Schritt springt, wo es sich festbeißt.
So in etwa fühlt sich das an, wenn Niko ausflippt. Also, so stelle ich mir das vor. Ich selbst war ja bisher noch nie selbst das Ziel, sondern immer nur Zeuge eines solchen Ausrasters und fast bin ich versucht zu sagen: Gott sei Dank!
Ich meine, so was ist doch schon ziemlich beängstigend, oder? Einfach weil man nicht damit rechnet, so fröhlich und locker, wie Niko normalerweise gestrickt ist.
Jedenfalls war der fremde Kerl damals längst weg, bis ich wieder so richtig geradeaus schauen konnte, und Niko betüddelte mich den Rest des Tages wie eine Glucke ihr Küken. Er entschuldigte sich tausend Mal und wünschte dem – ich zitiere: „bescheuerten Arsch“, wie er seinen gewalttätigen Ex-Lover nannte – Dünnschiss, Feigwarzen und Tripper an den Hals. Gleichzeitig, wohlgemerkt!
Sein promiskuitives Verhalten hat er trotzdem nicht geändert, aber letzten Endes aus dieser unschönen Begegnung die Konsequenz gezogen, keinen seiner One-Night-Stands mehr mit in unsere Wohnung zu bringen. Auch seine Telefonnummer gibt er praktisch an niemanden mehr heraus, jedenfalls an keine seiner Eroberungen. Er lässt sich seitdem lieber von seinem auserkorenen Opfer mit nach Hause nehmen, und wenn das nicht geht, dann in den Darkroom des jeweiligen Etablissements oder notfalls sogar in eine Toilettenkabine, wenn sich gar keine andere Möglichkeit bietet und diese einigermaßen sauber ist.
Das würde ihm unnötige nächtliche Diskussionen ersparen und die Wahrscheinlichkeit anschließender Komplikationen deutlich verringern, meint er. Dass so was auch mal irgendwann gehörig in die Hose gehen kann, blendet er dabei geflissentlich aus und schlägt auch meine sämtlichen gut gemeinten Warnungen stets in den Wind. Was soll ich also weiter dazu sagen? Er ist volljährig und muss selbst wissen, was er tut.
Warum ich das alles erzähle? Nun, Fakt ist, dass Niko ein neues Opfer ins Auge gefasst hat, an dem er sich schon seit einer ganzen Weile abarbeitet, ohne so recht weiterzukommen. Einen Typen, den er bereits ein paar Mal in irgendeinem Club getroffen hat – selbstverständlich jedes Mal rein zufällig! – und der Nikos Flirtkünsten offenbar hartnäckig widersteht.
Klar, dass der sich dadurch nur noch mehr angestachelt fühlt. Und deswegen hat mein Freund jetzt einen supermegagenialen Plan ausgetüftelt, der ihm dabei helfen soll, das Objekt seiner aktuellen Begierde doch noch rumzukriegen. Tja, und eben dieser Plan lässt mich einigermaßen fassungslos zurück.
Alexander Kleist, so heißt besagter Wunderknabe, arbeitet scheinbar in einem Fitnessstudio der gehobenen Kategorie als Personal Trainer, womit er schon mal per se voll in Nikos Beuteschema fällt. Er betreibt aber zusätzlich auch noch einen eigenen Kanal auf einer Video-Plattform im Internet. Darin geht es um Ernährung, Fitnesstraining und sogenanntes „Body-Shaping“. Er ist damit wohl auch recht erfolgreich und hat bereits das Interesse mehrerer Hunderttausend Follower sowie einiger potenzieller Werbepartner geweckt. Letztere sind allesamt Firmen, die Sport-Zubehör, -klamotten, irgendwelche Proteinshakes, Fitnessriegel und solchen Kram vertreiben.
Niko hat nun mitbekommen, dass dieser Alexander, um seinen Kanal noch bekannter zu machen, offenbar plant, mit einem Freiwilligen über den Zeitraum mehrerer Monate eine Videoserie zu drehen. In deren Verlauf will er aus besagtem Freiwilligen einen durchtrainierten, schlanken und fitten Klon von sich selbst machen.
Tja, und – man ahnt es sicher schon – genau da komme ich ins Spiel.
Wenn es nach Niko geht, bin nämlich ausgerechnet ich die Idealbesetzung für diese behämmerte Serie!
Niko selbst hat ja leider figurtechnisch absolut keinen Optimierungsbedarf, denn er ist nicht nur rank und schlank wie eine Tanne, sondern legt auch keinerlei Wert auf ausgeprägte Muskelpakete am eigenen Leib. Darum ist er letzten Endes auf mich verfallen und wenn man ihn so reden hört, könnte man wirklich denken, ich wäre der einzige Kandidat, der für die Chose infrage kommt. Zwar absolut unfreiwillig, dafür aber total selbstlos.
Warum das alles? Na, klare Sache: Niko erhofft sich, dass er dadurch endlich näher an seinen Traumtypen rankommt und seine Chancen, den Kerl doch noch flachzulegen, steigert. Denn selbstverständlich nimmt er, als mein allerbester Kumpel, ja nur zu gerne die unsägliche Mühe auf sich, mich zu meinen zweifelsfrei regelmäßig stattfindenden Terminen mit Alexander, dem Fitness-Guru, zu begleiten und mir moralisch den Rücken zu stärken. Ganz und gar freiwillig und natürlich alles andere als selbstlos.
Merkt man mir an, wie begeistert ich von der Idee bin? Bestimmt nicht, oder?
Niko hat mir natürlich auch schon ein paar von den Videos aus dem Kanal dieses Alexander gezeigt, damit ich mit eigenen Augen sehe, wie toll der Kerl ist, und ich gebe ja auch gerne zu, dass der Typ hammermäßig aussieht. Aber deswegen verspüre ich trotzdem nicht den Drang, zu einem Abziehbild dieser Muskelschwuppe zu werden! Schließlich will ich im Grunde doch gar nichts an mir verändern! Ich mag mich so wie ich bin, mitsamt meinem Hüftgold und basta.
Red dir das nur ein, Honey!, flüstert mein kleiner Schulterteufel an dieser Stelle und kichert diabolisch, wie sich das für einen Teufel gehört und sei er auch noch so klein.
Klappe, Kurzer!, bringe ich ihn zum Schweigen. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja …
Das ist also Nikos großartiger Plan und meine von ihm favorisierte Rolle darin. Und ich kann nur wiederholen, was ich bereits zu Anfang gesagt habe: Das Ganze ist einfach nur absolut und total hirnrissig!
Ich meine, wer bin ich denn? Niko ist mein allerbester, um nicht zu sagen, mein einziger Freund, aber so weit geht die Liebe nun doch nicht, dass ich mich deswegen vor irgendeiner aufgepumpten Muskeltunte zum Affen mache, nur damit er den Kerl anschließend flachlagen kann. Von einem Millionenpublikum im World Wide Web mal ganz zu schweigen!
Außerdem bin ich auch das, was man einen Genussmenschen nennt. Ich liebe gutes Essen, mag es, in der Küche zu stehen und selbst zu kochen, und habe nicht die geringste Lust, mir das von diesem Alexander Kleist madig machen zu lassen.
Nein, ehrlich, ich finde, es gibt kaum was Schöneres, als einen entspannten Fernsehabend mit einer liebevoll zubereiteten Mahlzeit zu krönen. Extra deswegen habe ich mir letztes Jahr sogar Bezahlfernsehen zugelegt und zelebriere seither regelmäßige Marathon-Sessions mit meiner jeweiligen Lieblingsserie, wobei das Zubereiten und die Vorfreude auf das anschließende Essen mindestens genauso wichtig ist wie das anschließende Verzehren vor dem Bildschirm.
Klingt komisch? Kann sein, aber ich finde nun mal, das simple Öffnen eines Pizzakartons oder einer Styroporverpackung von irgendeinem Lieferdienst kann damit ebenso wenig mithalten, wie zum Beispiel das übersexualisierte Ex und Hopp in der Schwulenszene dem Vergleich mit einer echten Liebesnacht standhalten kann.
Was dieses Gebalze in irgendwelchen Szene-Bars und Clubs angeht – das ist, wie man sich denken kann, so oder so nicht mein Ding und war es auch nie. Nicht, dass ich etwa noch Jungfrau wäre oder so, Gott bewahre, immerhin bin ich ein gestandenes Mannsbild von immerhin fast dreißig Jahren. Aber ich habe eben festgestellt, dass dieses mehr oder weniger anonyme Rumgevögel nicht meins ist.
Liegt vielleicht auch an meinem Job, wer weiß? Wenn man mit schöner Regelmäßigkeit mit den gesundheitlichen und vor allem hygienischen Unzulänglichkeiten irgendwelcher Mitmenschen konfrontiert wird, die man ihnen im Alltag nicht auf den ersten Blick ansieht, geschweige denn zutrauen würde, dann kommt beim Gedanken an den Austausch von Intimitäten oder Körperflüssigkeiten mit praktisch Wildfremden erst gar keine erotische Spannung auf. Zumindest nicht bei mir. Eher Gänsehaut und Lippenherpes …
Im Ernst! Jeder kennt doch das tolle Sprichwort: Außen hui, innen pfui. Aber der weitaus überwiegende Teil der Homosexuellen scheint das komplett zu vergessen, wenn es unten juckt.
Tja, und unter Umständen juckt es dann anschließend nicht nur, sondern …
Ah, okay, lassen wir das hier lieber. Nicht, dass euch noch übel wird.
Jedenfalls bin ich – falls überhaupt – dann nicht bloß auf der Suche nach irgendeinem potenziellen Sexualpartner. Ich meine, falls tatsächlich eines Tages doch das unglaubliche Wunder geschehen und Amor sich wider Erwarten meiner erbarmen sollte, dann will ich jemanden, der mich haargenau so nimmt, wie ich bin. Samt meiner kleinen Murmel und allen anderen Macken. Und sollte es so einen Kerl nicht geben, okay, dann bin ich eben für den Rest meines Lebens Single, na und? Ich werde es im Endeffekt ebenso wenig überleben wie alle anderen und mein Dasein ist im Grunde doch total okay, so wie es ist. Ehrlich!
Wie bin ich jetzt von Nikos verrücktem Plan auf dieses Thema gekommen? Egal. Fakt ist und bleibt jedenfalls: Nie und nimmer lasse ich mich zu solch einem Scheiß überreden! Niemals!