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Das erinnert mich daran, wie …

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Adrian

Kommen Haustiere in den Himmel?

Bevor wir darauf eingehen, lasst mich sagen, dass mir das Hamsterproblem sehr wohl bewusst ist. Wie meine Frau völlig zu Recht betont, haben Hamster so etwas wie einen Konstruktionsfehler (sorry, Gott, ist aber so). Sie sterben. Sie verschwinden. Sie unternehmen Ausflüge unter und hinter und in alle möglichen Dinge, die gefährlich für sie sind. Schlimme Dinge passieren mit diesen flauschigen kleinen Viechern. Eine Freundin erzählte mir, ihre kleine Enkelin habe ihr eines Tages per SMS mitgeteilt, sie habe zwei neue Hamster, die sie „Faith“ und „Hope“ getauft habe. Süß und natürlich auch biblisch, aber vielleicht hätten sie noch eine „Charity“ gebraucht, um das Trio komplett zu machen. Eine weitere SMS überbrachte wenig später die unerwartete und ziemlich groteske Nachricht, dass Faith Hope gefressen hatte.

„Die Hoffnung stirbt, aber der Glaube bleibt“ – das mag in anderen Situationen eine ermutigende Botschaft sein, aber nicht in dieser tarantinomäßigen Episode im Leben eines kleinen Kindes.

Worauf ich hinauswill: Wenn Haustiere gerettet werden sollen, müsste der Himmel von menschlicher Warte aus einen regelrechten Ozean, ein endloses Panorama, eine Ewigkeit aus lauter kleinen, braunen, fiependen Viechern bieten, die darauf warten, von ihren auferstandenen Besitzern wieder in Empfang genommen zu werden. Dabei sind natürlich die Legionen von Kaninchen, Hunden, Katzen, Pferden, Eseln, Elefanten, Kamelen und anderen Geschöpfen, die irgendwann in ihrem Leben von Menschen ins Herz geschlossen wurden, noch gar nicht eingerechnet. Irgendwo macht sich bei dieser Vorstellung eine ermüdende Absurdität breit, oder?

Wenn wir allerdings bereit sind und uns dazu entschließen können, die öden Grenzen menschlichen Verstehens mal vorübergehend außer Acht zu lassen, finden wir vielleicht noch eine andere Spur, der wir folgen könnten. Auf diese Spur bin ich erst gekommen, seit ich einen Blick dafür bekommen habe, wie Liebe, Laune und Einfallsreichtum im Wesen Gottes gemeinsam wirken. Ich verstehe das selbst kaum, geschweige denn, dass ich es anderen erklären könnte, aber ich will es mal versuchen.

Hilfreich dabei ist ein Blick auf das Wirken des Paulus. Offenbar hatte der große Apostel keinerlei Scheu, Form und Methode seiner Verkündigung zu verändern, wann immer er sich davon für die vor ihm liegende Aufgabe einen Vorteil versprach. Ein gutes Beispiel dafür ist der Altar in Athen, der DEM UNBEKANNTEN GOTT geweiht war. Zum Glück gab es dort kein Komitee gewissenhafter Evangelikaler, die ihr Veto dagegen einlegten, als Paulus beschloss, diese Gottheit ohne Namen mit dem einen wahren Gott und Vater des auferstandenen Jesus gleichzusetzen. War das nicht eine tolle Idee? Genau die Sorte maßgeschneiderter toller Ideen, von denen Gott sich, glaube ich, auch heute noch wünscht, dass wir sie im Umgang mit den Männern und Frauen unserer Zeit anwenden. Unerwartet, ein bisschen ruppig, leicht irritierend, nichtreligiös, individuell, wertschätzend, bezaubernd humorig und einfallsreich, passen solche Ideen nicht unbedingt in unsere selbst gemachten Schablonen, die in unserer verarmten Verkündigung so verbreitet sind. Ich kenne einen Mann, der nie gerne in seine Werkstatt ging, weil er immer total neurotisch wurde, wenn auf einem der sorgfältig gezeichneten Umrisse an seiner Wand der dazugehörige Hammer oder Meißel oder Schraubendreher fehlte. Ich glaube, ihm wäre es vielleicht lieber gewesen, einfach nur glücklich mitten in seiner perfekt aufgeräumten Werkstatt zu sitzen und keines der Werkzeuge jemals zu benutzen. Ist doch viel sicherer so. Erinnert euch das an etwas? Ja? Dachte ich mir.

Und was hat das alles jetzt mit Haustieren zu tun? Nun, meine Erinnerung an das Jahr 2012 ist von einem ganz besonders epochalen Ereignis geprägt. Einem Todesfall nämlich: dem Tod eines Hundes, der Freunden von uns gehörte. Buddy war eine riesige, samtig-graue Dänische Dogge mit einer umwerfenden Persönlichkeit, einem unfassbaren Appetit und einem unauslöschlichen Drang, zu lieben und geliebt zu werden.

Dave, Faith, Ruth und Jonny waren tief betrübt über ihren Verlust, und wir alle konnten es kaum fassen, dass eine so eindrucksvolle Präsenz einfach aufhören konnte zu existieren.

Nach Buddys Tod fragte mich jemand, ob ich glaube, dass es im Himmel Hunde geben wird. Was hättest du darauf gesagt? In unserer postmodernen Zeit scheinen wir ja alle irgendwelche Überzeugungen aus der Luft zu greifen und daran zu glauben, einfach weil sie sich bei uns einnisten. Ich habe keine Ahnung, ob es im Himmel Tiere geben wird, aber zwei Dinge weiß ich genau. Liebe ist nicht zerstörbar. Das ist das eine. Das andere ist, dass Gott, wie gesagt, voller weiser, schrulliger Ideen ist und genau das tun wird, was er will. Eingedenk dieser beiden Dinge beschloss ich, ein Gedicht zu schreiben, nämlich das folgende:

Buddy

Ein Kopf, so groß wie ein Schuhkarton,

Der staunende Blick eines Kindes,

Ein Fuß wie ein Gaul, ein sabberndes Maul

Taub für den Ruf der Wildnis.

Im Himmel fand gerade ein Treffen statt

An dem Tag, als Buddy schlief ein.

Bis spät in die Nacht wurde nachgedacht:

Dürfen auch Tiere herein?

„Undenkbar“, sagten die Engel zumeist,

„Seelenlos sind sie und dumm.“

Einer Handvoll war das nicht ganz so klar,

Doch Gott saß nur da und blieb stumm.

Dann erhob er sich endlich und sagte:

„Bald ist’s dunkel, es lockt mich hinaus.

Wir klären die Frage demnächst dieser Tage,

Denn Buddy muss dringend mal raus.“

Jeff

Jeff, du lebst in den USA, wo es jede Menge Waffen gibt. Hast du schon jemals so einer Kanone in den Lauf geschaut?

Ja. Zwei Mal.

Das erste Mal schloss ich in Reno, Nevada, Bekanntschaft mit dem gefährlichen Ende einer Schusswaffe. Ich fuhr mit dem Auto, so glaubte ich, auf der Innenspur einer Schnellstraße, aber das stimmte nicht. Offenbar war ich tatsächlich auf dem Seitenstreifen unterwegs, und so nahm sich ein Polizist aus der Gegend vor, sich mal mit mir zu unterhalten. Er fuhr von hinten mit blau und rot blinkenden Lichtern an mich heran. In England war es zumindest damals noch üblich, dass ein Angehöriger der Ordnungskräfte, wenn er einen anhalten wollte, überholte und dann ein beleuchtetes Stoppzeichen einschaltete. In Amerika wird so ein Zeichen nicht benutzt, sondern sie blinken einen einfach nur von hinten an. Damals gab es noch nicht so viele US-Polizeiserien im Fernsehen, sodass ich nicht gleich kapierte, dass dieser Gesetzeshüter mit mir reden wollte. Ich dachte, er wollte einfach nur an mir vorbei. Also fuhr ich weiter, wenn auch langsamer.

Dann schaltete er seine Sirene ein. Ich kapierte es immer noch nicht und fuhr weiter.

Als Nächstes strahlte er mir mit dem auf dem Dach montierten Suchscheinwerfer in den Rückspiegel. Ich fuhr trotzdem weiter.

Nun endlich verschaffte sich der Polizist, inzwischen stinksauer, meine Aufmerksamkeit, indem er mir über die Lautsprecheranlage seines Streifenwagens zubrüllte: „Halten Sie an, und zwar sofort!“ An diesem Punkt fühlte ich mich geführt, anzuhalten, und zwar sofort. Aber damit fingen meine Probleme erst an.

In England ist es üblich, aus dem Wagen auszusteigen, um mit dem Beamten zu sprechen – zumindest war das früher so. Zum Glück hatte ich in letzter Zeit nicht allzu viele derartige Unterhaltungen mit den vorzüglichen Männern und Frauen, die bei unseren Polizeikräften dienen, sodass ich nicht genau weiß, ob das immer noch der Fall ist. In Amerika hingegen steigt man auf keinen Fall aus, denn das wird als Bedrohung wahrgenommen. Falls dir so etwas in den USA jemals passiert, rate ich dir: Kurbele deine Seitenscheibe herunter. Warte geduldig auf den Polizisten. Leg deine Hände aufs Lenkrad, wo er sie sehen kann. Und wenn du nach deinem Führerschein gefragt wirst, beug dich nicht zu hastig zum Handschuhfach hinüber, damit es nicht so aussieht, als ob du nach einer Waffe greifen wolltest, was unerfreuliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Da ich von all dieser Straßenrandetikette nichts ahnte, sprang ich aus dem Wagen.

Im selben Moment hörte ich den Polizisten brüllen: „Keine Bewegung! Bleiben Sie stehen!“ Er hielt den Scheinwerfer auf mich gerichtet, und ich sah seine Umrisse in dem blendenden Licht. Er stand mit nach vorn ausgestreckten Armen breitbeinig da, die Waffe in der Hand auf meinen Kopf gerichtet. Nicht schön.

Ich beschloss, einen auf empörten Engländer zu machen, und führte meine beste Prinz-Charles-Imitation auf. Funktionierte prima.

Das andere Mal war noch beängstigender. Auf unsere Familie wurde geschossen. Der Täter war ein Freund von uns, und zwar ausgerechnet ein Pastor. Sehr unhöflich.

John, ebenfalls ein in Amerika lebender Brite, hatte sich ein Gewehr mit Kaliber .308 gekauft, schon eine ziemlich ernst zu nehmende Waffe. Kay und ich waren mit unseren damals noch kleinen Kindern bei John zum Frühstück eingeladen. Plötzlich sprang er vom Tisch auf und verkündete begeistert, er müsse uns unbedingt etwas zeigen.

Gleich darauf kam er wieder aus seinem Zimmer zurück und präsentierte uns stolz sein neu erworbenes Gewehr. Er wollte uns unbedingt zeigen, wie es funktionierte, und überhaupt, sagte er, sei es natürlich nicht geladen.

Aber da irrte er sich. Ich weiß nicht, wieso, aber aus irgendeinem Grund hatte er ein paar Patronen in das Magazin geladen und sie dann vergessen. Er spannte den Hahn und drückte ab. Das Geräusch des Schusses, der sich in der Enge der Küche löste, war ohrenbetäubend. Die Kugel traf den Holzofen am anderen Ende des Esstisches, prallte ab, fuhr dann quer über den Tisch, um schließlich in der Decke einzuschlagen. Sie verfehlte uns um höchstens einen Meter.

Mit Tränen in den Augen schauten wir uns panisch am Tisch um, ob unsere Kinder noch lebten.

Sie waren traumatisiert, aber unverletzt.

John, selbst völlig unter Schock, eilte zurück in sein Zimmer und lud in dem fieberhaften Bestreben, das Gewehr unschädlich zu machen, noch eine Patrone in die Kammer und schoss ein Loch in den Teppichboden. An diesem Punkt rannte seine Frau zu ihm ins Zimmer und schrie ihn an, er solle aus dem Haus verschwinden und erst wiederkommen, wenn keine Patronen mehr in dem Gewehr seien.

Wenn ein Polizist dich auffordert, anzuhalten, dann fahr rechts ran.

Und wenn ein Brite mit einem Gewehr dich zum Frühstück einlädt, tu alles, aber geh nicht hin.

Jeff

Was war das schlechteste Essen,

bei dem du je so tun musstest,

als würde es dir schmecken?

Das war ein äthiopisches Essen in Äthiopien (wo es vermutlich einfach nur Essen genannt wird). Ich will nicht schlecht über die äthiopische Küche reden; wahrscheinlich lag es nur an diesem Restaurant, in dem wir aßen, aber aus drei Gründen würde ich sagen, dass dies für mich die schlechteste Mahlzeit meines Lebens war.

Die äthiopische Kultur verlangt, dass Ehrengäste von ihrem Gastgeber gefüttert werden. Also fing der Mann neben mir an, das Essen von meinem Teller zu nehmen (mit den Fingern, Besteck war nirgends zu sehen) und es mir in den Mund zu stopfen. Ich war zu höflich, um das abzulehnen, obwohl die Versuchung, ihm in die Finger zu beißen, äußerst stark war (aber das wäre wohl ein bisschen zu Hannibal-Lecter-mäßig gewesen). Außerdem war ich ein bisschen in Panik, denn in dieser Kultur wird die eine Hand dazu benutzt, nach dem Essen zu greifen, während die andere zum Abwischen des … nein, ich habe mir geschworen, dieses Thema nie wieder zu erwähnen. Sagen wir einfach, ich hatte schreckliche Angst, er könnte die falsche Hand benutzen.

Und dann wurde einem aus unserer Gruppe furchtbar schlecht, nachdem er eine ordentliche Portion von diesem Essen hinuntergeschlungen hatte. Schön war das nicht.

Und schließlich bekamen wir etwas zu essen, was injera genannt wird und aussieht wie menschliche Haut. Es könnte sogar wie menschliche Haut schmecken, soviel ich weiß. Muss mal Hannibal Lecter fragen.

Pfui.

Adrian

Hast du eine lustige Geschichte

über Gesundheit und Sicherheit?

Ja, ich habe eine unfassbar lustige Geschichte über Gesundheit und Sicherheit. Leider ist diese großartige Anekdote so Seitenstechen auslösend, schenkelklopfend komisch, dass mir die Europäische Leitstelle für Ernst, Niedergeschlagenheit und Depression (ELEND) strikt verboten hat, sie schriftlich, mündlich oder in irgendeiner anderen Form weiterzugeben. Die Strafe für Zuwiderhandlung ist der Tod, und das Risiko gehe ich nicht noch einmal ein. Ich hatte 1997 ein niederschmetterndes Erlebnis mit dieser Behörde, als es mir nicht gelang, einen Saal voller Leute bei einem Round-Table-Treffen in Ashby-de-la-Zouch zu unterhalten. Nie wieder.

Vielleicht hat Jeff eine weniger lustige Geschichte, die er euch erzählen darf. Ich glaube, die ELEND hat ihm eine Saisonlizenz ausgestellt.

Jeff

Jeff, hast du als erfahrener Vielreisender einen Ratschlag für Langstreckenflüge?

Zuerst einmal sei dankbar, dass du die Möglichkeit hast, Reisen zu erleben. Im Ernst. In Indien gibt es einen Flugzeugingenieur im Ruhestand, der hinten in seinem Garten ein ausrangiertes Flugzeug stehen hat. Jeden Tag dürfen die Leute aus dem Dorf zu ihm kommen und einen virtuellen Flug genießen. Sie steigen ein, schnallen sich an, bekommen eine Sicherheitsunterweisung und gehen schließlich, nachdem ihnen ein Snack serviert wurde, wieder von Bord – ohne überhaupt geflogen zu sein. Aufgrund ihrer Armut wird vermutlich keiner dieser Leute jemals irgendwo hinfliegen. Wenn ich in Versuchung bin, mich aufzuregen über Verspätungen, Pannen, schlecht gelaunte Flugbegleiterinnen, die scheinbar nur darauf warten, ihre Passagiere mit einem elektrischen Viehstock zu zappen, oder über die nicht identifizierbare und nur halbwegs essbare Bordverpflegung oder darüber, dass der Kerl vor mir mir die Blutzirkulation abschnürt, indem er seinen Sitz nach hinten schiebt, dann rufe ich mir dieses Dorf in Indien in Erinnerung.

Zweitens: Wenn etwas schiefgeht, sei nett. Das ist nicht nur ein von Grund auf christlicher Gedanke, sondern es ist auch aus altruistischem Blickwinkel ratsam. Ich habe schon erlebt, wie Leute fluchend und brüllend am Check-in andere Sitzplätze verlangt, sich über Verspätungen oder Flugausfälle echauffierten und dann auch noch von den armen Leuten, die sie so traktierten, erwarteten, dass sie sich Mühe gaben, ihnen zu helfen, was sie jedoch nicht taten.

Einmal hatte ich auf einem Flug mit British Airways ein erstaunliches Erlebnis. Ich hatte ein ganz billiges Economy-Class-Ticket von Denver nach London, und beim Check-in wurde mir eröffnet, dass ich ein Upgrade für die Business Class bekäme und deshalb in der VIP-Lounge auf den Aufruf des Fluges warten dürfe. Ich war total begeistert und hüpfte regelrecht in die Lounge. Die Empfangsdame bemerkte meine ausgelassene Stimmung und fragte mich, warum ich so fröhlich sei.

„Ich freue mich, weil ich heute ein Upgrade bekommen habe. Das ist großartig!“

„Wie schön“, lächelte sie und sagte dann etwas, das mich überraschte. „Oft benehmen sich Leute, die ein Upgrade bekommen haben, plötzlich aggressiv und fordernd, sobald sie in die Lounge kommen. Obwohl sie für ihr Upgrade nichts bezahlt haben, stellen sie Ansprüche und kommen sich ungeheuer wichtig und bedeutend vor. Es ist schön zu sehen, wenn mal jemand dankbar ist.“

Ich holte mir einen Kaffee und setzte mich. Zwanzig Minuten später kam die Empfangsdame auf mich zu. „Geben Sie mir bitte Ihre Bordkarte, Mr. Lucas. Ich muss Ihnen einen anderen Platz geben.“

Meine Gesichtszüge entgleisten, und mir sank das Herz. „Och nö! Werde ich jetzt wieder heruntergestuft?“, erkundigte ich mich.

„Nein. Sie bekommen noch ein Upgrade. Erste Klasse. Ich habe gerade einen Anruf aus der Maschine erhalten, dass sie jemanden weiter nach vorne setzen müssen. Da Sie so dankbar waren und so nett zu mir, dachte ich an Sie. Viel Spaß!“

Den hatte ich. Das Erlebnis war so toll, dass ich fast Tränen in den Augen hatte, als die Maschine landete.

Jeff

Jeff, hast du eine peinliche Beerdigungsanekdote?

Eigentlich nicht. Allerdings kenne ich jemanden, dem eine Beerdigung, die ich gehalten habe, furchtbar peinlich gewesen sein muss. Und zwar deswegen, weil er sie eigentlich selbst hätte halten sollen, das aber total vergessen hatte. Ich sage jetzt nicht, von welcher Denomination er kam (das wäre unfair gegenüber all den Heilsarmee-Offizieren in aller Welt). Sagen wir einfach, dass ich einen Anruf vom örtlichen Krematorium bekam und der Direktor am anderen Ende der Leitung hörbar in Panik war.

„Was machen Sie gerade, Jeff?“

Just in diesem Moment hatte ich im Garten gearbeitet, was schon komisch ist, weil das vermutlich die einzige Stunde in meinem Leben war, die ich je mit Gartenarbeit verbracht habe. (Rasenmähen ausgenommen. Das zählt nicht.) Wenn ich irgendwelche lebendigen Dinge anfasse, verwelken sie und gehen ein.

„Können Sie sich wohl schnell Ihren Anzug überziehen und herkommen? Ich habe hier eine Trauergemeinde, einen ungeduldigen Bestattungsunternehmer und einen Sarg mit einem Leichnam, aber keinen, der die Trauerfeier hält. Der eigentlich gebuchte Pastor hat es wohl vergessen, und ich kriege ihn nicht zu fassen. Sie müssen schnell kommen.“

Das tat ich dann auch. Es war schon unangenehm, gelinde gesagt, denn ich musste leise an die nächsten Angehörigen in der ersten Reihe der dicht besetzten Kapelle herantreten und sie nach dem Namen des Verstorbenen und ein paar Details zu seinem Leben fragen, bevor ich die obligatorische Trauerrede hielt. Sie waren sichtlich außer sich und wütend, aber dankbar für meine Hilfe.

Ich war froh, das für sie tun zu können.

Und mindestens ebenso froh war ich, dass ich nicht der Bursche war, der diesen überaus wichtigen Termin verschwitzt hatte. Ich kann nur hoffen, dass er am nächsten Tag noch die Sonne aufgehen sah.

Adrian

Adrian, würdest du für siebzig Pfund einen Abend in unserer Gemeinde veranstalten?

Möglich. Vielleicht sogar für umsonst. Könnte aber auch sein, dass ich mir wesentlich mehr erbitte. In den dreißig Jahren, seit ich (zu meiner Verblüffung) zum ersten Mal echtes Geld dafür bezahlt bekam, mich hinzustellen und den Leuten etwas zu erzählen, ist es mir noch nie leichtgefallen, über Honorare und dergleichen zu reden. Ich vermute, dass ich in der ersten Zeit das eine oder andere Mal übers Ohr gehauen wurde, vor allem, weil ich selbst kaum glauben konnte, dass ich den Leuten tatsächlich etwas zu bieten hätte.

Allerdings erinnere ich mich auch, dass ich mir selbst ein paar Mal ins Knie geschossen habe.

Anfang der 1990er Jahre zum Beispiel bekam ich eines Morgens einen Anruf und wurde gefragt, ob ich bereit wäre und Zeit hätte, bei einer Veranstaltung zur Feier der Einweihung eines neuen Kirchenanbaus zu sprechen. Ein rascher Blick auf unseren Wandkalender zeigte mir, dass das Datum gut passte. Nur noch eine Frage war zu klären. Der Dialog entspann sich etwa folgendermaßen:

ER: Nur noch eine Frage, Adrian. Können Sie uns ungefähr sagen, wie viel Sie uns für die Veranstaltung berechnen werden?

ICH: (mich windend vor Verlegenheit und überlegend, ob ich nicht eher denen etwas dafür bezahlen sollte, dass sie so freundlich waren, mich einzuladen) Äh, schauen wir mal – fünfundsiebzig Pfund wären mir recht, danke.

ER: (offensichtlich sehr überrascht) Fünfundsiebzig Pfund! ICH: (unglücklich, weil ich offensichtlich viel zu viel verlangte) Ach, wissen Sie, eigentlich sind fünfzig Pfund auch schon mehr als genug …

ER: Ich bin nur ein bisschen verdattert. Der Letzte, den ich gefragt habe, wollte fünfzehnhundert Pfund. Nein, fünfundsiebzig Pfund sind mir sehr recht.

Jede Wette – und wer könnte es ihm verdenken? Aber ich war ein bisschen sauer auf mich selbst. Wir schwammen damals nicht gerade im Geld, und der habgierige kleine Kobold in meinem Kopf hielt mir ständig vor, dass der Mann am Telefon, wäre ich so verrückt gewesen, die astronomische Summe von tausend Pfund zu verlangen, vielleicht gesagt hätte: „Menschenskind, ja, das hört sich sehr vernünftig an. Herzlichen Dank.“

Zufällig weiß ich aber, dass er wohl nicht so reagiert hätte, denn später erfuhr ich, dass sein erster Anruf Roy Castle gegolten hatte, einem damals sehr bekannten säkularen Entertainer, der bei christlichen Veranstaltungen sehr gefragt war. Kurz vor seinem frühen Tod begegnete ich Roy bei einer Benefiz-Veranstaltung im Londoner Palladium. Er war die Hauptattraktion, und ich spielte nur eine ganz geringe Rolle, aber es war toll, einen so hervorragenden Botschafter des Glaubens kennenzulernen, wenn auch nur kurz. Falls ihr euch fragt – ich hielt es nicht für nötig, ihm gegenüber zu erwähnen, dass ich als sein Ersatzmann ein Honorar von fünfundsiebzig Pfund bekommen hatte.

Manchmal sind die Leute erstaunlich großzügig. Damals in der ersten Zeit sprachen Bridget und ich einmal in einer Gemeinde an der südenglischen Küste, wo der Pfarrer kurz vor der Pensionierung stand und eine Veranstaltung machen wollte, bei der seine Gemeinde und andere Christen aus der Gegend sich einfach eine schöne Zeit machen konnten. Seine Kirche war nicht besonders groß, aber an diesem Abend drängten sich dreihundert Leute auf den Bänken und den dazugestellten Stühlen, die sich alle auf jede Menge Gelächter und vielleicht auch ein paar Tränen freuten. Es war einer dieser Abende, die in meiner Erinnerung geradezu leuchten mit ihrer freundlichen Atmosphäre und dem herrlichen Geschenk unerwarteter Gemeinschaft. Der Himmel würde sich schon mächtig ins Zeug legen müssen, um dabei mithalten zu können.

Hinterher saßen wir noch mit dem Pfarrer und seiner Frau zusammen. Es waren liebenswerte Leute, die eine weise Schlichtheit und, so vermuteten wir, unermessliche Schätze im Himmel besaßen.

„Wir wussten nicht so recht, wie wir das Finanzielle regeln“, sagte der Pastor, „aber wir haben drei Pfund Eintritt genommen, damit es nicht zu teuer wird, und es sind dreihundert Karten verkauft worden. Wir haben uns gedacht, am besten geben wir euch das ganze Geld.“

Damit beugte er sich über den Tisch und drückte mir neunhundert Pfund in Scheinen in die Hand. Bridget und ich saßen da und starrten mit großen Augen auf den dicken Stapel knisternder Scheine. So etwas hatten wir noch nie gesehen, geschweige denn schon einmal so viel Geld auf einmal in der Hand gehabt. Es war ein wohltuender Schock, und am liebsten wären wir in Tränen ausgebrochen. So rein und schlicht. Ich weiß nicht mehr, was für eine finanzielle Krise dadurch abgewendet wurde, aber irgendeine muss es gegeben haben. Das war bei uns damals immer so.

Was rede ich da? Das ist bei uns immer so.

Ein Gegenbeispiel war ein Erlebnis, wo nach der Veranstaltung – einer Prozession im Freien, gefolgt von einer Ansprache – ein außerordentlich beleibter junger Mann mit einem außerordentlich kleinen Notizbuch und einem winzigen Stift in der Hand auf mich zukam.

„Ich soll Sie nach Ihren Auslagen fragen“, erklärte er mir mit barscher, monotoner Stimme.

„Ach ja“, erwiderte ich, „möchten Sie, dass ich dabei so etwas wie ein Honorar mit einbeziehe, oder …“

„Ich soll Sie nach Ihren Auslagen fragen!“

„Ja, ich wollte nur wissen …“

„Ihre Ausgaben!“

Ich war ein Schwächling. Unglücklich murmelte ich irgendetwas vor mich hin und sah zu, wie der umfangreiche junge Mann gereizt durch die Nase schnaufte, sich etwas in seinem liliputanischen Büchlein notierte und sich ohne weitere Frage oder Bemerkung wieder verkrümelte. Ein Honorar haben wir für diese Veranstaltung nie bekommen. Nur gut, dass ich Christ bin, denn selbst so würde ich am liebsten diesen jungen Mann ausfindig machen und ihm einen ordentlichen Tritt in die rechte Kniekehle verpassen, wenn er am wenigsten damit rechnet.

Übrigens, wo wir gerade dabei sind: Bisweilen wird am Wahrheitsgehalt einer Geschichte gezweifelt, die ich schon oft erzählt habe. Sie handelt von einem Kassierer, der nach einer Veranstaltung an den Redner herantrat und sagte: „Wir möchten gern im Benzin Gemeinschaft haben.“ Worauf der Redner angeblich antwortete: „Wir können uns auch im Bepanthen wälzen. Hauptsache, ich kriege meine Spesen erstattet.“ Kann schon sein, dass die Geschichte apokryph ist. Wahrscheinlich haben die Katholiken sie uns untergejubelt.

Also ehrlich!

Ich staune selbst, wie viele Erinnerungen plötzlich auftauchen, sobald ich ein wenig über dieses Thema nachdenke. Wie wäre es zum Beispiel mit der folgenden: Eine Frau schrieb mir einen liebenswürdigen, begeisterten Brief (damals, als die Leute noch solche altmodischen, volkstümlichen Dinge taten) und fragte, ob Bridget und ich Interesse hätten, in ihrer Kirche zu sprechen, einer anglikanischen Gemeinde irgendwo draußen auf dem Land. Ob wir denn kommen, und wie viel wir dafür nehmen würden, denn sie müsse noch die Zustimmung ihres Kirchenvorstands für das Vorhaben einholen. Ein paar Tage später rief sie an und erklärte uns mit niedergeschlagener Stimme, der Kirchenvorstand habe sich gegen ihre Pläne ausgesprochen, weil man nicht für ein Honorar geradestehen wolle, das zu hoch sei, um durch eine solche Veranstaltung gedeckt werden zu können.

Sie hörte sich furchtbar traurig und enttäuscht an. Ich wurde auf der Stelle weich wie ein reifer Camembert. „Ach, vergessen Sie den Kirchenvorstand“, sagten wir. „Wir kommen umsonst.“ (Das ist die höfliche Version.) „Organisieren Sie alles, und wir werden da sein.“

Diese Kirche befand sich wirklich mitten in der Pampa. Der Fairness gegenüber dem Kirchenvorstand halber sei gesagt, dass wirklich kaum damit zu rechnen war, dass viele Leute kommen würden, um diesen zwei unbekannten Gestalten zuzuhören, die dort neunzig Minuten lang irgendetwas erzählen würden, mit einer Erfrischungspause zwischendurch. Wahrscheinlich war es schon schwierig genug, wenigstens ein paar Hansel für eine Stunde am Sonntagmorgen in die Kirche zu kriegen, geschweige denn an einem Donnerstagabend, wo die Leute viel lieber gemütlich zu Hause sitzen und sich den Fernsehkrimi anschauen.

Diese Kirche war gerammelt voll, gestopft bis zum Bersten. Keine Ahnung, wo die Leute alle herkamen, aber ich glaube nicht, dass Bridget und ich schon jemals weniger Platz hatten, um uns nebeneinander vor die Leute hinzustellen. Nicht, dass uns das etwas ausgemacht hätte. Es war großartig. Wir haben es gern, den Leuten, zu denen wir sprechen, so nahe wie möglich zu sein, und an diesem Abend würden ein paar Glückliche, die einen Platz in der ersten Reihe gefunden hatten, mir geradewegs von unten in die Nase schauen können – falls sie so verschroben wären, das zu wollen, meine ich.

Und das Sahnehäubchen war eine unverhoffte Kollekte, die an diesem Abend in der Kirche für uns eingesammelt wurde und bei der erheblich mehr zusammenkam als der Betrag, um den wir ursprünglich gebeten hatten.

Das Leben kann manchmal knifflig sein, wie wir alle wissen, aber hin und wieder wird uns ein Moment geschenkt, der unbeschreiblich lieblich ist. Können Sie sich auch nur ansatzweise vorstellen, was für ein befriedigender Ausgang das für die gute Frau war, die uns eingeladen hatte?

Im Allgemeinen haben wir in den letzten drei Jahrzehnten eine herzerwärmende Großzügigkeit erlebt, sodass wir den wenigen knauserigen Armleuchtern, denen unsere Zeltmacherei keinen Lohn wert war, bereitwillig vergeben können.

Zum Schluss sollte noch der Pastor besondere Erwähnung finden, der einem Freund, nachdem dieser auf einer Gemeindeversammlung gesprochen hatte, einen vielversprechenden weißen Umschlag überreichte. Hinterher im Auto machte mein Freund den Umschlag auf und fand darin ein einzelnes Blatt Papier, auf dem die folgenden erbaulichen Worte prangten: „Geben ist seliger als Nehmen.“

Jeff

Kommt es bei deinen Veranstaltungen in verschiedenen Ländern vor, dass der Humor zwischen den Kulturen auf der Strecke bleibt?

Sogar sehr oft, ja. Total.

Ich habe darüber schon in einem der Anekdoten-Bücher geschrieben, aber es lohnt sich in diesem Kontext noch einmal zu wiederholen … Ich hatte einmal die Gelegenheit, vier Tage lang eine Gruppe von tamilischen Flüchtlingen aus Sri Lanka, die den größten Teil einer Gemeinde in Paris ausmachten, aus der Bibel zu unterrichten. Diese wunderbaren Leute hatten sich Urlaub genommen – viele von ihnen verdienten ohnehin nicht viel, sodass sie einen hohen persönlichen Preis dafür zahlten – um mir zuzuhören, wie ich ihnen etwas über die Bibel erzählte. Da nur wenige Englisch sprachen, arbeitete ich mit einer Dolmetscherin. Tamilisch ist übrigens eine dieser Sprachen, in denen es ungefähr fünf Minuten dauert, das englische Wort „Hallo“ zu übersetzen.

Jedenfalls versuchte ich, die langen Tage mit ein paar lustigen Geschichten aufzulockern, und zu meiner Freude schien das sehr gut bei ihnen anzukommen, denn sie lachten immer laut und genau aufs Stichwort. Wie sich dann herausstellte, taten sie es tatsächlich aufs Stichwort. Buchstäblich.

Als die Tagung ungefähr zur Hälfte um war, wandte ich mich mitten in einem der Vorträge an die Dolmetscherin und sagte ihr, wie sehr es mich freute, dass mein Humor so gut verstanden wurde. Ihre Antwort war niederschmetternd: „Sie verstehen kein Wort von deinem Humor, Jeff. Wenn du eine von deinen kleinen Geschichten erzählst, sage ich bloß immer zu ihnen: ‚Lacht doch bitte mal, Jeff war gerade wieder witzig.‘“

Und sie lachten: laut und mit Begeisterung. Auf Bestellung. Aus purer Freundlichkeit. Ich hörte auf, meine kleinen „witzigen“ Geschichten zu erzählen.

Und dann war da dieser Internationale Jugendkongress der Heilsarmee in Prag, auf dem ich sprach. Die riesige Halle sah aus wie der Versammlungssaal der Vereinten Nationen, übersät mit kleinen Dolmetscherkabinen, um die sich die Sitzplätze der jeweiligen Nationalitäten scharten.

Ich versuchte, eine meiner Geschichten an den Mann zu bringen.

Zuerst lachten die Briten, die natürlich keine Übersetzung brauchten. Dreißig Sekunden später folgten die Franzosen. Und dann die Holländer.

Aber meine allerneueste humoristische Bruchlandung ist erst ein paar Tage her, während ich dies schreibe. Ich predigte in Malaysia. Asiaten haben allgemein große Hochachtung vor den führenden Leuten in ihrer Kultur, und die Gemeinde, in der ich dort predigte, behandelte die Mitglieder der Leitung mit einem unglaublichen Respekt. Das hätte ich beachten sollen, bevor ich anfing, ihnen von einem Pastor zu erzählen, der in voller Montur in ein Taufbecken für Erwachsene fiel. Überall auf der Welt, wo ich diese Geschichte erzählt habe, haben die Leute darüber gelacht. Doch als ich diesmal an die Stelle kam, wo der bedauernswerte Geistliche ins kühle Nass stürzte, riss die ganze Versammlung erschrocken die Münder auf. Was für ein schreckliches Unglück, ein Pastor ist ins Becken gefallen. War dem armen Pastor etwas passiert? War er ernsthaft verletzt? Einen Augenblick lang glaubte ich schon, sie würden gleich eine Gebetsgemeinschaft für den unbekannten durchnässten Gemeindehirten starten. Sie machten sich nicht nur Sorgen um sein Wohlergehen, sondern es wäre ihnen auch nie in den Sinn gekommen, über sein Missgeschick zu lachen. Die Geschichte ging genauso sang- und klanglos unter wie der Pastor. Für die Leute dort hatte dieser Beckensturz auch nicht im Entferntesten etwas Amüsantes.

Wenn ich so darüber nachdenke, hatten meine malaysischen Freunde ja vielleicht recht. Vielleicht war es einfach nicht witzig.

Jeff

Wurdest du schon einmal für eine Vortragsreihe gebucht und mittendrin wieder ausgeladen, weil die Leute sich über das, was du sagtest, aufgeregt haben?

Ja. Das war schrecklich.

Bevor ich euch diese spezielle Geschichte erzähle, sollte ich erwähnen, dass es eine oder zwei Gemeinden gibt, die mir unmissverständlich klargemacht haben, dass ich mich bei ihnen nie wieder blicken lassen soll. Einmal hielt ich eine Predigtreihe in einer Gemeinde in den USA, ohne zu ahnen, dass sie dort gerade einen schweren Konflikt mit ihrem Pastor auszufechten hatten. Während der vier Tage, die ich bei ihnen war, fanden jeden Abend Notsitzungen der Diakone statt, und allem Anschein nach war das eine schmerzhafte Zeit für alle. Der Pastor aber beschloss, mir nichts von alledem zu sagen. So tauchte ich also jeden Abend im Gottesdienst auf, um zu predigen, und während meiner Predigt kam ich ganz zufällig auf eines der Themen zu sprechen, um die es am Abend zuvor in der hitzigen Diakonensitzung gegangen war. So ging das viermal hintereinander. Die Diakone waren schließlich vollkommen überzeugt, dass der Pastor mir gegenüber durchblicken ließ, um welche Themen gestritten wurde, und dass er mich extra eingeladen hatte, damit ich seine Partei ergriff und ihm Schützenhilfe leistete. Also waren sie stinksauer auf mich und machten mir deutlich, dass ich in ihrer Gemeinde nie wieder willkommen sein würde. Ich kann es ihnen nicht verdenken, denn wenn ich tatsächlich ein Strohmann des Pastors gewesen wäre, wäre das schrecklich gewesen.

Ich versuchte, sie davon zu überzeugen, dass die Aussagen aus meinen Predigten vielleicht weder durch Tipps des Pastors noch durch Zufall bedingt waren, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes – dass diese Themen vielleicht deshalb zur Sprache kamen, weil Gott wollte, dass sie zur Sprache kamen. Aber es nützte alles nichts. Schade, wenn wir behaupten, wir glauben an einen Gott, der eingreift, aber es dann nicht glauben wollen, dass er am Werk ist, wenn er eingreift. Ich wurde dort nie wieder eingeladen.

Aber das war ein Kinkerlitzchen im Vergleich zu dem, was mir in Palermo auf Sizilien passiert ist. Ich nahm dort an einem Protestmarsch gegen die Mafia teil. Zwei Richter waren ermordet worden, und die Evangelikalen Siziliens beschlossen, ihrer Empörung über die Mafiaherrschaft in ihrem Land Ausdruck zu verleihen. Ich hatte das Vorrecht, eine kurze Ansprache vor der versammelten Kundgebung auf der Piazza in Palermo zu halten, und sollte dann am nächsten Morgen in einer Pfingstgemeinde predigen. Zu meinem Entsetzen stellte ich dort fest, dass die Frauen getrennt von den Männern sitzen und lange Tücher tragen mussten, die ihre Haare und Schultern bedeckten.

Nach dem Gottesdienst war ich zusammen mit einigen Mitarbeitern der Gemeinde im Haus des Pastors zum Mittagessen eingeladen. Dieser Pastor verstand sich sehr gut darauf, seinen eigenen, ausgesprochen köstlichen Wein herzustellen, und ich darf wohl sagen, dass davon eine erkleckliche Menge durch die Kehlen der Versammelten ging. Das Gespräch war knifflig, nicht nur, weil es über einen Dolmetscher lief, sondern auch, weil es am Tisch, je mehr Wein floss, immer lauter wurde. Dann kam es zu dem folgenden ungeschickten Wortwechsel zwischen dem Hauptpastor der Gemeinde und mir.

PASTOR: Nun, Bruder Jeff, sagen Sie – wie denken Sie darüber, dass wir von unseren Frauen verlangen, ihre Köpfe zu verschleiern?

ICH: (in Gedanken vollauf damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie ich die frittierte Seeschlange herunterbekommen sollte, die wenig verlockend auf meinem Teller lag) Wenn es Ihnen recht ist, Pastor, möchte ich darauf im Moment lieber nicht eingehen. (Okay, vielleicht war ich ein Feigling, aber ich redete mir ein, ich wolle ja nur Rücksicht auf die fremde Kultur nehmen – und nicht schon gleich zu Anfang meines Besuchs in eine theologische Auseinandersetzung geraten.)

PASTOR: Ich wüsste aber wirklich gern Ihre Ansicht. Bitte sagen Sie es mir.

ICH: (überrascht, sowohl vom Geschmack der frittierten Seeschlange – noch unangenehmer als erwartet – als auch von der Hartnäckigkeit meines wissbegierigen Gastgebers) Ich möchte dazu wirklich nichts sagen.

PASTOR: (mit einem so heftigen Schlag mit der flachen Hand auf den Tisch, dass seine Assistenten zusammenzuckten) SAGEN SIE MIR AUF DER STELLE, WAS SIE DENKEN! WIE DENKEN SIE ÜBER DIE VERSCHLEIERUNG?

ICH: (ängstlich auf das neben seinem Teller liegende Messer schauend und hoffend, dass es dort bleiben würde) Nun, wenn Sie schon danach fragen, Sir, es gefällt mir überhaupt nicht. Ich finde es sexistisch und tyrannisch, und es entspringt meiner Meinung nach einer fehlerhaften Schriftauslegung. Ich möchte es nicht am Respekt gegenüber der hiesigen Kultur fehlen lassen, aber …

PASTOR: (explodiert und gibt einen lauten, heftigen Wortschwall von sich, von dem ich dankenswerterweise keine Silbe verstehe, da er auf Italienisch ist)

Der Dolmetscher blickte angesichts des pastoralen Wutausbruchs verlegen unter sich. Ich lief puterrot an. Im Raum wurde es totenstill.

Ich manövrierte mich ohne weiteren Wortwechsel durch den Rest der Mahlzeit, verabschiedete mich schließlich leise und ging in mein Zimmer, um mich auszuruhen. Zwei Stunden später kam ich zurück in die Küche, wo ich einen anderen Pastor treffen sollte, der gekommen war, um mich abzuholen. Ich sollte am Abend in seiner Gemeinde sprechen. Er erwartete mich.

NEUER PASTOR: Hallo, Jeff. Sie können ruhig wieder auf Ihr Zimmer gehen. Sie brauchen heute Abend nicht in unserer Gemeinde zu predigen.

ICH: (verwirrt die Möglichkeit erwägend, dass das alles vielleicht ein böser Traum sei) Wirklich? Warum denn nicht?

NEUER PASTOR: Wir haben von Ihren Ansichten über die Verschleierung gehört. Sie werden nicht benötigt.

Und damit machte er kehrt und ging. Ich kehrte zurück in mein Zimmer und wurde am nächsten Tag zum Flughafen gebracht. Die Fahrt dorthin verlief in angespanntem Schweigen.

Ich mag keinen Sexismus, keine Schleier und keine herumbrüllenden Gemeindeleiter. Und wenn ich ehrlich bin, mag ich auch keine frittierten Seeschlangen.

Jeff

Was ist das Peinlichste, das dir je passiert ist?

Ich könnte ein ganzes Buch damit füllen, diese Frage zu beantworten, denn in meinem Leben gab es eine Fülle peinlicher Zwischenfälle.

Zum Beispiel, als ich mein Auto auf einem vollen Flughafenparkplatz abstellte und dann vergaß, wo ich es gelassen hatte. Da durfte ich mir ein paar tausend Autos anschauen.

Oder als bei einer christlichen Konferenz meine Tür aufging und ein Zimmermädchen den Kopf hereinsteckte. Sie wünschte mir fröhlich einen guten Morgen und schaute mir genau in die Augen – für diesen fixierenden Blick war ich sehr dankbar, denn ich war splitterfasernackt.

Oder als ich ein paar Bemerkungen über einen ausgesprochen langweiligen Mann fallen ließ, der in einer Gemeinde, in die ich ging, immer die Bekanntmachungen ansagte. Beim Abendessen mit ein paar neuen Freunden verkündete ich, dieser Mann sei einfach nur sterbenslangweilig. Schließlich konnten sie ihn ja nicht kennen, zumal diese Gemeinde Hunderte von Meilen entfernt war und auch noch zu einer ganz anderen Denomination gehörte. Die Gastgeberin des Abends lächelte liebenswürdig und vollbrachte eine Meisterleistung der Selbstbeherrschung. Der unsäglich langweilige Mann war ihr Vater.

Oder als ich einmal um drei Uhr morgens mitten in einem Wohngebiet die Alarmanlage meines Autos auslöste und zusehen musste, wie in einem Dutzend Häusern die Lichter angingen. Und mir vorstellte, wie all diese netten Leute jetzt fluchend aus dem Schlaf hochfuhren. Und mich vor dem Polizisten versteckte, der gerufen wurde, um dem Lärm nachzugehen, weil ich zehn Minuten brauchte, um dahinterzukommen, wie ich das Ding wieder abstellen konnte. Der Alarm war vermutlich bis zum Jupiter zu hören.

Oder als ich einmal auf dem Rücksitz eines eleganten BMWs mitfuhr, der so raffiniert konstruiert war, dass sich die Autobatterie unter dem Rücksitz befand. Kurz zuvor war eine neue Batterie eingebaut worden, die, wie sich dann herausstellte, nicht die richtige Größe hatte, sodass die beiden Pole zu hoch aufragten. Ich saß hinten, und da der Sitz unter meinem Gewicht ein wenig einsank, kam das Drahtgeflecht an der Unterseite mit den Batteriepolen in Berührung. Ich dachte, es sei Öl, was ich da roch, aber in Wirklichkeit schmorte unter meinem Hintern ein Feuer. Wir fuhren den schicken Wagen rechts heran, sprangen hinaus und sahen zu, wie er in Flammen aufging. Nicht gerade ein großartiger Tag. Es war zwar nicht meine Schuld, aber doch mein Hinterteil, das den Schaden verursacht hatte.

Aber eine der niederschmetterndsten öffentlichen Blamagen habe ich erlebt, als ich in Amerika an einer christlichen Schule sprach. Manche der Schülerinnen und Schüler waren leider gegen den Glauben geimpft, da man ihnen eine beständige Überdosis biblischer Lehre eingetrichtert hatte (es kann nun einmal nur schiefgehen, wenn der Mathelehrer einen auffordert, fünf Brote und zwei Fische zu addieren). In der Kapelle war auf den Gesichtern etlicher Schüler eine gut einstudierte angeödete Miene zu sehen.

Ich beschloss, auf die britische Karte zu setzen. Das funktioniert in Amerika meistens sehr gut.

Aber nicht an diesem Tag.

Es wäre bestimmt lustig, dachte ich mir, erst einmal ein bisschen darüber zu reden, dass wir Briten Wörter anders aussprechen als unsere amerikanischen Vettern.

Dafür hätte ich mir alle möglichen Beispiele aussuchen können, aber aus irgendeinem Grund fiel mir keines ein. Also stellte ich meinen Zuhörern, die inzwischen dabei waren, sich in der neuen Sportart des Synchrongähnens zu üben, eine ziemlich dämliche Frage.

„Wie sagt ihr ‚Yo‘?“, erkundigte ich mich hoffnungsvoll.

Yo war damals in den 1980ern ein cooles Wort. Ich war britisch, hipp und cool. Das würde ihnen gefallen.

Ein verdrießlich dreinblickender, pickeliger Junge in der hintersten Reihe, der die Dummheit dieses britischen Besuchers kaum fassen konnte, sprach mir das Wort ‚Yo‘ nach.

„Yo“, sagte er. „Wir sagen das genauso wie Sie.“

Dann hielt er triumphierend inne, bis das frostige Schweigen die Temperatur im Saal abkühlen ließ, und wiederholte es noch einmal.

„Yo.“

Nach diesem unvergesslichen Einstieg lief es mit dem Rest meines Vortrags erwartungsgemäß nicht besonders gut, außer dass ein Junge in der ersten Reihe, glaube ich, eine Heilung erlebte.

Von der Schlaflosigkeit.

Kommen Haustiere in den Himmel?

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