Читать книгу Der Akron Tarot - Akron Frey - Страница 126
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ОглавлениеDer Eremit steht für die Fähigkeit des Menschen, das Spektrum seiner Sicht so zu erweitern, dass er neben den äußeren Erscheinungen auch die Grundlage sieht, warum er sieht, was er sieht. Dadurch löst er sich aus dem kollektiven Netzwerk des Denkens, weil er sich seinem eigenen Erkennen plötzlich als einer abgespaltenen Teilpersönlichkeit gegenübersieht. Sie gibt sich ihm als der Geist seines eigenen Erkennens zu erkennen und suggeriert ihm, dass sich ihm alles nur so darstellt, damit er sich in seinem eigenen Denken ergründen kann. Wenn er aber wirklich erkennen würde, resümiert der Weise, dass alles eine Illusion ist, was könnte er dann für Erfahrungen machen? Er könne die ganze Welt bereisen, die er sich aus den kollektiven Illusionen erschaffe, erwidert ihm der Geist, wenn er sich nicht in den Panzer seiner eigenen Erkenntnisse einschließe und sich durch die Illusionen seiner eigenen Erkenntnisse hindurchfallen ließe. Manche verfielen ihm, dem Geist, denn sie wären hingerissen von der Kreativität ihrer Einfälle und glaubten, die Grundlage ihres Erkennens läge in ihrer eigenen Natur; andere klebten so sehr an den Visionen ihres Erkennens, dass sie den Kontakt mit den Menschen verlören und sich nur noch im Geflecht ihrer eigenen Hirngespinste bewegten.
Was zeigt uns das Bild? Es zeigt eine von der Außenwelt abgekapselte, völlig in sich versunkene Gestalt. Wie eine Holzskulptur ist sie bewegungslos in sich erstarrt und hält sich eng umschlungen selbst im Arm. Sie sitzt auf ihrem eigenen Bild, das sie durch ihr Bewusstsein innerhalb der dreidimensionalen Wirklichkeit in die Welt hineingedacht hat; gleichzeitig sitzt ihr der eigene Schatten im Genick. Deshalb ist der Eremit aus spiritueller Sicht auch der Gefangene seines eigenen Geists, den er dazu benutzt, den abgespaltenen Teil seines eigenen Erkennens bei sich selbst zu verdrängen, weil er die ganze Welt einschließlich seiner selbst durch sein eigenes Wissensbild hindurch kontrollieren will. Was aber ist das Bild der Erkenntnis, das sich vor sich selbst versteckt, solange es sich (im Bild des Eremiten) nicht zur Seite schiebt und damit in die Urquelle des Denkens blickt, in dem ihm plötzlich das Gedachte mit seinen eigenen Augen entgegenblickt? Es ist das Bild des Erkennenden, der sich in seinen eigenen Denkmustern selbst erfahrt! Technisch betrachtet steht der Eremit für die kollektive Erkenntnis, und wenn er sich in sein Wissen versenkt, dann trifft er notgedrungen auf die Wahrnehmungsgefäße, die sich die Menschheit für ihre Entwicklung ausgebildet hat.
Am Anfang der menschlichen Entwicklung gab es noch keine Kultur. Erst als der Mensch lernte, sich selbst dazu zu zwingen, seine persönliche Welt an dem zu spiegeln, was er als gemeinsames Bild in der Außenwelt vorfand, konnte der soziale und kulturelle Aufstieg beginnen. Deshalb musste jeder lernen, sich selbst zu befehlen, den persönlichen Fokus auf das zu legen, was man das anerkannte Weltbild nennt. Sobald er nun versucht, in sich nach der Quelle zu suchen, aus der sich ihm das Wissen erschließt, stößt er in den tiefer gelegenen Schichten seines Geistes auf ein spinnennetzähnliches Bewusstseinsgewebe, das sich dem Tiefenforscher wie ein Schleier suggestiver Erinnerungen über das persönliche Empfinden legt. Darin ist die dreidimensionale Wirklichkeit vernetzt. Indem alle Fäden mit sich selbst verwoben sind, löst jede Assoziation in diesem Schleier einen (für ihn) unkontrollierten Bewusstseinsvorgang aus, und so kann der Eremit erkennen, dass unsere kollektive Sicht nur die durch die unbewussten Assoziationen in der Tiefe berührte Schwingungsfrequenz ist, die sich durch das Tor des jeweiligen Zeitgeists in der Gegenwart auslöst. Er wird sich selbst sowohl als einer individuellen Wesenheit als auch eines im allgemeinen Bewusstseinsgewebe eingespeicherten Energiebildes bewusst, das Teil seiner eigenen Erinnerung ist, und merkt, dass jede tiefe Antwort, die er aus sich selber schöpft, in Wirklichkeit dem kollektiven Schleier entschlüpft, der sich mit seinem Denken verknüpft. Alles, was er wahrnimmt, ist das kollektive Webmuster des Geistes, das durch die persönliche Sicht auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Außenwelt ist nichts anderes als ein Abdruck des Schleiers, dessen Wahrnehmungsinhalte von seinen Sinnen in eine Information übersetzt werden, die er mental und emotional aufnehmen kann. Und auch das Ich, mit dem er sich identifiziert, ist keinesfalls ausschließlich er selbst, wie er glaubt, sondern einfach der Teil, der an der Bewusstseinsoberfläche erscheint, um ihm ein Bild von sich selbst zu spiegeln, durch das er über sich reflektieren kann. Sobald er auf der kollektiven Frequenz auf Erkenntnisse stößt, reicht das Netz diese Informationen an seinen Ich-Teil weiter, der sie oben im Alltag nachzubilden beginnt. Anders herum gesagt: Das Ego stimmt sich auf den übermittelnden Teil im kollektiven Bewusstseinsschleier ein. Das ist viel mehr als nur mentales Verstehen. Es ist die Verschmelzung mit dem überlieferten Wissen, und das Ego des Eremiten kann durch die innere Versenkung in das geistige Band unterhalb der persönlichen Ideen vordringen. Es kann die Kraft der Prägung des menschlichen Geistes erkennen, der sich fortlaufend zu neuen Maschen sozialer und religiöser Ideen webt.