Читать книгу Der Akron Tarot - Akron Frey - Страница 127
Kontroverse Kronos als Hüter der Tradition
ОглавлениеWie können Sie den Eremiten bloß als eine Art Wahrnehmungsgefäß betrachten, in dem sich nicht nur das gesammelte Wissen der Menschheit verbirgt, sondern das gleichzeitig auch die Urstruktur des menschlichen Denkens darstellt, in deren Form das menschliche Wissen überhaupt erfasst werden kann? Denn: Ist nicht gerade der Einsiedler das Symbol der Weisheit im Menschen, der Höhepunkt geistiger Entwicklung durch Erfahrung, Wissen und Meditation? Wenn es einen Archetyp gibt, dem wie kein anderer der Sprung aus dem persönlichen Bewusstsein in die kollektive Erinnerung und Geschichte der Menschen aller Kulturkreise gelungen ist, dann ist es er! Spätestens an dieser Stelle muss jedem Leser klar werden, verehrter Hirnyogatrainer, dass Sie die persönliche Wahrnehmung jeder Karte wie eine veränderbare Form in den Fokus Ihrer persönlichen Ausrichtung stellen. Wenn der Magier die Frage Bin ich? kraft seines die eigene Existenz erschaffenden Erkennens eindeutig mit Ja! beantworten kann, so kann der Eremit nun klar erkennen, wer er ist und in welcher Form er existiert: Er erkennt sich selbst in jedem Wort und jeder Tat - er ist das Kennen und die Kenntnis seiner selbst. Dieses geistige Erfassen der eigenen Existenz beruht auf der sehr differenzierenden Betrachtungsweise des Alten, die das, was er tatsächlich ist, von dem trennt, was andere auf ihn projizieren. Ebenso trennt er das, was er tatsächlich ist, von dem, was er zu sein scheint, und darüber hinaus trennt er das, was ihn von anderen trennt, von dem, was ihn wiederum mit anderen verbindet. Er hat als Einziger die Täuschungen der Welt durchschaut, weil er an den Versprechungen und billigen Preisen der Menschen nicht mehr interessiert ist. In seinem Rückzug von der Außenwelt hat er ein kostbares Juwel entdeckt, das sich am ehesten mit dem Begriff der Weltenseele umschreiben lässt. Der Eremit ist das Licht der Erkenntnis, das die Dunkelheit der leeren Versprechungen erhellt und sich somit im eigenen Licht erkennt. In der lauten Welt, in der Gemeinschaften beliebigen Zielen hinterherlaufen, die sie soziale Realität nennen, haben sich Verheißungen der Herrscher und Hohepriester als Betrug erwiesen. Alles Blendwerk der Materie ist Blech geworden, und so ist die Enttäuschung der Beginn der Heimreise zur Quelle der Welt. Erst im Rückzug, der einen Einzug ins Innere darstellt, aus der Midlife-Crisis mit der zentralen Frage Wer bin ich noch? motiviert, findet er den abgetrennten Teil seiner Seele, die sich in den Frieden mit der Weltenseele einfügt. An diesem Punkt ist er in der Lage, mit sich selbst zu sein und die vollendete Identität mit dem Ganzen zu erfahren. Hier ist sein wahrer Standpunkt bzw. der Ruhepol seines Seins, denn hier ist er der Stille der Leere am nächsten und wird selbst zur Quelle der Inspiration. Vor diesem Hintergrund ist er der kreative Teil des Geistes und damit der wahren Heimat der Menschheit am nächsten: Erkenne dich selbst und du erkennst Gott!