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Frage

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„Sag mal, wie hältst dus mit Ostern? Bisher habe ich kaum etwas verstanden von dem, was du zu Ostern predigst. Oder glaube ich nur nicht daran? Ich würde ja gerne glauben, dass ihr recht habt. Nein, mir ist in meinem Leben schon so viel dazwischengekommen, ich weiß es nicht, wie ich anfangen soll. Hat dich nichts im Leben gestört? Bist du immer glatt durchgekommen?

Du bist jetzt vierzig Jahre Priester. Jahr für Jahr wirst du die Osternacht gefeiert haben. Jahr für Jahr ein Halleluja oder mehrere, der Herr ist angeblich auferstanden. Wirklich auferstanden, meinst du? Glaubst du wirklich an das ‚wirklich‘? Darf ich dich als Zeugen nehmen? Legst du die Hand dafür ins Feuer, meinetwegen ins Osterfeuer?

Nicht erst seit gestern hast du dich mit Ostern beschäftigt. Sicher an die vierzig Osterpredigten hast du vorbereitet. Vierzigmal bist du auf eine Geschichte gestoßen, die von einem lebendigen Toten erzählt. Vierzigmal warst du mit den Frauen an einem angeblich leeren Grab und vierzigmal klärte dich ein sogenannter Engel auf. Du musst wissen, was mit der Osterbotschaft gemeint ist. Glaubst du jetzt stärker als am Anfang deiner Karriere? Gehst du nach vierzig Dienstjahren in den Ruhestand in der festen Überzeugung, Jesus Christus lebt? Und dann, wartest du gelassen auf deinen Tod oder beunruhigt er dich noch? Sag es mir, sage es mir jedoch so, dass ich es nachvollziehe und auch gelassener werde.

Hilf mir, ich will glauben, ich kann nicht.“

Seine Frage hatte mich gepackt. Sie war berechtigt. Ich musste mich ihr stellen. Mir kam eine Idee. In meinem Arbeitszimmer sortierte ich die Stichwortzettel meiner Osterpredigten. Mehr als vierzig eng beschriebene Seiten, geordnet nach Datum und Evangelium. Eigenartigerweise fand ich jedes Jahr und jeden Entwurf, und als ich von einigen die Stichworte las, erinnerte ich mich nicht nur an die vielen Ostergottesdienste, sondern mir fielen auch spontan Geschichten ein, die mich mit Ostern verbanden. Leise habe ich sie mir erzählt und manchen eine Predigt zugeordnet. Hat in den Jahren tatsächlich eine Entwicklung stattgefunden? Bin ich heute fester und stärker in meinem Osterglauben verwurzelt als vor vierzig Jahren? Ich habe mich intensiv auf die meisten Osternächte vorbereitet. Hat mir die Arbeit genützt, um an Ostern zu glauben? Was bringt es, Ostern zu predigen, was bringt es, Ostern Predigten zu hören?

„Genau! Was hätte es mir gebracht, dir Osternacht für Osternacht zuzuhören?“

Zwischen Zuversicht und Zweifel

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