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Am Ende der lateinischen Messe ruft der Diakon: „Ite missa est“ und alle antworten: „Deo gratias“. Im Deutschen ist der Ruf mit „Gehet hin in Frieden“ nicht wirklich übersetzt. „Missa“ bedeutet so viel wie Segen und Sendung. Von ihrem Ende her, das eigentlich ein „Open End“ ist, erhält die Messe ihren Namen.
In der Musikgeschichte hat das Wort „Messe“ noch einen anderen Klang. Hier geht es um den ungeheuren Reichtum an Kompositionen seit dem ausgehenden Mittelalter bis in die Gegenwart hinein, die bestimmte Teile der katholischen Messfeier zu einer mehr oder weniger kohärenten Satzfolge zusammenfügen. Die berühmtesten dieser Messen stammen von erstrangigen Komponisten wie Johann Sebastian Bach (Messe in h-moll), Wolfgang Amadeus Mozart (Krönungsmesse) oder Ludwig van Beethoven (Missa solemnis). Es handelt sich dabei um fünf Elemente der Stücke, die in jeder feierlichen Messe vorkommen, das sogenannte Ordinarium missae. Im Unterschied zu diesen feststehenden Teilen, die gleichsam wie die „Kette“ bei einem Webstück funktionieren, gibt es wechselnde Gesänge, die den „Schuss“ bilden, das sogenannte Proprium missae. Dieses gibt der jeweiligen Feier das unverwechselbare Muster. Ursprünglich wurden alle diese Teile einstimmig und ohne Instrumente vollzogen. Im Hochmittelalter, als der mehrstimmige Gesang sich durchzusetzen begann, vertonte man zunächst die Propriums-Gesänge, während das Ordinarium weiterhin in schlichtem gregorianischem Stil gesungen wurde. Erst in Laufe der Zeit setzen sich die fünf Ordinariums-Gesänge als Kernstück katholischer Kirchenmusik durch. Die erste bekannte Vertonung dieser Art ist die Messe de Notre Dame von Guillaume de Marchaut (1364).
Im Folgenden ist zu fragen, welche diese fünf Gesänge sind und woher sie kommen. Ferner wird von Interesse sein, wer diese Gesänge eigentlich zu singen hat und wie sie sich in das Gesamt der Messfeier einfügen.