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ОглавлениеKyrie
Das Kyrie fällt allein schon dadurch aus dem Rahmen, dass es als griechischer Monolith in der ansonsten lateinischen Liturgie steht. Zwar war die Liturgie der Stadt Rom bis in das 4. Jahrhundert hinein ebenfalls griechisch, doch ist das Kyrie wohl erst in späterer Zeit aus dem Orient übernommen worden.
Kyrie, eléison.
Christe, eléison.
Kyrie, eléison.
Herr, erbarme dich (unser).
Christus, erbarme dich (unser).
Herr, erbarme dich (unser).
Es handelte sich zunächst um Bittrufe der Gemeinde auf Fürbitten des Diakons, um das Jahr 600 wurden sie auf dreimal drei Rufe reduziert: je dreimal „Kyrie eleison“, „Christe eleison“, „Kyrie eleison“. In späterer Zeit hat man darin eine trinitarische Anrufung an Gott Vater, Christus und den Heiligen Geist gesehen, was aber der ursprünglichen, allein auf Christus bezogenen Anrederichtung nicht entspricht. Der Ruf als solcher entstammt möglicherweise dem antiken Herrscherkult, wo das Volk den als Gottheit verehrten Imperator mit solchen Anrufungen begrüßte. In der griechischen Liturgie wurde dieses Ritual auf Christus übertragen. Allerdings kennen wir auch im Neuen Testament diesen Ruf, wenn etwa Kranke den vorübergehenden Jesus um sein Erbarmen anflehen (Mt 15, 22; 20, 30). Während die Gemeinde in der Frühzeit beim Kyrie immer beteiligt war, ändert sich dies um die Wende zum 8. Jahrhundert. Seit dem Mittelalter war die Gemeinde von diesem Gesang endgültig ausgeschlossen.
Der Ruf „Herr, erbarme dich“ drückt zu Beginn der Messfeier die vertrauensvolle Hinwendung der Gläubigen zu ihrem Herrn aus. „Erbarmen“ ist im Alten Testament geradezu ein Synonym für Gott (vgl. z. B. den Psalm „Miserere“, Ps 51 [50]). Der Charakter dieses Rufes ist freilich weniger der einer flehentlichen Bitte als der einer hoffnungsvollen Huldigung. Derjenige, der hier angerufen wird, hat sich durch seine Menschenfreundlichkeit bis zur Hingabe seines Lebens am Kreuz als der Erbarmende schlechthin erwiesen.