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2.2.7.2 Herausforderungen für die Methodik des Faches
ОглавлениеDie jüngere Methodendiskussion in Forschung und Lehre stellt die oben beschriebenen Aufgabenfelder der Liturgiewissenschaft nicht in Frage. Diskutiert werden vor allem die Gewichtung und die Zuordnung von historischer Forschung und Liturgietheologie einerseits und Liturgiepastoral andererseits. Kritisiert wird, dass im Zuge der Liturgiereform des 20. Jahrhunderts die Liturgiewissenschaft auf Kosten der Liturgietheologie und einer methodologisch ausdifferenzierten Liturgiegeschichtsforschung vielfach den Habitus einer Anwendungswissenschaft angenommen habe. Die Konzeption neuer Gottesdienstmodelle oder die Vermittlung liturgischer Handlungskompetenz sei dadurch vorrangige Aufgabe der Liturgiewissenschaft geworden. Gegenstand des Faches sei aber die theologisch verantwortete, wissenschaftliche Reflexion des Glaubens (Winkler – Meßner/269). Deshalb stellt man neben die historische und die systematisch-theologische Erforschung der Liturgie anstelle einer vorgeblich auf Praxiskonstruktion gerichteten Liturgiepastoral die »Kritische Liturgiewissenschaft«, die den tatsächlichen Gottesdienstvollzug an der Lex orandi zu messen und Kriteriologien für die Gottesdienstgestaltung zu entwerfen habe (Meßner/37: 26).
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass der Vielfalt des liturgischen Geschehens und der unterschiedlichen Liturgiefeiern in Geschichte und Gegenwart, in Ost und West eine einzige Untersuchungsperspektive nicht angemessen wäre. Liturgiewissenschaft ist deshalb immer auf multidisziplinäre Forschungsperspektiven sowie auf Inter- und Intradisziplinarität angewiesen (Post/241; zu gängigen methodischen Ansätzen vgl. Kranemann/209).