Читать книгу Aidan und die Meerjungfrau - Albertine Gaul - Страница 4
„ Dann bleibe ich draußen. Ihr könnt mich nicht zwingen“, schimpfte Caoilte erbost und wollte sich schon abwenden.
Оглавление„ Gibt es hier Ärger“, fragte ein Mann hinter ihnen den Wächter. Er trug einen pelzbesetzten Mantel, Schnallenschuhe ,einen gepflegten Schnurrbart und das Gebaren eines Kaufmanns.
„ Ihr habt es mitbekommen, Herr Cesan von Zweig. Keine Waffen in der Stadt“, sagte der Wächter bestimmt.
„ Seid nicht so hartherzig, Breac. Krieger geben ihre Waffen niemals ab, das solltet Ihr wissen. Würde es Euch reichen, wenn ich für den jungen Mann bürge“, fragte ihn der Kaufmann.
„ Vorschrift ist Vorschrift“, versteifte sich Breac. „ Ich kann keine Ausnahme machen. Nicht mal bei Euch.“
„ Dann wollt Ihr wohl auch meine Waren nicht? Bestes Leder aus dem Norden, Getreide aus dem Osten und Wolle aus dieser Gegend. Da wird der Stadtkämmerer richtig sauer sein, denn ihm entgehen Einnahmen, Breac. Überlegt es Euch.“ Die Stimme des Kaufmanns war selbstsicher und einschmeichelnd. Der Wächter blickte ihn und Caoilte überlegend an. Aidan konnte förmlich die Gedanken in seinem Gesicht sehen, als er eins gegen das andre abwog. Zögernd nickte er dann.
„ Gut. Ihr könnt passieren, Krieger. Aber ihr sorgt dafür, dass sie hier keinen Streit anfangen und jemanden umbringen, werter Kaufmann.“ Er deutete auf Caoilte und Aidan.
„ Braver Mann. Macht Euch keine Sorgen, Breac. Der Krieger hier ist ein ehrenwerter Mann, das sehe ich auf dem ersten Blick. Er will keinen Streit.“ Der Kaufmann nickte dem Wächter zu und wandte sich dann an Caoilte.
„ Geht, wohin Euch beliebt. Aber benützt Euer Schwert nicht, Freund Krieger“, bat er, mit einem Zwinkern.
„ Danke. Ihr habt mir eine Nacht unter freiem Himmel erspart“, lachte Caoilte erleichtert.
„ Das kann ich nie wieder gut machen.“
„ Wir werden sehen. Ich bleibe einige Tage in der Stadt“, antwortete der Kaufmann. „Danach reise ich an die Küste. Begleitet mich doch.“
„Wir wollen auch an die Küste“, meldete sich Aidan. „Wir nehmen ihr Angebot gerne an.“
„ Schön, dann treffen wir uns hier in einigen Tagen wieder. Bis dahin sollte ich meine Geschäfte abgewickelt haben“, meinte der Kaufmann. „ Wir sehen uns.“ Damit verließ er die beiden hinter dem Tor und verschwand mit seinem Karren in der Menge.
„ Komm, Aidan. Wir besuchen meinen Onkel,“ sagte Caoilte. Er war vom Pferd gerutscht und führte es jetzt durch die Gassen der Stadt. Aidan folgte ihm schweigend und neugierig die Häuser betrachtend. Durch viele Städte war er schon gereist, aber Pimpfort war anders, lebendiger und quirliger. Eine Stadt des Handels und der Handwerker.
Dicht gedrängt standen die Fachwerkhäuser in den Gassen, davor Massen von Menschen. Händler, Soldaten und Handwerker drängten sich durch die Straßen auf der Suche nach einem günstigen Geschäft. Es gab alle Waren, die man sich wünschen konnte und noch viel mehr. Aidan entdeckte feinste Silberwaren, als sie die Gasse der Silberschmiede querten und Stände mit Obst und Gemüse eine Gasse weiter. Aber auch Wolle, Leder, Töpferwaren und exotische Gewürze wurden angeboten.
„ Da hinten ist es“, rief ihm Caoilte über die Schulter zu. „ Nicht mehr weit.“ Er deutete die Gasse hinauf zu einem hohen Backsteinhaus, welches in all dem Fachwerk wie fehl am Platze wirkte. Grüne Türen und Fensterrahmen rundeten das Bild des Hauses ab.
„ Es gibt einen Stall im Hof“, sagte der Krieger. „ Aber zuerst werde ich meinen Onkel treffen. Er müsste im Kontor sein. Komm, Aidan. Binden wir die Pferde vor dem Haus an.“ Die Haustür war offen, so traten sie einfach ein.
Das Innere des Gebäudes wirkte weniger bombastisch wie seine Außenfassade vermuten ließ. Hinter der Tür verbarg sich ein weiß geputzter Flur, durchbrochen nur von verschiedenen Türen. Caoilte klopfte an der ersten an und trat nach kurzem Zögern ein.
Hinter einem Schreibtisch saß ein zierlicher Mann, der mit einem Federkiel in seinen schmalen Händen Eintragungen in ein Buch machte. Vor ihm auf dem Tisch lag eine Reihe von Münzen, die er immer wieder zählte und sie dann in einen dunklen Stoffbeutel verschwinden ließ.
„ Bin ich hier richtig bei der Familie Zwergenbart“, fragte Caoilte und näherte sich zögernd dem Schreibtisch.
„ Richtig! Ich bin Eran Zwergenbart. Was kann ich für Sie tun? Wollen Sie Wolle oder Getreide kaufen?“ Der Mann hatte den Kopf gehoben und musterte Caoilte aus kurzsichtigen Augen.
„ Nichts dergleichen. Ich bin Caoilte Zwergenbart, ihr Neffe. Mein Vater verließ vor Jahren die Stadt um Abenteuer zu suchen. Sie erinnern sich an ihn“, fragte ihn der große Krieger.
„ Oh, ja.- Was wollen Sie genau von mir? Wenn es stimmt, was Sie sagen, hat Ihr Vater sein Erbe verwirkt als er ging.“ Der Kaufmann schob die letzte Münze in den Beutel. „ Es gibt hier nichts zu holen.“
„ Ich will kein Erbe. Ich bin Abenteuer wie mein Vater. Aber ich habe ein Anliegen. Mein Freund und ich sind auf der Reise an die Küste und wir brauchen ein Nachtlager in der Stadt.“
„ Es gibt Herbergen“, wehrte Eran energisch ab. „ Eine ist ganz in der Nähe.“
„ Ich wollte aber meine Familie kennen lernen, von der mein Vater so viel erzählt hat“, sagte Caoilte und hoffte, das Herz seines Verwandten zu erweichen. „ Mir reicht auch ein Platz im Stall.“
„ So viel Platz haben wir nicht!-Aber wartet, ich werde mit meiner Frau sprechen. Sie ist für das Haus zuständig.“ Eran erhob sich und verließ den Kontor durch eine Hintertür in seinem Rücken.
„ Glaubst du, er lässt uns in diesem Haus schlafen“, fragte Aidan.
„ Ich hoffe es. Die Herbergen sind alle voll, denke ich. Du hast die Menschen auf den Straßen gesehen. Es ist Markttag in der Stadt. Nein, wenn nicht hier, dann bekommen wir nirgends einen Platz zum Schlafen.“ Caoilte schüttelte verneinend den Kopf.
„ Mir ist es egal, wir könnten auch weiter reiten“, meinte Aidan, wenig überzeugt von seinen Worten.
„ Nein, die nächste Herberge ist zu weit weg. Ich schlafe auch im Stall, Hauptsache warm und trocken“, antwortete ihm Caoilte energisch.
Kurz darauf erschien der Kaufmann wieder im Kontor.
„ Ihr habt Glück, Verwandter. Mairi, meine Frau hat unter dem Dach noch eine kleine Kammer, die frei ist. Leider müsst ihr euch ein Bett teilen. Ich hoffe, das macht keine Probleme?“
„ Nein, wir können abwechselnd schlafen“, beeilte sich Caoilte erleichtert zu sagen.
„ Nun gut. Dann geht mit meiner Frau. Seid pünktlich zum Abendessen. Ich habe so viele Fragen über meinen Bruder. Wie geht es ihm“, erkundigte sich Eran.
„ Gut. Er lebt mit meiner Mutter auf einem Bauernhof. Ich soll grüßen“, meinte Caoilte.
Hinter dem Kaufmann öffnete sich erneut die Tür und eine ältere, rundliche Frau mit braunen Haaren trat ein.
Eran deutete auf die beiden und bat sie, sie mit nach oben in die Wohngemächer zu nehmen. Mairi nickte und winkte ihnen ihr zu folgen.
Es ging eine steile Treppe hinauf, vorbei an gemütlich eingerichteten Zimmern bis zum Dachboden.
„ Hier ist es“, sagte Mairi und öffnete die knarrende Tür. „ Nichts besonders, aber immer noch besser als draußen zu schlafen.“
Die Dachkammer war winzig und beinhaltete außer einem Bett nichts anderes. Rückwärtig gab es ein kleines Fenster, das zum Hof ging.
„ Ihr habt Recht, Frau Zwergenbart. Ich danke Euch.“ Caoilte verneigte sich.
„ Sagt, Ihr seid wirklich ein Neffe meines Mannes“, fragte Mairi zweifelnd und musterte Caoilte kritisch.
„ Ja. Der Sohn seines Bruders“, antwortete ihr der Krieger freundlich lächelnd.
„ Ich erinnere mich an ihn“, seufzte die Frau. „ Ein stattlicher Mann, so wie ihr. Ihr seht ihm ähnlich, besonders die Augen. Grün wie das Meer.“
„ Danke. Mein Vater sprach nur wenig von seiner Familie. Euch erwähnte er nie.“
„ Wir waren Nachbarn. Damals schwärmte ich für Euren Vater. Es brach mir fast das Herz, als er ging. Dann lernte ich aber Eran kennen und so heiratete ich in die Familie ein. Er ist ein guter Mann, aber nicht wie Euer Vater.“ Mairi lächelte Caoilte traurig an. „Achtet nicht auf meine Worte. Es ist lange her.“
„ Er hätte Euch erwähnen sollen“, meinte der Krieger. „ Schade, dass er es nicht tat.“
„ Euer Vater wusste nichts von meinen Gefühlen. Damals war ich zu schüchtern, sie ihm zu gestehen. Sagt ihm bitte nichts davon, ja“, bat die Frau eindringlich.
„ Versprochen“, antwortete Caoilte.
Mairi ließ die beiden alleine und Aidan hockte sich auf das Bett.
„ Zu zweit ist es viel zu eng“, meinte er, das Bett musternd.
„ Ja, mit einer Frau würde ich hier liegen, aber nicht mit dir, Zauberer“, grinste Caoilte spitzbübisch.
„ Ich auch nicht mit dir, ich brauche Platz.“ Aidan sah aus dem Fenster. Dach um Dach erstreckte sich vor seinen Augen. Ganz am Ende die Türme der Burg, welche der Stadt ihren Namen gegeben hatten. „ Ziemlich groß, nicht?“
„ Ja, die größte Stadt hier im Süden, bis auf Port le Daich. Die Hafenstadt liegt noch südlicher“, erklärte ihm Caoilte.
„ Gibt es hier auch einen Hafen“, fragte der Zauberer und spähte erneut aus dem Fenster.
„ Ja. Der ist aber außerhalb der Stadt. Man sagt, früher habe der Meeresgott immer den Hafen und die Stadt zerstört in seinem Zorn über die vielen Schiffe. Daher kam der Stadthalter auf die Idee, den Hafen nach außerhalb zu verlegen. Jetzt bleibt die Stadt von den Wassermassen verschont.“ Caoilte setzte sich zu Aidan.
„ Was hatte er gegen die Schiffe“, fragte der.
„ Es gab zu viele und sie verletzten seine Töchter, die den Fluss hinauf schwammen. Das versetzte Triton so in Rage, der er gewaltige Fluten schickte. Dabei wurde die Stadt mehrfach zerstört. Zum Glück nun nicht mehr, auch wenn der Hafen oft neu aufgebaut werden muss.“
„ Und du glaubst die Geschichte“, fragte Aidan skeptisch.
„ Nicht wirklich. Triton und die Meerjungfrauen sind ein Märchen. Drachen sind real, die habe ich schon gesehen. Aber Frauen mit Fischschwanz? Ich weiß nicht!“ Caoilte lachte leise.
„ Vielleicht gibt es mehr Wesen, als wir ahnen? Meerdrachen haben wir ja auch schon gesehen“, gab Aidan zu bedenken. Worauf Caoilte nur zustimmend nicken konnte.-
Das Abendessen mit der Familie verlief ruhig. Eran und Mairi hatten viele Fragen an Caoilte, der von seinem Vater und seinen Geschwistern erzählte. Im Gegenzug erfuhr er, dass er zwei Basen hatte, die bereits verheiratet waren und nicht mehr im Haushalt lebten.
Mairi erzählte stolz, dass es schon Enkelkinder gäbe und somit das Fortbestehen des Geschäftes gesichert wäre.
„ Du sagtest, ihr wollt weiter? Wohin soll es denn gehen“, fragte Eran und unterbrach damit seine Frau, die weiter von ihren Kindern erzählen wollte.
„ An die Küste. Nach Leuwiek. Mein Freund Aidan wird dort eine Anstellung als Lehrer annehmen. Ich begleitete ihn und möchte mich in der Stadt umsehen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass dort wieder Meerdrachen wüten. Daher möchte ich mein Glück versuchen“, erklärte Caoilte ernst.
„ Immer noch der Abenteurer? Du redest wie dein Vater. Auch er sehnte sich nach Abenteuern und wollte gegen Drachen kämpfen. Das Leben als Kaufmann war ihm immer zu langweilig“, lächelte Eran.
„Ich war in der Heldenschmiede. Dort lehrte man mich gegen Drachen, Trolle und Riesen zu kämpfen. Nun möchte ich mein Wissen auch einsetzen. Sesshaft werden kann ich noch früh genug, so wie mein Vater“, antwortete Caoilte und dachte an seine Familie. Sein Vater billigte seine Rastlosigkeit und wäre stolz auf ihn. Schon früh hatte er ihm Heldengeschichten erzählt und die Sehnsucht Caoiltes geschürt, selber gegen finstere Mächte zu kämpfen.
„ Das ist Recht, Neffe. Aber in Leuwiek wurden schon lange keine Drachen mehr gesichtet. Der letzte wurde von einem hünenhaften Kämpfer besiegt und verschwand auf das Meer hinaus.“ Eran stutzte und blickte Caoilte an, der ein ahnungsloses Gesicht zog. „ Der Hüne warst du, habe ich Recht? Du hast den Drachen aufs Meer hinaus geschickt?“
„ Ja. Es war nichts Besonderes, Oheim. Und ich hatte Hilfe.“ Er deutete auf Aidan neben ihm, der schweigend zu hörte.
„ Ihr beide? Und nun wollt ihr an die Küste zurück? Mutig, mutig!“ Die Stimme Erans war voller Ehrfurcht. „ Man sagt, in den Gewässern leben Meernixen. Die Kinder Tritons, des Meergottes. Viele versuchten sie zu fangen und auch im nächsten Jahr werden es einige versuchen. Der Kaufmann von Zweig hat in der Stadt die Männer aufgerufen, ihm zur Küste zu folgen und einige der Nixen zu fangen. Er sieht ihn ihnen eine Attraktion, die Geld bringt. Wenn ihr mich fragt, ist dieses Abenteuer verschwendete Zeit.“
Caoilte blickte zu Aidan und der las in den Augen des Kriegers die Skepsis über die Worte Erans. Trotzdem nickte er höflich und meinte: „ Vermutlich hast du Recht, Oheim. Den Kaufmann haben wir im Übrigen am Stadttor getroffen. Offenbar wollte er schon bald weiter zur Küste.“
„Ja, er kommt einmal in jedem Monat und verkauft auf dem großen Markt seine Waren. Er ist ein gerissener Kaufmann, der sein Geld mit Wolle und Leinen gemacht hat. Hütete Euch vor ihm, er gibt nichts umsonst“, sagte Eran besorgt.
„ Das dachte ich mir“, meinte Caoilte. „ Er bot uns an, mit ihm zu reisen. Vielleicht wäre es besser, alleine weiter zu reiten.“ Dabei blickte er Aidan fragend an.
„ Alleine? Das würde ich Euch nicht raten. Es gibt zwar keinen Krieg hier, aber Banden von Dieben und ehemaligen Söldnern treiben bis zur Küste ihr Unwesen. Cesan von Zweig ist kein Wohltäter, der seine Unterstützung umsonst anbietet. Aber er ist immer noch besser, als von Dieben erschlagen zu werden“, erklärte Eran. „ Versprecht mir, auf euch Acht zu geben.“
„ Ich bin Krieger, Oheim. Und ein ziemlich guter dazu. Mach dir keine Sorgen, wir schaffen das schon. Dieben sind wir auch schon vor der Stadt begegnet. Zum Glück mögen sie keinen Zauberer, der sie in Kröten verwandelt“, lachte Caoilte und deutete auf seinen Freund.
Eran musterte den Zauberer, sagte aber nichts. Mairi war es schließlich, die das Abendeessen beendete und darauf drängte, schlafen zu gehen. „ Ruht euch aus“, sagte sie.
Aidan und Caoilte stiegen wieder in die Dachkammer hinauf.
„ Möchtest du zuerst schlafen“, fragte der Krieger seinen Freund. „ Ich sehe mich dann in der Stadt um. Mir ist noch nicht nach schlafen.“
„ Ich habe nichts dagegen. Kannst mich ja wecken“, antwortete dieser gähnend. „ Der Tag war lang.“
„ Mache ich. Bis später, Aidan.“ Caoilte verließ die Kammer und Aidan kletterte ins Bett. Aber an Schlaf war noch nicht zu denken. Zu viele Eindrücke in seinem Kopf mussten erst sortiert werden. Er dachte an das Gespräch beim Abendessen und fragte sich, ob sein Wunsch, Meerjungfrauen zu sehen endlich wahr werden würde. Schon als Kind war er von den Geschichten über sie fasziniert. Mit klopfendem Herzen malte er sich aus, was er sie fragen könnte und was sie antworten würden. Träumend sank er schließlich in Schlaf und sah dort wunderschöne Frauen mit Fischschwänzen, die aus dem Wellen auftauchten und seinen Namen riefen.
„ Aidan! Aidan! Wach auf!“
Verwirrt wachte der Zauberer aus seinen Träumen auf, als jemand ihm energisch an der Schulter rüttelte.
„ Was willst du, Caoilte? Ich hatte so einen schönen Traum“, gähnte er.
„ Ablösung, Zauberer. Ich bin müde“, sagte der Krieger.
„ Ach ja, ich erinnere mich. Verzeihung, ich bin noch nicht ganz wach.“ Aidan rieb sich die Augen.
„ Macht nichts“, antwortete Caoilte gnädig und zündete eine Kerze an.
„ Wie spät ist es“, fragte der der Zauberer blinzelnd.
„ Der Nachtwächter hat gerade die Sperrstunde ausgerufen und die Stadttore sind noch geschlossen.“
„ So viel Zeit noch! Ich denke, ich werde den Pferden einen Besuch abstatten. Schlaf gut, Caoilte.“Er krabbelte aus dem warmen Bett und überließ es dem Krieger.
Aidan verließ das Haus durch die Hintertür und wurde von seinem Pferd freudig begrüßt. Im Stall roch es nach Heu und Stroh, welches in einer Ecke gelagert wurde. Aidan breitete seinen Umhang aus und machte es sich dort so gemütlich wie möglich. Das Kauen der Tiere beruhigte ihn und ließ ihn schnell wieder einschlafen, auch wenn das Stroh ihn im Rücken pikste.
Am anderen Morgen wurde er durch den Stallknecht geweckt, der sich um die Pferde des Kaufmanns kümmerte.
„ Guten Morgen! Wen haben wir denn da“, rief er und rüttelte Aidan grob wach.
„ Ich bin zu Besuch in diesem Haus, leider gab es kein Bett für mich die halbe Nacht. Die beiden Pferde dort gehören mir und Caoilte Zwergenbart, meinem Begleiter.“ Aidan deutete auf die Tiere.
„ Die wirst du selber versorgen müssen“, meinte der Stallknecht und kehrte zu seiner Arbeit zurück. Kaum war Aidan von dem Heuberg gerutscht, holte sich der Knecht einen Arm voller Heu und fütterte die beiden Pferde seines Herrn.
„ Das mache ich sowieso“, rief ihm Aidan hinterher und versorgte dann die Tiere, danach kehrte er ins Haus zurück, wo Eran schon wach war und in seinem Kontor saß.
„ Guten Morgen. Habt Ihr im Stall geschlafen? Es riecht nach Pferd“, bemerkte dieser, naserümpfend.
„ Ja. Ich habe mir das Bett mit Caoilte geteilt. Eine Nachthälfte ich ,die andere er. Aber der Stall war schon in Ordnung, Hauptsache ich musste bei der Kälte nicht draußen schlafen“, erklärte der Zauberer.
„ Habt Recht. Caoilte ist auch schon wach. Geht nur nach oben und esst“, sagte der Kaufmann und deutete mit dem Kopf zur Treppe.
Im Esszimmer traf er dann auch den Krieger, der mit der Hausherrin plauderte.
„ Puh, du riechst sehr streng, Aidan.“ Caoilte rümpfte die Nase.