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Arbeitet mit am planmäßigen Forschen!

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Der Steinbruchbesitzer Robert Fischer, der in diesem Buch seinem Enkel und dessen Freund von seinen bedeutenden Entdeckungen und Beobachtungen in einem Travertinbruch bei Ehringsdorf erzählt, ist keine Erfindung des Schriftstellers. Er lebt wirklich. Heute ist er ein alter Mann — aber sein Geist ist jung geblieben. Er erzählt sehr gern von der Vergangenheit, von seiner schweren, aber interessanten Arbeit, die nicht nur der Industrie diente, sondern auch für die Erforschung des Urmenschen viel Neues zutage brachte. Als er im Gestein Jagdtierknochen und Steinwerkzeuge des vor 130 000 Jahren lebenden Urmenschen entdeckte, wusste er, dass er eine Verpflichtung gegenüber der Wissenschaft übernommen hatte. Viele Kostbarkeiten — Steinwerkzeuge, Tierknochen und den weltberühmten Urmenschenschädel — haben seine scharfen Augen erspäht, die ständig das Gestein und die durch Sprengung sichtbar gewordenen Feuerstellen der alten Wildbeuter musterten. Geistig aufgeschlossen, wie er war, las er viele Bücher und versäumte keine Gelegenheit, sich mit Wissenschaftlern, die von seinen Entdeckungen gehört hatten und ihn aufsuchten, eingehend zu unterhalten, um Näheres über die Bedeutung seiner Funde zu erfahren.

Auch heute noch, nachdem der alte Fischer schon längst seine Arbeit niedergelegt hat, arbeiten in den Steinbrüchen von Ehringsdorf Wissenschaftler im Dienste der Urgeschichtsforschung weiter. Eine Fundgrube im wahrsten Sinne des Wortes hat sich hier für die Erforschung des Urmenschen der letzten Zwischeneiszeit, seiner Umwelt und seiner Kultur aufgetan! Geologen, Botaniker, Paläontologen, die sich mit der den Urmenschen umgebenden Pflanzen- und Tierwelt beschäftigen, Anthropologen, die die Skelettreste der Urmenschen untersuchen, und Prähistoriker, die die Werkzeuge der alten Wildbeuter studieren, sind hier zusammengekommen, um mithilfe besonderer Sprengmethoden die im Gestein fest eingeschlossenen Altertümer unbeschädigt zu bergen.

Wenn auch Robert Fischer heute an das Haus gefesselt ist und nicht mehr draußen in seinem geliebten Bruch weilen kann — sein Forschergeist hat sich jedoch auf die neue Steinbrucharbeitergeneration übertragen. Bei allen wissenschaftlichen Arbeiten, die in den Brüchen durchgeführt werden, sind die jungen Steinbrucharbeiter, wie einst Robert Fischer, treue Helfer der urgeschichtlichen Forschungen. Manch kostbarer Fund, der in freigesprengten Steinblöcken enthalten war und erst durch das Zerschlagen des Travertingesteins mithilfe des schweren Eisenhammers sichtbar wurde, konnte durch ihre Aufmerksamkeit und Umsicht gerettet werden. Er wurde nicht zertrümmert und wanderte nicht unbeachtet in den Kalkofen. Dort in Ehringsdorf hat sich seit den Tagen, als Robert Fischer noch im Bruche wirkte, das Bündnis zwischen den Arbeitern der Faust und des Geistes immer wieder auf das Beste bewährt. Mit Freude hört der alte Mann, dass heute am Ende eines jeden Jahres die Steinbrucharbeiter in das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens zu Weimar wandern, um die Funde, die sie bergen halfen, in geschlossener Schau zu betrachten und sich erklären zu lassen und um in einer Feierstunde der Auszeichnung der besten Helfer der Forschung beizuwohnen.

Die Erzählungen in diesem Buch mögen euch anregen, mitzuwirken an der Aufhellung der Ur- und Frühgeschichte unserer Heimat, indem ihr die Augen aufmacht und darauf achtet, dass nicht durch Unachtsamkeit und Unkenntnis kostbare Zeugnisse vergangener Kulturen vernichtet werden. Haltet, wie der alte Fischer, Verbindung mit den Heimatmuseen eurer Landschaft aufrecht und meldet dort eure Entdeckungen! Lasst die Hände von unwissenschaftlichen, zerstörenden Buddeleien! Ihr schadet damit der Wissenschaft und macht euch außerdem noch nach dem neuen Denkmalschutzgesetz strafbar! Unter der Leitung eines Museums aber könnt ihr nach Herzenslust forschen. Eine schöne und verantwortungsvolle Aufgabe ist es, mitzuarbeiten an planmäßigen Forschungen, die das Ziel haben, die materielle und geistige Kultur des ur- und frühgeschichtlichen Menschen kennenzulernen.

Prof. Dr. Behm-Blancke

W E I M A R, I M H E R B S T 1954

Der Schatzgräber von Ehringsdorf

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