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Kapitel 2

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Am Freitag vor Beginn des neuen Schuljahres finden üblicherweise Lehrerkonferenzen in ganz Deutschland statt, so auch an Lauras Referendariatsschule. Die Schule war groß, aber sehr gut gepflegt. Anders als an vielen anderen Schulen lagen nur wenige Zigarettenstängel auf dem Schulhof herum und im Innenhof des Schulgebäudes gab es viele Pflanzen und einen kleinen Teich.

Laura war sich nun unsicher, ob sie sich auf das Referendariat freuen sollte oder nicht, so ging sie mit gemischten Gefühlen zur Schule und wurde von der Schulleiterin, Frau Meier, freundlich empfangen. Frau Meier teilte Laura einige Regeln des Schulalltages und über die Schule allgemeine Dinge mit, auch Laura konnte ihre Fragen los werden. Die Schulleiterin betonte, dass jeder Mensch, der sich in diesem Schulgebäude befindet und zur Schule gehört, egal ob Schüler, Referendar oder Lehrer geschätzt und geachtet wird. Das klang für Laura sehr gut, denn auch sie wurde danach erzogen, jeden Menschen zu achten und zu respektieren. Dann ging es zur Lehrerkonferenz. Dort traf sie auf eine Referendarin, die bereits im 2. Referendariatsjahr war. Mit ihr konnte sie sich ein wenig über den Schulalltag austauschen, bevor alle anderen Lehrerkollegen und ihr zukünftiger Mentor den Konferenzsaal betraten.

Der Mentor, Herr Bauer, machte auf Laura einen ruhigen, strengen, aber kompetenten Eindruck. Eigentlich genau die Mischung von Lehrer, die Laura auch schon während Ihrer eigenen Schulzeit und im Schulpraktika mochte.

Nach ca. 10 Minuten war der Konferenzsaal gut gefüllt, aber es kamen trotzdem immer noch einige weitere Lehrer, die zwar ihren Schülern Disziplin und Pünktlichkeit beibringen, aber selbst nichts davon besitzen. Frau Meier stellte die neuen Referendare und Lehrerkollegen vor: „Das ist Frau Rossi, sie kommt aus Haidenberg und ist unsere neue Referendarin für die Fremdsprachensekretäre-, Assistentinnen, einigen Berufsschulklassen und dem beruflichen Gymnasium“.


Laura hatte bereits vor Beginn der Sommerferien mit ihrem zukünftigen Mentor telefoniert und fragte ihren Mentor schon vor den Sommerferien, welche Unterlagen und Bücher sie sich zur Vorbereitung auf das Referendariat anschauen sollte. Herr Bauer fragte daraufhin Laura, nach der Konferenz, ob sie mit den Literaturangaben zurecht kam und sie sich gut während der Sommerferien vorbereiten konnte. Laura las sich während der Sommerferien optimal in die Literatur ein, so dass ihr Mentor begeistert war, als sie anfing von den Büchern zu erzählen. Er teilte aber Laura gleichzeitig mit, dass dies nur die Theorie ist und der Praxisschock oft später erst kommt. Laura dachte in diesem Moment: „ Meine Güte, was kommt da nur noch auf mich zu?“ Und ihr Mentor hatte Recht behalten, dass der Praxisschock groß sein wird, aber nicht in Bezug auf die Schüler, sondern auf den Härtetest „Lehrerkollegen, Mentoren, Fachleiter und Schulleiter“.

Um 5.00 Uhr rappelte am Montag Morgen der Wecker von Laura. Müde, aber voller Neugier auf die Fachleiter und die Mitreferendare tappelte sie ins Bad, duschte in aller Kürze, frühstückte ein Schokobrötchen mit Nutella und trank dazu einen Espresso. Um 6.00 Uhr verließ sie ihre Wohnung in Tüblungen, um dann pünktlich um 6.20 Uhr am Bahnhof zu sein. Jetzt stand die erste große Zugfahrt von über 3 Stunden bis zum Seminarort nach Freiwald ( Name ist erfunden ) an. Die ersten 2 Wochen des Referendariates verbrachten die Referendare an den verschiedenen Seminarorten, um dort einige Einzelheiten zum Schulalltag zu erfahren.

Auf der Anzeigentafel stand: Der Zug hat 9 Minuten Verspätung, d.h., Laura hätte Probleme die Anschlusszüge zu erreichen, denn sie musste 2 Mal umsteigen. Nervös lief Laura den Bahnsteig auf und ab, sie dachte: „Hoffentlich komme ich nicht gleich am ersten Tag zu spät“. Der Zug hatte insgesamt 15 Minuten Verspätung. „Das wird ganz schön knapp“, sagte Laura zu sich. Dann fuhr der Zug los. Er fuhr an wunderschönen unberührten Landschaften und kleinen Dörfern vorbei und die Sonne ging hinter den Bergen und Wäldern auf. Diese Landschaft gefiel Laura sehr und sie dachte sich: „Hier gibt es noch ein kleines Paradies auf Erden“. Doch zum weiteren Träumen kam sie leider nicht, denn ihr erster Anschlusszug war aufgrund der Zugverspätung weg. „Hoffentlich kommt jetzt bald ein neuer Anschlusszug“, dachte sich Laura. Der nächste Zug kam in einer halben Stunde. Von da an, ging alles ohne Probleme. Um kurz vor 10.oo Uhr erreichte sie gerade noch rechtzeitig das Seminar in Freiwald.

Die Mitreferendare standen schon in einer großen Gruppe zusammen. Alle Referendare waren an beruflichen Schulen im Umkreis von 400 km an Schulen angesiedelt. Aufgeregt sprachen alle Referendare durcheinander, einige waren Ernährungswissenschaftler, die zum Teil früher selbstständig tätig waren und jetzt als Seiteneinsteiger den Lehrerberuf ergreifen wollten, andere waren in der freien Wirtschaft tätig, waren in den USA für 5 Jahre bei großen Unternehmen beschäftigt und wollten jetzt die gewonnnen Erfahrungen, den Schülern im Wirtschaftslehreunterricht näher bringen, andere waren wie Laura Lehrer und Lehrerinnen mit dem 1. Staatsexamen in der Tasche. Das 1. Staatsexamen bekommt man in Deutschland nach Absolvierung des Lehramtsstudium, nachdem Referendariat bekommt man das 2. Staatsexamen.

Mindestens 90 Referendare warteten nun darauf, dass es endlich los ging und es trudelten immer noch mehr Referendare ein.

Um 3 Minuten nach 10 öffnete sich die Tür und der Leiter des Seminars trat vor die Referendare:„Die Ernährungswissenschaftler und Mathematiker gehen bitte alle in den Raum 218, die Wirtschaftspädagogen, Naturwissenschaftler und Sprachwissenschaftler befinden sich bitte in dem Raum 220 ein.

Laura setzte sich in die Mitte des Raumes, neben ihr saßen zwei angehende Wirtschaftspädagogen, die als 2. Fach Englisch hatten. Das war doch Carsten, der neben ihr saß und der 5 Jahre in den USA lebte. Laura und Carsten kamen ins Gespräch. Carsten erzählte, dass er 2 Kinder hat, einen Sohn und eine Tochter. Er hatte BWL und Englisch studiert und arbeitete bis vor einem Jahr bei einem großen deutschen Konzern in den USA.

Er brachte sein Wissen und seine Ideen in den Konzern ein, arbeitete zum größten Teil die ganzen Wochenenden durch, doch dann brauchte man ihn auf einmal seitens des Deutschen Managements nicht mehr und jetzt sei er hier um Lehrer zu werden, weil er sonst in Deutschland keine Arbeit mehr findet. Er schrieb viele Bewerbungen, bekam aber ganz oft die Antwort: „ Sie sind fachlich und sozial absolut kompetent und wir hätten Sie sehr gerne als Mitarbeiter, aber sie sind zu klein und sehen nicht gut genug aus, daher verschrecken Sie unsere Kunden. Wir verzichten dann lieber auf die fachliche und soziale Kompetenz und stellen lieber einen Mann oder eine Frau ein, der oder die das Aussehen eines Models hat“. „Heutzutage gibt es eben einen anderen Rassismus, doch über diesen Rassismus sprechen nur sehr wenige Leute“, sagte Carsten.

Laura konnte diese Aussage von Carsten gar nicht glauben, doch dies ist in vielen Unternehmen in Deutschland die bittere Wahrheit. Laura fragte Carsten:“ Und das hat man Dir einfach so ins Gesicht gesagt?“ Carsten antwortete daraufhin:“ Nein, natürlich nur, wenn ich gefragt wurde, ob ich wirklich den wahren Grund der Absage erfahren will und den wollte ich natürlich erfahren, was meinst Du, weshalb so viele junge und gute Akademiker oder andere Berufsanfänger oder ehemalige Berufstätige oft keine Arbeit finden oder keine Arbeit mehr finden? Aus dem gleichen Grund, wie es auch bei mir der Fall war. Früher zählte nur die Leistung, um einen Job zu finden, aber heute….“

Viel Zeit blieb den beiden nicht, sich auszutauschen, denn schon bald wurden die Referendare über das Lehrerdasein durch den Leiter des Seminars aufgeklärt, welche Pflichten man als Lehrer wahrzunehmen hat und welche große Verantwortung dieser Beruf mit sich bringt. Nach 60 Minuten stand dann die Vereidigung zum „Beamten auf Widerruf“ an. „Laura Rossi treten Sie bitte vor! Sie schwören auf die Verfassung und reden mir bitte nach“. Laura war sehr gerührt und wusste, dass sie jetzt ganz offiziell Referendarin war.

Nach der Vereidigung wurde man den zukünftigen Fachleitern vorgestellt. Die Fachleiter machten hierbei solche merkwürdigen Witze wie: „ Wir sind zwar nur das 2. schlimmste Seminar in Deutschland, aber bei uns ist die Selbstmordrate während des Referendariates sehr hoch“. Dann machte man die üblichen Spielchen: Mit Hilfe der Metaplantechnik sollte man in einer Gruppe von 4 Personen die Aufgaben eines Lehrers festlegen und die Vor- und Nachteile des Lehrerberufes beschreiben. Danach sah man noch einen Film über Berliner Schulen. Die Fachleiter betonten hierbei sehr stark, dass solche Verhältnisse, wie diese in Berlin auftauchen hier nicht vorkommen werden, denn man sei gebildeter als der Rest von Deutschland und hier herrsche noch Zucht und Ordnung. Nachdem der Film vorbei war, sollten die Referendare, die bereits Unterrichtserfahrung gesammelt haben, von ihren bisherigen Erfahrungen berichten. Julia, aus Hamburg, die bereits Dr. der Chemie war, wurde bei ihren Erläuterungen unterbrochen und die Fachleiterin fragte sie: „Wo haben Sie ihren Doktor gemacht?“ Worauf Julia antwortete: „In Hamburg“. Daraufhin sagte die Fachleiterin: „Na dann mussten Sie ja nur einmal um die Alster marschieren, um ihren Doktor zu bekommen“. Julia war über diese Aussage sehr enttäuscht.


Mit vielen positiven aber auch negativen Eindrücken fuhren alle Referendare ab 19.00 Uhr mit den Zügen wieder nach Hause. Laura fuhr mit dem Zug um 19.09. Jetzt lagen noch 3 Stunden vor ihr, bevor sie endlich Tüblungen erreichte. Um ca. 22.30 erreichte sie ihre Wohnung. Erschöpft holte sie sich noch bei der Pizzeria, die gerade einmal 2 Straßen von ihrer Wohnung entfernt war eine Pizza , aß diese und ging dann sofort ins Bett. Gegen 23.45 Uhr schlief sie ein, um sich am nächsten Morgen wieder um 5.00 Uhr aus dem Bett zu quälen und sich auf den Weg zum Seminar zu machen.

Das Lehramtsreferendariat

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