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Unser Familienleben

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Es war der 24. März 2015 der unser Leben und unser Familienglück zerstörte. Wir, das sind meine Schwester Sophie, meine Eltern Hans und Petra, unsere Hündin Kira und ich, Miguel. Wir sind Familie Wittmann. Ich bin der große Bruder von Sophie und bin am 24. März 2015 18 Jahre alt geworden. Da meine Eltern Spanien lieben, suchten sie für mich einen spanischen Namen aus. Wir wohnen in einem Reihenhaus mit Garten und Balkon in Bad Homburg. Das ist eine Kleinstadt in der Nähe von Frankfurt am Main. Meine Schwester Sophie ist gerade 3 geworden, als meine Eltern, Sophie und ich zum ersten Mal nach Spanien in den Urlaub flogen. Meine Eltern hatten schon ihre Hochzeitsreise vor 10 Jahren nach Malaga gemacht und so kam es, dass wir jedes Jahr in den Sommerferien nach Malaga flogen. Im Laufe der Jahre lernten wir viele Einheimische kennen und wir verständigten uns zunächst „mit Händen und Füßen“, denn keiner aus unserer Familie konnte spanisch sprechen. Als Kinder spielten meine Schwester und ich mit anderen Kindern am Strand, der nur wenige Meter von unserer Ferienwohnung entfernt war, denn zum Spielen unter Kindern braucht es keine Worte. Wir bauten aus Sand Burgen und belegten sogar beim Sandburgenwettbewerb den 2. Platz. Abends durften wir lange auf bleiben und so schlenderten wir mit unseren Eltern durch die wundervolle Altstadt von Malaga. Spät abends gingen wir schlafen, um am nächsten Morgen gleich bei den Ersten am Strand zu sein. Die Spanier sind sehr kinderfreundlich und so wurden wir im Urlaub ganz schön verwöhnt. Der Urlaub war zu Ende und wir flogen nach 2 Wochen wieder nach Hause. Oma und Opa holten uns vom Flughafen in Frankfurt ab. „Wie war euer Urlaub ?“ fragte Oma und Opa sagte: „Schau sie dir nur an, wie braun alle sind, dann brauchst du gar nicht fragen.“ Opa setzte sich ans Steuer unseres Volvos und wir fuhren mit unserem Gepäck und den Urlaubserinnerungen nach Hause. Opa hatte zuhause bereits den Grill angeworfen und so konnten wir nach 2 Wochen spanischer Küche, endlich wieder Bratwurst mit Kartoffelsalat essen. Papa trank dazu ein frisch gezapftes Bier. Man, war das lecker !

Am Meisten freuten Sophie und ich uns immer wieder nach dem Urlaub auf Kira. Sie blieb während unseres Urlaubes bei Oma und Opa.

Noch 3 Mal schlafen, dann werde ich eingeschult. Ich war richtig aufgeregt, als ich mit meiner Schultüte und dem Schulranzen zum ersten Mal den Weg zur Schule ging. Zum Glück standen mir Mama, Papa, Oma, Opa und Sophie beiseite und unsere Lehrerin, Frau Koch, begrüßte uns Erstklässler mit den Puppen Max und Moritz. Die ersten Tage in der Schule waren ja noch ganz gut und lustig, aber die dummen Hausaufgaben wollte ich nie machen. Ich war „stinke faul“. Mein Papa ist Dozent an der Universität von Frankfurt für das Fach Mathematik, meine Mutter arbeitet als Englischübersetzerin. Von meinem Papa habe ich das Gefühl für Zahlen geerbt und von meiner Mama… da erbte ich leider nicht ihr Sprachgefühl. So schrieb ich in der Schule eine 5 nach der anderen in Englisch…, na ja, nicht immer, mal war auch eine 4 minus dabei. Zwei Jahre später kam meine Schwester Sophie in die Schule. Sophie, war eine richtige Streberin, nur in Mathe hatte sie Probleme, da musste dann „der große Bruder ran und ihr alles erklären“. Dabei bekamen wir uns ständig „in die Wolle und stritten uns“, denn Sophie war einfach zu doof, um Mathe zu kapieren. Sophie konterte darauf: „Wenn mein ach so schlauer Bruder, der eben einfach nicht erklären kann, und dann behauptet, seine Schwester sei zu doof für Mathe, dann verstehe ich die Welt nicht mehr…!“

Ich war bereits auf dem Gymnasium meiner Heimatstadt und meine Schwester „folgte ihrem Bruder“. Jetzt hieß es auch für Sophie sich für eine weitere Fremdsprache neben Englisch zu entscheiden. Französisch, Italienisch, Latein oder sogar Russisch ??? Ne, das kam für sie nicht in Frage, sie wählte Spanisch. Ich dagegen habe nun seit über 3 Jahren Latein und bin damit glücklich, wenigstens habe ich dann in den Sommerferien meine Ruhe und meine Schwester musste in unserem Sommerurlaub in Spanien übersetzen. So kam es auch und ich fragte sie ständig, ob sie denn so gut spanisch sprechen würde, wie der Inder aus der Fernsehwerbung von dem Paulaner Bier ? Die Fernsehwerbung war wie folgt: „Ein Inder saß mit Freunden im Biergarten und die Kellnerin wollte wissen, was er trinken möchte ? Daraufhin sagte der Inder: „Ich möchte diesen Teppich nicht kaufen !“ Die Kellnerin „verstand ihn“ und brachte ihm ein Paulaner Bier. Der Inder antwortete darauf: „Gute Reise !“.“

Aber Sophie war echt klasse und so bestellte sie uns im Restaurant das Essen, organisierte Ausflüge und das Beste war, wir bekamen, das, was wir wollten.

Sophie war nicht nur sprachlich begabt, sondern auch musikalisch. Sie spielte Geige im Schulorchester und sollte nach ihrem Abitur an eine der berühmten Musikhochschulen nach Spanien gehen, um dort zu studieren. Klar gab es in unserer Schule viele Neider und Sophie wurde zum Außenseiter. In der Schulpause war sie alleine und sie wurde von Mitschülern gemobbt. „Hey, nur Behinderte tun sich so was an mit einem Studium in Spanien. Klar, so behindert wie du aussiehst !“ Bekam Sophie an den Kopf geworfen.

In unserem Haus hatte ich gleich das Zimmer neben meiner Schwester und so hörte ich oft, wie sie abends weinte. „Arme Sophie, wie kann ich dir nur helfen ???“

Ich ging zu ihr, setzte mich auf ihr Bett und nahm sie in die Arme. Sophie sagte zu mir: „ Manchmal könnte ich dich an die Wand knallen, aber manchmal ist mein großer Bruder auch mein großer Held !“ Am nächsten Tag „knöpfte“ ich mir Sophies Mitschülerin vor: „Hey, Jana, lässt du und deine Clique meine Schwester nicht in Ruhe, dann kriegst du ein paar auf dein Maul.“ Sagte ich. Jana grinste nur und sagte: „Sieh mal einer an, Miguel verteidigt seine kleine `“Spastischwester“ ! Hey, deine Schwester hat nie Spaß im Leben, die kann nur für die Schule lernen oder Geige üben. Aber auf Partys wird die nie eingeladen werden !“ Klar, Jana und andere Mädchen waren voll neidisch auf Sophie. Jana wuchs in einem Kinderheim auf, sie war noch nie am Meer und in der Schule war sie immer bei den Schlechtesten. Dafür war Jana eine Kifferin, die auf keiner Party fehlen durfte.

Sophie hat am 5. September Geburtstag. Sie wurde 15 Jahre und lud ihre ganze Schulklasse und das Schulorchester ein, um in unserem Garten eine Grillparty zu feiern. Es war 18.00 Uhr und die ersten Gäste klingelten an unserer Haustüre. Es waren 3 Freunde aus ihrem Schulorchester. Dann war es 18.30, dann 19.00 Uhr und dann 20.00 Uhr… und da wurde uns klar, dass niemand anderes zu Sophies Geburtstagsparty kommen würde, außer 2 Freundinnen und ein guter Freund aus dem Orchester. Sophie wusste nicht, was sie falsch machte und weshalb sie solche Schwierigkeiten hatte, Freunde zu finden und weshalb man sie in der Klasse nicht akzeptierte. Sophie war oft verzweifelt und versuchte mit allen Mitteln die Anerkennung ihrer Mitschüler zu bekommen, doch sie wurde immer wieder abgelehnt. Dabei wollte Sophie doch so gerne, ein „ganz normales Mädchen sein“, dass auch mal auf eine Party eingeladen wird, dass auch, wie andere, den ersten Flirt mit Jungs in ihrem Alter erlebt oder dass auch mal Ärger mit den Eltern bekommt, wenn sie abends zu spät nach Hause kommt. Doch stattdessen saß sie jeden Abend alleine zuhause. Hin und wieder ging sie mit ihren Freunden aus dem Orchester ins Kino oder zum Essen. Sie schwärmte nicht etwa für einen Jungen aus ihrer Klasse oder aus der Schule, nein, sie schwärmte für ältere Männer, die ihr Vater sein könnten. So schwärmte sie für Dirigenten, Opernsänger oder Konzertpianisten, die allesamt mindestens 20 Jahre älter waren, als Sophie. Bei Auftritten mit ihrem Schulorchester bekam Sophie die Anerkennung, die sie sonst nie bekam. Und so tauchte Sophie in die Welt der Musik voll und ganz ab. Ihre Gespräche waren nicht die einer Jugendlichen, sondern die einer Erwachsenen. Anerkennung fand Sophie in den Gesprächen mit Erwachsenen, die nicht nur ihre Intelligenz, sondern auch ihre Musikalität und ihre Empathie schätzten. In der Schule dagegen verlor sie immer mehr den Anschluss an ihre Gleichaltrigen und eines Tages gab sie es auf, sich ihren Mitschülern „anzubieten, wie eine Ware, die niemand haben möchte“…..

Ich führte das Schwimmteam unserer Schule an. Ich habe Hände wie Schaufeln und Füße wie die eines Riesen und das Beste: Ich bin 1,98 m groß und bin ein richtiger Frauenschwarm. Meine Eltern überrage ich schon mit fast mit einem Kopf. Als unsere Schule gegen ein Gymnasium aus einem anderen Ort antrat, gewann unsere Schule nur aufgrund meines Einsatzes. Na, ja und in Englisch war ich wieder mal der Klassenletzte.

„Man Miguel, anstatt dich um dein Schwimmen zu kümmern, solltest du dich lieber mal mehr Einsatz bei deinen Hausaufgaben zeigen, insbesondere, wenn es um Englisch geht !“ Schrie mir Sophie hinter her, als ich nach der Schule die Schwimmkleidung aus meinem Zimmer holte und ich auf dem Weg ins Schwimmbad war. „Ja, kleine Streberin, dafür bin ich kein Außenseiter in der Schule !“ Das war nicht fair von mir, aber es musste mal raus. Als ich um 19.00 Uhr vom Schwimmtraining nach Hause kam, knallte ich meine Sachen in die Ecke und stürzte mich auf das Abendessen. „Sophie, wo bleibst du ?“ Rief Mama. Sophie lernte mal wieder bis auf den letzten Drücker, denn morgen schrieb sie ihre Spanischklausur, die darüber entscheidet, ob sie am Spanischaustausch der Schule teilnehmen durfte.

Am nächsten Morgen kam Sophie mit dem Spanischbuch zum Frühstück und legte es noch nicht einmal aus der Hand, als sie ihr Nutella Brot aß. Dann passierte es und das Brot fiel auf das Buch. Peng, da lag es und die Seite wurde braun. Mama holte sofort einen Küchenlappen und wischte das Nutella von der Seite weg. Bis auf ein paar kleine Spuren war nun nichts mehr zu sehen.

Papa fragte: „Wann schreibst du Spanisch ?“ „In der 3.“, antwortete Sophie. So fuhren Sophie und ich mit dem Fahrrad zur Schule. Es war die Pause um 11.30 Uhr und ich wollte Sophie fragen, wie die Spanischklausur lief, doch ich fand sie nicht. Erst zuhause traf ich sie wieder, sie war glücklich, denn sie hatte alles gewusst.

Heute Abend hatte ich meinen Schwimmwettkampf für die Teilnahme an den Landesmeisterschaften, die am nächsten Wochenende stattfinden würden. Zum ersten Mal war meine ganze Familie mit vor Ort in der Schwimmhalle Mama, Papa, Sophie, Oma und Opa und das nur um mich „anzufeuern“. Sophie war nur 1,57 m groß, aber ihre Stimme hörte ich in der Halle unter allen anderen heraus. 100 m Freistil, das ist meine Paradedisziplin und ich schwamm und schlug als Erster an. Somit konnte ich zu den Landesmeisterschaften fahren. Ich habe einen großen Freundeskreis und somit lud ich spontan alle meine Freunde zu einer Grillparty zu mir nach Hause ein. Es war ein schöner lauer Sommerabend und in 2 Tagen würden die Sommerferien starten und nur 3 Wochen später werden wir wieder nach Spanien in den Urlaub fliegen. Am Wochenende hieß es aber erst einmal: „Ab zu den Landesmeisterschaften nach Frankfurt.“ Bei den Landesmeisterschaften belegte ich den 2. Platz und qualifizierte mich für das nächste Jahr für die Deutschen Meisterschaften in Berlin.

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