Читать книгу Wolf Breed - Oliver (Band 4) - Alexa Kim - Страница 4
2.
ОглавлениеRory
Als ich wach wurde, konnte ich mich zunächst nicht daran erinnern, was passiert war. Ich lag auf einem Bett in einem Zimmer, das ich noch nie zuvor gesehen hatte, und mein Kopf tat fürchterlich weh.
Erst als ich mich aufsetzte, kehrten zwischen Schwindel und Übelkeit langsam auch die Erinnerungen zurück. Tommy hatte mich spät abends in diesen Wald gebracht, um mich von seinen Männern vergewaltigen zu lassen … allen voran von seiner rechten Hand Luke … aber dann war etwas passiert. Irgendetwas hatte Tommy und die anderen vertrieben … und Luke … Leuchtend gelbe Augen blitzen in meiner Erinnerung auf. Ein Wolf hatte Luke getötet! Die aufkommende Panik brachte mich dazu, mich zu schnell zu bewegen und aus dem Bett aufspringen zu wollen.
Sofort bestrafte mich mein Kopf, indem er mir das Gefühl gab, glühend heiße Nadeln würden sich in meine Schläfen bohren ...
Wimmernd stützte ich mich am Bett ab. Fragen überfluteten meinen schmerzenden Kopf. Warum lebte ich noch? Warum hatte der Wolf mich nicht auch umgebracht?
In meinen vernebelten Erinnerungen wurde ich durch den Wald geschleift … etwas hatte mich gepackt und zerrte an mir … ich spürte jeden Stein im Rücken.
Irritiert sah ich an mir herunter. Noch immer trug ich den kurzen Rock und das enge Shirt … beides war ziemlich verdreckt. Meine Schuhe waren fort, ebenso die kurze Jacke, die ich getragen hatte. Die Kratzer an meinen nackten Beinen wiesen darauf hin, dass alles tatsächlich geschehen war. Es war der Wolf gewesen, der mich durch den Wald gezerrt hatte! Und ab da herrschte Dunkelheit in meinem Verstand … ich war in einem Rausch aus Drogen und Erschöpfung ohnmächtig geworden … vielleicht war ich auch in einem Auto gefahren … ganz tief in meinem Verstand vergraben meinte ich mich zu erinnern, dass mich jemand auf die Rückbank eines Autos gelegt hatte … Hände … ein Mann … kein Wolf … Aber ich hatte keine bewusste Erinnerung an alles, was nach dem Wald geschehen war; und nun war ich in diesem fremden Zimmer aufgewacht.
Langsam ging ein paar Schritte durch den Raum. Die Einrichtung war alles andere als modern … Möbel in Buche und das Bett, auf dem ich gelegen hatte, war mit einer gesteppten hellblauen Tagesdecke abgedeckt. An der Wand hing ein Kunstdruck von van Goghs Sonnenblumen. Für mich sah es so aus, als würden hier ältere Leute wohnen, aber das passte überhaupt nicht zu meinen Erinnerungen.
Wenigstens trug ich meine Kleider noch – zumindest das, was Tommy als angemessene Kleidung für mich bezeichnet hatte – kurze Röcke und weit ausgeschnittene Oberteile. Auf einem Stuhl entdeckte ich schließlich meine Jacke, daneben die Schuhe. Ein Absatz war abgebrochen, und an der Jacke war ein Ärmel gerissen … so als hätte man daran gezerrt.
„Was zum Teufel bedeutet das?“, flüsterte ich. Es war schwer, mir Angst zu machen, aber langsam bekam ich ein ungutes Gefühl. Durch die Drogen konnte ich nicht sicher sein, ob meine Erinnerungen echt waren oder ich einfach nur einen Höllentrip durchgemacht hatte … Aber warum dann dieses fremde Zimmer?
Langsam ging ich zur Tür und drückte die Klinke herunter. Es war nicht abgeschlossen, was ich als ein gutes Zeichen wertete.
Ein kurzer Gang führte zu einem Wohnzimmer, das ähnlich eingerichtet war, wie der Raum, in dem ich aufgewacht war – etwas spießig. An der holzvertäfelten Wand hingen ausgestopfte Vögel, was mich automatisch die Nase rümpfen ließ. Ich hasste diese Zurschaustellung von toten Tieren, seit ich ein Kind war.
„Du bist endlich wach … gut ...“, unterbrach eine männliche Stimme meine Gedanken.
Ich fuhr herum und entdeckte einen Typen, der an einer Küchenzeile herumhantierte. Er war groß mit auffällig langen braunen Haaren, die er mit einem Gummiband zusammengebunden hatte. Sein Gesicht war markant, vielleicht etwas zu hart, genau wie seine Augen. Die Art, wie er sich bewegte, hatte etwas von einem Spitzensportler – voller Spannung und Dynamik. War er einer von Tommys neuen Rekruten? War ich letztendlich doch nicht der Hölle entkommen, in der ich fast fünf Jahre gelebt hatte? Seine Kleidung passte nicht so recht zu dieser Theorie. Tommys Männer trugen Bikerklamotten … Nieten, Leder und viele Tattoos. Dieser Typ hier trug eine Jeans, die ihm tief auf den Hüften saß und ein enges schwarzes Shirt. Tattoos konnte ich keine sehen. Außerdem hatte er Modelqualitäten. Tommy hätte niemals jemanden aufgenommen, der ihm die Show hätte stehlen können … oder seinen Frauen, wie er immer sagte, den Kopf verdrehen. Nein … mein Gefühl sagte mir, dass dieser Typ hier nicht zu Tommy gehörte. Aber irgendetwas riet mir trotzdem dazu, ihn nicht zu reizen.
„Wer bist du … und wie komme ich hierher?“
Er lehnte lässig mit dem Rücken an einem der Küchenschränke und beobachtete mich. Die muskulösen Arme hatte er vor der Brust verschränkt, als wolle er mich auf Distanz halten. Als würde ich auf den Gedanken kommen, mich freiwillig in seine Arme zu werfen!
Unverhohlen musterte er mich aus seinen dunklen Augen. „Ich habe dich hierhergebracht … nachdem ich verhindert habe, dass die Typen nacheinander ihren Spaß mit dir haben.“
„Danke ...“, gelang es mir zu sagen, gleichzeitig versuchte ich, die Bilder in meinem Kopf zu korrigieren ... aber es gelang mir nicht. In meinen Erinnerungen hatte ein Wolf mich gerettet und nicht dieser seltsame Fürst der Finsternis. Vielleicht war ich ja doch auf einem Drogentrip gewesen? Ich musste versuchen, herauszubekommen, wie viel von meinen Erinnerungen Realität und wie viel Halluzination war. „Was ist mit Luke passiert?“
„Du meinst den Typen, der zwischen deinen Beinen gekniet hat?“
Ich lief rot an und nickte. Scheinbar war nicht alles ein böser Traum gewesen … zumindest die schlimmen Erinnerungen schienen der Realität zu entspringen.
„Ich habe ihn nicht umgebracht, wenn du das meinst. Er wird im Wald aufgewacht sein und dann zurück in das Loch gekrochen, aus dem er gekommen ist.“
Obwohl ich erleichtert sein sollte, dass Luke nicht tot war, versetzte es mich innerlich in helle Panik. Wenn Luke mitbekommen hatte, dass mich ein Fremder gerettet und mitgenommen hatte, würde er es Tommy erzählen … und der würde vor Wut toben. Niemals würde Tommy zulassen, dass ein anderer Mann mich bekam. Es lag in Tommys psychopathischem Charakter, totale Kontrolle über sein Eigentum zu haben – und nach seinem Verständnis stand ich auf seiner Liste persönlichen Besitzes.
„Sie werden nach mir suchen … nicht nur Luke, auch Tommy!“
Mein unheimlicher Retter machte eine verächtliche Handbewegung. „Es wäre besser für sie, wenn sie das nicht tun.“
„Ich bin dir dankbar für deine Hilfe, aber ich sollte so schnell wie möglich verschwinden. Du kennst Tommy nicht. Er ist ein Psychopath! Seine Männer sind Bluthunde. Tommy wird mich niemals freiwillig gehen lassen.“
Mir war nicht entgangen, dass mein seltsamer Retter mir noch immer nicht seinen Namen gesagt hatte. Die unterschwellig spürbare Aggressivität, die von ihm ausging, ließ mich jedes meiner Worte mit Bedacht wählen. Die Jahre an Tommys Seite hatten mich wachsam gemacht.
Er schien langsam die Geduld zu verlieren. „Ich habe dir nicht geholfen, damit du zu diesem Idioten zurückkriechst … auch wenn so ein Verhalten bei euch Menschen weit verbreitet ist.“ Das erste Mal sah er mir offen in die Augen, was allerdings seinen Blick auch nicht vertrauenserweckender machte. „Mein Name ist Oliver … du wirst eine Weile bei mir bleiben.“
Oliver … wenigstens ein normaler Name … nichts Seltsames wie Darius, Adrian oder Lestat. Ich trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Wahrscheinlich erwartete Oliver von mir, dass ich protestierte, mich weigerte oder versuchte, aus dem Haus zu fliehen – aber ich hütete mich davor. Einen aggressiven Mann zu reizen, hatte einer Frau noch nie gutgetan, und ich gewann langsam den Eindruck, dass dieser Oliver eine ähnlich kontrollsüchtige Persönlichkeit besaß, wie Tommy.
„Was ist? Willst du nicht heulen oder wenigstens versuchen, mich anzubetteln?“, gab er mir spöttisch zu verstehen.
„Würde es denn Sinn machen … oder dich davon überzeugen, mich gehen zu lassen?“
Oliver schien meine Frage zu überraschen, denn er ließ sich mit der Antwort Zeit. „Nein … würde es nicht.“
Wunderbar! Ich hatte schon immer Kontrollfreaks und Psychopathen angezogen. Warum sollte es dieses Mal anders sein? Innerhalb eines Augenblicks stellte ich mich auf die neue Situation ein … ich war Tommy entkommen, und an den nächsten Psychopathen geraten. Das war eine bittere Erkenntnis, aber nichts, was mich erschütterte. Andere Frauen wären vielleicht in Panik ausgebrochen – aber ich kannte es ja nicht anders.
„Und was willst du von mir?“
Wieder schien Oliver von meiner Antwort überrascht. Seine dunklen Blicke glitten über meinen Körper. „Gesellschaft ...“
„Du siehst nicht so aus, als hättest du Probleme, jemanden zu finden, der freiwillig Zeit mit dir verbringt.“ Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass deine Ausstrahlung dir dabei im Weg steht …
„Ich suche mir meine Gesellschaft gerne selbst aus.“
„Also dann eben … warum hast du mich ausgesucht?“
Das erste Mal zeigte sich ein amüsiertes Zucken um seine Mundwinkel. „Du solltest Angst haben, anstatt neugierig zu sein.“
Ich nahm all meinen Mut zusammen und sah ihm offen in die Augen. „Ich habe auch Angst … aber ich schätze, das interessiert dich genauso wenig wie die Tatsache, dass ich nicht freiwillig bei dir bleibe.“
Sofort verdüsterte sich sein Blick, und der freundliche Anflug war vorbei. „So ist es … und starr mir nicht in die Augen … das ist gefährlich für dich!“
Ich senkte den Blick und suchte mir dann einen anderen Punkt, den ich anschauen konnte. Der Typ war ja noch viel schlimmer als Tommy …
„Wie ist dein Name?“
„Rory ...“, antworte ich knapp.
„Rory … seltsamer Name für eine seltsame Frau ...“, wiederholte Oliver.
Er fand mich seltsam? Herr im Himmel!
„Also gut, Rory ... hier sind meine Regeln. Du kannst dich frei im Haus bewegen, aber solltest du versuchen, abzuhauen, schließ ich dich in deinem Zimmer ein. Ich werde dich finden … immer! Ich kenne mich hier aus … bis zur nächsten Ortschaft brauchst du mehrere Stunden zu Fuß. Denk nicht daran, den SUV zu nehmen. Die Schlüssel sind immer bei mir, und ich bin verdammt schnell. Du ahnst nicht, wie schnell.“
„Das ist alles?“ Ich ahnte, dass dies natürlich nicht alles war, aber ich musste es von Oliver selbst hören.
„Nein!“ Erneut glitten seine Blick in eindeutiger Weise über meinen Körper. „Neben deiner Gesellschaft will ich noch etwas anderes … aber in Anbetracht dessen, dass wir einige Monate zusammen verbringen, würde ich es vorziehen, wenn ich es freiwillig von dir bekomme und dass es dir gefällt.“
Jetzt war ich diejenige, die irritiert war. „Du hältst mich hier gefangen und erwartest, dass ich freiwillig mit dir ins Bett gehe … und dass ich etwas dabei empfinde, das über Widerwillen hinausgeht?“
„Du bist klug, Rory.“
„Das ist verrückt … und unmöglich ...“, antwortete ich und verschränkte die Arme vor der Brust, als könne ich ihn damit von seinem Vorhaben abbringen. Der Typ hatte sie doch nicht alle! Das hatte selbst Tommy nicht von mir erwartet … oder vielleicht war es ihm auch einfach nicht wichtig gewesen, dass es mir gefiel, wenn er nachts mit Bierfahne zu mir ins Bett kroch und Sex verlangte.
„Glaub mir … es ist möglich. Weder Liebe noch Zuneigung sind dafür erforderlich. Eine Interessengemeinschaft reicht aus, um diese Dinge zu akzeptieren.“
„Ich sehe deine Interessen bei dieser Gemeinschaft … aber was könnten meine sein?“, entfuhr es mir.
„Das ist eine berechtigte Frage ...“, antwortete Oliver, stieß sich vom Küchenschrank ab und kam auf mich zu. Es fiel mir plötzlich schwer, meinen Fluchtinstinkt zu unterdrücken. Irgendwie fühlte ich mich wie ein Beutetier, das von einem Raubtier in die Enge getrieben wurde. Vielleicht hatte mein Verstand mir im Drogenrausch deshalb vorgegaukelt, ich wäre von einem Wolf gerettet worden. Oliver hatte tatsächlich etwas Wölfisches an sich.
„Ich beschütze dich vor diesen Idioten … keiner von denen wird dich anfassen … auch nicht dieser Tommy. Solange unsere Vereinbarung besteht, werde ich der Einzige sein, der das tut … und ich bin im Übrigen nicht so ein unfähiger Versager, wie diese Idioten, an die du geraten bist. Mit mir wird es dir gefallen, wenn du es zulässt.“
Ich spürte, wie mir die Spucke wegblieb. So ein überzogen großes Ego hatte selbst Tommy nicht an den Tag gelegt. Oliver präsentierte sich mir, als wäre er die blattgoldüberzogene Edelpraline in einer Deluxeauswahl, nach der jede Frau sich die Finger leckte.
„Ich weiß nicht, ob du verrückt bist oder einfach nur narzisstisch veranlagt ...“, rutschte mir heraus. Im nächsten Moment biss ich mir auf die Lippe. Ich sollte ihn nicht reizen … aber seine Selbstverliebtheit war einfach zu viel ...
Immerhin reagiere Oliver gelassen und zuckte nur die Schultern. „Überleg es dir … wir werden heute Abend zusammen essen … ich hoffe im Übrigen, du kannst kochen. Kühlschrank und Gefrierfach sind voll, aber ich weiß nichts damit anzufangen. Es wird Zeit, dass eine Frau das Kochen übernimmt.“
„Du bist … unfassbar ...“, war das Einzige, was ich herausbrachte. Dieser Typ war ein Macho durch und durch.
„Ich weiß ...“, antwortete Oliver und spannte die Schultern an, als wolle er mich mit seinem Körper beeindrucken, dann ging er an mir vorbei und ließ sich auf die Couch fallen. „Lass dir ruhig Zeit … du kannst auch vorher noch duschen. Du brauchst neue Sachen. Ich habe Internet, du kannst dir bestellen, was du willst. Geld ist kein Problem. Bis dahin kannst du dir ein T-Shirt von mir nehmen … das wird fürs Erste ausreichen.“
Geld ist kein Problem …, hallten die Worte in meinem Kopf nach, während ich mich mit unterdrückter Wut im Bauch daran machte, den Inhalt des Kühlschranks und des Gefrierfachs zu sichten. Ganz sicher würde ich nicht duschen und mich für ihn parfümieren! Und ich würde auch nicht freiwillig mit ihm ins Bett gehen und ihm sagen, was für ein fantastischer Liebhaber er war. No Way!
Ok … ich zog miese Typen einfach an … das war schon immer so gewesen. Es war eine logische Konsequenz, dass mein Leben diesen Verlauf genommen hatte. Aber noch einmal würde ich mich nicht versklaven lassen! Ich war älter, klüger und tougher! Meine nächste Flucht würde ich umsichtiger planen. Wenn ich dieses Spiel mitspielen musste, dann würde ich es eben tun. Ich war keine heilige Jungfrau … ich hatte gelernt, dass alles, was ich besaß, mein Körper war. Oliver konnte ihn haben. Es machte mir nichts aus, ihn einzusetzen, wenn es nicht gerade bei einem Widerling wie Luke war. Was Oliver von mir nicht bekommen würde, war eine Bestätigung seines Egos, indem ich ihm seinen Namen ins Ohr stöhnte ...
Oliver
Ich beobachtete Rory, wie sie sich routiniert daran machte, die Zutaten für das Abendessen zusammenzustellen. Scheinbar war das schon früher ihre Aufgabe gewesen, was mir entgegen kam. Ich hatte, seit ich allein lebte, fast nur von Fertiggerichten gelebt. Kochen und Hausarbeit waren immer Monas und Fionas Aufgaben gewesen. Ich konnte gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf ein richtiges Essen freute … und auf das, was danach kam. Rory traf meinen Geschmack … nicht allein ihr Aussehen, vor allem ihr unvermutetes Selbstbewusstsein hinter dem hübschen Gesicht … was ich allerdings am wenigsten erwartet hatte, war ihre beherrschte Art. Kein Kreischen, Heulen, Betteln oder Jammern; ich wurde nicht schlau aus ihr, und das weckte meine Neugierde, mehr über sie zu erfahren …
Meine Blicke glitten über Rorys Körper, während sie Töpfe und Zutaten zusammensuchte. Sie war zierlich, wie die meisten Menschenfrauen, aber jede ihrer Bewegungen wirkte eingespielt. Rory schien weder so verletzlich wie Fiona noch so granithart wie Mona zu sein. Eigentlich perfekt … wäre sie kein Mensch! „Wie bist du in die Hände dieser Typen geraten?“
Sie drehte sich nicht einmal zu mir um, während sie antwortete. „Wie die meisten Frauen in die Hände von solchen Typen geraten ...“
Ich wartete darauf, dass sie ihre Antwort konkretisierte, aber stattdessen beschwerte sich Rory über eine Tüte mit Tiefkühlgemüse. „Ein Gourmet scheinst du nicht gerade zu sein.“
„Ich kann nicht kochen, was also soll ich mit frischem Gemüse anfangen?“
Anstatt zu antworten, schüttete sie die gefroren Gemüseklumpen in einen Topf.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Doch … das habe ich.“
Na schön … So kam ich nicht weiter bei ihr. „Konntest du denn nichts Besseres finden als diese Versager?“
Rory warf die leere Tüte in die Spüle und wandte sich zu mir um. Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Wut und Verachtung. „Du meinst, jemanden wie dich?“
Sie ging also auf Konfrontationskurs. Ich sah ihr herausfordernd in die Augen. „Zum Beispiel ...“
In Rorys Blick mischte sich noch ein wenig mehr Verachtung. „Ihr seid doch alle gleich … Machos, die sich den Hintern nachtragen lassen, mit einem aufgeblasenen Ego, hinter dem nichts steckt als heiße Luft!“
Ich konnte ein Knurren nicht unterdrücken. Rorys Temperament gefiel mir, aber mich mit diesen Versagern zu vergleichen, ging eindeutig zu weit. „Du hast keine Ahnung, wer ich bin!“
Ihre Antwort klang spöttisch, aber ich konnte auch einen Hauch von Resignation heraushören. „Natürlich weiß ich das … du bist Superman, der Ritter auf dem weißen Pferd und Christian Grey in einer Person.“
Ich hatte keine Ahnung, wer diese Typen waren, aber der Wolf in mir heulte vor gekränktem Stolz. Ja, verdammt! Ich war besser als diese miesen Typen, vor denen ich sie gerettet hatte! Im Gegensatz zu denen hatte ich immer ein tiefes Pflichtbewusstsein meiner Familie und meinem Rudel gegenüber verspürt … als ob es mir Freude bereitet hätte, Fionas Ablehnung zu ertragen oder Monas Ehrgeiz … als ob es ein gutes Gefühl gewesen wäre, dass mein Bruder eine Partnerin gefunden hatte und mit ihr Nachwuchs zeugte, während ich als Rudelführer auf ganzer Linie versagte!
Ich hatte zusehen müssen, wie Valerie sich für Vince anstatt für mich entschieden hatte ... Hätte sie das gleiche Pflichtgefühl besessen wie ich, wäre sie meine Gefährtin geworden, und wir hätten zusammen für den Erhalt des Rudels gesorgt! Es wäre mein Recht als Rudelführer gewesen, Nachwuchs zu zeugen … Vince und Valerie hatten mich übergangen.
Was wusste Rory schon? Aber sie war ja nur ein Mensch … wie hätte sie so etwas auch verstehen können?
Ehe diese Gefühle meine Stimmung zu sehr beeinträchtigen konnten, verdrängte ich die Erinnerung, die mir einst schmerzhaft gezeigt hatte, dass man Menschen nicht trauen kann. Vor Jahren hatte ich ein einziges Mal Gefühle zugelassen, die falsch gewesen waren … sie war heute nur noch ein Gesicht in meiner Erinnerung. Ich konnte mich nicht einmal mehr an ihren Namen oder den Klang ihrer Stimme erinnern – nur ihr Gesicht existierte weiter als stumme Mahnung in meiner Erinnerung. Damals hatte ich gelitten. Ich war immer wieder zu dem Ort zurückgekehrt, an dem wir uns getroffen hatten … hatte gehofft, dass sie zurückkehrte. Ich war sogar ihrer Spur gefolgt, hatte sie aber verloren, sobald ich den Wald verlassen hatte. Drei Jahre hatte es gedauert, bis ich mich von ihr befreit hatte. Noch nicht einmal meiner Familie hatte ich von diesem Mädchen aus meiner Jugend erzählt … aus Scham und Angst, dass mir meine Gefühle als Schwäche ausgelegt werden würden. Ein Alpha durfte nicht schwach sein … und wenn er es doch einmal war, durfte er es nicht zeigen. Ich hatte Verantwortung, und deshalb hatte ich für mich allein gelitten; anders als Vince, der jegliche Verantwortung von sich geschoben hatte, als er Valerie verloren hatte. Und jetzt ist er für unsere Familie verantwortlich … ER … der sich um nichts gekümmert hat, außer um sich selbst!
Ich stand vom Sofa auf und bedachte Rory mit dem kältesten Blick, den ich zustande brachte. In diesem Augenblick fiel es mir leicht, meine gesamte Wut an ihr auszulassen. „Du hast recht … es ist nicht nötig, dass wir mehr von uns preiszugeben, als notwendig. Wir werden eine Weile zusammen sein … ich kehre zurück in mein Leben und du in deines oder was immer du auch dafür hältst. Du kannst über mich denken, was immer du willst.“
Ich konnte sehen, dass Rory etwas sagen wollte, aber ich hatte die Lust verloren, ihr zuzuhören. „Ich gehe ins Bad … danach werden wir essen, und danach wirst du duschen und das dreckige Zeug ausziehen.“
Ich hoffte, dass meine Worte angekommen waren. Was nutzte es, Dinge zu zerreden? Ich wollte Sex … sehr dringend und sehr bald! Der Wolf verlangte danach und mein Körper ebenfalls. Besser, Rory stellte sich darauf ein, denn ich würde nicht sanft sein. Ihr würde früh genug klar werden, dass ich anders war. Es würde ihr Angst machen, und es würde ihr nicht gefallen; aber ich brauchte sie und war es gewohnt, mein Recht einzufordern. Auch Fiona hatte es nicht gefallen, mir ihren Körper zu geben, genauso wenig, wie es mir nicht gefallen hatte, sie gegen ihren Willen zu nehmen. Es war besser, von Anfang an ein Mistkerl zu sein – man konnte ja schlecht eine Frau trösten und ihr danach trotzdem antun, was sie nicht wollte. Wenn man sich von Anfang an mies benahm, kam man emotional besser damit zurecht ...
Während ich Richtung Badezimmer ging, spürte ich meinen harten Schwanz gegen die Innenseite meiner Jeans drücken. Ich nahm an, dass auch Rory meine körperliche Reaktion nicht entgangen war. Meine Natur verlangte, mich endlich wieder mit einer Frau zu paaren … egal, ob diese Paarung nachwuchstechnisch sinnvoll war oder nicht. Hier ging es nicht mehr um Pflichterfüllung, sondern um das nackte Verlangen.
Wütend knallte ich die Badezimmertür hinter mir zu und riss an meiner Jeans, bis die Knöpfe absprangen. Mein Schwanz sprang heraus, und ich umfasste ihn mit der Hand. Vielleicht würde ich mich zurückhalten können, wenn ich vorher Druck abbaute.
Mit fast schon roher Gewalt schob ich meine Vorhaut immer wieder über die Eichel und biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuheulen, als mein Samen nach wenigen Sekunden aus mir herausschoss. Ich bearbeitete meinen Schwanz einfach weiter und beobachtete das Anschwellen um die Mitte – keine Chance, dass Rory es nicht bemerkte! Nach ein paar Minuten wiederholte ich alles noch einmal – dieses Mal dauerte es etwas länger, bis ich abspritzte.
Danach stieg ich ein wenig entspannter aus meiner Jeans, zog das T-Shirt über den Kopf und ging duschen. Das warme Wasser prasselte auf meinen Rücken, und immer wenn die Tropfen meinen schon wieder halbsteifen Schwanz trafen, zuckte er, und ich musste der Versuchung widerstehen, es mir noch einmal selbst zu machen. In meinem Kopf nahmen Bilder Gestalt an, in denen ich zwischen Rorys Schenkeln lag. Ob sie sich anders anfühlte, als Mona oder Fiona? Obwohl ich mein Recht als Rudelführer oft und vielleicht auch ein wenig maßlos eingefordert hatte, waren Mona und Fiona die einzigen Frauen, die ich kannte. Mit dem Mädchen aus meiner Jugend war es nicht so weit gekommen, dass ich sie hätte kennzeichnen können. Ich war zu zögerlich gewesen damals … hatte zu viel Rücksicht auf ihre menschlichen Gefühle genommen. Irgendetwas hatte mich zudem davon abgehalten, ihr zu sagen, was ich war … immerhin hatte mein Instinkt funktioniert ...
Ich hatte keine Ahnung, wie es war, sich mit einem Mensch zu paaren. Vince war besonders in den ersten Wochen kaum von Eveline losgekommen. Es war fast schlimmer gewesen, als damals mit Valerie … und zumindest hatte ich nicht den Eindruck gehabt, dass es Eveline unangenehm gewesen wäre ...
Entschlossen stellte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Nein … es würde Rory nicht gefallen … Aber sie war nun einmal in mein Revier gekommen. Es war Zufall gewesen, dass diese Typen sie in den Wald geschleppt hatten … direkt vor meine Nase … ihr Pech, mein Glück … wie man es sehen wollte …
Rory
Oh Mann … mir ging dieser Blick nicht aus dem Kopf, den Oliver mir zugeworfen hatte, bevor er mich hatte stehen lassen … als hätte ich ihm jeden erdenkenswerten Grund geliefert, mich zu verachten. Aber warum wollte er mich dann unbedingt bei sich haben? Dass er es wollte, war nicht zu übersehen gewesen – als Oliver aus dem Zimmer gestürmt war, hatte er eine ziemlich große Beule in der Hose gehabt. Er ist ein Psychopath … kein normaler Mann verhält sich so!
„Das Essen ist ziemlich gut ...“, ließ Oliver mich wissen, während er die zweite Portion Geschnetzeltes mit Reis in sich hineinschaufelte.
„Danke ...“ Um ehrlich zu sein, fand ich das Essen nicht wirklich gut, was nicht zuletzt an den Zutaten lag – schockgefrorenes Gemüse, ein Fertigsoßenbinder und das Fleisch zäh wie Leder, weil es zu lange tiefgefroren gewesen war. Ich fragte mich, was Oliver sonst so aß, da er dieses misslungene Essen verschlang, als wäre es das Beste, was er je bekommen hatte.
Oliver hatte sich umgezogen; ich nahm an, dass er geduscht hatte, denn er trug jetzt ein anderes T-Shirt als vorhin. Ich für meinen Teil trug noch immer den kurzen Rock und das verschmutzte Oberteil, während ich in meinem Essen herumstocherte.
Mein Blick wanderte zur rustikalen Kuckucksuhr an der Wand. Es war fast Acht und die Sonne machte sich langsam aber sicher bereit, unterzugehen. Unbehaglich fragte ich mich, ob Tommy und Luke sich schon auf die Suche nach mir gemacht hatten. Ich begann, unruhig auf meinem Stuhl herumzurutschen.
„Mache ich dich nervös?“ Oliver legte das Besteck zur Seite und sah mich fragend an.
„Nein … eher die Tatsache, dass Tommy nach mir sucht.“
Sofort bekam sein Blick wieder etwas Überhebliches. „Ich habe dir gesagt, dass du dir keine Gedanken darüber machen musst, solange du bei mir bist.“
„Tommy hat etwa fünfzig Männer, die springen, wenn er ruft … du bist nur ein einzelner Mann ...“, konterte ich.
„Ich bin viel mehr als das, Rory ...“, antwortete er leicht genervt. Lag da ein Grollen in seiner Stimme? Es hörte sich seltsam an … nicht menschlich, aber ich konnte mich auch geirrt haben, weil Olivers Stimme normal klang, als er weitersprach. „Dir wird nichts passieren … versuch einfach, mir zu vertrauen.“
Na klar … Ich stand auf und begann das Geschirr abzuräumen, weil ich ahnte, dass eine weitere Diskussion nicht gewünscht war. Ich hatte im Laufe der Jahre meine eigenen Mechanismen gefunden, Situationen zu entschärfen. Einer davon war, aufzustehen und das benutzte Geschirr abzuräumen. Mich bei der Hausarbeit zu beobachten, hatte Tommy immer beruhigt … es entsprach dem Rollenbild, das er mir als Frau zugedacht hatte … genau wie die Passivität, die ich im Bett an den Tag legte. Lust war allein für ihn bestimmt … mir blieb die Hingabe …
Ich zuckte kurz zusammen, als ich plötzlich Olivers Hände auf meinen Hüften spürte, während ich das Geschirr in die Spüle stellte. So hatte auch Tommy immer angefangen, wenn ihm nach Sex war. Das Einzige, was Tommy von Oliver unterschied, war, dass mich ein unangenehmes Kribbeln im Nacken vorgewarnt hatte, wenn Tommy sich von hinten an mich heranschlich. Bei Oliver hatte ich tatsächlich nichts gespürt … lautlos wie ein Raubtier ...
„Du riechst nicht gerade gut, Rory … geh duschen, ich warte auf dich in deinem Schlafzimmer.“
Mechanisch legte ich das Geschirrtuch aus der Hand und wand mich aus Olivers Griff. Er hielt mich nicht zurück, und ich war dankbar, etwas Zeit zu gewinnen. Vielleicht konnte ich mich ja an ihn gewöhnen … mich irgendwie auf ihn einstellen, wie ich es mit Tommy getan hatte … oder eine außerkörperliche Reise antreten, sodass nur mein Körper zu Oliver in dieses verfickte Schlafzimmer ging!
Ich musste das Bad nicht lange suchen, es befand sich genau neben meinem Zimmer, und ich konnte das Duschgel noch riechen, das Oliver benutzt hatte.
Als ich mir Shirt, Rock und Slip ausgezogen hatte, betrachtete ich meinen Körper im Badezimmerspiegel. Neben Kratzern hatte ich blaue Flecken an Armen und Beinen … und ein paar schon gelblich verfärbte vom letzten Streit mit Tommy, der zwei Wochen zurücklag. Tommy rutschte nicht oft die Hand aus, aber wenn, dann richtig … innerlich betete ich, dass heute Nacht nicht neue Hämatome dazukommen würden. Wenn ich mir Olivers Körpergröße und seine Muskeln vor Augen hielt, musste er mehr Kraft haben als Tommy … sehr viel mehr! Ich nahm an, dass Oliver mir mit einer Hand das Genick brechen konnte, sollte er es darauf anlegen. Aber ich würde ihm ganz sicher keinen Anlass dazu geben … ich würde ihn tun lassen, was immer er tun wollte … und hoffen, dass ihm das genügte.
Das warme Wasser auf meiner Haut fühlte sich angenehm an, genauso wie, den Schmutz von meinem Körper zu waschen und Lukes dreckige Pfoten … auch wenn ich es nur tat, damit stattdessen Olivers Hände mich betatschen konnten.
Weil ich keine Sachen besaß, außer die schmutzigen, die ich getragen hatte, wickelte ich mich in ein großes Badehandtuch. Dann stellte ich mich vor den Badezimmerspiegel und schloss die Augen, bevor ich ging, um meinem neuen Herrn zu dienen …