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V O R W O R T

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DER HYPERMORALISMUS ist die Leitideologie unserer Zeit. Das gilt es anzuerkennen. In einer offenen, pluralistischen Gesellschaft sind Ideologien jedoch nur dann erfolgreich, wenn sie das Lebensgefühl der Menschen treffen, ihnen Halt bieten und einen kulturellen und emotionalen Lebensraum. Auch das muss man zur Kenntnis zu nehmen.

Sich über etwaige Gutmenschen zu ereifern, ist daher ebenso unsinnig wie einfältig. Denn die dabei zum Ausdruck kommenden Ressentiments tragen wenig zur Klärung des Phänomens bei. Im Gegenteil. Sie bedienen letztlich die gleichen Emotionalisierungsmechanismen wie der Hypermoralismus selbst. Auch Empörung über Empörung ist Empörung. Das führt dazu, das Phänomen falsch einzuordnen.

Bevor man larmoyant die Hypermoralisierung der Gesellschaft beklagt, sollte man lieber versuchen, sich darüber klar zu werden, aufgrund welcher Mechanismen der Hypermoralismus zur herrschenden Ideologie werden konnte. Dazu ist es nötig, seine sozialen, kulturellen und ideegeschichtlichen Wurzeln freizulegen. Denn ohne das Versprechen, das Leben unbeschwerter und sinnvoller zu machen, ohne eine Durchdringung der Alltagskultur wäre der Hypermoralismus niemals zur bestimmenden Ideologie westlicher Gesellschaften aufgestiegen. Der vorliegende Essay ist also auch ein Versuch, zu verstehen.

Hypermoral

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