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Kindheit, Familie, Karriereanfänge

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Gewaltlos fing alles an, sehr normal. Im Kleinbürgertum, das von Weltwirtschaftskrise und der Rezession im Amerika der 1930er Jahre gebeutelt wurde. So auch die Familie von Clinton Eastwood Junior, geboren am 31. Mai 1930 in San Francisco. Sein Vater zog mit der bald vierköpfigen Familie – Clints Schwester Jeanne wurde im Januar 1934 geboren – durch Kalifornien von Ort zu Ort und nahm unterschiedlichste Jobs an. 1940 schließlich kamen die Eastwoods finanziell zu etwas Sicherheit und ließen sich in der Kleinstadt Piedmont (Einwohnerzahl damals: 9844 Seelen) nahe Oakland nieder. Dort besuchte Clinton jr. Grund- und Mittelschule, notenmäßig wenig aufregend. Viel aufregender waren für den 1,93 Meter langen, sehr sportlichen, sehr schlanken Clint die Mädchen. Nach der High School hangelte er sich von Job zu Job, arbeitete als Rettungsschwimmer oder Aushilfstankwart. Seine Vorstellungen von Zukunft, einschließlich der eigenen, waren diffus. 1950 musste er beim Militär einrücken. In Fort Ord an der Bucht von Monterey wurde er als Schwimmlehrer eingesetzt. Im Frühjahr 1951 war der Militärdienst vorbei, er heuerte als Rettungsschwimmer in Seattle an. Anschließend zog der Anfangszwanziger nach Los Angeles und schrieb sich am dortigen City College für Wirtschaft ein. Er lernte Margaret Neville Johnson kennen. Sie heirateten eine Woche vor Weihnachten 1953. Die Schauspielerei hatte der durchtrainierte Schlaks schon immer interessant gefunden. Ein Fotograf überredete ihn, bei der Filmgesellschaft Universal-International vorzusprechen, die ein Ausbildungsprogramm für junge Talente aufgelegt hatte. Im April 1954 wurde er in dieses Programm aufgenommen. Nun bekam er 75 US-Dollar wöchentlich für 40 Wochen des Jahres. Fast ebenso viel verdiente er nebenbei, indem er bei Erdarbeiten für den Bau von Swimmingpools mitschaufelte. Eastwood erhielt Sprech- und Schauspielunterricht. Von den sportlichen Unterrichtungen wurde er nicht gefordert – er war schon ein guter Reiter und Läufer, ein exzellenter Schwimmer ohnehin. Sehr bald wurde er in Filmen besetzt. Aber in was für welchen, samt und sonders B-Streifen! Im Ritterfilm Die nackte Geisel (Lady Godiva of Coventry, 1955) war er ein (lächerlich überlanger) namenloser Sachse, in Jack Arnolds Die Rache des Ungeheuers (Revenge of the Creature, 1955) ein Laborassistent, in Tarantula! (1955) erkannte man ihn als Bomberpilot, der eine Riesenspinne mit Napalm zu töten hatte, kaum, verhüllten doch Helm und Atemmaske sein Gesicht.

Als ich als Schauspieler anfing, nannten mich die Sekretärinnen alle Coop, weil sie dachten, ich würde wie Gary Cooper aussehen, so eine Art Retro-Junge – ein paar Jahre früher. Aber [James] Cagney [war eigentlich mein Vorbild] … Ich habe James Cagneys Stil und seine Energie immer gemocht. Er hatte vor gar nichts Angst. (Clint Eastwood)

Jahrzehnte später schilderte Eastwood diese Zeit:

Ich war der Typ, der in die Palisaden gerannt kam und rief: »Es brennt!« Oder vielleicht öffnete ich auch erst die Tür zum Laboratorium und rief dann: »Es brennt!« Ich kam rein, ging raus und das war es schon. Ich verschwand auf Nimmerwiedersehen! Niemals wurde ich erschossen oder starb oder etwas Ähnliches.

Im Oktober 1955 lief sein Kontrakt aus. Und wurde nicht verlängert. Eastwood flog am selben Tag raus wie sein Kollege und Bekannter Burt Reynolds. Die Begründung des Studiomanagers war unverblümt: Eastwood habe einen zu großen Adamsapfel und Reynolds nicht einen Funken Talent. Eastwood war jetzt ein »free agent«. Und ergatterte marginale Nebenrollen in Fernsehserien oder Filmen, die alle vergessen sind. In Nur Du allein (Never Say Goodbye, 1956) hatte er einen Dialog mit dem Star des Films, mit Rock Hudson, der längere und wichtigere Satz (von zweien) lautete: »Telefon, Doktor Parker!« Tiefpunkt war 1958 ein von Jodie Copeland inszenierter B-, eher C-Western, Ambush at Cimarron Pass. Eastwood wurde an dritter Stelle im Vorspann genannt. Das Ganze wurde binnen einer Woche im San Fernando Valley runtergekurbelt. Das Budget war so knapp, dass Copeland nur kurz Leute bezahlen konnte, die die Pferde versorgten. Also wurden die Huftiere gleich zu Anfang des Films entführt. Das Ganze war so schlimm, dass es Eastwood noch Jahre später schauderte: »Ich hätte danach beinahe aufgehört. Der Film wurde in etwa acht Tagen gedreht. Dreharbeiten wie im Irrenhaus. Es könnte der lausigste Western sein, der je gedreht wurde.« Denn: »Die Kameraarbeit war die uneinheitlichste, die ich je gesehen hatte. In der einen Minute war sie so hell, dass man eine Sonnenbrille brauchte, um auf die Leinwand zu schauen, in der nächsten Sekunde war die Kopie so dunkel, dass man fast nichts mehr sah.«

Und dann sah ihn, so will es die Legende, 1958 in der Kantine des Fernseh-Networks CBS ein leitender Mitarbeiter einer in Vorbereitung befindlichen Western-Serie, dachte »idealer Cowboydarsteller!« und lud ihn zu einer Testaufnahme. Der Rest ist Rawhide. Und mehr noch: Der Rest ist Mythos.


Der junge Eastwood, schwimmend (1960)

Clint Eastwood. 100 Seiten

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