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Rawhide

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Keep rollin’, rollin’, rollin’

Though the streams are swollen.

Keep them dogies rollin’,

Rawhide!

Through rain and wind and weather,

Hell bent for leather,

Wishin’ my gal was by my side.

All the things I’m missin’,

Good vittles, love and kissin’,

Are waitin’ at the end of my ride.

Gesang. Und Peitsche. Sonorer Gesang mit Peitsche. Und mit ausdauernd durchs Bild trottender Rinderherde. 3000 Wiederkäuer waren es in der von September 1959 bis Dezember 1965 plus vierwöchigem Zuschlag an reruns laufenden Serie Rawhide (Tausend Meilen Staub). Dimitri Tiomkin schuf mit dem Titelsong, gesungen vom crooner Frankie Laine, ein ikonisches Western-Lied, das sich ins kollektive Gedächtnis Amerikas eingrub. Noch Ende der 1970er Jahre kann sich in Die Blues Brothers die Band der Gebrüder Blues, gebucht für eine Country-Musikbude im Nirgendwo, nur dadurch retten, dass sie die Titelmelodie anstimmt. »Remember the theme from Rawhide? Your favourite, Rowdy Yates«, sagt der Keyboarder zu Elwood Blues (Dan Aykroyd).

Rowdy Yates, das war Clint Eastwood. In seiner bis dahin größten Rolle. Nach Eric Fleming als Gil Favor, »trailboss«, Chef von Cowboys, die eine Herde zu einem Eisenbahnknotenpunkt in Missouri zu treiben haben, kam gleich Eastwood: als jugendlicher, naiver Ungestümer, der immer wieder auf die Frauen reinfällt, von denen sich nicht wenige in ihn vergucken. (Einige Male lief er mit nacktem Oberkörper durchs Bild.) Es war gekonnte Unterhaltung mit Typen-Darstellern. Rawhide, sehr schnell eine beliebte Fernsehserie in den USA, wurde zur Auftrittsmöglichkeit für Darsteller, die in den großen Filmstudios weniger gefragt waren. Bis zu 10 000 US-Dollar bekamen sie für einen Auftritt (Eastwood erhielt für jede Folge 750 US-Dollar): Claude Rains, Barbara Stanwyck, Peter Lorre, auch Leonard Nimoy (er spielte einen Indianer) Jahre vor Raumschiff Enterprise (Star Trek, 1966–1969). In Episode 10 von Staffel 8, Duell im Morgengrauen (Duel at Daybreak), lieferte sich Rowdy Yates ein Wortduell mit Charles Bronson (das man sich im Original ansehen sollte: hier der Bariton Bronsons, dort die hellere Stimme Eastwoods). Lon Chaney jr., in den Dreißigern das irre Phantom der Oper, legte in einer der ersten Folgen einen exorbitant soziopathischen Auftritt hin. Und der stets bedrohliche Dan Duryea war ein bedrohlicher Geister-Reiter. (Denken Sie an Duryea, wenn Sie bei Eastwoods Pale Rider [1985] angekommen sind!) Es war eine intensive Zeit des Lernens für Eastwood.

Es gibt zwei Arten von Schauspielern – der eine wartet in seiner Garderobe auf seinen Auftritt, der andere schaut anderen über die Schulter und perfektioniert sein Handwerk, indem er alles aufsaugt. (Clint Eastwood)

Er lernte, wie man etwas spielt: In den ersten neun Episoden der Serie, die noch heute goutierbar ist, agierte Eastwood ziemlich hölzern; rasch wurde er elastischer und entspannter. Wie man etwas dreht: Viele Regisseure erlebte er, manche waren gut, andere solide, dritte fahrig. Wie man etwas koordiniert: Er erlebte unterschiedlich gut organisierte Produzenten. Anderes sicherte er sich auch. In der ersten Staffel ergattert Yates zwei Revolver mit exotischer Schlangendekoration in den Griffen. Und diese wie auch denselben Revolvergürtel trug Eastwood die ganze Serie lang und darüber hinaus in vielen seiner späteren Film-Western.

Dann stieg Fleming aus, Eastwood wurde mit Staffel 8 »trailboss«, doch die Serie war nahezu auserzählt. Eastwood war Rawhide-müde. »Going Italy for recreation« hieß sein Erholungsprogramm zwischen zwei Staffeln. Was aber nicht Rom oder Capri verhieß. Sondern Schnell- und Billigproduktionen: Italo-Western. Eastwood, der als Akteur in einer ausgelutschten TV-Serie galt, die man nur in den USA kannte – von 217 Rawhide-Episoden liefen in der ARD 1965/66 gerade einmal 13 (25 Jahre später strahlte Pro7 216 Folgen aus, im Morgen- oder Nachtprogramm) –, wurde 1963 nur aus einem Grund für das Filmprojekt eines italienischen Regisseurs genommen: Charles Bronson, 1960 einer der Glorreichen Sieben (The Magnificent Seven), war das Honorar zu niedrig. Die erste von zwei Glückskonstellationen in Eastwoods Karriere.

Clint Eastwood. 100 Seiten

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