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Das ist Johann G.
ОглавлениеJohann G. heißt mit vollem Namen Johann Baptist Björn Gudenus. Er kam 1976 in Wien zur Welt. Bereits in seiner Schulzeit wurde er Mitglied der schlagenden Burschenschaft „Vandalia“, wo er an Mensuren teilnahm und sich den Burschennamen Wotan – nach einem germanischen Gott – zulegte. Der Leitspruch seiner Burschenschaft lautet: „Deutsch, einig, treu – ohne Scheu“. „Ich habe mir den Namen gar nicht so sehr wegen Gott Wotan gewählt, sondern wegen dem exponierten Wotansfelsen, der auf unserem Grundstück im Waldviertel liegt“, erklärte Gudenus in einem Interview. [2] Dass Burschenschaften für ihn eine wichtige Rolle spielen, zeigt auch seine Mitgliedschaft im Ehrenkomitee des Balls des Wiener Korporationsrings. Als der Ball 2011 aus der Wiener Hofburg verbannt wurde, übernahm die Wiener FPÖ unter seiner Klubobmannschaft die Austragung der umstrittenen Burschenschafterveranstaltung in den Prunksälen der Republik.
Seine politische Karriere startete Gudenus beim Ring Freiheitlicher Jugend Niederösterreich, wo er als stellvertretender Obmann und Generalsekretär fungierte. Es ist wohl kein Zufall, dass die politischen Anfänge von Gudenus in Niederösterreich und nicht in Wien stattfanden. Zu Wien hegt er ein angespanntes Verhältnis. Davon zeugen nicht nur zahlreiche Wortmeldungen, in denen er ein düsteres Bild von der österreichischen Hauptstadt zeichnet, sondern auch eine Reise nach Linz, wo er an einer Wahlkampf-Veranstaltung unter dem Motto „Linz darf nicht Wien werden“ teilnahm.
Erst nach seiner Matura am Wiener Elitegymnasium „Theresanium“ verlegte Gudenus seine politischen Aktivitäten von Niederösterreich nach Wien. Er wurde freiheitlicher Bezirksrat im Wiener Bezirk Alsergrund. Ein Jahr darauf stieg er in die Wiener Landesparteileitung auf und wiederum ein Jahr später wurde er Obmann des Rings Freiheitlicher Jugend, zuerst in Wien, dann auch auf Bundesebene. Nach dem Abschluss seines Studiums der Rechtswissenschaften, wurde Gudenus FPÖ-Bezirksparteiobmann im Bezirk Wieden. Kurz darauf wurde er erstmals in den Wiener Landtag gewählt.
Neben seinem politischen Aufstieg absolvierte Gudenus Studiengänge an den diplomatischen Akademien in Wien und Moskau. Im Jahr 2010 war es dann so weit, er übernahm die Spitzenfunktion des Klubobmanns der Wiener FPÖ. Bald darauf wurde Gudenus zum Stellvertreter von FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache gewählt. Mehrmals ließ sich FPÖ-Chef Strache mit seinem engen Vertrauten plakatieren. Strache bezeichnet Gudenus als „meine rechte Hand in Wien“.
Johann Gudenus ist national und international mit rechtsextremen Kräften vernetzt. Ende 2014 erteilte er einem rechtsextremen Vernetzungskongress in Russland, zu dem unter anderem auch die griechische Neonazipartei „Goldene Morgenröte“ geladen war, eine Zusage. Erst kurz vor Abhaltung des Kongresses wurde Gudenus die Sache zu heiß und er sagte wieder ab. In einer ersten öffentlichen Stellungnahme dementierte Gudenus noch, dass er überhaupt jemals vorgehabt hätte, an dem Rechtsextremistentreffen teilzunehmen. Später gestand er jedoch ein, dass er seine Teilnahme an dem Treffen ursprünglich zugesagt hatte. Kurz darauf wurde dann auch sein Absageschreiben publik. Darin teilte er den Veranstaltern mit, dass er „unglücklicherweise“ nicht zum Kongress kommen könne, „weil wir eine wichtige Veranstaltung in Vorbereitung unserer Wahlkampagne vorbereiten“. Das Absageschreiben von Gudenus schloss mit den Worten: „Nächstes Mal kommen wir sicher!“ [3]
Trotz seiner internationalen akademischen Ausbildung gilt Johann Gudenus als Mann fürs Grobe. Grenzen setzt er seiner Agitationsarbeit meist erst dort, wo das Strafrecht beginnt. Nicht in Verbindung gebracht werden will er mit den Aussagen seines Vaters, des ehemaligen FPÖ-Nationalrats- und Bundesratsabgeordneten John Gudenus, der 2006 wegen NS-Wiederbetätigung zu einer einjährigen bedingten Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Er stellte die Existenz von Gaskammern im „Dritten Reich“ in Frage. „Man soll nicht Tabus aufstellen, sondern man soll physikalisch und wissenschaftlich prüfen", meinte Gudenus senior in einem ORF-Interview.
Auf seinen Vater angesprochen, betont Gudenus junior, dass er nicht für die Abschaffung des Verbotsgesetzes sei, dass er schreckliche Taten nicht relativieren würde und dass er „nicht den geringsten Zweifel“ an der Existenz von Gaskammern im „Dritten Reich“ hätte. [4] Schließlich habe er jahrelang in der Schule Geschichte gelernt, so Gudenus junior. Der 8. Mai 1945 sei für ihn ein Tag der Befreiung vom Nazi-Joch und ein Tag des Gedenkens an Holocaust-Opfer, an Verfolgte und an Kriegsopfer. Allerdings hätten es die Jugendlichen satt, dauernd nur von der Vergangenheit zu hören und über diese sprechen zu müssen, so Johann Gudenus. [5]
Manchmal schweift Gudenus dennoch in die Vergangenheit ab. Wenn es etwa um Türken geht, dann ist es ihm wichtig, auf die letzte, mehr als 300 Jahre zurückliegende Belagerung Wiens durch das Osmanische Reich zu verweisen und nach einem neuen „Befreier“ zu rufen, der den „Untergang des Abendlandes“ verhindert. [6] Er denkt dabei an seinen Chef Heinz-Christian Strache und auch an sich selbst.
Doch bevor wir gänzlich in die Welt des Johann Gudenus eintauchen und seine Aussagen und Theorien überprüfen, einige Anmerkungen zu der Trickkiste, in die er greift, um Menschen auf seinen Kurs zu bringen.