Читать книгу Die Abrichtung 2 | Erotischer SM-Roman - Alexandra Gehring - Страница 3
ОглавлениеLeonhard
Nach dem Tod seiner Frau bewohnte er das über fünfzig Jahre alte Haus oberhalb der Stadt allein. Es lag etwas abseits am Ende einer schmalen, leicht ansteigenden Stichstraße. Direkte Nachbarn hatte er keine. Die nächsten Häuser lagen weit unterhalb seines Anwesens. Wenige Meter oberhalb des Hauses begann schon der Baumbestand des angrenzenden dichten Waldes. Auf der Talseite lag die ausladende Terrasse. Von dieser hatte er freien Ausblick auf die weit unten liegende Stadt.
Leonhard liebte diese Aussicht, er liebte es, hier zu wohnen. Er genoss die Sicht auf die untergehende Sonne, erfreute sich an den lauen Sommerabenden. Bei Einbruch der Dunkelheit sinnierte er oft vor sich hin, schaute hinunter auf die Lichter der Stadt. Neben ihm stand ein Glas Wein. Abends nach der Arbeit gönnte er sich ein, zwei Gläser.
Gedankenversunken schaute er in Richtung Horizont. In diesem Jahr war er zweiundsechzig geworden. Wo waren all die Jahre geblieben? Er wusste, dass Zeit keine feste Einheit war, dass sie mehr ein Gefühl widerspiegelte. Er philosophierte gern über solche Themen, auch über das Leben im Allgemeinen. Trotzdem. Die Tage schmolzen geradezu dahin. Er war es nicht gewohnt, nichts dagegen tun zu können. Der Gedanke gefiel ihm nicht. Jetzt musste er doch schmunzeln, schüttelte fast unmerklich den Kopf. Was trieb ihn heute nur um? Er, der nüchterne, sachliche Realist wusste natürlich, dass Leben vergänglich war, dass man die Zeit nicht anhalten konnte. Er lebte im Hier und Jetzt und ihm war es bewusst ... Er konnte sich nun wirklich nicht beklagen.
Leonhard fühlte sich wohl in seiner Haut. Die Geschäfte liefen gut, gesundheitlich war alles bestens. Er schaute hoch zu den Wolken. An den Rändern lösten sich Teile, verschwanden im Nichts. Eine wohltuende, innere Ruhe befiel ihn. Er trank einen Schluck Wein, schaute auf die Uhr. Helena würde in wenigen Minuten kommen.
Er ging ins Schlafzimmer. Akribisch, wie jeden Abend, hängte er seine Anzughose und sein Jackett über den Bügel, zog sich Jeans und ein frisches Shirt an.
Er hörte das Aufschließen und das Öffnen der Haustür.
»Schönen Abend!«, rief eine Frauenstimme.
Leonhard stand auf, begab sich in die Küche und erwiderte die Begrüßung von Helena. Seit fast genau acht Monaten kannte er sie.
Sie hatte eingekauft und stellte zwei Tragetaschen voller Lebensmittel auf dem Tisch ab.
»Außer dieser einen Reissorte habe ich alles bekommen, was du aufgeschrieben hattest. Hier, die ist für dich.« Sie hielt ihm eine Flasche Wein entgegen. »Dieser Wein soll eine besondere Tiefe und einen vollmundigen Charakter haben. Der Verkäufer hat ihn mir wärmstens empfohlen.«
Leonhard bedankte sich, studierte sofort das Etikett der Flasche. Der Verkäufer hatte sie gut beraten.
Kennengelernt hatten sie sich in seinem Buchladen. Helena besaß ein Faible für außergewöhnliche Bücher. Hexenverfolgung, Verhöre und Foltermethoden waren Themen, die sie umtrieb. Solche Frauen faszinierten Leonhard.
Sie kamen damals ins Gespräch. Helena vertraute sich ihm an. Er verstand ihre Neigung. Sie war von der ersten Minute an hin und weg von Leonhard. So offen hatte sie sich noch nie mit einer anderen Person über ihre sexuellen Fantasien auslassen können. Sie kamen sich näher.
Die vollschlanke Frau konnte man nicht unbedingt als attraktiv oder als Schönheit bezeichnen, denn auch für Haarpflege oder Kosmetik schien sie nicht viel Geld auszugeben. Sie wirkte leicht burschikos, war Mitte dreißig.
Mit Leonhard hatte sie einen im Geiste Gleichgesinnten gefunden. Mit ihrer derben, mitunter schroffen Art, tat sich Leonhard anfangs noch schwer. Ihrer beider Leidenschaft für erotische Zeichnungen und Texte hingegen, ließ ihn so einige Macken der Frau übersehen. Leonhard war tolerant und weltoffen – zumindest bildete er sich das ein.
Helena besuchte ihn dreimal in der Woche, nahm ihm einen Großteil der Hausarbeit ab. Das erledigte sie zu seiner absoluten Zufriedenheit. Großzügig bezahlte er ihr einen überdurchschnittlichen Stundenlohn. Aber da war ja noch das Wesentliche ihrer Beziehung. Da war Helenas fast abartige Leidenschaft für Berichte über Züchtigung, Bestrafung und Folterung.
Leonhard nahm einige Bücher zu diesem Thema mit nach Hause. Dort ergötzten sich dann beide gemeinsam an den Radierungen, Zeichnungen und Skizzen. Helena stand vor allem auf weibliche Züchtigung, egal ob von Männern oder Frauen ausgeführt. Sie liebte es, wenn er ihr die Foltermethoden im Detail mit seinen Worten schilderte. Je deutlicher, je bösartiger und brutaler sie waren, desto aufgewühlter und erregter wurde sie. Auch Leonhard fand immer mehr Gefallen an ihren abendlichen Lesungen.
Viele Wochen lief dieses Ritual rein platonisch ab.
Eines Abends passierte es dann doch. Aufgewühlt von den akribischen Schilderungen Leonhards, konnte Helena nicht mehr anders. Sie legte ihre Hand auf seinen Schoß, öffnete den Reißverschluss seiner Hose und besorgte es ihm.
Auch wenn Helena über fünfundzwanzig Jahre jünger war als er, war sie nicht unbedingt die Frau, die er sich zur Befriedigung seiner sexuellen Lust vorstellte. Sie hatte etwas sehr Sprödes an sich. Auch aus diesem Grund hatten sie eine besondere, eine etwas andere sexuelle Beziehung miteinander. Es ging beiden um ein feststehendes, aufgeilendes Ritual. Sie hatten nie darüber gesprochen. Es hatte sich einfach so ergeben. Seither war das so.
Helena saß breitbeinig auf dem Tisch, hatte ihre Finger an ihrer Votze. Leonhard saß ihr gegenüber, schaute ins Buch und las ihr vor. Häufig ließ er auch seiner Fantasie freien Lauf, erzählte ihr, was ihm gerade in den Sinn kam.
Sie wichste sich, hatte sich selbst zu befriedigen. Sie wusste, wie er den Anblick liebte. Ihre Finger drückten, streichelten und umkreisten ihren Kitzler. Ab und an schaute er vom Buch hoch. Zeitlos trieben sie das Spiel, mitunter über eine Stunde.
Ein Weinglas stand neben ihm. Vernahm er ihr immer lauter werdendes Stöhnen, sah er Helenas Gesichtszüge sich mehr und mehr verkrampften, klappte er das Buch zu und legte es weg. Das Glas in der Hand, lehnte er sich entspannt zurück.
»Zeig mir, wie geil du bist! Schön die Beine auseinander! Ja, gut so! Ich sehe, wie nass du bist. Los jetzt, zeig mir, wie du abspritzt!«
Solche Worte putschten sie nochmals richtig auf. Sie sah ihm in die Augen. Mit verschränkten Beinen, das Glas in der Hand, beobachtete er sie mit einer fast schon arroganten Lässigkeit. Wie durch eine Nebelwand nahm sie ihn nur noch wahr. Sie drückte die Augen zu, verzog ihren Mund, legte sich langsam auf dem Tisch zurück. Noch schneller spielten jetzt ihre Finger, kreisten um ihren Kitzler.
Er sah das Glitzern der Nässe. Leonhard ergötzte sich an diesem Anblick. Mit seinen Worten trieb er sie immer weiter ins Traumland. »Schön die Votze zeigen! Komm, immer weiter wichsen! Sehr schön machst du das! Lass mich sehen, wie es dir kommt! Gut so! Komm jetzt!«
So aufgedreht gab es für sie kein Halten ... An manchen Abenden schrie sie ihren Orgasmus förmlich heraus.
Nur ab und an, eher selten, gab er ihr ein Zeichen. Dann kniete sie sich vor ihn, blies ihm seinen Schwanz. Andere sexuelle Handlungen gab es zwischen ihnen nicht. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, das beide akzeptierten.
Eines Abends kam Helena auf das Thema Sklavinnen zu sprechen. Bald wurde dieses ihr neues, aufregendes Themengebiet. Bücher gab es genug dazu. Es war sein Beruf und von daher kannte er die entsprechende Literatur.
Auf Hunderten von Buchseiten wurden die Erziehung, die Abrichtung und die Haltung einer Sklavin in aller Deutlichkeit beschrieben.
Helena schilderte ihm, dass sie schon als Jugendliche fantasiereiche sexuelle Träume hatte. Sie wollte dann nicht aufwachen, wollte den Rausch ihrer Fantasie zu Ende träumen. Sie gestand ihm, dass schon der bloße Gedanke an die strenge Züchtigung einer Frau ihr einen Schauer durch den Körper jagte. Sex mit ihrem Mann befriedigte sie seit langem nur noch bedingt. Seit Jahren die gleichen Positionen, der gleiche Ablauf. Ihr war bewusst, das war in vielen langjährigen Ehen so.
»Immer noch besser als nichts«, teilte sie Leonhard verschmitzt mit.
An diesem Abend saß Helena, wie so oft, auf dem Tisch. Leonhard erzählte ihr genüsslich, mit vielen Details, wie sie beide eine Sklavin sexuell abrichten würden. Erstmals erzählte er ihr, dass er Mitglied eines SM-Clubs war. Er redete von der Vergangenheit. Mehr gab er nicht preis. Mit diesem Bekenntnis wollte er ihr aufzeigen, dass er devote und masochistisch veranlagte Frauen real erlebt hatte, dass er wusste, wie das Spiel ging.
Helena vernahm es mit Erstaunen. Der Mann, der ihr gegenübersaß, schien ihr viel zu konservativ, zu nüchtern zu sein.
»Da sieht man wieder einmal, wie das Sprichwort ›Stille Wasser sind tief‹ seine Berechtigung hat.«
Es erstaunte ihn nicht, dass Helena ihn so einschätzte. Er sah sich selbst so.
Leonhard fantasierte weiter und erklärte, wie sie und er die Sklavin jederzeit benutzen könnten, wie sie beide sich diese gefügig machen würden.
Er schaute auf Helenas Finger, sah, wie sie mit ihrem Kitzler spielte, erkannte, wie feucht sie war. Sie war wie in Trance.
»Sie müsste dich lecken, gut lecken, deine Votze und deinen Arsch, sonst würdest du sie hart bestrafen. Ich könnte sie benutzen, wie ich es wollte. Votze, Mundvotze, Arschvotze ... zu jeder Tages- und Nachtzeit.«
Beide steigerten sich in dieses Gedankenspiel hinein. Helena wurde unruhiger. Auch Leonhard wurde immer mehr Gefangener seiner eigenen perversen Gedanken.
Was er dann tat, war gegen seine bisherige Denkweise, fast schon gegen seinen Willen. An diesem Abend durchbrach er das gewohnte Ritual. Er holte seinen Schwanz aus der Hose, wichste ihn steif und ging rüber zum Tisch. Helena legte sich zurück, während Leonhard seinen Steifen in ihre patschnasse, triefende Votze drückte. Es war das erste Mal, dass er sie in die Votze fickte. Sie krallte ihre Finger um die Tischkante, begann sich aufzubäumen, versuchte wild, seine Stöße zu erwidern. Er hatte sich hineingesteigert, hatte einfach Lust auf ein fickbares, geiles Votzenloch bekommen.
Und genau das bot sie ihm.
Er nutzte es.
Helena war durch seinen Fick so aufgegeilt, wie er sie noch nie erlebt hatte. Sie hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Als es ihr kam, spritzte alles aus ihr heraus. Auf der Tischplatte entstand ein großer, feuchter Fleck und sein Schwanz tropfte vor Nässe. Erneut drang er in sie ein, fickte sie heftig durch. Mit einer Hand schlug er ihr wiederholt auf ihre weichen Titten. Das laute Klatschen, der leichte Schmerz ... Helena war im Taumel. Er nahm ihre Nippel, zog daran, dann drückte er sie fest zusammen. Sie schrie vor Geilheit auf. Er presste seine Lippen zusammen, taumelte leicht, seine Beine zitterten. Druckvoll, weiter zustoßend, schoss sein Samen tief in ihr Fickloch. Kurzatmig, wie er in dem Moment war, blieb er noch für Sekunden in ihr.
Helena war wie in Trance. So hatte sie das noch nie erlebt. Minutenlang saß sie danach apathisch auf einem Stuhl. Nur langsam beruhigte sich ihr rasender Puls. Sie fuhr sich über das Gesicht, atmete nochmals tief durch.
Auch Leonhard war geschafft, saß stumm auf seinem Stuhl.
Beide spürten, dass sich an diesem Abend etwas in ihrer beider Gehirnen festgesetzt hatte. Ein Gedanke, der sich immer mehr verselbständigte. Ein surrealer, realitätsfremder Gedanke.
Leonhard verlor immer mehr die Kontrolle über sein bisher klar strukturiertes Denken. Die Sehnsucht nach einer realen, immer und jederzeit benutzbaren Sexsklavin bohrte sich wie ein Stachel in sein Gehirn. Wie eine sich langsam aufbauende Welle hatte es Helena und Leonhard mitgerissen, sie in einen sinnlichen Rausch versetzt.
»Platz hättest du ja«, war ihr erster Satz, nachdem Helena sich ein wenig beruhigt hatte.
Sie holte ihn damit in die Wirklichkeit zurück.
»Ja, Platz hätte ich.« Aus dem einfach so dahingesagten Satz ergab sich eine immer ernsthaftere Überlegung ...
Das war vor wenigen Wochen.
Leonhard konnte nicht mehr anders. Zu viele Male hatte er es sich vorgestellt, es sich ausgemalt. Viele Jahre war er sexuell aktiv in der »Loge«, lebte seine Sexualität voll aus. Immer wieder »spielten« die devoten Frauen eine Sklavin. Es war ein Spiel über Stunden, dann war wieder Alltag.
Er hatte die sechzig überschritten, hatte finanziell ausgesorgt, war ein angesehener Geschäftsmann. Wenn nicht jetzt, wann dann ... Er war geradezu besessen von dem Gedanken, eine ständig benutzbare Sklavenvotze sein Eigen zu nennen.
Helena hatte recht. In seinem Haus war Platz. Es lag abseits. Es war real machbar.
Unkonzentriert und fahrig, führte er in diesen Tagen sein Geschäft. Er begründete es gegenüber seinen Mitarbeitern mit leichten gesundheitlichen Problemen. Tatsächlich schlief er in diesen Tagen nicht besonders gut, wachte öfters auf. Natürlich bestärkte Helena ihn ständig darin, den verrückten, absurden Gedanken weiterzuspinnen. Für sie wäre es die Erfüllung ihrer Träume. Aufgeputscht von diesem einen Gedanken, kam Leonhard der Verwirklichung immer näher.
Dann hatte er den Kontakt! Plötzlich war es real möglich ...
***
Erschrocken wachte er in dieser Nacht schweißgebadet auf. Ihm war bewusst, er setzte alles aufs Spiel, wirklich alles. So unvernünftig konnte er nicht handeln.
Er knipste das Licht an, starrte an die Decke. Ihm war bewusst, er hatte alle Möglichkeiten, sich sexuell auszutoben. Was sollte das also? Er selbst konnte sich in der »Loge«, in einem SM-Club, jederzeit seine Lust erfüllen. Warum also?
Es beruhigte ihn, dass er doch noch klar denken konnte. Ab sofort sollten diese wirren, surrealen Gedanken in seinem Kopf keine Rolle mehr spielen. Er atmete befreit auf. Eine Last fiel von ihm ab. Endlich war er wieder bei sich.
Er machte das Nachttischlicht aus und drehte sich auf die Seite. Wenige Minuten später fiel er in einen ruhigen, entspannten Schlaf.
***
Am nächsten Tag verlor er den Kampf gegen seine Selbstzweifel, gegen jegliche Vernunft, gegen seine bisherigen Wertevorstellungen, gegen seine eigene Moralvorstellung.
Er kontaktierte die ihm bekannte Adresse.
Über seine weit verzweigten beruflichen Kontakte war Leonhard dabei, eine junge Frau gegen Geld zu erwerben. Das geschah mitten im heutigen Deutschland, sozusagen am helllichten Tag. Die Auswahl hatte er selbst eingeschränkt.
Seit er Sirima, eine junge Thailänderin, in seiner »Loge« zum ersten Mal gesehen hatte, war diese der Inbegriff von Schönheit und Attraktivität für ihn. Sie war ungemein beliebt, charmant und hatte das besondere Etwas. Er fand sie anmutig und sexuell stimulierend. Seine Entscheidung war gefallen.
***
Natürlich befiel ihn eine innere Unruhe, als er die viel frequentierte Bahnhofsvorhalle betrat. Hatten die Unbekannten Wort gehalten? Er hatte feuchte Hände, einen trockenen Mund.
Dann war es so weit. Die Stunde war gekommen. Er konnte es selbst nicht fassen, wie unproblematisch die Abwicklung vor sich ging. Der Preis war für ihn kein Problem. Die Tasche mit dem Geld deponierte er wie abgesprochen in einem Schließfach in der Bahnhofsvorhalle. Ihm war bewusst, dass die Überwachungskameras alles aufzeichneten. Das war auch den Unbekannten wichtig. Es war ihre Absicherung gegenüber Leonhard. Sollte etwas schieflaufen, würden sie der Bahnhofspolizei einen anonymen Tipp geben. Leonhard hätte dann ein Problem.
Die Frau wurde weder vermisst noch von irgendjemandem gesucht. In ihrer Heimat wusste man, sie würde nach Europa gehen, hatte einen Job angeboten bekommen. Das Angebot war zu gut, sie konnte es nicht ausschlagen. Nun war sie hier. Es lief alles nach Plan, allerdings nicht für sie ...
Nur wenige Minuten später übergab ein Unbekannter Leonhard die ahnungslose, junge Frau. Sie hatte nur eine Tasche mit Handgepäck bei sich. Ihren weißen Hut hatte sie weit ins Gesicht gezogen. Was für ein ungemein hübsches Wesen stand da vor ihm! Leonhard versuchte, sie rücksichtsvoll und freundlich zu begrüßen.
Die junge Frau stand starr neben ihm, wirkte apathisch, hatte sichtlich keine Ahnung, was hier gerade ablief.
»Wie ist dein Name?« Leonhard zeigte auf sie.
Die Frau schaute auf den Mann, der ihr zunickte.
»Tamika.« Sie deutete auf sich.
Sie sah, wie der Mann Leonhard eine Mappe übergab. Dieser schaute sich um, um dann mit den beiden zu einer Sitzbank zu laufen.
In gespielter Ruhe sichtete Leonhard die Dokumente. Tamika, dreiundzwanzig Jahre, Thailänderin. Weiter überflog er die Seiten. Leonhard wusste, dass sie über die grüne Grenze nach Deutschland gekommen war. Sie war illegal eingereist. Die Schleuser hatten ihr frische Papiere ausgestellt.
Er schaute sich Tamika nochmals begutachtend an. Sie war die attraktive, hübsche junge Frau, die ihm angeboten worden war. Er musste sich eingestehen, sie war noch attraktiver als er es erhofft hatte. Die Lieferanten hatten Wort gehalten.
Leonhard schüttelte dem unbekannten Mann zum Abschied die Hand, übergab ihm auf diese Art den Schlüssel für das Schließfach. Das war’s. Der Deal war perfekt.
Leonhard und Tamika gingen in die Tiefgarage. Fast wie in Trance lief sie artig neben ihm her. Schweigend stiegen sie in seinen schwarzen Mercedes.
Während der Heimfahrt lauschten beide den Radiohits aus den Achtzigern. Tamika hörte mit geschlossenen Augen der Musik zu. Sie atmete ruhig, schien sich ihrem Schicksal zu fügen.
Leonhard war in Gedanken schon einen Schritt weiter. Er hatte es wahrgemacht.