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1. Kapitel

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Gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, das heißt, in der Epoche, in der unserer Geschichte beginnt, war die Piazza von St. Peter in Rom weit von der Pracht entfernt, die sich in unserer Zeit jedem, der sich von der Piazza die Rusticucci nähert, geboten wird.

Tatsächlich existierte die Basilika des Konstantin nicht mehr, während die von Michelangelo, das Meisterwerk von dreißig Päpsten, die die Arbeit von drei Jahrhunderten, und Kosten von zweihundertsechzig Millionen verursachen wird, existiert noch nicht.

Das antike Gebäude, das seit elf hundertundfünfundvierzig Jahre bestand hatte, hatte um 1440 damit gedroht, in sich zusammen zu fallen, und Nikolaus V, künstlerischer Vorläufer Julius II. und Leo X., hatte es niederreißen lassen, zusammen mit dem Tempel des Probus Anicius, der sich ihm anlehnte.

An deren Stelle hatte er die Fundamente eines neuen Tempels von den Architekten Rossellini und Battista Alberti legen lassen; aber einige Jahre später, nach dem Tod von Nikolaus V., war Paul II., der Venezianer, nicht in der Lage, mehr als fünftausend Kronen aufzubringen, um das Projekt seines Vorgängers fortzusetzen, und so wurde der Bau eingestellt, als er sich kaum über den Boden erhob, und präsentierte das Aussehen eines totgeborenen Gebäudes, noch trauriger als das einer Ruine.

Genauso hatte die Piazza selbst, wie der Leser aus, der vorhergehenden Erklärung verstehen wird, weder die feinen Kolonnaden des Bernini, noch die tanzenden Brunnen, noch den ägyptischen Obelisken, der nach Plinius, vom Pharao zu Heliopolis gesetzt wurde, und von Caligula nach Rom gebracht, der ihn in Neros Circus setzte, wo er bis 1586 blieb.

Jetzt, da Neros Circus auf dem Boden war, wo St. Peter heute steht, und die Basis dieses Obelisken die Fläche bedeckt, die heute die Sakristei einnimmt, sah er aus wie eine riesige Nadel die aus der Mitte der Säulenstümpfe, der Wände ungleicher Höhe und der halb behauenen Steinen schießt.

Auf der rechten Seite des Gebäudes, einer Ruine in ihrem Gerüst, entstand der Vatikan, ein prachtvoller Turm zu Babel, dem all die berühmten Architekten der römischen Schule ihre Arbeit für tausend Jahre widmeten.

In dieser Epoche existierten die beiden prächtigen Kapellen noch nicht, noch die zwölf großen Hallen, die zweiundzwanzig Höfe, die dreißig Treppenhäuser, und die zweitausend Schlafgemächer; für Papst Sixtus V., der erhabene Schweinehirt, der so viele Dinge in seiner fünfjährigen Regierungszeit getan hatte, war es nicht möglich, das riesige Gebäude an die östlichen Seitentürme über dem Hof von St. Damasius anzufügen.

Noch waren es wirklich die alten heiligen Gebäude, in ihren ehrwürdigen Vereinigungen, in denen Karl, der große Gastfreundschaft empfangen hatte, als er von Papst Leo III zum Kaiser gekrönt wurde.

Trotzdem, am 9. August 1492 schien das ganze Rom, vom Volkstor zum Kolosseum und von den Thermen des Diokletian bis zur Burg von Sant' Angelo, ein Treffen an diesem Platz vereinbart zu haben. Die Menge war so groß, dass sie sich in alle angrenzenden Straßen drängte, die von diesem Zentrum wie die Strahlen eines Sterns abgingen.

Die Massen von Menschen, die aussahen wie ein bunter, sich bewegender Teppich, kletterten bis in die Basilika, auf die Steine, hängten sich an die Säulen, stellten sich gegen die Wände; sie betraten die Türen von Häusern und erschien wieder an den Fenstern, so zahlreich und so dicht gepackt, dass man hätte sagen können jedes Fenster wurde mit Köpfen zugemauert.

All diese Vielzahl hatte jetzt seine Augen auf einen einzigen Punkt im Vatikan fixiert, denn im Vatikan war das Konklave und da Innozenz VIII. seit 16 Tage tot war, war das Konklave im Begriff, einen Papst zu wählen.

Rom ist die Stadt der Wahlen: Seit ihrer Gründung bis in unsere Tage - das heißt, im Laufe von fast sechsundzwanzig Jahrhunderten – hat sie ständig ihre Könige, Konsuln, Tribunen, Kaiser und Päpste gewählt. Dieses Rom erscheint in den Tagen des Konklave von einem seltsamen Fieber ergriffen, das jeden zum Vatikan oder auf den Monte Cavallo treibt, je nachdem in welchem der beiden Paläste die Versammlung der scharlachroten Roben abgehalten wird.

Es ist in der Tat so, weil das Erhöhen eines neuen Pontifex ein großes Ereignis für alle ist; denn, bezogen auf den Durchschnitt in der Periode zwischen Petrus und Gregor XVI., dauerte jedes Pontifikat etwa acht Jahre, und diese acht Jahre sind ein Zeitraum, je nach dem Charakter des Mannes, der gewählt wird, entweder der Ruhe oder der Unordnung, der Justiz oder der Bestechlichkeit, des Friedens oder des Krieges.

Nie, vielleicht seit dem Tag, als der erste Nachfolger des heiligen Petrus seinen Platz auf dem päpstlichen Thron einnahm, bis zu dem Interregnum, das jetzt eingetreten ist, hatte sich eine so große Aufregung gezeigt, wie in diesem Moment, in dem, wie wir gezeigt haben, alle diese Menschen sich auf dem Petersplatz und in den Straßen, die dahin führten drängen.

Es ist wahr, dass dies nicht ohne Grund geschah, denn Innozenz VIII. - der Vater seines Volkes genannt wurde, weil er seinen Untertanen acht Söhne und die gleiche Anzahl an Töchtern hinzugefügt hatte – gerade, wie wir sagten, nach einem Leben in Maßlosigkeit, gestorben war, nach einem Todeskampf, während dessen, wenn der Chronik des Stefano Infessura geglaubt werden kann, zweihundertzwanzig Morde in den Straßen von Rom verübt worden waren.

Die Macht wurde dann in der üblichen Weise auf den Kardinal Camerlengo übertragen, der während des Interregnums hoheitliche Befugnisse hatte; doch da ihm all die Aufgaben dieses Amtes oblagen, das heißt, Geld in seinem Namen prägen zu lassen, das sein Wappen trug, den Fischerring vom Finger des toten Papstes zu nehmen, ihn zu kleiden, zu rasieren und malen zu lassen, die Leiche einzubalsamieren, den Sarg nach neun Tagen Trauerfeierlichkeiten in die vorläufige Gruft zu senken, in der der kürzlich verstorbene Papst zu bleiben hat bis sein Nachfolger kommt, um seinen Platz einzunehmen und ihn seinem letzten Grab zu übergeben.

Letztendlich oblag es ihm, die Tür des Konklaves zumauern zu lassen sowie das Fenster des Balkons, von dem die päpstliche Wahl verkündet wurde. Er hatte nicht einen Augenblick Zeit, um sich um Polizeiaufgaben zu kümmern, sodass die Morde in stattlicher Weise fortgesetzt wurden, und es laute Rufe nach einer energischen Hand gab, die all diese Schwerter und alle diese Dolche in ihre Scheiden zurückschicken solle.

Jetzt waren diese Vielzahl an Augen, wie wir gesagt haben, auf den Vatikan gerichtet, und insbesondere auf den Schornstein, aus dem das erste Signal kommen würde, als plötzlich in der Stunde des „Ave-Maria“, das heißt, in der Stunde, wenn der Tag zu schwinden beginnt, Schreie aus der Menge, gemischt mit Gelächter anschwollen, ein dissonantes Murmeln von Drohungen und Spott, dessen Ursache ist, dass sie gerade an der Spitze des Schornsteins einen dünnen Rauch wahrgenommen hatte, der wie eine leichte Wolke senkrecht in den Himmel zu steigen schien.

Dieser Rauch verkündete, dass Rom immer noch ohne Herrn, und dass die Welt immer noch ohne Papst war, denn dies war der Rauch der Stimmzettel, die verbrannt wurden, ein Beweis, dass die Kardinäle noch nicht zu einer Einigung gekommen waren.

Kaum war dieser Rauch erschienen, um fast sofort wieder zu entschwinden, als die ganze zahllose Menge, wissend, dass es nichts anderes mehr zu erwarten gab, und dass alles bis um zehn Uhr am nächsten Morgen gesagt und getan war.

Die Zeit, wenn die Kardinäle ihre erste Abstimmung abhalten würden, ging; in einem Tumult aus lautem Scherz, so wie sie es nach der letzten Rakete eines Feuerwerkes getan hätte; sodass von einer Minute zur anderen niemand mehr dort war, wo eine Viertelstunde zuvor eine aufgeregte Menschenmenge gewesen war, außer ein paar neugierigen Nachzüglern, die in der Nachbarschaft wohnten oder auf der Piazza selbst; die weniger in Eile, als der Rest waren, um wieder in ihre Häuser zu kommen.

Nach und nach, verringerten sich diese letzten Gruppen unmerklich, da es gerade halb zehn geschlagen hatte, und zu dieser Stunde die Straßen von Rom bereits begannen weit davon entfernt zu sein, als sicher zu gelten; dann, nach diesen Gruppen folgten, einige einsame Passanten eilenden Schrittes; eine Tür nach der anderen wurde geschlossen, eine Fenster nach dem anderen verfinsterte sich; schließlich, als es zehn Uhr schlug, wurden alle Häuser, Plätze und Straßen in tiefste Dunkelheit gestürzt, mit der einzigen Ausnahme eines Fensters im Vatikan, wo eine Lampe gesehen werden konnte, die hartnäckig Mahnwache hielt.

In diesem Moment stand ein Mann, in einen Mantel gehüllt, wie ein Geist gegen eine der Säulen der unvollendeten Basilika gelehnt, und glitt langsam und vorsichtig zwischen den Steinen durch, die rund um das Fundament der neuen Kirche lagen, rückte bis zum Brunnen vor, welcher die Mitte des Platzes bildete, der Ort, wo der Obelisk jetzt errichtet ist, von dem wir bereits gesprochen haben, als er diese Stelle erreichte, blieb er stehen, doppelt durch die Dunkelheit der Nacht und den Schatten des Monuments verborgen, und nach einer Umschau, um zu sehen, ob er wirklich allein war, zog er sein Schwert und zog mit seiner Spitze drei Mal über das Pflaster des Platzes, dass die Funken flogen.

Dieses Signal war, wie für Signale üblich, nicht unbeantwortet geblieben. Die letzte Lampe, die im Vatikan noch Virgil gehalten hatte, ging aus, und im gleichen Augenblick wurde ein Objekt aus dem Fenster geworfen, das ein paar Schritte von dem jungen Mann im Mantel landete. Er, durch den silbrigen Ton bei der Berührung mit den Fliesen geleitet, verlor keine Zeit, seine Hände trotz der Finsternis auf es zu legen, und eilte, als er es in seinem Besitz hatte schnell weg.

So ging der Unbekannte ohne sich umzudrehen den halben Borgo Vecchio entlang; dann aber bog er sich nach rechts und nahm eine Straße an deren anderem Ende eine Madonna mit einer Lampe stand.

Er näherte sich dem Licht, und zog aus seiner Tasche den Gegenstand, den er aufgehoben hatte. Es war nichts anderes als eine römische Kronenmünze, aber diese Krone konnte aufgeschraubt werden. In einem Hohlraum verborgen verbarg sich ein Brief, den der Mann, an den er gerichtet war zu lesen begann. Die Gefahr erkennend, hier erkannt zu werden, war groß. Doch auch in seiner Eile wollte er wissen, was der Brief enthielt.

Wir sagen, auf die Gefahr, erkannt zu werden, denn in seinem Eifer hatte der Empfänger dieses nächtlichen Schreibens die Kapuze seines Umhangs zurückgeworfen; und da sein Kopf vollständig im Lichtkreis der Lampe war. Es war leicht, den Kopf eines schönen jungen Mannes von etwa fünf- oder sechsundzwanzig Jahren, in ein lila Wams gekleidet, dessen Schultern und Ellenbogen so geschlitzt war, dass das Hemd durchschien, und auf dem Kopf eine Kappe der gleichen Farbe tragend mit einer langen schwarzen Feder die auf seine Schulter fiel, zu unterscheiden.

Es ist wahr, dass er dort nicht lange stand, denn kaum hatte er den Brief, oder besser die Nachricht, die er gerade auf so seltsame und geheimnisvolle Art und Weise erhalten hat, gelesen, als er sie in ihren silbernen Behälter zurücklegte, und seinen Umhang so richtete, dass er den unteren Teil seines Gesichts verbarg. Dann setzte er seinen Spaziergang mit schnellem Schritt fort, überquerte den Borgo San Spirito, und nahm die Via Longara, der er bis zur Kirche von Regina Coeli folgte.

Als er an diesem Ort angekommen war, klopfte er mit drei schnelle Schläge an die Tür eines Hauses von gutem Aussehen, die sofort geöffnet wurde; dann, nach langsamem Erklimmen der Treppe, trat er in ein Zimmer, in dem zwei Frauen ihn mit so offener Ungeduld erwarteten, dass sie zusammen ausriefen, als sie ihn sahen:

„Nun, Francesco, was gibt es Neues?“

„Gute Nachrichten, meine Mutter, gut, meine Schwester“, antwortete der junge Mann, die eine küssend und der anderen seine Hand gebend. „Unser Vater hat heute drei Stimmen gewonnen, aber er braucht noch sechs, um die Mehrheit zu haben.“

„Dann gibt es keine Möglichkeit, sie zu kaufen?“ rief der ältere der beiden Frauen, während die jüngere, statt zu sprechen, mit ihrem Blick fragte.

„Sicher, meine Mutter, sicher“, antwortete der junge Mann, „und es ist genau das, worüber mein Vater nachgedacht hat. Er gibt Kardinal Orsini seinen Palast in Rom und seine zwei Burgen von Monticello und Soriano; Kardinal Colanna seine Abtei von Subiaca, er gibt Kardinal Sant' Angelo das Bistum Porto, samt Ausstattung und Vorräten, dem Kardinal von Parma die Stadt Nepi, dem Kardinal von Genua die Kirche Santa-Maria-in-Via-Lata, und schließlich, Kardinal Savelli die Kirche Santa-Maria-Maggiore und die Stadt Civita Castellana. Soweit es Kardinal Ascanio Sforza betrifft, weiß dieser bereits, dass wir vorgestern zu seinem Haus vier Maultiere, beladen mit Silber und Geschirr schickten, und aus diesem Schatz sollen fünftausend Dukaten an den Kardinal Patriarch von Venedig gegeben werden.“

„Aber wie sollen wir die Anderen die Absichten Rodrigos wissen lassen?“, fragte die ältere der beiden Frauen.

„Mein Vater hat für alles vorgesorgt, und schlägt eine einfache Methode vor; Du weißt, meine Mutter, mit welcher Zeremonie das Abendessen der Kardinäle hineingetragen wird?“

„Ja, auf einer Trage, in einem großen Korb mit dem Wappen des Kardinals, für den das Essen zubereitet wurde.“

„Mein Vater hat den Bischof, der sie durchsucht bestochen: Morgen ist ein Fest-tag für die Kardinäle Orsini, Colonna, Savelli, Sant' Angelo, und die Kardinäle von Parma und Genua, Hühner werden als heißes Fleisch geschickt werden, und jedes Huhn enthält eine ordnungsgemäße Schenkungsurkunde über die Häuser, Paläste oder Kirchen, die für sie bestimmt sind, die von mir im Namen meines Vaters erstellt wurde.“

„Kapital“ sagte die ältere der beiden Frauen, „jetzt bin ich mir sicher, alles wird gut gehen.“

„Und durch die Gnade Gottes“, fügte die jüngere, mit einem seltsam spöttischen Lächeln hinzu, „wird unser Vater Papst sein.“

„Oh, es wird ein schöner Tag für uns sein!“ rief Francesco.

„Und für die Christenheit“, entgegnete seine Schwester, mit einem noch ironischeren Ausdruck.

„Lucrezia, Lucrezia,“ sagte die Mutter, „Du hast das Glück, das zu uns kommen wird, nicht verdient.“

„Was macht das, wenn es so kommt? Außerdem, kennst Du das Sprichwort, Mutter: 'Kinderreiche Familien sind vom Herrn gesegnet', und noch mehr unsere Familie, die so patriarchalisch ist.“

Zur gleichen Zeit warf sie auf ihren Bruder einen Blick, so mutwillig, dass der junge Mann unter ihm errötete. Aber im Moment hatte er an andere Dinge zu denken, als an seine verbotene Liebe. Er befahl, dass vier Diener geweckt werden sollten, und während sie bewaffnet wurden, um ihn zu begleiten, erstellte und unterzeichnete er die sechs Schenkungsurkunden, die am nächsten Tag den Kardinälen gebracht werden würden.

Da er nicht wünschte in ihren Häusern gesehen zu werden, dachte er, er würde von der Nacht profitieren, um sie selbst zu bestimmten Personen seines Vertrauens zu tragen, die sie weitergegeben würden, so wie es arrangiert worden war, zur Stunde des Abendmahls. Dann, als die Urkunden gerade fertig waren und auch die Knechte, ging Francesco mit ihnen, die beiden Frauen zurücklassend, goldene Träume ihrer künftigen Größe träumend.

Von der ersten Morgendämmerung an eilten die Menschen aufs neue, genauso leidenschaftlich und interessiert wie am Abend zuvor, zur Piazza des Vatikans, wo, zur normalen Zeit, das heißt, um zehn Uhr am Morgen, der Rauch wieder wie gewohnt aufstieg, Gelächter und Gemurmel hervorrufend, da er bekannt gab, dass keiner der Kardinäle die Mehrheit sichern konnte.

Ein Bericht fing an, sich zu verbreiten. Er besagt, dass die Chancen zwischen drei Kandidaten aufgeteilt lagen, diese waren Rodrigo Borgia, Giuliano della Rovere und Ascanio Sforza; das Volk wusste noch nichts von den vier Maultieren, beladen mit Geschirr und Silber, die zu Sforzas Haus geführt wurden, weswegen er seine eigenen Stimmen zugunsten seines Rivalen aufgab.

Inmitten der Erregung, die dieser neue Bericht in der Menge hervorrief, war ein feierlicher Gesang zu hören; er ging von einer Prozession aus, die vom Kardinal-Camerlengo angeführt wurde, mit dem Ziel, vom Himmel die schnelle Wahl eines Papstes zu erflehen.

Diese Prozession, beginnend an der Kirche Ara Coeli auf dem Kapitol, machte Station vor den wichtigsten Madonnen und meistbesuchten Kirchen. Sobald das silberne Kruzifix wahrgenommen wurde, welches voranging, herrschte die tiefste Stille, und jeder fiel auf die Knie; sodass eine tiefste Ruhe dem Tumult und Aufruhr, der ein paar Minuten zuvor zu hören war und der bei jedem Erscheinen von Rauch einen bedrohlicheren Charakter angenommen hatte, folgte.

Es war nicht zu verhehlen, dass die Prozession, ebenso wie sie ein religiöses Ende in Sicht hatte auch eine politische Aufgabe hatte und dass ihr Einfluss auf Erden ebenso groß sein sollte wie im Himmel. In jeden Fall, wenn solches die Absicht des Kardinal-Camerlengo war, hatte er sich nicht getäuscht, und die Wirkung war, was er wollte. Als der Zug vorbei war, ging das Lachen und Scherzen weiter, aber die Schreie und Drohungen hatten völlig aufgehört.

Der ganze Tag verlief so, denn in Rom arbeitet niemand. Man ist entweder ein Kardinal oder ein Lakai, und man lebt, niemand weiß wie. Die Menge war immer noch sehr zahlreich, als gegen zwei Uhr am Nachmittag, ein anderer Zug, der ganz so viel Macht zu provozierendem Lärm hatte als der erste zu imposanter Stille, die Piazza von St. Peter durchquerte. Dies war die Abendmahlprozession.

Die Menschen begrüßten sie mit dem üblichen Ausbruch von Gelächter, ohne zu ahnen, bei all ihrer Respektlosigkeit, dass diese Prozession, wirksamer als die vorherige, die Wahl des neuen Papstes entschieden hatte.

Die Stunde des Ave Maria kam wie am Abend zuvor, aber, wie am Abend zuvor, war das Warten des ganzen Tages umsonst; denn als es halb neun schlug, erschien wieder an der Spitze des Schornsteins der tägliche Rauch.

Aber als im gleichen Moment Gerüchte, die aus dem Inneren des Vatikan kamen, nach draußen verbreitet wurden, ankündigend, dass aller Wahrscheinlichkeit nach, die endgültige Wahl am nächsten Tag stattfinden würde, behielten die guten Leute ihre Geduld. Außerdem war es sehr heiß gewesen an diesem Tag, und sie waren so geschlagen mit Erschöpfung und von der Sonne gebraten, diese Bewohner von Schatten und Müßiggang, dass sie keine Kraft mehr übrig hatten, sich zu beschweren.

Der Morgen des nächsten Tages, dem 11. August 1492, erhob sich stürmisch und dunkel; dies hinderte die Menge nicht daran, sich auf den Plätzen und Straßen, in Türen, Häusern und Kirchen zu drängen. Darüber hinaus war diese Disposition des Wetters ein wahrer Segen des Himmels, denn auch wenn es warm war, gab es zumindest keine Sonne.

Gegen neun Uhr häuften sich bedrohliche Gewitterwolken über ganz Trastevere auf, aber was zählte Regen, Blitz oder Donner für diese Menge? Sie waren von einer ganz anderen Sache eingenommen, sie wartete auf ihren Papst. Ein Versprechen war ihnen für heute gegeben worden, und es konnte von allen erkannt werden, dass, wenn der Tag ohne Wahlergebnis vorübergehen sollte, er aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Aufruhr enden würde; daher wurde die Unruhe in dem Maße, in dem die Zeit fortschritt, größer.

Es schlug neun Uhr, halb zehn, ein Viertel vor zehn, ohne dass etwas passierte, das ihre Hoffnungen bestätigte oder zerstörte. Endlich, der erste Zehnuhrschlag war zu hören, richteten sich alle Augen auf den Schornstein: Es schlug langsam zehn Uhr, jeder Schlag schwang in den Herzen der Menge. Endlich bebte der zehnte Schlag, entschwand dann schaudernd ins All; und, der Stille folgend, brach gleichzeitig aus hunderttausend Brüsten ein großes Geschrei: „Non v'e fumo! Es gibt keinen Rauch!“ Mit anderen Worten: „Wir haben einen Papst.“

In diesem Moment begann der Regen zu fallen; aber niemand kümmerte darum, so groß waren Freude und Ungeduld unter all den Menschen. Endlich wurde ein kleiner Stein aus dem zugemauerten Fenster gelöst, das die Öffnung zum Balkon war, auf den nun alle Augen fixiert waren. Ein allgemeiner Ruf begrüßte seinen Fall; nach und nach wurde die Öffnung größer, und nach ein paar Minuten war sie groß genug, um es einem Mann zu ermöglichen, auf den Balkon heraus zu kommen.

Der Kardinal Ascanio Sforza erschien; aber in dem Moment, als er drauf und dran war, heraus zu treten, zögerte er einen Augenblick, durch Regen und Blitz erschreckt, und zog sich schließlich wieder zurück. Sofort brach die Menge ihrerseits wie ein Sturm in Schreie, Flüche, Heulen und Drohungen, den Vatikan niederzureißen und sich ihren Papst selbst zu suchen, aus.

In diesem Lärm, mehr erschrocken vom Sturm des Volkes denn vom Sturm des Himmels, bewegte sich Kardinal Sforza auf den Balkon, und zwischen zwei Donnerschläge, in einem Moment der Stille, erstaunlich für jeden, der den Lärm zuvor gehört hatte, machte er folgende Proklamation:

„Ich verkünde euch eine große Freude. Seine Eminenz und ehrwürdiger Herr Rodrigo Lenzuolo Borgia, Erzbischof von Valencia, Kardinal-Diakon von San Nicolo-in-Carcere, Vizekanzler der Kirche, wurde zum Papst gewählt und hat den Namen Alexander VI. angenommen.“

Die Nachricht von dieser Ernennung wurde mit seltsamer Freude aufgenommen. Rodrigo Borgia hatte den Ruf eines ausschweifenden Mannes, das war wahr, aber Zügellosigkeit hatte den Thron mit Sixtus IV. und Innozenz VIII. bestiegen, sodass für die Römer die einzigartige Situation eines Papstes mit einer Geliebten und fünf Kinder nichts Neues war. Die wichtigste Sache für den Moment war, dass die Macht in starke Hände fiel, und es war für die Ruhe von Rom wichtiger, dass der neue Papst das Schwert des heiligen Paulus erbte, als dass er die Schlüssel von St. Peter geerbt.

Und so wurden die Feste, die zu dieser Gelegenheit gegeben wurde, viel mehr von kriegerischem als religiösem Charakter dominiert; und erschienen eher geeignet, die Wahl eines jungen Eroberers, denn die Erhöhung eines alten Pontifex zu begehen.

Es gab keine Grenzen der Höflichkeiten und prophetischen Epigramme auf den Namen Alexander, der zum zweiten Mal den Römern ein Weltreich zu versprechen schien; und am selben Abend, in der Mitte brillanter Illuminationen und Freudenfeuern, die die Stadt in einen Flammensee zu verwandeln schienen, wurde das folgende Epigramm verlesen, während der Beifallsbekundungen des Volkes:

1. Die Borgia

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