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Kapitel 39

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Der leitende Ermittler Yao wartete im Vorzimmer des Ministers für Staatssicherheit. Er war nervös. Es war kein gutes Zeichen, so lange warten zu müssen. Uniformierte Wachen standen mit Sturmgewehren am Eingang zum Büro des Ministers auf ihrem Posten.

Yao beruhigte sich selbst. Seine Untersuchung von General Yang war umfassend und gründlich gewesen. Man beschuldigte jemand, der so mächtig wie Yang war, nicht ohne guten Grund und noch bessere Fakten. Es stand fest, dass sein Bericht kritisch aufgenommen und einer genauesten Prüfung unterzogen würde. Yao hatte Vertrauen in das System, aber das hier war explosiv.

Der Sekretär des Ministers trat aus dem Büro. Er winkte Yao heran.

»Der Minister wird Sie nun empfangen.«

Yao konnte nichts aus dem Tonfall des Sekretärs herauslesen. Nun gut, jetzt konnte er eh nicht mehr zurück. Gleich würde er wissen, wie der Minister über die Angelegenheit dachte.

Minister Deng saß hinter seinem Tisch und schrieb. Der Sekretär geleitete Yao bis vor den Schreibtisch und nahm dann an einem kleineren Tisch an der Seite des Raumes Platz. Deng schrieb weiter. Yao stand stramm und zwang sich, ruhig zu bleiben. Schließlich legte der Minister für Staatssicherheit der Volksrepublik China seinen Stift zur Seite und sah auf.

Er lächelte nicht.

»Leitender Ermittler Yao. Ich habe Ihren Bericht gelesen.« Deng hielt einen Ordner hoch. »Sie haben schwerwiegende Anschuldigungen gegen General Yang getätigt.« Er sah Yao an, als würde er von ihm erwarten, dass er zugab, das alles sei ein dummer Fehler gewesen.

»Ja, Minister.«

»General Yang ist eines der Bollwerke unseres Militärs. Er hat dem Volk seit vielen Jahren gut gedient. Sie sind sicher, dass Sie den Bericht nicht zurückziehen wollen?«

Yao atmete tief ein. »Ja, Minister.«

»Ich habe Ihre Akte überprüft. Sie haben sich ebenfalls im Dienst der Partei und des Volkes ausgezeichnet. Wem sollte ich in dieser Angelegenheit Glauben schenken, Ihnen oder General Yang, wenn ich ihn frage?«

»Minister, Sie sollten mir glauben!«

Deng überraschte die Kühnheit der Antwort. Es war selten, dass jemand einen der mächtigsten Männer Chinas mit solcher Direktheit ansprach.

Yao fuhr fort. »General Yang ist korrupt. Er heckt einen Plan aus, der die Amerikaner betrifft, und die dortigen Triaden sind involviert.«

»So steht es in Ihrem Bericht.«

Deng sah Yao für einen längeren Moment nachdenklich an. Er signalisierte dem Sekretär. »Bringen Sie dem leitenden Ermittler Yao einen Stuhl. Blocken Sie für die nächste Stunde alle Termine. Und bringen Sie Tee.«

Yao atmete innerlich erleichtert auf. Bis zu diesem Augenblick war er sich nicht sicher gewesen, wie sein Bericht aufgenommen würde. Nun würde sich die Macht des Ministeriums auf Yang konzentrieren, bis die Wahrheit ans Licht kam. Nach einem auffordernden Nicken des Ministers setzte er sich auf den vom Sekretär gebrachten Stuhl.

»Geben Sie mir alle Fakten Ihres Falls, Yao. Ich möchte erfahren, was eventuell nicht in diesem Bericht zu finden ist. Da gibt es immer etwas.«

Yao entspannte sich ein wenig mehr. »Ich wurde misstrauisch, nachdem ich einen Bericht von einem unserer Agenten aus Amerika erhielt. Er beschattete Colonel Wu und belauschte dessen Konversation über den Amerikaner Connor.«

»Ihr Bericht besagt, dass mehrere hundert Millionen Dollar von Connor zu Yang transferiert wurden und dann zurück nach Amerika?«

»Ja Minister, das ist korrekt. Die Konten in Amerika werden von den dortigen Triaden kontrolliert. Das erhöhte meine Besorgnis.«

»Es hat auch meine Besorgnis erhöht. Wie ist der aktuelle Status Ihrer Untersuchung? Was wird getan?«

»General Yang wird rund um die Uhr überwacht und seine Kommunikation wird seit einigen Tagen abgefangen und aufgezeichnet. Wu ist nach Peking zurückgekehrt und wird beschattet. Wus Sergeant ist gestern nach Hause gekommen und ich lasse ihn von Agenten verfolgen.

Wir haben Anrufe von Yang bei den Offizieren und Beamten aus dem Bericht aufgezeichnet. Alle Telefonate beinhalteten eine Phrase, die ich für einen codierten Hinweis an diese Männer halte. Minister, hier geht es um mehr als einen Korruptionsfall. General Yang plant etwas gegen die Partei und lässt sich von den amerikanischen Triaden bei der Durchführung helfen.«

Deng trank von seinem Tee. »Die Triaden unterstützen die nationalistischen Revisionisten. Wir tolerieren sie, da sie bei ihren kriminellen Aktivitäten bleiben und sich nicht in die Politik einmischen. Wenn Yang ihre Hilfe in Anspruch nimmt, dann muss es eine subversive Bedeutung haben.«

»Das war auch mein Gedanke, Minister.«

»In Ihrem Bericht erwähnen Sie ein Buch, das Yang erlangen möchte. Haben Sie noch weitere Informationen darüber?«

»Nein, Minister. Aber ich bin an der Sache dran. Der Schlüssel zu diesem Rätsel liegt in Amerika. Meine Agenten suchen nach weiteren Informationen, aber bis jetzt gibt es nichts zu berichten.« Er hielt inne. »Sir, für die Amerikaner sehen alle Chinesen gleich aus. Was auch immer die Triaden tun, es wird ein schlechtes Licht auf uns alle werfen. Wir werden vor der Welt das Gesicht verlieren, wenn ihre Aktionen öffentlich sind.«

Deng nickte. »Sie waren gründlich, Genosse Yao. Ich war zuerst skeptisch, als ich Ihren Bericht gesehen habe. Ich wollte Sie sehen, um ein Gefühl für den Mann zu bekommen, der ihn verfasst hat.«

Minister Deng schaute Yao an. Was er sah, schien ihn zu befriedigen. Er traf eine Entscheidung.

»Sie haben mich überzeugt, dass Yang eine Gefahr ist. Was schlagen Sie vor? Glauben Sie, wir sollten ihn verhaften?«

Yao war schockiert und erfreut, dass der Minister ihn bei einer so delikaten Angelegenheit um Rat fragte.

»Das ist natürlich Ihre Entscheidung, Minister. Da Sie mich nach meiner Meinung fragen, schlage ich vor, noch etwas länger zu warten, bis wir uns ein besseres Bild davon machen können, was Yang plant. Ich habe die Überwachung aller Mitglieder der White Jade Society und der anderen von Yang kontaktierten Personen angeordnet. Alle ihre Kommunikationen werden überwacht.«

»Diese Männer sind geehrte Führer unseres Militärs und einiger unserer kritischsten Regierungsministerien.«

»Ja, Minister. Gerade das beunruhigt mich.«

»Sie glauben, alle diese Männer haben sich gegen die Partei verschworen?«

Yao wurde ganz erregt, als er an mögliche Verräter dachte.

»Ja, Minister, das glaube ich. Reaktionäre Elemente versuchen ständig, das Gute unserer Gesellschaft zu untergraben. Handelt es sich dabei um Männer von hohem Rang und Stand, so ist der Verrat umso schlimmer. Sie müssen ausgemerzt werden, egal, wer sie sind.«

Deng nickte zustimmend. »Das ist richtig. Sie haben die Befugnis, diese Untersuchung weiter zu verfolgen, wie Sie es für das Beste halten. Sie waren bis jetzt diskret. Achten Sie darauf, dass es so bleibt. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«

Das Meeting war beendet. Yao stand auf. »Danke für Ihr Vertrauen, Minister. Es ist nicht fehlgeleitet.«

Deng entließ Yao mit einer Handbewegung und wartete, bis er aus der Tür war. Dann wendete er sich an seinen Sekretär. »Sorgen Sie für seine Überwachung. Manchmal ist es notwendig, den Beobachter zu beobachten. Ich will wissen, was er tut.«

»Ja, Minister.«

Deng dachte über das Gespräch nach. Dann griff er zum Telefon und rief den Präsidenten und Vorsitzenden der Volksrepublik an.

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