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1. Warum ich schreibe Ist nicht schon genug geschrieben?

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Wie kam es dazu, dass ich trotz anfänglicher Bedenken bereit war, meine Erlebnisse niederzuschreiben? – Mein Widerstand und Zögern, über meine Erfahrungen und Erlebnisse unter dem Hitlerregime zu berichten, sind darin begründet, dass ich keinen Grund dafür erkennen konnte. Ich war der Ansicht, dass schon genug über die Erfahrungen von Menschen im Widerstand gegen Hitler von den Betroffenen selbst oder über sie geschrieben worden ist. Man denke nur an Menschen wie die Mitglieder des Kreisauer Kreises oder Dietrich Bonhoeffer, die Gruppe der Weißen Rose, die im KZ Auschwitz ermordete Jüdin und Karmelitin Edith Stein, Franz Jägerstätter und viele andere mehr, die ihren Widerstand mit ihrem Leben bezahlt haben. Eigentlich ist alles gesagt, um zu verstehen, was da geschehen ist und was daraus gelernt werden sollte, damit es nicht wieder geschieht. Was sollten da noch meine sowohl in der zeitlichen Dauer wie in der Intensität der Auseinandersetzungen mit dem Hitlerregime und deren Folgen nicht vergleichbaren Erlebnisse?

Ich habe also keinen Grund gesehen, meine Erfahrungen mitzuteilen: Ich habe nicht oft darüber geredet, aber sie haben mich geprägt. Ich habe sicher ganz viele Dinge getan, die ich sonst wohl nicht getan hätte – weil ich etwas Negatives gar nicht als solches erkannt oder weil ich aus Angst vor den Folgen geschwiegen hätte. Schließlich aber sah ich, dass es in meinem Beitrag nicht um eine geistige Auseinandersetzung und Beurteilung der Nazizeit und ihrer Ideologie geht. Es soll einfach mein persönliches Erleben möglichst konkret erzählt werden, damit die Lebendigkeit dieser Erfahrungen für den Leser nicht durch grundsätzliche bzw. abstrakte Erörterungen verlorengeht.

Eine gewisse Besonderheit meiner Erfahrungen ist wohl, dass ich nicht nur ein Zeitzeuge der Nazidiktatur bin, sondern auch ein Zeitzeuge dafür, dass ein und derselbe Mensch sogar in der Behandlung durch einander feindlich gegenüberstehende Mächte ein Opfer werden kann: Zuerst erlebte ich meine Verurteilung durch ein Nazigericht; dann die irrtümliche Einstufung als ein Lageraufseher im Konzentrationslager Dachau durch einrückende amerikanische Truppen; anschließend die Erfahrung von Rache und Vergeltung und in ein »umgedrehtes KZ« der Amerikaner eingesperrt zu sein. Diese mussten mich und andere Gefangene dann ihrerseits auf Transporten in ein anderes Lager mit vorgehaltener Waffe und durch Warnschüsse vor »Fremd- und Zwangsarbeitern« – meist aus östlichen Ländern – schützen, die uns lynchen wollten; die ehemaligen Zwangsarbeiter sahen in uns »die ehemaligen Sieger«, von denen sie nicht selten unmenschlich behandelt worden waren.

Dem Ungeist widerstehen

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