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"ICH SCHLAGE VOR, WIR nehmen diese Sunset Table Dance Bar mal unter die Lupe", meinte Milo, als wir wenig später wieder im Wagen saßen. Zurzeit war das nicht der Sportwagen, den wir normalerweise benutzten, sondern ein unscheinbarer grauer Ford aus den Fahrzeugbeständen unserer FBI-Fahrbereitschaft. "Angeblich hat diese Doretta Tomlin einen der Laurence Harbour-Killer dort kennengelernt. Wäre ja möglich, dass ihn noch jemand anderes gesehen hat..."

"Wir wären mit Sicherheit ein ganzes Stück weiter, wenn wir wüssten, mit wem sich Warren Anderson damals getroffen hat!"

"Du meinst, es könnte der Auftraggeber gewesen sein."

"Vom zeitlichen Ablauf her würde das passen. Für mich sah dieses Attentat sehr gut geplant aus. Da werden sicher einige Wochen Vorlaufzeit nötig gewesen sein."

Milo war derselben Ansicht. "Außerdem gab es wahrscheinlich gut informierte Spione sowohl bei Taylors Leuten, als auch in den Reihen von Georges Almali und seinem Gefolge."

Der Gangsterkrieg, der in Laurence Harbour losgebrochen war, hatte wohl gerade erst begonnen.

Ein erbarmungsloser Kampf um die Vorherrschaft im Drogenhandel.

Wir würden alles tun, um die Lage wenigstens einigermaßen unter Kontrolle zu halten.

Zwanzig Minuten später betraten wir die Sunset Table Dance Bar am Madison Square. Hier war fast rund um die Uhr Betrieb. Die Zahl derer, die einen heißen Strip schon zum Frühstück zu schätzen wussten, schien größer zu sein, als ich bisher gedacht hatte. Lediglich zwischen fünf und sieben in der früh war geschlossen, dann wurde geputzt.

Eine vollbusige Dunkelhaarige entledigte sich gerade ihres Oberteils.

Wir gingen zur Bar.

Das freundliche Gesicht des Bartenders veränderte sich, als ich meine ID-Card auf den Tisch legte.

"Special Agent Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker. Und wer sind Sie?"

"Rick Donato. Ich arbeite hier, wie Sie sehen."

"Wir sind leider dienstlich hier!"

"Stecken Sie Ihre Dienstmarke weg, sonst verschrecken Sie hier die Kunden!"

"Den Teil Ihrer Kundschaft, der eine reine Weste hat, wohl kaum!"

Rick Donato machte eine wegwerfende Handbewegung. "Hat wahrscheinlich keinen Sinn, mit euch diskutieren zu wollen."

"Richtig."

"Am besten ich hole Mister Danilovich, den Boss."

"Augenblick!"

Er hatte sich schon einen halben Schritt von uns wegbewegt und blieb nun auf dem Absatz stehen.

"Ich kann Ihnen sowieso nichts sagen."

"Vielleicht sogar mehr, als Ihr Boss!"

"Ach!"

"Ich nehme an, der Name Doretta Tomlin sagt Ihnen etwas."

Er kratzte sich etwas theatralisch am Hinterkopf. "Ich komme gerade nicht drauf..."

"Sie arbeitet hier als Stripperin", half ich ihm auf die Sprünge.

"Es jobben so viele Girls hier!", erwiderte er leichthin.

Er warf einen kurzen Blick zur Bühne, wo gerade ein Blondinen-Zwillingspärchen damit begann, sich gegenseitig der ohnehin sehr spärlichen Stofffetzen zu entledigen.

"Jetzt hören Sie mal gut zu! Ich mache Ihnen hier jede Menge Schwierigkeiten, wenn Sie mir auf die ahnungslose Tour kommen, Mister Donato!"

Ich sagte das laut genug, um die Musik zu übertönen.

Einige der anderen Gäste drehten sich schon um.

Donato geriet buchstäblich ins Schwitzen.

"Ja, okay, okay..."

"Was heißt okay?"

"Hier arbeitet eine Doretta. Der Nachname war mir im Moment entfallen. Ich bin ja auch nicht aus Holz und schau den Girls nicht als erstes in den Führerschein..." Er lachte dreckig.

"Wie gut kannten Sie Doretta?"

"Ist ihr was passiert?"

"Beinahe. Jemand wollte sie umbringen, aber sie ist wohlauf. Aber eigentlich stelle ich die Fragen, Mister Donato."

"Sorry, G-man."

"Und?"

"Sie ist eine gute Stripperin. Einerseits hat sie große Dinger und andererseits eben das, was ich Talent nennen würde. Sie kam immer gut an."

"Können Sie sich jemanden vorstellen, der ihr zwei Killer auf den Hals hetzt?"

Seine Augen wurden schmal.

"Hey, Mann, ich würde Ihnen helfen, wenn ich etwas wüsste!"

Milo legte ein Foto des Mannes auf den Tisch, der sich Warren Anderson genannt hatte.

"Kennen Sie diesen Mann?", fragte Milo.

Der Bartender schluckte jetzt, sah sich nach einigem Zögern das Foto an. "Der Kerl sieht tot aus."

"Ist er auch", bestätigte Milo knapp. "Doretta hat ihn hier kennengelernt."

"Ja, ich erinnere mich an den Typ..."

Er runzelte die Stirn, brach ab.

"Schwierigkeiten, Rick?", fragte ein kahlköpfiger Mann mit feistem Gesicht. Zwei Männer in schwarzen Anzügen begleiteten ihn.

Mir war der Kerl schon aufgefallen, als er durch einen Nebeneingang den Hauptsaal der Sunset Table Dance Bar betreten und sich mit seinen beiden Begleitern in unsere Richtung bewegt hatte.

"Nein, keine Schwierigkeiten, Boss!" Donato stammelte beinahe, als er diese Worte hervorstieß. Sein Gesicht wurde dunkelrot. Er starrte noch einmal auf das Gesicht von Warren Anderson.

Der Kahlkopf deutete auf sich.

"Ich bin Ron Danilovich und mir gehört dieser Laden hier."

"Trevellian, FBI", stellte ich mich vor.

"Und wenn Sie der liebe Gott wären, Agent Trevellian. Ich kann es einfach nicht ausstehen, wenn man mein Personal befragt, ohne dass ich darüber informiert bin."

"Denken Sie mal an, wir fragen Sie noch nicht einmal um Erlaubnis!", erwiderte ich kühl.

Milo nahm Donato das Foto ab.

Er hielt es Danilovich unter die Nase.

"Erkennen Sie vielleicht diesen Mann?"

"Nie gesehen. Und jetzt darf ich Sie bitten zu gehen. "

"So schnell kommen Sie nicht davon, Danilovich!", widersprach ich. "Ich möchte, dass Sie die Adressen sämtlicher Girls und sonstigen Angestellten in Ihrem Haus herausrücken. Wir werden sie alle befragen müssen. Dieser Mann war hier, daran gibt es keinen Zweifel. Und es wird sich mich Sicherheit jemand an ihn erinnern!"

Danilovichs Augen wurden schmal. Ein Muskel zuckte unruhig unter seinem linken Auge.

"Sie scheinen sich Ihrer Sache ja sehr sicher zu sein, G-man."

"Allerdings. Und es liegt an Ihnen, wie wir das Ganze über die Bühne bringen."

"Sie meinen, wie geschäftsschädigend Sie gegenüber mir vorgehen", erwiderte Danilovich gallig.

Ich hob die Augenbrauen.

"Das haben Sie gesagt. Wir wollen nur ein paar Auskünfte."

"Kommen Sie in mein Büro", sagte Danilovich. "Ich habe keine Lust, mich weiter mit Ihnen in der Öffentlichkeit über dieses Thema zu unterhalten."

Ich zuckte die Achseln.

"Nichts dagegen", sagte ich.

Milo und ich folgten Danilovich und seinen Leuten durch einen Nebenausgang. Wir gingen einen breiten Korridor entlang.

Hinweisschilder machten deutlich, dass dies der Fluchtweg im Brandfall war. Ich registrierte einen Luftzug. Irgendeine Tür, die ins Freie führte, musste offen stehen.

Vor einer massiven Eichentür blieben wir stehen. Einer von Danilovichs Leibwächtern öffnete sie.

Hinter der nächsten Korridorecke tauchte jetzt eine Gestalt auf, blitzartig und mit einer Waffe in der Hand. Es handelte sich um einen jungen Mann mit stacheligen Haaren und einer Lederjacke auf der an verschiedenen Stellen ein Emblem angebracht war, das ich inzwischen nur zu gut kannte.

Der Schriftzug der Devvilish Demons.

Der Kerl hieß Micky Terasso. Ich wusste, dass er gerade siebzehn war und sich etwa zur selben Zeit der Gang angeschlossen hatte, wie ich das zum Schein getan hatte.

Natürlich hatte King Ghost ihn bei den wirklich wichtigen Sachen noch nicht mitmachen lassen.

So war er auch nicht bei dem Treffen in Laurence Harbour dabei gewesen. Ein Umstand, der ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hatte.

"Danilovich, du Schwein!", rief er. Sein Gesicht war eine Maske des Hasses. Mit beiden Händen hielt er eine Beretta.

Er feuerte zweimal kurz hintereinander.

Danilovich schrie auf.

Ich schnellte nach vorn, riss die SIG heraus. Milo folgte meinem Beispiel.

Danilovich fiel zu Boden, fasste sich an das linke Bein.

Er hatte einen Treffer im Oberschenkel erhalten. Der andere Schuss war für ein daumengroßes Loch in der Eichenholztür verantwortlich.

Milo feuerte in Richtung des Angreifers, aber Micky Terasso war bereits wieder hinter der Biegung des Korridors verschwunden. Ich hörte den dumpfen Klang seiner Schritte.

Die Leibwächter kümmerten sich um ihren Boss, versuchten ihm aufzuhelfen.

"Ihr Scheißkerle! Wofür bezahle ich euch eigentlich?", rief Danilovich.

Einer der Beiden wollte zum Spurt ansetzen, aber ich hielt ihn zurück. "Du bleibst hier!", sagte ich und richtete die Waffe auf ihn.

Er hob die Hände. Er hatte offenbar keine Lust, sich mit einem G-man anzulegen.

Ich wandte mich an Milo. "Ich kenn' den Typ und werde ihn mir jetzt kaufen", sagte ich.

Ich spurtete los.

Es gab eine Verbindung von Warren Anderson über Doretta Tomlin zu Danilovich und jener Gang, der ich einige Zeit zum Schein angehört hatte. Noch hatte ich keine Ahnung worin diese Verbindung eigentlich bestand, aber sie war da und es interessierte mich, was dahinter steckte.

Micky Terassos Vorsprung war nicht allzu groß. Ich war zuversichtlich ihn einholen zu können.

Ich rannte den Korridor entlang, erreichte schließlich einen Lieferantenausgang, der in einen Hinterhof hinein führte.

Ein kleiner Parkplatz befand sich dort, so wie eine Zufahrt für Lieferanten.

Einige Dutzend Fahrzeuge waren hier abgestellt, die vermutlich den Angestellten der Sunset Table Dance Bar gehörten. Es war ziemlich dunkel hier.

Das Geräusch eines Motorrads ließ mich nach links blicken.

Das musste Terasso sein. Er hatte eine BMW, das wusste ich. Für eine Harley hatte er einfach noch nicht genug zusammengespart.

Sein Führerschein war zwar eine Fälschung, aber trotzdem teuer genug gewesen.

"Stehen bleiben!", rief ich.

Terasso hatte das Licht seiner Maschine noch nicht eingeschaltet. Er verzichtete darauf, auch jetzt.

Ich lief auf ihn zu und dabei fragte ich mich, ob er mich ebenso erkannt hatte wie ich ihn.

Vermutlich.

Ich hielt die SIG im Beidhandanschlag. Bis jetzt hatte ich Micky Terasso so eingeschätzt wie jemanden, der auf dem Weg war, Berufsverbrecher zu werden, der bis dahin aber noch ein ganzes Stück vor sich hatte, ein Stück, das er hoffentlich niemals zurücklegte, aber diese Hoffnung war vermutlich vergebens.

Die Anziehungskraft des schnellen Geldes im Crack-Handel war einfach zu groß und Jungs wie Micky Terasso gierten nach Anerkennung. Etwas, das sie in einer Gang wie den Devvilish Demons zu finden glaubten.

Wenn sie begriffen, dass sie nur ausgenutzt wurden war es meistens zu spät.

Ich zögerte eine Sekunde, überlegte, ob ich "Waffe fallen lassen, FBI" rufen oder ihn mit seinem Namen ansprechen sollte, was ihn vermutlich mehr verwirrt hätte, aber ich brauchte mir über diese Frage keine Gedanken mehr zu machen, denn in diesem Augenblick ließ Micky Terasso die Maschine aufbrausen.

Ich sah einen dunklen Schatten auf mich zu rasen.

Plötzlich blendete Micky das Licht auf. Ich konnte für Sekundenbruchteile überhaupt nichts sehen. Die Maschine raste auf mich zu.

Das hornissenartige Motorengeräusch der BMW dröhnte in meinem Kopf. Ich warf mich zur Seite, rollte mich auf dem Asphalt ab, während die Maschine kaum eine Handbreit von mir entfernt an mir vorbeiraste.

Micky legte eine Vollbremsung hin, das Hinterrad brach etwas aus. Man merkte seinem Fahrstil an, dass er offensichtlich mal davon geträumt hatte, Motor-Cross-Rennen zu fahren.

Die BMW vollführte eine halbe Drehung. Er drehte den Lenker so, dass das Licht mich wieder blendete.

Er konnte mich jetzt sehr gut sehen. Ich ihn jedoch nur als undeutlichen, schwarzen Schemen, der sich hinter einer grell-weißen Lichtkugel verbarg.

Ich rappelte mich auf.

Ein Schuss peitschte dicht an mir vorbei. Ich rannte, feuerte dabei einen Warnschuss in seine Richtung, hoffte, dabei seine Reifen zu erwischen und erreichte eines der geparkten Fahrzeuge.

Es handelte sich um einen Chrysler. Ich hechtete hinter einen der Kotflügel in Deckung.

Micky Terasso ballerte derweil wild mit seiner Beretta herum. Die Kugeln zerfetzten die Seitenscheiben des Chryslers, stanzten Löcher in das Blech.

Micky Terasso feuerte bis das Magazin leer war, dann ließ er die BMW losbrausen.

Am Lieferantenausgang der Sunset Table Dance Bar erschien Milo. Er feuerte dem flüchtigen Motorradfahrer einen Schuss hinterher, zielte dabei auf die Reifen, aber er verfehlte.

Augenblicke zuvor hatte Micky Terasso die Beleuchtung seiner BMW wieder ausgeschaltet.

Er fuhr durch eine fast vollkommen dunkle Schattenzone, war dadurch für Augenblicke so gut wie nicht mehr zu sehen.

Er erreichte die Ausfahrt.

Es war lebensgefährlich sich auf diese Weise in den Verkehr zu wagen. Auf der gut beleuchteten Hauptstraße schaltete er das Licht wieder an.

Ich hörte wie jemand hupte, dann das Aufbrausen des BMW-Motors.

Ich erhob mich, kam aus meiner Deckung hervor und steckte die SIG zurück in das Quick-Draw-Holster an meinem Gürtel.

Milo wartete am Lieferantenausgang.

"Alles in Ordnung?", fragte er.

"Wie man's nimmt", meinte ich.

"Der Kerl ist über alle Berge", stellte Milo fest. Er griff schon zum Handy, um ihn in die Fahndung aufnehmen zu lassen.

Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. "Den Kerl kenne ich", sagte ich. "Und ich weiß auch, wo man ihn auftreiben kann."

"Du wirst der Letzte sein, der das tut", erwiderte Milo. "Schließlich hast du Mister McKees Meinung doch gehört! Das Rockerleben ist vorbei, endgültig. Und außerdem wird er dich erkannt haben. Was glaubst du, was er jetzt von dir denkt?"

Ich zuckte die Achseln.

"Keine Ahnung. Ich schlage vor, wir fragen Danilovich mal, was dieser Vorfall zu bedeuten hat."

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